Traumfrau mit Nebenwirkungen

Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

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Touch starved

Letzte Woche war bei uns im Yogastudio eine „New Teacher Class“. Das ist die erste (öffentliche) Stunde der Absolventen der gerade zu Ende gegangenen Yogalehrer-Ausbildung und immer ein tolles Erlebnis. Die Stunden sind meist sehr kreativ und enthalten Elemente, die man in den alltäglichen Stunden nicht so häufig findet. Diesmal unterrichtete eine Lehrerin, die es sich sehr zu Herzen genommen hatte, die Schüler durch Berührungen zu unterstützen.

Gegen Ende der Stunde lag ich in einem Twist auf dem Boden, als ich ihre Hände spürte, die sanft mein Knie fixierten und gleichzeitig die entgegengesetzte Schulter Richtung Boden drückten. Was sie tat fühlte sich gut an, aber noch mehr überraschte mich, wie sehr mein Körper auf die Berührung an sich reagierte. Eine kleine, kurze, harmlose Berührung – doch für einen Moment fühlte ich mich, als wäre ich seit Wochen nicht berührt worden und mein Körper würde auch diesen kleinen Aspekt von Nähe förmlich aufsaugen. Noch intensiver wurde dieses Gefühl, als sie in der Endentspannung kurz meinen Nacken ausstrich und mit den Fingern über meine Stirn strich. So schön!

Eigentlich habe ich nicht das Gefühl, in meinem Leben zu wenig Berührungen, Nähe und Körperkontakt zu bekommen. Ich meine jetzt nicht (nur) Sex, sondern es gibt auch Menschen in meinem Leben, mit denen ich einfach mal eine Umarmung tausche, Nähe und Körperkontakt genieße. Wirklich bewusste, absichtslose Berührungen sind aber trotzdem etwas Besonderes. Ich frage mich: wenn es schon mir so geht, dass es manchmal nicht genug ist – wie geht es dann sehr vielen anderen Menschen damit?

Immer wieder gibt es Artikel, Reportagen, ja ganze Bücher darüber, wie wichtig Berührungen für menschliches Wohlbefinden sind – und wie berührungsarm unsere Gesellschaft ist. Auch deswegen ist Sex häufig ein so beherrschendes Thema: für das Bedürfnise nach Sex muss sich niemand rechtfertigen, und es wirkt weitaus „cooler“ als zuzugeben, dass man einfach mal in den Arm genommen werden möchte. Also versuchen viele Menschen, ihre Bedürfnisse nach Körperkontakt und Nähe über Sex zu stillen. Das kann begrenzt funktionieren – richtig effektiv ist es aber nicht.

Mittlweile gibt es einen riesigen Markt für den Bereich Berührungen: Massagen, Körperarbeit, Sexarbeit, seit einigen Jahren sogar „professionelles Kuscheln“. Auch ich habe überlegt, einfach mal wieder eine Massage für mich zu buchen. So schön solche Erlebnisse sein können, lösen sie trotzdem nicht das Grundproblem. Ich finde, jeder Mensch brauch jemanden in seinem Leben, bei dem er einfach mal in Nähe und Kontakt baden kann – in echter Verbindung und Zuneigung, nicht als Dienstleistung oder Zweckgemeinschaft.

Alkohol-Kultur

Heute Morgen hatte ich einen lieben Stammgast da, den ich schon sehr lange kenne. Diesmal drückte er mir spontan beim Reinkommen einen Champagner-Piccolo in die Hand: „Hier, vielleicht magst du ja.“ Mh, eigentlich war ich noch beim zweiten Kaffee…

Es ist mir dann gelungen, den Champagner wunderbar in unser Spiel einzubauen, und wir hatten eine tolle Session zusammen. Danach habe ich mir einen dritten Kaffee gekocht, und wir haben noch ein wenig geplaudert – u.a. darüber, wie sehr Alkohol in unsere Kultur eingebunden ist.

Wer mich kennt und/ oder schon mehr in meinem Blog gelesen hat, weiß, dass ich nur sehr wenig trinke und auch ein sehr gespaltenes Verhältnis zu dem Thema habe. Auch ich lande jedoch immer wieder in Situationen, in denen irgendwie das Gefühl herrscht, dass Alkohol jetzt dazugehören würde.

Ein großes Abendessen in einem schicken Restaurant – zumindest ein Glas Wein gehört dazu. Eine Feier zu Geburtstag, Beförderung o.a. – Anstoßen mit Sekt. Gemütlich Grillen im Garten – mit dem Bier in der Hand. Auch im Paysex gehört für manche Sekt oder Wein dazu – um die Stimmung zu entspannen und die Situation als etwas besonderes zu kennzeichnen.

Wer da an einem Glas Wasser nippt, wird häufig komisch angeschaut. Gegen die komischen Blicke bin ich immun, nicht aber gegen dieses Gefühl von „ach komm, das kannst du dir doch gönnen“. Zum Glück habe ich genug Menschen in meinem Umfeld, die auch überwiegend auf Alkohol verzichten, so dass sich die Versuchung nicht so häufig stellt.

Wiedererkennungswert

Ich bin jetzt seit 17 Jahren in Hamburg und mache schon fast genauso lange Sexarbeit in irgendeiner Form (erst neun Jahre Tantra-Massagen, dann fünf Jahre in Bizzar-Appartements, mittlerweile seit fast drei Jahren in eigener Wohnung). Da kommt es immer wieder mal vor, dass ich jemanden am Telefon frage: „Kennen wir uns schon?“, und die Antwort ist: „Ja, aber das ist fünf bis zehn Jahre her.“

Ich freue mich natürlich immer, wenn ich in guter Erinnerung geblieben bin. Von meiner Seite aus ist es allerdings so, dass ich meist jede Woche spannende Männer bei meiner Arbeit kennenlerne. Da ist es leider unmöglich, sich an jeden und alles zu erinnern!

Deswegen reagiere ich schnell genervt auf Anrufe, die beginnen mit: „Hej, hier ist Michael/ Jürgen/ [beliebigen weit verbreiteten Namen einsetzen]. Ich war vor vier Jahren mal bei Dir. Erinnerst du dich noch?“ Nein, ich erinnere mich nicht – zumindest garantiert nicht in diesem Moment. Manchmal kommen Erinnerungen wieder, wenn ich jemandem dann gegenüberstehe oder wenn sich im Gespräch Details ergeben. Häufig ist das aber auch nicht der Fall.

Gestern hatte ich folgenden Dialog: „Hi… Unser 1. Date ist ja leider nicht so gut gelaufen… hatte so das Gefühl…“ – „Ich habe keinen Plan, wann wir uns getroffen haben und wie das lief. Ist schon was her, oder?“ – „Letztes Jahr am 19. November.“ Das ist fast ein Jahr her! Wir haben dann noch ein wenig hin und her geschrieben, und er war eindeutig sauer, dass ich mich nicht genau erinnerte und auch nicht viel Energie hinein gegeben habe.

Ich erinnere mich an Stammkunden – also an Männer, die entweder regelmäßig kommen oder aber schon seit vielen Jahren immer wieder. Alle anderen muss ich leider bitten, mir ihre Wünsche und Vorstellungen noch mal zu schildern und sich neu auf eine Begegnung mit mir einzulassen – oder gerne auch daran zu arbeiten, Stammkunde zu werden.

Geschichte: On-Off-Affäre (Teil 2)

Teil 1 siehe hier


Zitternd sank ich auf ihm zusammen und verharrte einige endlose Minuten, sein Schwanz noch in mir, sein Körper ruhig unter mir. Dann ließ ich ihn aus mir gleiten und rutschte zur Seite, um mich neben ihm liegend an ihn zu kuscheln. Träge glitt meine Hand über seine Haut, streichelte ihn mit sanften Bewegungen.

Als ich mich vorsichtig ganz von ihm löste, streckte er sich wohlig und drehte sich dann auf den Bauch. Dies war Teil unseres eingespielten Ablaufes. Ich griff aus dem Regal neben dem Bett eine Dose mit Body Lotion und tauchte meine Finger hinein. Ich verrieb die Creme zwischen meinen Händen, um sie anzuwärmen, und verteilte sie dann mit langen Strichen auf seinem Rücken. Meine Hände fanden von selbst einen sehr vertrauten Rhythmus: rechts und links der Wirbelsäule nach oben, kurz über die Muskelstränge im Nacken nach außen, und dann an den Außenseiten wieder zurück nach unten. Dazwischen strich ich über die harten Stränge in seinem Nacken oder ließ spielerisch nur eine Hand seine Wirbelsäule hinauftanzen.

Mit kreisenden Bewegungen setzte ich die Massage an seinen Hüften fort, um dann jeweils ein Bein zu massieren. Nachdem ich an seinen Füßen angekommen war und auch diese massiert hatte, platzierte ich meine Hände an der Innenseite seiner Knöchel, um von dort aus noch einmal den ganzen Körper auszustreichen: an der Innenseite der Beine nach oben, über seinen Po und entlang der Wirbelsäule bis ganz nach oben, und dann an der Außenseite seines Oberkörpers und seiner Beine wieder nach unten. Er war entspannt, aber diesmal nicht eingeschlafen (wie es zuvor schon passiert war). Ich beugte mich über ihn und drückte sanft meine Lippen auf seine Wange, um das Ende zu symbolisieren.

Er drehte sich wieder um und griff nach mir. Seine Hände wanderten etwas ziellos über meinen Körper, bevor er mich auf den Bauch drehte. Er gab nur kurz den Anschein, mich ebenfalls massieren zu wollen. Dann griffen seine Hände nach meinem Po, und ich spürte seinen Schwanz zwischen meinen Pobacken, der dort schnell wieder hart wurde. Ich kippte das Becken und erlaubte ihm so, von hinten in mich einzudringen, während ich immer noch flach auf dem Bauch lag. Auch das war eine vertraute Position für uns. Ich genoss es, ihn noch einmal in mir zu spüren und sein Stöhnen über mir zu hören. Diesmal war unser Sex zielgerichteter, ein entspannter, gradliniger Weg zum Höhepunkt.

Danach drehte er sich auf die Seite und zog mich, im Löffelchen vor ihm liegend, in seine Arme. Eine Zeit lang kamen wir zur Ruhe, entspannt in der Nähe des anderen. Dann löste er sich von mir: „Ich geh mal duschen.“ Ich nickte und drehte mich entspannt auf dem Rücken, um ihm nachzusehen, als er aufstand und den Raum verließ. Ein paar Augenblicke blieb ich liegen, dann stand ich auf und zog einen kurzen Kimono über.

Angezogen saß er mir gegenüber und trank ein Glas Wasser. Ein respektvoller Ausklang des Abends, und doch irgendwie schon unpersönlich. Er erzählte von seiner Corona-Infektion und vom Homeoffice, und ich dachte darüber nach, wie wenig wirklich Privates ich von ihm wusste (nicht einmal seinen Nachnamen). Dann ging er, mit einer letzten Umarmung und einem „Ich melde mich bald wieder.“

Geschichte: On-Off-Affäre (Teil 1)

Wenn er mir eine Nachricht schickte: „Hey, wollen wir uns heute Abend sehen?“, sagte ich nie Nein. So auch heute nicht. Im letzten Winter hatten wir uns relativ regelmäßig gesehen, aber jetzt war es einige Monate her und ich hatte schon überlegt, ob er sich überhaupt noch mal melden würde.

Ich war ein wenig aufgeregt, als ich mir ein Outfit zusammenstellte, das Zimmer vorbereitete und zu lauter Musik („I was made for loving you baby…“) durchs Zimmer wirbelte. Allein der Gedanke an seine Hände auf meinem Körper, seine Küsse, seinen Körper im Gleichklang mit meinem…

Die Türklingel ging ein paar Minuten vor der verabredeten Zeit, und ich drückte auf den Summer und öffnete die Wohnungstür. Schon das Klacken seiner Schuhe auf der Treppe klang vertraut. Auch sein Anblick war es, als er um die Ecke bog und auf mich zukam. Enge Jeans, T-Shirt, eine leichte Jacke. Ich dachte, dass er blass aussah. Dann stand er vor mir, und ich schob die Tür zu und die Arme um seine Taille, während ich mich gleichzeitig streckte, um ihn zu küssen.

„Ich habe dich vermisst“, flüsterte er. „Ja, ist lange her. Wie war dein Sommer?“, antwortete ich. Damit war der Zauber des Moments gebrochen, und er löste sich von mir, um seine Jacke aufzuhängen und an mir vorbei in die Wohnung zu gehen. Die nächsten Minuten verbrachten wir mit Smalltalk – bevor ich es nicht mehr aushielt und wieder auf ihn zutrat.

Seine Hände fuhren unter meinen Rock, strichen an der Außenseite meiner Beine nach oben, hoch bis zur Hüfte. Dann stockte er, ließ die Hände über meinen Po und von dort nach vorne gleiten. „Dein Slip ist heute aber sehr minimalistisch“, kommentierte er scherzhaft das Fehlen dieses Kleidungsstückes. „Habe ich vergessen“, grinste ich. Er zog die Hände zurück und nestelte an meiner Bluse, bis ich die Geduld verlore und sie selber auszog, bald gefolgt von dem Rock.

„Ich möchte, dass du heute bestimmst, was wir machen“, sagte er. Okay… Ich begann damit, dass ich ihm Shirt und Hose auszog und ihn rücklings aufs Bett drückte. Meine Lippen wanderten über seine Brust, folgten den Linien von Rippen und Muskeln, vorerst noch ohne festes Ziel, geleitet vom Klang seines Atems. Zischend zog er die Luft ein, als ich mit der Zunge spielerisch am Rand seiner Boxer entlangfuhr. Mhhh… Ich hob den Oberkörper und sah ihn an, bevor ich noch weiter nach unten rutschte und sanft die Innenseite seines Oberschenkels biss.

Meine Finger schoben sich unter den Bund seiner Boxer und ich zog sie ihm aus, damit meine Zungenspitze federleicht über die Oberseite seines Schwanzes tanzen konnte. Ich genoss sein Stöhnen und reizte ihn noch ein wenig, bevor ich die Spitze ganz in den Mund nahm. Er hatte sich auf die Ellenbogen aufgestützt, um mich beobachten zu können – so ganz schien ihm Passivität doch nicht zu liegen.

Ich spürte die zunehmende Nässe zwischen meinen Beinen und schob meinen Körper langsam an seinem nach oben bis ich über ihm kniete. Seine Hände wanderten über meinen Körper, und unser Kuss war aufregend und vertraut zugleich. Ich fuhr mit einer Hand durch sein Haar, ließ sie dann seinen Nacken entlang wandern, über weiche Haut und angespannte Muskeln. Als ich die Augen öffnete, begegnete mir sein Blick und hielt meinen fest. Er betrachtete mich, während ich mich weiter an ihm rieb, bis er langsam in mich glitt.

Unsere Körper schienen perfekt ineinander zu passen, und ich spielte mit diesem Moment. Ließ mein Becken langsam kreisen, schob mich nur zentimeterweise über ihn, während mein Blick dem seinen standhielt und die Lust in seinen Augen beobachtete, die seinem Stöhnen entsprach. Auch ich konnte (und wollte) mein Stöhnen nicht unterdrücken, als er ganz in mich glitt. Seine Hände griffen um meine Hüften, doch ich hielt einfach einen Moment still, bevor ich uns beide mit langsamen Bewegungen in den Wahnsinn trieb.

Mein Becken vibrierte, kreiste, ich suchte die empfindlichen Punkte tief in mir. Es fühlte sich so gut an! Langsam ließ ich ihn fast ganz hinausgleiten, um ihn dann wieder ganz in mich aufzunehmen. Ein intensives Spiel, zärtlich und fordernd zugleich. Er hob eine Hand, um über mein Gesicht zu streichen. Mein Blick hielt immer noch den seinen, doch nun beugte ich mich vor, um ihn zu küssen. Unsere Lippen trafen sich, seine Zunge traf meine, und seine Hände legten sich fester um meine Hüften. Ich ließ zu, dass er mein Becken bewegte und den Rhythmus beschleunigte. Heftig stieß mein Becken auf und nieder, stieß sein Schwanz tief in meine nasse Mitte, um uns beide einem gemeinsamen Orgasmus entgegenzutreiben.

Teil 2 siehe hier

Lecktücher

Schon seit einiges Zeit habe ich bei meiner Ausstattung Lecktücher liegen, wurde jedoch noch nie danach gefragt. Das hat sich jetzt geändert, und ich habe das zum ersten Mal ausprobiert, bei einem Facesitting.

Erster Eindruck: ein mitteldünnes Stück Folie, von der Konsistenz wie ein Kondom. Ich habe meinen Intimbereich dünn mit Gleitgel bestrichen und es dann darübergelegt. Es hielt so einigermaßen, außen habe ich es etwas mit zwei Fingern fixiert. Das Tuch hätte gerne etwas größer sein dürfen, so dass es bis zum Ansatz der Oberschenkel reichte, um wirklich ganz abzudecken und etwas Spiel zum Verrutschen zu haben.

Das Gefühl beim Lecken war für mich erstaunlich angenehm, das Tuch störte mich nicht wirklich. Das Gefühl war fast so intensiv wie ohne. Ob er es (neben dem Gesundheitsaspekt) als positiv oder negativ empfunden hat, mich nicht schmecken zu können, sondern stattdessen den künstlichen Geschmack des Lecktuchs im Mund zu haben, kann ich nicht sagen. Mir geht es ja genauso, wenn ich beim Oralsex Kontome benutze, und da stört es mich mittlerweile kaum noch.

Dadurch dass ich mich dafür verantwortlich fühlte, dass das Tuch nicht verrutschte, war ich etwas abgelenkt und konnte mich nicht so fallen lassen wie sonst. Wenn ich diese Aufgabe an den Mann abgeben könnte, wäre es wohl für mich ein rundum angenehmes Erlebnis – und für beide ein absolut sicheres Vergnügen.

Herbst

Und plötzlich ist es Herbst. Diesmal kam der Wechsel vom Sommer auf den Herbst gefühlt sehr plötzlich. Die eine Woche noch 30 Grad Hitze, und dann plötzlich 9 Grad und Regen. Eigentlich ist der Herbst meine liebste Jahreszeit, doch im Moment braucht mein Körper noch ein wenig Zeit, um sich umzustellen.

Die schönen Seiten des Herbstes: Morgens um sieben auf den Elbbrücken den Sonnenaufgang beobachten. Im Park Kastanien sammeln. Sich ordentlich den nordischen Wind um die Nase wehen lassen. Alleen voller Herbstlaub.

Und der Rückzug nach Drinnen. Langsam die Heizung anstellen und sich einkuscheln. Die perfekte Zeit für lange Massagen. Für Nähe und Sinnlichkeit. Kuscheln, Streicheln, Langsamkeit.

Ich wünsche allen einen guten Start in die dunkle Jahreszeit!

Kannst du nicht doch… (Re-post)

In den letzten Tagen hat es jemand geschafft, mir gleich zwei Mal die Laune zu verderben mit einer kurzfristigen Anfrage. Da wir uns schon kannten, habe ich beim ersten Mal noch versucht, es möglich zu machen – also eine gute halbe Stunde auf Abruf verbracht, bereit alles stehen und liegen zu lassen, um mir dann sagen zu lassen, dass es ihm zu lange dauert, wenn ich erst in einer Stunde in der Wohnung und fertig sein kann. Heute dann dasselbe Spiel, da bin ich jedoch gleich am Anfang pampig geworden und habe ihn gebeten, sich an das nächste Laufhaus zu wenden. Ich finde solches Verhalten sehr schnell einfach nur noch respektlos und habe dann auch generell keinen Nerv mehr auf diesen Mann!

Deswegen re-poste ich heute Mal einen Blog, in dem ich beschreibe, welchen Aufwand ich für ein kurzfristiges Date betreiben muss und was das für mich bedeutet. (In dem Text gehe ich von einer Anfrage am Abend aus, aber das gilt eigentlich zu jeder Tageszeit und erst recht am Wochenende.) Manchmal bringe ich noch einen Termin im Laufe des Tages unter, wenn ich am Vormittag angerufen werde. Aber garantiert nie spontan innerhalb der nächsten 30 Minuten!


In den letzten Wochen häufen sich die Anfragen nach kurzfristigen Treffen: „Ich weiss, du machst eigentlich nie Termine für denselben Tag, aber kann ich nicht vielleicht doch heute noch zu dir kommen?“ Häufig kommen diese Anfragen im Laufe des Abends, also nach 18:00. Ich kann verstehen, dass einige Männer dann alleine zu Hause oder im Hotel sitzen und sich nach Gesellschaft sehnen. Aber ich möchte Dir das gerne mal aus meiner Perspektive schildern:

Gehen wir mal davon aus, dass ich an dem Abend keinen Arbeitstermin habe, weder in Form eines Dates noch in einem meiner anderen Tätigkeiten. Ich arbeite theoretisch sieben Tage die Woche, und an diesem Abend habe ich eigentlich keine Verpflichtung und kann meine Zeit selber planen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich dann zu Hause sitze und hoffe, dass doch noch eine Anfrage kommt!

Die Realität ist eher, dass ich mir spätestens am frühen Nachmittag überlegt habe, wie ich den Abend verbringen möchte. Ich habe mich zu einer Yoga-Stunde angemeldet, mich mit einer Freundin verabredet oder fahre spät noch zu meinem Pferd. Dann kommt diese Anfrage, ob ich nicht doch Zeit für ein Date hätte. Ich gebe zu, es gab Zeiten in meinem Leben, da hätte ich mich jetzt vor dem Yogastudio umgedreht und wäre zurück in die Wohnung gefahren, hätte die Freundin angerufen und den Termin so kurzfristig abgesagt, hätte den Sattel wieder vom Pferd genommen und es einfach zurück in die Box gestellt. Ich bin froh, heute nicht mehr so rücksichtslos mit meinem Privatleben umzugehen!

Aber gehen wir mal davon aus, dass ich genau das mache. Ich breche ab, was auch immer ich zum Zeitpunkt der Anfrage gerade gemacht habe, und fahre in die Wohnung, sagen wir mal mit 30 Minuten Fahrzeit (was knapp geschätzt ist). Dort brauche ich ca 20 Minuten, um den Raum vorzubereiten; diesen nutze ich nämlich auch für andere Dinge. Ich muss also die Möbel umstellen, den Futon ausrollen und neu beziehen, die Heizung hochdrehen und mich ums Licht kümmern. Dann muss ich duschen, mich rasieren, meine Nägel lackieren, etwas MakeUp auflegen – noch mal mindestens 30 Minuten. Jetzt sind wir also bei einem Zeitrahmen von mindestens 1,5-2 Stunden zwischen Anfrage und frühestmöglichem Zeitpunkt des Treffens; bei einem Anruf um 19:00 macht das ein Treffen um 21:00. Die meisten Männer werden (zu Recht) sagen, dass ihnen das zu spät wird.

Gehen wir von dem ungewöhnlichen Fall aus, dass ich zum Zeitpunkt der Anfrage in der Wohnung bin. Dann geht es mir wie den meisten Menschen am Abend: Ich habe nach einem mehr oder weniger anstrengenden Tag jetzt den Feierabend eingeläutet und freue mich auf einen ruhigen Abend. Vielleicht sitze ich am Schreibtisch und schreibe, oder ich liege entspannt mit einem Buch in der Badewanne. Es geht mir dann bei plötzlichen Arbeitsanfragen wie den meisten Menschen: Ich habe einfach keine Lust mehr. Ich mache sehr, sehr gerne Sexarbeit, aber Sexarbeit ist trotz allem Arbeit – siehe Vorbereitungen oben, und wenn mich jemand für Erotik bezahlt, erwartet er (zu Recht) Aufmerksamkeit und Motivation und keine Einstellung a la „okay, dann nehme ich das eben noch mit“.

Es wird also auch in Zukunft keine spontanen Treffen mit mir am Abend geben. Meist sind alle Anfragen für denselben Tag zu spontan. Selten bringe ich am Nachmittag ein spontanes Date unter, oder kann den Abend freihalten, wenn die Anfrage früh genug am Tag kommt. Für die spontane Lust am Abend sollte man sich aber bitte an Frauen wenden, die im Schichtdienst arbeiten und es gewohnt sind, sich spontan bereit zu halten (was keine Kritik an diesem System sein soll).


Text ursprünglich gepostet am 07.04.22

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der folgende Blog: http://blog.traumfrau-mit-nebenwirkungen.com/ueber-mich/mein-ende-der-geduld/

Das leidige Thema

Wir nähern uns dem Herbst, und damit kommt auch langsam das Thema Corona wieder hoch. Ich habe mich in den letzten Monaten daran gewöhnt, dass es vorbei ist. Das Leben fühlt sich fast wieder normal an, nur in der Bahn herrscht noch Maskenpflicht. Im Supermarkt habe ich trotzdem noch eine Maske getragen, aber seitdem ich von S-Bahn auf Fahrrad umgestiegen bin, muss ich mich jeden Morgen bewusst daran erinnern, überhaupt eine Maske in der Tasche zu haben.

In der letzten Woche sind mir dann wieder zwei Fälle von Impfgegnern über den Weg gelaufen – und ich habe keine Ahnung, wie ich weiter mit dem Thema umgehen will. Während der ganz akuten Zeit letztes Jahr und dieses Frühjahr habe ich konsequent alle Menschen gemieden, die nicht geimpft waren. Nicht mal wegen des Risikos, sondern einfach weil ich dieses Verhalten für verantwortungslos und únsozial halte.

Andererseits machen die meisten Menschen in meinem Umfeld irgendetwas, das sich nicht mit meinen Werten deckt. In den meisten Fällen wechseln wir dann das Thema und erkennen an, dass wir halt einfach unterschiedlicher Meinung sind. Sollte ich anfangen, dass beim Thema Corona genauso zu handhaben?

Die Aussagen von Ärzten und Wissenschaftlern sind größtenteils aus den aktuellen Nachrichten verschwunden, und ich habe mir bisher nicht die Mühe gemacht, bewusst danach zu suchen. Ich bin dreifach geimpft und zusätzlich genesen, und wenn möglich werde ich mir im November noch eine vierte Impfung geben lassen. Ich denke damit ist es dann gut, und ich habe keine Lust mehr, mein Leben einzuschränken und/ oder da ein Streitthema draus zu machen.

Lasst uns bitte einfach wieder ein halbwegs normales Leben führen, in dem auch Risiken ihren Platz haben. Leben ist leider lebensgefährlich…

Vertrautheit

Auch nach so vielen Jahren im Paysex entdecke ich manchmal immer noch Sachen, die mich überraschen und die ich dort nicht erwartet hätte. In letzter Zeit ist es das Thema Vertrautheit, dass mich beschäftigt.

Seit Corona schalte ich kaum noch Werbung und treffe daher überwiegend Stammgäste. Dabei fällt mir auf, wie viele meiner Kunden ich seit vielen Jahren kenne, teilweise schon seit über zehn. Mit diesen Männern teile ich intime Stunden auf der Matte, im vertrauten Spiel, bei dem man die Vorlieben und Ideen des anderen kennt und zusammen etwas entwickelt hat (und laufend weiter entwickelt).

Paysex wirkt von Außen leicht oberflächlich und unpersönlich, aber das Gegenteil ist der Fall: durch die körperliche Nähe entstehen schnell Gefühle von Vertrautheit, die dann auch den Weg in tiefergehende Gespräche öffnen. Einer meiner langjährigen Stammgäste scherzte letztens, dass er ja nun schon so einige meiner Beziehungspartner überlebt hätte.

Es ist nicht so, dass Gespräche nicht häufig oberflächlich beginnen, aber igendwann landet man automatisch bei persönlicheren Themen als dem Wetter – beginnend mit Urlaub und Arbeit, und manchmal halt auch übers Privatleben. Über Beziehungen zu sprechen ist noch mal etwas anderes, aber manchmal ergibt sich auch das.

Diese Vertrautheit mit langjährigen Kunden ist auch ein Grund, der mich im Paysex hält. Ich genieße das sehr, und es ist eine wichtige Konstante in meinem Leben, auf die ich nur sehr ungern verzichten würde.

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