Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Dezember 2015

Die Service-Liste

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In den letzten Wochen hatte ich einige Male den Eindruck, dass es bei den Profilen nicht mehr um die Person dahinter geht, um die Frage, wie diese Person ist, wie sie auf andere Menschen zugeht und welche Atmosphäre in ihrer Gesellschaft herrscht, sondern nur noch um die Frage, was auf der Service-Liste steht und was nicht.

Ich kann verstehen, dass einige Männer nach etwas bestimmten suchen – einer Technik wie Analsex, oder z.B. Dominanz. Aber darüber hinaus begegnet man doch immer auch der Frau dahinter, und diese Frau kann die Begegnung (mit dieser Technik bzw darüber hinaus) auf ganz unterschiedliche Art gestalten und mit Leben füllen.

Werden die Profile gelesen und nach diesem Dahinter gesucht, um zu sehen ob es passt, oder geht es nur um die Frage, ob die Optik stimmt und man dann an diesem Körper etwas bestimmtes „abarbeiten“ kann?

Ich sehe mich eher als Frau für das Dahinter. Ich habe nicht viele Tabus, aber trotzdem geht es mir in erster Linie um die Begegnung und das, was sich zwischen zwei Menschen entwickeln kann – auch auf professioneller Basis, wie es hier gelebt wird.

Deswegen reagiere ich auf die Frage: „Was machst du denn alles?“ oder, schlimmer noch: „Was kann man denn alles mit dir machen?“ ziemlich kühl. Für diese Frage kannst Du gerne auf die Liste auf meinem Profil gucken. Mehr Sinn macht es in meinen Augen, den Profiltext zu lesen und zu sehen, ob man etwas mit dem Selbstverständnis der Frau anfangen kann.

Es wird nicht besser, es wird nur anders

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich bin in meinem Leben schon sehr häufig umgezogen – als Kind und Jugendliche mit meinen Eltern, als junge Erwachsene alleine für mich. Irgendwas hat immer nicht gepasst, wollte ich anders haben – erst mehr rein in die Stadt, dann wieder mehr raus aufs Land, dann sollte die Wohnung unbedingt eine Badewanne haben… Irgendwann musste ich mir eingestehen: Irgendwas ist immer unperfekt – es wird nicht besser, es wird nur anders.

Als ich nach Hamburg gezogen bin, habe ich zehn Jahre in derselben Wohnung gelebt und dort auch gearbeitet. Die Wohnung hatte von Anfang an Mängel im Renovierungszustand, die im Laufe der Jahre immer schlimmer geworden sind. Vieles habe ich selber gemacht, aber vor zwei Jahren musste ich einsehen, dass es einfach nicht mehr geht. Außerdem war es an der Zeit, Arbeit und Privatleben mehr zu trennen.

Privat habe ich jetzt eine nette kleine Wohnung, in der ich mich sehr wohl fühle. Aber beruflich habe ich gefühlsmäßig in den letzten 1,5 Jahren immer Zwischenlösungen gelebt. Nachdem ich in den letzten sechs Wochen dann gleich zwei Mal umgezogen bin, grüble ich gerade wieder viel darüber nach, wie und wo ich in Zukunft arbeiten möchte. Dabei komme ich allerdings mal wieder zu dem Ergebnis: Es wird nur anders werden, nicht zwangsläufig besser.

Die Aussagen meiner Kunden sind in dem Zusammenhang eher irritierend als hilfreich, denn an irgendwas wird immer gemeckert, gerade von denen die mich schon lange kennen: erst ist es zu simpel, dann nicht privat genug, zu klein, zu groß, und die falsche Ecke von Hamburg ist es sowieso immer. Ich werde es nie allen recht machen können!

Fazit meiner Überlegungen: Ich werde auf absehbare Zeit erst mal da bleiben, wo ich jetzt bin. Ich habe ein schönes, großes, helles Zimmer, das ich alleine für mich nutzen und gestalten kann, in einem ruhigen Appartement. Es könnte sehr viel schlimmer sein! Und bevor ich nicht halbwegs endgültig weiß, wie es bei mir weiter gehen soll, und solange auch das Prostitutionsgesetz noch in der Schwebe ist, traue ich mich ehrlich gesagt nicht, wieder etwas eigenes zu planen und da viel Geld und Aufwand hinein zu investieren.

Der Leuchtfeuer-Teddy

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Jetzt im Advent steht mitten in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs wieder ein Tisch voller kleiner Teddybären. Jedes Jahr sehen sie etwas anders aus und doch immer ähnlich: etwa zehn Zentimeter hoch, mit plüschig-weichem Fell und einer roten Schleife um den Hals.

Auf der Schleife steht „Hamburg Leuchtfeuer“, und unter eine Tatze des Teddys ist eine Aids-Schleife gestickt.

„Hamburg Leuchtfeuer“ ist ein Verein, der in Hamburg ein Hospitz betreibt, in der Trauerbegleitung aktiv ist – und sich um HIV-Infizierte und Aids-Kranke kümmert.

In meinem Leben hält sich die Angst vor Aids in Grenzen. Safer Sex gilt sowieso, auch wegen vieler anderer sexuell übertragbarer Krankheiten. Es gibt Krankheiten, die mir viel weniger kontrollierbar erscheinen, allen voran Krebs, aber auch leichter übertragbare Infektionskrankheiten.

Trotzdem kaufe ich jedes Jahr einen Leuchtfeuer-Teddy, und diese Sammlung hat einen besonderen Platz in meiner Wohnung. Für mich sind sie eine Mahnung, mich nicht zu sicher zu fühlen, und ein Aufruf zu Mitgefühl und Toleranz.