Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Oktober 2021

Geschichte: Wiedersehen

Ich weiss, dass viele meiner Leser gerne meine erotischen Geschichten lesen. Ich tue mich immer etwas schwer damit, sie hier im Blog zu veröffentlichen, da sie doch sehr intim sind – es geht mir mehr um Stimmungen und um Gefühle als um pornografische Details. Heute habe ich meine absolute Lieblingsgeschichte rausgesucht; sie ist schon viele Jahre alt, aber mir immer noch sehr nah.


Ich habe seine Stimme am Telefon gleich wiedererkannt. Als es jetzt an meiner Tür schellt, fühle ich Aufregung und Unsicherheit in mir aufsteigen. Er kommt auf mich zu und sieht aus wie immer: im Anzug, elegant, aber seine Bewegungen verraten seinen sportlichen Körper. Ich lächel ihn an: „Lange her…“ – „Drei Jahre.“, antwortet er und drückt mich kurz an sich. „Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Aber ich habe dich vermisst.“

Und dann ist alles ganz leicht. Meine Finger streichen über seine Haut, vorsichtig, tastend, und doch selbstverständlich. Er zieht mich an sich und küsst mich – haben wir uns jemals geküsst, früher? Egal, es fühlt sich gut an – nah, intim, fließend. Ich drücke ihn zurück, bis er auf dem Rücken liegt, und lasse meine Lippen über seine Brust wandern. Er zieht mich wieder hoch, näher zu sich, bis ich auf ihm liege und nicht mehr sicher sagen kann, wo mein Körper aufhört und seiner anfängt. Ich vergrabe eine Hand in seinen Haaren, reibe mein Becken an ihm, gleite mit meiner Zunge über seinen Hals, während er mich noch enger an sich drückt. Ich gleite tiefer, seitlich über seine Leiste (Gedanke: als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war er noch nicht rasiert…), nehme seinen Penis in den Mund, sehe gleichzeitig an ihm hoch: sein gestreckter Körper, der zurückgelegte Kopf, alles spricht von Lust.

Dann liege ich auf dem Rücken, seine Zunge streicht über meine empfindlichste Stelle, seine Finger tauchen erst ins warme Öl, um mich dann zu streicheln und zu erkunden. Als er hochkommt und statt mit seinem Finger mit seinem Schwanz über meine Perle reibt, mischt sich mein Stöhnen mit seinem. Meine Beine schlingen sich um seine Taille, meine Arme ziehen ihn näher zu mir, unsere Körper reiben aneinander. Küsse. Atem. Stöhnen.

Er stützt sich wieder auf, schiebt meine Knie hoch gegen meinen Körper. Ich sehe ihn an, sehe seine geschlossenen Augen, das Gesicht, von Lust gezeichnet, so offen in diesem Moment. Meine Hand ruht kurz auf seiner Wange, mit vorsichtiger Zärtlichkeit.

Dann dringt er in mich ein, und ich strecke mich ihm entgegen. Ein kurzer Moment nur, er zieht sich gleich wieder zurück: „Tut mir leid, ich steht total unter Strom, das wird nicht lange dauern…“ (Gedanke: wir haben nicht über Verhütung gesprochen – früher war das immer wichtig.) Er reibt sich wieder an mir, ich spüre seinen Körper mit jeder Faser von meinem Körper. Ich will ihn so sehr!

Doch nicht heute; ich merke wie er sich von mir zurückzieht. Jetzt bin ich es, die die Finger in Öl taucht und ihn streichelt. Ich betrachte ihn, seinen Körper, der jetzt ganz ruhig geworden ist, das Gesicht, dass trotz seiner Lust entspannt ist. Meine Finger gleiten sanft rauf und runter, bis sein Saft warm durch meine Finger tropft.

Danach wandert sein Blick schnell zur Uhr: „Tut mir leid, ich hab noch nen Arbeitstermin – hatte ich ja vorher gesagt.“ Seine Stimme ist weich, ich spüre keine Ablehnung daran, sondern einen Hauch von Bedauern.

Als er sein Jacket wieder anzieht, greift er in die Innentasche nach seinem Portemonaie. „Wieviel?“ Ich bin versucht abzulehnen, doch dann nenne ich eine Summe und nehme das Geld – wir brauchen es beide: als Grenze, die einen jeden von uns in seiner eigenen Welt hält.

(geschrieben am 29.05.13)


Geschichten unterliegen meinem Copyright und dürfen nicht kopiert und/ oder an anderer Stelle im Internet veröffentlicht werden!

kaufmich.com

Achtung, Mecker-Blog! In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer wieder die Zähne zusammengebissen und mir gesagt, dass es sich nicht lohnt, mich aufzuregen, und ich halt einfach mit dem arbeiten muss was ist. Ich habe aber immer noch das Bedürfnis, einmal zu erklären, wieso kaufmich.com im letzten halben Jahr von meiner Lieblingsseite zu „geht gar nicht mehr“ geworden ist. (Der Text wird lang und ich habe vollstes Verständnis, wenn ihn niemand liest. Ich muss mir das trotzdem einfach mal aus dem Kopf schreiben, und zwar nicht nur im stillen Kämmerlein.)

Ich bin seit Juni 2015 auf kaufmich.com und mochte die Seite wegen der ausführlichen Art, wie ich mich dort vorstellen konnte, und wegen des Community-Charakters aus Blogs und Magazin, der das Surfen auch abseits der Kontaktanbahnung interessant machte. Vor allem mochte ich die Männer, die ich dort kennengelernt habe – die meisten dort interessieren sich für mehr als nur die Bilder und sind bereit, den Termin mit einer Escort ernst zu nehmen und nicht mit einem spontanen Trip ins Laufhaus zu verwechseln.

Ich habe über mein Profil auf kaufmich.com einen regelmäßigen Blog geführt, für den ich auch regelmäßig die Auszeichnung „Top-Blog“ bekommen habe und der einige Male sogar ins Magazin übernommen wurde. Im Laufe der Jahre haben sich 270 Beiträge angesammelt, auf die ich Reaktionen bekam und die auch Stammleser anzogen, die wohl nie zu einem Termin bei mir kommen würden (wegen Entfernung oder anderem).

Während der Corona-Zeit hatte ich alle Escort-Anzeigen gelöscht außer meinem Profil bei kaufmich.com. Auf der Seite war ich auch während der Lockdowns sehr aktiv und hatte Spaß am Schreiben und an Mail-Kontakten. kaufmich.com erschien mir so ausreichend, dass ich die Überarbeitung meiner eigenen Homepage immer wieder hinausgeschoben und diese schließlich einfach ausgeschaltet habe.

Tja, und dann bekam die Seite im Mai 2021 einen Relaunch. Groß als Verbesserung beworben, konnte ich nichts Positives an der neuen Seite finden: Die Startseite enthielt plötzlich nur noch Profile, nach Magazin, Blogs u.a. musste man kompliziert suchen. Die Formatierung sämtlicher alter Texte war gelöscht, ein Teil der Texte war gleich ganz verschwunden, das Profil deutlich eingekürzt. Es war groß ein Forum angekündigt worden, dass dann aber im Endeffekt nichts weiter war als eine (schlecht gewartete) Support-Funktion. Die Seite hatte viele Fehlfunktionen, die auch nach Monaten noch nicht verschwunden waren.

Als ich den ersten Blog nach dem Relaunch schrieb, stellte ich fest, dass die Länge eines Blogs jetzt auf 1.500 Zeichen begrenzt war. 1.500 Zeichen sind etwa eine halbe Seite – da habe ich mich oft gerade mal warm geschrieben, und von interessanten Texten kann in dieser Länge auch keine Rede mehr sein. Außerdem waren die Freischaltungs-Bedingungen für Texte völlig unvorhersehbar geworden; viele Texte wurden gesperrt mit Begründungen wie „Werbung“ (sobald ich etwas über mich geschrieben habe oder auch nur zu positiv von einem Erlebnis mit einem Kunden) oder „kein Blog“ (was auch immer das heißen sollte); erotische Texte wurden gar nicht mehr freigeschaltet (wohl zu explizit), und Kritik an kaufmich.com wurde eh noch nie freigeschaltet. Nach dem ersten Frust habe ich mich irgendwie mit all diesen Einschränkungen arrangiert.

Anfang September 2021 konnte ich dann plötzlich gar keine Blogs mehr schreiben. Sobald ich auf „Veröffentlichen“ klickte, bekam ich die Fehlermeldung „Internal Server Error“. Ich versuchte es mehrmals, dann von einem anderen Gerät, von einer anderen Internet-Verbindung – nichts ging. Meine Mail an den Support wurde nach vier Tagen beantwortet mit: „Probier es einfach nochmal, vielleicht funktioniert es ja wieder.“ Bei meiner zweiten Mail an den Support hieß es: „Leere bitte den Chache, und sonst benutz einen anderen Browser.“ Im Laufe der nächsten Wochen habe ich diverse Male meinen Cache geleert, alle anderen Fenster geschlossen, verschiedene Browser versucht, alle Programme auf dem Computer aktualisiert, zum Schluß sogar die Firewall ausgeschaltet – nichts half. Auch auf dem Computer eines Freundes bekam ich beim Versuch dieselbe Fehlermeldung: „Internal Server Error“. Währenddessen verwendete der Support viel Zeit darauf, mir zu erklären, dass es meine Schuld sein müsse und nicht an der Seite liegen könne – ohne dabei auch nur auf eine meiner Fragen oder meine Hinweise einzugehen.

Letzte Woche ist kaufmich.com komplett abgestürzt. Erst hieß es, die Seite sei für mindestens fünf Tage offline, doch dann war sie schon nach ein paar Stunden wieder da. Und plötzlich konnte ich wieder Blogs schreiben! Aber klar, es lag an meinem Rechner und nicht an einem Fehler der Seite… Mittlerweile hatte ich diese Seite auf meiner eigenen Domain angelegt. Trotzdem war mein erster Gedanke, dass Blogs auf kaufmich.com immer noch irgendwie Werbung sind und ich vielleicht zumindest ab und zu auch dort schreiben sollte. Als dann gleich mein erster Text wieder nicht freigeschaltet wurde, habe ich den Gedanken wieder verworfen. Es macht einfach keinen Spaß, einen Text ständig mehrfach zu überarbeiten, bis er kurz und oberflächlich genug ist, um von kaufmich.com akzeptiert zu werden.

Meine Mitgliedschaft dort habe ich leider kurz vor dem Relaunch für ein Jahr bezahlt. Bis nächstes Jahr werde ich also noch da sein – und dann habe ich mir hoffentlich ein alternatives Marketing-Konzept überlegt, so dass ich nicht mehr auf diese Seite angewiesen bin.

Serviceliste

Das Profil eigentlich jeder Sexarbeiterin enthält eine Service-Liste, also eine Liste der sexuellen Techniken, die angeboten werden. Viele Kunden richten ihre Buchungen nur nach Fotos und Serviceliste aus. Es fällt mir immer wieder schwer, diese Liste auszufüllen, und ich finde es schwierig, auf diese Liste reduziert zu werden.

Ich habe immer viel Wert darauf gelegt, auch einen Text über mich zu schreiben, der etwas über mein Wesen aussagt, über die Art wie ich Termine gestalte, über die herrschende Grundstimmung. Solange Aspekte wie Hygiene, Safer Sex und SSC beachtet werden, gibt es nur wenige Dinge die ich als Tabu bezeichnen würde. Es gibt aber durchaus eine ganze Reihe von Dingen, die einfach nicht zu meiner Art von Erotik und zu meiner Ausstrahlung passen.

Immer wieder werde ich z.B. nach bizzaren Techniken gefragt. Ich spiele gerne in diesem Bereich. Viele Männer erwarten aber dann eine Domina, also eine Frau mit bestimmendem Auftreten und einer gewissen Strenge. In diese Rolle passe ich so gar nicht! Selbst wenn ich bizzare Spiele spiele und dabei auch die Führung übernehme, bin ich von meiner Ausstrahlung her nicht dominant.

Ich mag es, wenn ich eine Art Beziehung zu meinen Kunden aufbauen kann und jemand auf einer Vertrauensbasis bereit ist, mir geheime Wünsche zu erzählen und Neues auszuprobieren. Wer stets nach neuen Extremen sucht, ist jedoch bei mir falsch – ich mag einfach die Stimmung bei solchen Treffen nicht. Rein technisch kann es sein dass zwischen diesen beiden Terminen kein Unterschied bestehen würde…

Last but not least habe auch ich eine Tagesform. Nicht jeden Tag mag ich alles anbieten, sei es wegen einer anderen Grundstimmung oder wegen einer eingeschränkten körperlichen Verfassung. Und manchmal gibt es auch Dinge, die sympathieabhängig sind und die ich nicht jedem Kunden anbiete, sondern die sich nur im persönlichen Kontakt ergeben können.

Werbeportale

Nicht viele Sexarbeiterinnen haben eine eigene Homepage, und wenn sie eine haben, ist es schwierig, alleine darüber genügend Kunden zu erreichen. Der Großteil der Werbung läuft über größere Seiten, auf denen die Frauen Anzeigen schalten können bzw Profile erstellen.

Sexarbeiterinnen sind auf diese Seiten angewiesen. In fast jeder Region gibt es so etwas wie einen Marktführer – die eine Seite, auf der man auf jeden Fall landet, wenn man nach einer Sexarbeiterin für die Region sucht. Die Betreiber dieser Seiten sind sich ihrer Position sehr bewusst – und lassen sich das sehr teuer bezahlen. (Bei einer Hamburger Seite habe ich darüber hinaus mal ein Verhalten gegenüber den Frauen erlebt, dass man sich in keiner anderen Branche würde leisten können.)

Immer wieder kommt jemand auf die Idee, auch mit so einer Seite Geld verdienen zu wollen. Eine Seite ist schnell zusammengebastelt. Aber da man nur schwer dem Marktführer Konkurrenz machen kann, wird auch hier mit unfairen Mitteln gearbeitet – in vielen Fällen in Form von kopierten Profilen. Da tauchen Frauen dann auf Seiten auf, auf denen sie nie selber Anzeigen geschaltet haben, und häufig sind die Informationen falsch oder zumindest unvollständig. Das führt zu viel Ärger bei den Frauen und Frust bei den Kunden.

In den letzten Monaten ärgere ich mich vermehrt über einen Betreiber, der zwei Seiten zum Thema Tantra-Massage bzw Erotische Massage hat. Früher hatte ich da mal Werbung geschaltet, was gut lief. Als Massagen bei mir in den Hintergrund traten, habe ich die Anzeigen irgendwann gelöscht. Nun scheint es diesem Anbieter in letzter Zeit nicht gut ergangen zu sein (ob wegen Corona oder aus anderen Gründen kann ich nicht beurteilen). Seine Idee, um trotzdem Geld zu verdienen: Alte Profile von AnbieterInnen hochladen, aber ohne Kontaktinformationen, so dass Kunden eine Mitgliedschaft erwerben müssen. Auch dann gibt es jedoch keine Kontaktinformationen, sondern man kann lediglich über ein internes Mailsystem schreiben. Diese Mails werden natürlich nie beantwortet, denn die Frauen wissen nichts von diesen Anzeigen.

Manchmal versuche ich, Anzeigen mit kopierten Daten löschen zu lassen (falls es mir irgendwie auffällt). In den meisten Fällen bekomme ich keine Antwort und es passiert gar nichts. Ich habe mir auch schon sagen lassen müssen, dass das nicht illegal wäre, da die Daten ja auch an anderer Stelle öffentlich im Internet stehen, und dass ich das demnach hinnehmen müsse.

Bewertungen und Berichte

Es gibt Plattformen und Foren, wo Kunden die Möglichkeit haben, nach dem Besuch bei einer Sexarbeiterin einen Bericht oder eine Bewertung über diese zu hinterlassen. Ich bin kein Fan dieser Praxis, aus mehreren Gründen.

Zum einen vergreifen sich gerade in den Foren manche Männer massiv im Ton. Egal wie begeistert jemand ist, die wenigsten Frauen empfinden Bemerkungen über ihre „geilen Titten“ oder den „versauten Fick“ als Kompliment. Bei Bezeichnungen wie „süße Maus“ o.ä. fühle ich mich nicht ernst genommen – das mögen andere Frauen anders sehen.

Ich mag es nicht, wenn Details aus einem Date ausgeplaudert werden. Das ist einfach indiskret! Welcher Kunde möchte detailliert über sich im Internet lesen, wie er im Bett ist, was geil war und was eher abturnend? Genauso unschön ist die Weitergabe privater Informationen, die vielleicht im Gespräch erwähnt wurden.

Hinzu kommt, dass die meisten Frauen sich sehr viele Gedanken darüber machen, wie sie ihr Angebot im Internet darstellen. Wenn ein potentieller Kunde sich jetzt mehr an den Berichten anderer Männer orientiert als an der Selbstdarstellung der Frau, erzeugt das eine Erwartung, die vielleicht beim Date nicht erfüllt wird. Jedes Treffen ist anders, und viele Frauen machen bestimmte Dinge von der Sympathie und der Stimmung abhängig.

Insgesamt sind Foren-Bewertungen häufig beliebtes Material für Prostitutionsgegnerinnen, da einige Männer Frauen dort wirklich zu einer Ware degradieren, die entsprechend abgeurteilt werden kann.

Ich weiß, dass es einige Berichte über mich im Internet gibt. Wenn sie auf Profilen von mir sind, habe ich sie gelesen. Meinen Namen zu googeln vermeide ich schon seit vielen Jahren; das zieht mich zu sehr runter und schafft es sogar manchmal, mein an sich positives Männerbild ins Wanken zu bringen.

„Ich bin Sexarbeiterin.“

In der letzten Woche habe ich bei der Arbeit an diesem Blog ziemlich häufig den Satz geschrieben oder gedacht: „Ich bin Sexarbeiterin.“ Das fühlt sich für mich natürlich an und begleitet mich seit vielen Jahren. Manchmal gibt es trotzdem noch einen kurzen Irritationsmoment.

Wenn mich jemand fragt: „Was machst du beruflich?“, sage ich so gut wie nie, dass ich Sexarbeiterin bin, sondern sage: „Ich gebe Massagen.“ oder verweise auf meine anderen Tätigkeiten. Die wenigen Male, wo ich mich als Sexarbeiterin bezeichnet habe, erntete ich Verwirrung.

Der bekanntere (und offizielle) Begriff ist Prostituierte. Wenn ich aber sage: „Ich bin Prostituierte.“, strömen eine Flut von Zuschreibungen und Vorurteilen auf mich ein, die mit meinem Selbstbild und meinem Erleben dieser Arbeit nur wenig zu tun haben.

Manche Anbieterinnen und Kunden träumen von einer Welt, in der Sexarbeit „ein Beruf wie jeder andere ist“ und offen damit umgegangen werden kann. Ich glaube nicht, dass das jemals möglich sein wird.

Sexarbeit beinhaltet viele Widersprüche in sich, die die Beteiligten aushalten und immer wieder für sich in Balance bringen müssen. Diese Widersprüche lassen sich nicht ausmerzen, und mit diesen Widersprüchen lässt sich Sexarbeit nie vollständig in die Gesellschaft integrieren.

Sexarbeit nach Corona

Ich habe jetzt schon in mehreren Zeitungsartikeln gelesen, dass viele Sexarbeiterinnen auch nach Corona weiterhin „in der Illegalität arbeiten“ und die offiziellen Bordelle (Laufhäuser, Clubs, Appartements etc) Probleme haben, genügend Frauen zu finden, die dort arbeiten wollen.

Mein erster Gedanke ist dabei, dass Sexarbeit (in Deutschland) nicht illegal ist, auch wenn sie nicht in offiziellen Bordellen ausgeübt wird. Es ist völlig legal, als Escort zu arbeiten und Haus- oder Hotelbesuche zu machen, oder Sexarbeit in der eigenen Wohnung oder im Hotel anzubieten. Während Corona war das illegal, weil es gegen das Prostitutionsverbot der Corona-Maßnahmen verstieß. Dieses Verbot wurde aber mittlerweile aufgehoben und es gelten die Regeln wie vor Corona (plus Hygiene-Auflagen und Nachverfolgungspflicht, die weiterhin gelten, und 2G/3G).

Die Corona-Krise hat unsere Gesellschaft und auch die Sexarbeit verändert, und die längerfristigen Folgen sind noch nicht absehbar. Einige Sexarbeiterinnen haben sich während Corona andere Tätigkeiten gesucht und werden vielleicht nicht in die Sexarbeit zurückkehren. Einige haben während dieser Zeit illegal weitergearbeitet und dabei neue Strukturen geschaffen, aus denen sie nicht in die alten Strukturen zurückkehren (zumindest nicht sofort). Ich bin nicht sicher, ob das wirklich so negativ ist, wie es dargestellt wird.

Bordelle werben mit einer erhöhten Sicherheit für die Frauen. Das ist richtig, man arbeitet nie alleine und hat immer Hilfe vor Ort, wenn es Probleme mit einem Kunden gibt. Außerdem ermöglichen Bordelle es denn Frauen, gegenüber den Kunden absolut anonym zu bleiben; das ist auch ein Sicherheitsfaktor (Stalking ist ein weit verbreitetes Problem) und verringert das Risiko, ungewollt geoutet zu werden.

Andererseits sind die Verdienstmöglichkeiten auf ganz selbständiger Basis natürlich höher. Ein Appartementzimmer o.ä. kostet mehrere hundert Euro die Woche. Alternativ wird ein nicht geringer Prozentsatz des Verdiensts an den Betreiber abgegeben.

Im Endeffekt muss jede Sexarbeiterin selbst entscheiden, wo für sie die optimale Balance zwischen Verdienst/Kosten und dem Service ist, den Betreiber bieten. Ich würde mir wünschen, dass diese Entscheidungen individueller betrachtet und dargestellt würden und nicht ständig alles über einen Kamm geschoren und als positiv/negativ dargestellt wird.

Rückschau

Gestern und heute habe ich viel Zeit damit gebracht, meine alten Texte aus dem Blog bei kaufmich für mich zu sichern. Insgesamt hatte ich dort in sechs Jahren rund 270 Texte geschrieben.

Es war ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit. Ich muss jedoch zugeben, dass sehr viele dieser Texte heute nicht mehr lesenswert sind. Es gibt einige allgemeine Texte und Betrachtungen, die durchaus längerfristig Wert haben, aber vieles sind Streiflichter aus meinem Leben oder meiner Arbeit, oder Betrachtungen zu Ereignissen, die schon vorbei sind (so konnte ich z.B. sehr schön noch mal die Entwicklung der Corona-Pandemie und der dazugehörigen Maßnahmen nachvollziehen).

Dieser Blog hier wird sich wohl genauso entwickeln. Der Sinn ist es, Stammkunden an meinem Leben und meinen Gedanken teilhaben zu lassen, und darüber Nähe und Bindung zu schaffen. Einige Texte, die ich inhaltlich für wertvoll halte, werde ich vielleicht auf meine Homepage übernehmen (die gerade in Überarbeitung ist). Hier wird es viel Geplänkel geben – das aber hoffentlich trotzdem Unterhaltungswert hat.

Herzlich Willkommen

Hallo und willkommen auf meinem neuen Blog! Für alle, die mich noch nicht kennen: Ich bin Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg.

Von Juni 2015 bis August 2021 habe ich meinen Blog auf meinem Profil „TraumfrauHH“ auf kaufmich.com geführt (https://www.kaufmich.com/p/traumfrauhh). Im letzten Sommer hat kaufmich die Seite neu aufgelegt und dabei die Möglichkeiten stark eingeschränkt. Seit September hatte ich zusätzlich noch technische Probleme, bei denen sich der Support als wenig hilfreich erwiesen hat. Erst wollte ich das Blog-Schreiben einfach ganz aufgeben, aber die vielen Anfragen lieber Stammkunden (und Stammleser) haben mich bewogen, dem Blog eine neue Plattform zu geben. Hier sind wir also!

In meinem Blog schreibe ich über Erlebnisse, Gedanken und manchmal auch Geschichten aus meinem Alltag als Sexarbeiterin. Neben diesen Alltagsdingen (wie meine Stammleser sie von mir schon kennen) möchte ich die Gelegenheit nutzen, mehr über mich, meine Weg, meine Interessen und Einstellungen zu meiner Arbeit zu erzählen. Es bleibt also hoffentlich spannend – viel Spass beim Lesen!