Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Januar 2022 (Seite 1 von 2)

Film: „Haus der Sünde“

Einer meiner Lieblingsfilme über Prostitution ist „Haus der Sünde“ (2012, Regie: Bertrand Bonelle, Originalsprache Französisch). Der Film erzählt in wunderschönen Bildern von den letzten Monaten des Pariser Edelbordells „L’Appolonide“, bevor es zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschlossen wurde.

Es wird der Alltag der Mädchen gezeigt, eine Reihe wunderschöner junger Frauen in Kleidern, Korsetts und MakeUp, gegen die ein moderner Saunaclub einfach nur billig und vulgär wirkt. Dazu Partys, Spiele und Champagner. Aber unter der Oberfläche auch Einsamkeit, Unfreiheit und Krankheit.

Der Film hat künstlerische Bilder, wie eine Raubkatze, die durchs Bild streift, und das Schicksal einer Hure, der ein Freier das Gesicht zerschneidet. Überwiegen tut bei mir aber der Eindruck eines Lebensgefühls, in dem man sich verlieren kann – und das ich auch heute noch an manchen Orten so erlebt habe. Ein Leben, immer auf der Kippe zwischen Luxus und Elend…

(Re-Post vom 20.07.20)

Eifersucht

Ich habe wohl gerade nach über zehn Jahren einen Kunden verloren, der in den letzten Jahren mindestens 1-2 Mal im Monat bei mir war. Das lässt mich etwas traurig, aber vor allem ratlos zurück.

Am Anfang ist es mir gar nicht so aufgefallen. Bemerkt habe ich es dann irgendwann im Dezember, als die Zeit zwischen den Terminen plötzlich lang wurde. Dann ein kurzer Anruf, dass er wegen der steigenden Corona-Zahlen gerade nicht mehr kommen möchte, aber nächstes Jahr wieder, und bis dahin frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.

Ich schickte ihm dann einen Neujahrs-Gruss, den er auch erwiederte. Dann erst mal nichts mehr. Normalerweise melde ich mich von mir aus gar nicht bei Kunden, also beließ ich es dabei. Aufgefallen ist es mir schon.

Vor ein paar Tagen dann ein Anruf, den ich im ersten Anlauf verpasst habe. Ich schrieb eine kurze SMS: „Ich bin jetzt wieder erreichbar, und ich habe auch morgen früh Zeit, wenn Du magst.“ Er rief dann noch mal an: Danke für das Angebot, aber er wolle jetzt nur mal mit mir reden.

Worum es ging: Ich hatte ihm einige Wochen zuvor einen Link zu meinem Blog geschickt. Einfach so, weil wir gerade so nett geplaudert hatten und ich dachte, es könne ihn interessieren. Der Blog enthält ja u.a. Geschichten über erotische Begegnungen, Berichte über Begegnungen, und auch einen Link zu meinem Profil bei kaufmich, auf dem es Berichte über mich gibt.

Ihm ist jetzt sehr bewusst geworden, dass ich ja auch noch andere Männer treffe – und das hat ihn irritiert und abgeschreckt. Für mich war das im ersten Moment ziemlich lächerlich. Später begann ich, mich darüber zu wundern, wie sehr jemand sich selbst täuschen kann. Rein vom Kopf her muss ihm die ganze Zeit klar gewesen sein, dass ich halt Sexarbeiterin bin, aber emotional hat er das völlig ausgeblendet – bis er in meinem Blog darüber gestolpert ist.

Ich hoffe, dass er sich wieder fängt, denn ich mochte unsere regelmäßigen Begegnungen und auch den Kontakt. Andererseits bin ich ein großer Fan von Ehrlichkeit und werde niemanden darin unterstützen, sich selbst etwas vorzumachen.

Warum ich massiere

Massage ist für mich…

… Meditation, Tanz, Hingabe, Flow

… etwas absolut Sinnliches und Lustvolles

… ein Vertrauensbeweis bzw. sogar Vertrauensvorschuß desjenigen, den ich massiere

… eine Möglichkeit, viel über denjenigen zu erfahren, den ich massiere

… immer wieder neu und aufregend

… eine Möglichkeit, mich ständig weiterzuentwickeln

… definitiv kein Vorspiel zu was-auch-immer, sondern eigenständig wertvoll

Übersexualisierung

Als Sexarbeiterin ist Sex mein Beruf und mein ständiger Begleiter. Meine Sexualität beschränkt sich nicht nur auf den engen Rahmen einer monogamen Partnerschaft, sondern ist viel komplexer, und ich lebe sie in verschiedenen Bereichen meines Lebens aus. Was nicht heißt, dass alles in meinem Leben mit meiner Sexualität zu tun hat!

Wenn mich jemand richtig ärgern will, reduziert er mich auf meine Sexualität und/ oder sexualisiert verschiedene Aspekte meines Lebens. Manche tun das bewusst und mit der Erwartung, dass ich darauf eingehe. Für manche ist es auch einfach nur ein Scherz.

Beispiel: „Ach, du reitest? Ja, das ist ja bestimmt geil, so mit dem Pferd zwischen den Beinen und am Sattel reiben!“ Oder ganz simpel: „Dann bist du ja bestimmt gut, kannst gerne mal auf mir reiten *haha.“

Vor einiger Zeit bin ich mal von einem Kunden gebeten worden, in Latex-Kleidung einige Yoga-Posen durchzuturnen. Genau das war es: Turnen, denn mit meiner sonstigen Yoga-Praxis hatte es so gar nichts gemein außer die Abfolge der Bewegungen. Ich habe mir dabei übrigens den Latex-Rock zerrissen.

Ich weiss, dass meine Kunden mich wegen des Sex treffen. Das ist okay, dafür bin ich da. Wir können gerne die Themen während eines Treffens auf Sex begrenzen. Aber wenn wir über etwas anderes reden, dann reduziere mich nicht auf Sex!

Grenzen wahrnehmen

Es wird viel über Grenzen geredet, vor allem über die Grenzen der Anbieterin, und darüber, wie sie diese durchsetzt. Dabei wird aber häufig der Schritt davor übersehen: Bevor ich mir Gedanken mache, wie ich meine Grenzen durchsetze, muss ich erst einmal herausfinden, wo genau sie liegen.

Es gibt Grenzen, die ergeben sich fast von selbst, weil sie so logisch sind: Kein AO. Dem Kunden keinen vollen Realnamen geben oder andere Daten, die meine Anonymität gefährden (wobei es bei mir mittlerweile durchaus Kunden gibt,die meinen vollen Namen kennen und wissen, was ich sonst so mache). Keine Techniken, die ich schmerzhaft oder ekelig finde.

Danach wird es aber schnell schwammig. Zum Beispiel hat jede Frau individuelle Grenzen, wann ihr ein Pay-Date zu nah wird. Bei vielen sind das körperliche Dinge: Nicht Küssen. Kein „Nachkuscheln“. Nicht lecken lassen. Oder auch: Nichts Privates erzählen. Auch nichts von Leben der Kunden wissen wollen. Bei mir sind es zeitliche und räumliche Grenzen: Kein Escort (Essen gehen o.ä.). Kein Overnight. Treffen nur im Appartement.

Manchmal passiert es aber auch, dass mir erst nach einem Date bewusst wird, dass mir etwas zu viel oder zu nah war. Das können bestimmte Gesprächsthemen sein, oder Fragen nach meinem Privatleben, vor allem nach Beziehungen und Zukunftsplänen. Oder ich probiere mit einem Kunden etwas aus, dass für mich neu ist, und stelle fest, dass ich dieses Spiel nicht wiederholen möchte.

Manche Dates funktionieren für mich nur, wenn es mir gutgeht – wenn ich körperlich und psychisch stark bin. Das gilt für Rollenspiele und SM-Sessions, aber auch personenbezogen für manche Kunden, die ich als anstrengend empfinde.

Grenzen sind nur selten etwas Statisches, sondern eher ein Prozess, der ständige Aufmerksamkeit erfordert. Ich muss meine Grenzen regelmäßig nur erkunden und bestimmen, um sie dann klar kommunizieren zu können.

(Re-Post vom 09.11.18)

Hoffentlich Fake

Manchmal landen sehr skurille Anfragen in meinem Postfach:

Hey Liebes, ich hab dein Profil gelesen und bin sehr begeistert. Eine Freundin von mir möchte sich sehr gerne prostituieren und deshalb Erfahrungen sammeln. Wenn du Interesse hast kann ich sie n abend oder nacht mal zu dir geben. Du kannst an dem Abend so viele Typen über sie drüber wie es geht. Die Kohle die die Typen bezahlen kannst du haben. Die Preise kannst du natürlich festlegen für Sie. Sie wird nur gefickt. Wenn du Interesse hast melde dich gerne mal.“

Bei dieser Mail mache ich mir ernsthaft Sorgen um das Wohlergehen der Frau. Mein erster Gedanke war, dass es sich um ein Paar in einer SM-Beziehung handelt, das sich aus diesem Szenario einen zusätzlichen Kick erhofft. Da wäre es aber grob fahrlässig von dem Mann, seine Partnerin einfach so einer fremden Person zu überlassen, ohne weitere Regeln und Kontrolle.

Die noch viel unschönere Variante ist, dass das rein der Erniedrigung der Frau dient und sie wenig Einfluss darauf hat. Das wäre Zuhälterei und Missbrauch und somit beides strafbar. Ein solches Szenario hat für mich auch nichts zu tun mit „Erfahrungen in der Prostitution sammeln“. Gerade bei ersten Erfahrungen sollte es meiner Meinung nach darum gehen, zu lernen, eigene Grenzen zu achten und die Kontrolle über die Situation zu behalten. „Einfach nur gefickt werden“ ist die schlimmste Art von Klischee!

Ein Freund von mir, dem ich davon erzählte, ging davon aus, dass die ganze Mail Fake ist und da nicht viel hinter steht. Ich hoffe, dass er recht hat.

Geschichte: Intimrasur

Ich bin keiner von den Menschen, für die eine Intimrasur beim Partner (oder bei sich selbst) ein Muss ist. Im Gegenteil, häufig genieße ich es, über weiche Körperhaare zu streicheln. Diesen Kunden kannte ich seit Jahren, und es es hat auch bei unseren Spielen nur selten gestört, dass er nicht rasiert war.

Diesmal jedoch fragte er bei der Terminvereinbarung, ob ich ihn nicht rasieren könne. Kein Problem, Einweg-Rasierer hatte ich sogar da, und er brachte passenden Rasierschaum mit. Ich beschloss, im Bett zu rasieren. Ein Handtuch untergelegt und eine Schüssel warmes Wasser daneben, und los ging es.

Als er aus dem Bad kam, war deutlich zu sehen, wie aufregend und erregend er die Situation fand. Er legte sich entspannt auf den Rücken und ich saß zwischen seinen Beinen, seine Beine leicht gespreizt und entspannt über meine Oberschenkel gelegt.

Ich ließ etwas warmes Wasser von meinen Händen über seinen Körper laufen und verstrich dann Rasierschaum darüber. Beherzt setzte ich an und zog den Rasierer durch die dichten Haare entlang seiner Schwanzwurzel. Sofort musste ich die Klinge in der Wasserschüssel auswaschen, und nach den ersten paar Strichen kam mir der Gedanke, dass es wohl besser gewesen wäre, die Haare zuerst mit einer kleinen Schere zu kürzen.

Doch nun hatte ich angefangen und würde es auch so fortsetzen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, die langen Haare zu kürzen und schließlich die Haut ganz zu rasieren. Immer wieder verstrich ich Rasiergel um seinen dauerhaft steifen Penis, fuhr mit der Klinge darum herum und auch zwischen seine Beine. An den Hoden war ich besonders vorsichtig und hielt die Haut mit der anderen Hand straf, um ihn nicht aus Versehen zu verletzten.

Alles ging gut, und nach und nach fanden sich immer mehr Stellen glatter Haut, über die ich meine Finger wandern lassen konnte. Schließlich war es geschafft: Die Haut entlang der Schwanzwurzel war glatt rasiert, ebenso die Hoden. Ich tauchte ein kleines Handtuch ins Wasser und entfernte die letzten Reste von Haaren und Rasierschaum.

Dann griff ich zu einem kleinen Tiegel mit Kokosöl und begann, die Haut damit einzureiben. Das Öl legte sich als glatte Schichte über die frisch rasierte Haut, die sich dadurch noch glatter und weicher anfühlte. Immer wieder strichen meine Hände rauf und runter, verteilten das Öl, genossen das Gefühl von glatter Haut, und schlossen schließlich den ganzen Penis mit ein, um mit einer sanften Massage die aufgebaute Spannung ganz zu lösen.


Geschichten unterliegen meinem Copyright und dürfen nicht kopiert und/ oder an anderer Stelle im Internet veröffentlicht werden!

Privatwohnung vs Appartement

Ich habe in meiner Zeit als Sexarbeiterin schon in einigen Umgebungen gearbeitet. Angefangen habe ich als Escort und in Clubs; dort gab es einen festen Rahmen von Regeln und viel Unterstützung. Als ich dem Rotlicht den Rücken kehren wollte, habe ich in einer eigenen Wohnung Tantra-Massagen gegeben. Irgendwann bin ich aus privaten Gründen in ein Appartement gewechselt, wo ich mich dann nach und nach wieder mehr der klassischen Prostitution und auch dem Bizzar-Bereich zugewandt habe.

In meinem letzten Appartement war ich über vier Jahre und habe mich dort sehr wohl gefühlt. Der Nachteil eines Appartements sind die hohen Kosten, die es verursacht. Die Miete und andere Kosten lohnen sich nur, wenn man wirklich 5-6 Tage die Woche konsequent in Vollzeit oder mehr arbeitet. Dafür gibt es dort viele Möglichkeiten: neben meinem Zimmer hatte ich ein voll ausgestattetes Studio zur Verfügung und konnte auch immer wieder mit Kolleginnen zusammenarbeiten. Außerdem ist es eine sichere Umgebung.

Schon kurz vor dem ersten Corona-Lockdown habe ich darüber nachgedacht, mein Appartement-Zimmer aufzugeben. Ich wollte nicht mehr Vollzeit Sexarbeit machen, sondern hatte ein Angebot für einen Teilzeit-Job und wollte andere Bereiche meiner Selbständigkeit wieder mehr ausbauen. Dann kam der Lockdown und das Appartement war für lange Zeit geschlossen. Als wir im Oktober 2020 kurz wieder arbeiten durften, war mir die gesamte Situation zu unsicher, um zurück ins Appartement zu gehen.

Seit dem Ende des Lockdowns im letzten Sommer treffe ich meine Kunden in einer privaten Wohnung. Ein wenig fühlt es sich an als würde ich zu Tantramassage-Zeiten zurückkehren; genauso habe ich auch den Raum eingerichtet, und dieses Gefühl zieht sich durch die meisten meiner Termine. Meine Termine sind persönlicher geworden, geprägt von Nähe und Zärtlichkeit.

Gleichzeitig gibt es aber auch Einschränkungen: Mein Service ist eingeschränkter; den Bizzar-Bereich habe ich fast ganz hinter mir gelassen und konzentriere mich auf Massagen und Girlfriendsex. Ich arbeite nicht mehr so spontan wie früher, da ich den Raum auch anders nutze und viel mehr Zeit für Vorbereitungen brauche. Auch die Terminvereinbarung ist aufwendiger geworden, da ich verschiedene Vorsichtsmaßnahmen ergreife, um mich sicherer zu fühlen mit neuen Kunden. Es ist halt keine Kollegin mehr im Nebenzimmer, die mir im Notfall helfen könnte.

Schon im Appartement war ich sehr frei in dem, wie ich meine Termine gestaltet habe – zeitlich, finanziell, inhaltlich. Trotzdem hat die Umgebung und die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen mein Angebot beeinflusst. Jetzt fühle ich mich ganz frei in dem was ich tue – der Einrichtung des Raumes, dem zeitlichen Rahmen von Terminen, den Umgang mit meinen Kunden. Die Umgebung ist ruhiger, hygienischer und rauchfrei, was ich als angenehm empfinde.

Manchmal sehne ich mich nach dem Zauber des Rotlichts, der besonderen Atmosphäre in einem Bordellbetrieb. Dabei vergesse ich in meiner Nostalgie, wie hart es manchmal war, und wie viel mehr Rücksicht auf mich selbst ich jetzt nehmen kann.

The way I look

Es ist nun schon gut 1,5 Jahre her, dass ich das letzte Mal neue Fotos für meine Werbung gemacht habe. Ab und zu fragt mein Fotograf, ob es nicht mal wieder an der Zeit wäre. Ja, er hat recht – aber ich fühle mich nicht danach.

Mir ist mein Aussehen im Moment ziemlich egal. Ich war nie eine Frau, die viel auf Mode und Make-up gegeben hat, aber ab und zu hatte ich schon Spaß an einem sexy Outfit. In den letzten Jahren ist mir die Eitelkeit und der Spaß am Posieren völlig verloren gegangen. Ich trage Jeans und Shirt und wenn ich nicht arbeite meist eine Brille statt Kontaktlinsen. Für meine Kunden ziehe ich durchaus noch ein Minikleid an; allerdings mehr aus Gewohnheit denn aus Überzeugung.

Wenn ich über die Anzeigen auf einschlägigen Seiten surfe, sehe ich dort überwiegend junge, sehr gestylte Frauen. Nicht nur Outfit und Make-up, sondern auch diverse kosmetische Veränderungen scheinen mittlerweile zum guten Ton zu gehören. Diese Welt ist mir fremd.

Ich finde mein Aussehen ziemlich durchschnittlich. Zwischendurch vergesse ich sogar meine Tattoos, so wenig denke ich über mein Aussehen nach. In der Sexarbeit gehört es aber eher dazu, dass sich sowohl Kunde als auch Anbieterin auf den Körper fixieren. Ein gewisses Posieren, ein Bewusstsein der eigenen Sexyness – ich weiss nicht wieviel ich davon noch habe.

Vielleicht wird das wieder anders, wenn die Pandemie endlich vorbei ist und ich wieder mehr unter Menschen bin. Sich nur noch in den eigenen vier Wänden zu bewegen, lässt den Blick der anderen vergessen…

Absagen und Ausreden

Es gab eine Zeit vor einigen Jahren, als ich gescherzt habe, dass der Weg zu mir sehr gefährlich sein müsse und ich meine Kunden vielleicht warnen sollte. Der Grund dieses Scherzes waren die regelmäßigen Absagen, die sehr kurzfristig erfolgten mit der Begründung: „Ich hatte gerade einen Autounfall.“

Die gerade moderne Version von „Ich hatte eine Autounfall.“ ist „Mein Corona-Test war positiv.“ Versteht mich nicht falsch: Ich bin dankbar für jeden, der achtsam mit diesem Thema umgeht, sich regelmäßig testen lässt und sich in Quarantäne begibt wenn ein Test positiv ist.

Ich habe jedoch nach all den Jahren ein ziemlich gutes Gefühl für die Zuverlässigkeit von Menschen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, eine Ahnung, die mich daran zweifeln lässt, dass jemand einen Termin mit mir ernst nimmt, oder ihn als Option ansieht und demnach die hohe Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Absage besteht.

Mein Problem ist, dass solche Ahnungen natürlich nicht 100% zuverlässig sind. Wenn ich solche Termine dann regelmäßig von mir aus absagen würde, würde ich auch die Kunden verpassen, die dann doch kommen. Ich lebe also damit, dass mir 2-3 Mal im Monat so jemand meinen Tag durcheinander bringt.

Bei kurzfristigen Absagen werden dann Ausreden bemüht, damit ich evtl doch noch eine weitere Chance auf einen Termin gebe: „Ich hatte einen Autounfall.“, „Ich muss leider doch länger arbeiten.“, „Mein Corona-Test war positiv.“ und ähnliches – ich kann es nicht nachprüfen, und solche Dinge können ja wirklich passieren.

Beim ersten Mal ist das dann halt mein Problem und mir bleibt nichts anders als der Versuch, mich nicht zu sehr frustrieren zu lassen. Ich gebe aber bei sowas nur selten zweite Chancen, außer bei guten Stammgästen.

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