In den letzten Wochen und Monaten habe ich mir so viel Gedanken über das Thema Gesundheit und Gesundheitsvorsorge gemacht wie wohl nie zuvor in meinem Leben. Viele dieser Gedanken sind noch nicht zu Ende gedacht und Entscheidungen noch nicht getroffen.

Die Corona-Pandemie scheint vorbei zu sein, zumindest wird es wohl keinen weiteren Lockdown geben (und hoffentlich auch keine weiteren Maßnahmen). Ich habe mir Anfang Dezember mit dem angepassten Impfstoff die zweite Booster-Impfung geben lassen. In Supermärkten u.ä. trage ich weiterhin meist eine Maske, und natürlich in öffentlichen Verkehrsmitteln. Trotzdem ertappe ich mich dabei, beim Gedanken an die lange Zugfahrt in meine Heimat zu Weihnachten von der Maske genervt zu sein. Vielleicht ist die Maske eh Heuchelei, den es gibt viel mehr Situationen, in denen ich keine Maske trage und das Risiko mindestens genauso hoch ist.

Im Oktober habe ich mich mal wieder mit dem Thema STI (sexuell übertragbare Krankheiten) beschäftigt, was ja bei meiner Tätigkeit ein Dauerthema ist. Einerseits scheine ich darüber alles zu wissen. Andererseits bleibt das Risiko trotzdem immer präsent und ist nie ganz auszuschließen, und wenn man mit Ärzten spricht, nimmt die Problematik eher zu, z.B. in Form von Antibiotika-resistenzen. Viele Menschen scheinen das Thema immer noch zu leicht zu nehmen, indem sie z.B. glauben gesund zu sein, solange sie keine Symptome haben, statt sich regelmäßig zu testen (wenn sie nicht zölibater oder streng monogam leben).

Letzte Woche war ich bei einer Hausärztin, zum ersten Mal seit fast zehn Jahren. Sie hat dann erst mal alle meine Impfungen aktualisiert und mir auch zu einer Grippe-Impfung geraten. Ob es wirklich hilft gegen die aktuelle Grippe-Welle? Bis jetzt bin ich gesund, während um mich herum die Hälfte der Menschen mit schweren Erkältungen kämpfen. Allerdings merke auch ich den Winter; ich fühle mich längst nicht so fit und aktiv wie noch im September, brauche deutlich mehr Ruhe und Schlaf und reagiere körperlich und psychisch empfindlich auf kleine Störungen.

Was heißt es eigentlich, gesund zu sein? Keine Infektionskrankheiten oder andere klar definierte Krankheiten zu haben? Oder sich fit, aktiv, leistungsfähig zu fühlen? Sich in seinem Körper wohl zu fühlen? Ich habe einige Menschen in meinem Umfeld, die ständig über ihren eigenen Grenzen leben: zu viel Arbeit, zu wenig Schlaf, nicht richtig auskurierte Infektionen etc. Ich zähle mich nicht dazu, aber auch ich mache mal ein Date, obwohl ich gerade wund oder überempfindlich bin, oder unterrichte Yoga mit Muskelkater, Müdigkeit, kleineren Verletzungen. Es ist ein schmaler Grad zwischen „zu viel“ und „zu faul“…