Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Mai 2021

Mein Ende der Geduld

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Immer weider lese ich von älteren Frauen die Aussage, dass sie sich bestimmte Dinge nicht mehr antun, und ich stelle fest, dass es auch mir so geht. 

Jahrelang habe ich mir bei jeder Anfrage Sorgen gemacht, ob ich genug Termine bekomme um meine Rechnungen zu bezahlen. Dementsprechend habe ich mich behandeln lassen: kurzfristige Terminanfragen, ewiges Hin und Her, Terminverschiebungen, Nachverhandeln vor dem Termin – alles egal, hauptsache ich verliere den Kunden nicht. 

Ich bin jetzt seit über fünfzehn Jahren selbständig und in diesen Zeiten wechseln sich fortwährend Phasen, in denen es sehr gut läuft, ab mit Phasen, in denen es finanziell etwas enger wird. Aber ich habe bis jetzt nie Schulden oder ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gehabt. 

Mittlerweile lasse ich mir deutlich weniger gefallen. Ich vereinbare keine kurzfristigen Termine mehr, und wenn jemand schon bei der Terminvereinbarung unzuverlässig ist, verzichte ich auf den Termin. Die Unruhe, die ein solches Verhalten von Kunden in meinen Alltag bringt, ist mir den Gewinn nicht mehr wert. 

Zukunftsangst als Sexarbeiterin

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ein Kunde fragte mich, ob ich denn keine Angst vor meiner Zukunft hätte, bzw wovon ich denn in Zukunft leben wolle. In dieser Frage schwingen gleich mehrere Vorurteile mit. 

Zum einen, dass man als Sexarbeiterin nur Geld verdienen könne, wenn man jung ist. Das stimmt nicht. Zusammen mit dem Alter der Sexarbeiterin steigt auch das Alter der Kunden, und viele Sexarbeiterinnen suchen sich dann eine Nische, in der ihre große Erfahrung zum Tragen kommt. 

Bei solchen Fragen fühle ich mich auf Sexarbeit reduziert. Es schwingt die Unterstellung mit, dass Sexarbeiterinnen keine anderen Optionen haben. Das ist nur selten der Fall. Die meisten Sexarbeiterinnen haben eine Ausbildung und/ oder nutzen die zeitliche Flexibilität in der Sexarbeit für Fortbildungen. 

Also nein, ich habe keine Angst vor meiner Zukunft. Ich steige schon mein ganzes Leben immer wieder in die Sexarbeit ein und wieder aus. Im Moment ist das nur ein Teil meiner selbständigen Arbeit. Wenn ich wollte, könnte ich wohl auch eine Anstellung finden – obwohl ich mir das im Moment nicht vorstellen kann. 

Körpernahe Dienstleistungen

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Seit Beginn der Corona-Pandemie kämpfen Prostituierte darum, mit anderen körpernahen Dienstleistungen gleichgestellt zu werden. Besonders hier in Hamburg war Prostitution bisher sehr viel länger verboten als andere körpernahe Dienstleistungen wie z.B. Massagen. 

Manche Frauen haben das als Schlupfloch genutzt und statt erotischen Treffen Wellness-Massagen angeboten (zumindest offiziell, was hinter verschlossenen Türen geschieht ist wohl eine andere Sache). Für offiziell angemeldete Prostitutionsstätten (Appartements, Clubs etc) war das jedoch schwierig, da manchmal eine Umwidmung des Gewerbes verlangt wurde. 

In Hamburg werden ab Samstag 22.5. wieder körpernahe Dienstleistungen erlaubt sein. Noch gibt es auf der Seite der Stadt keine offizielle Auflistung über die neue Verordnung. Ich befürchte aber, dass Prostitution wieder seperat behandelt wird. Viele Frauen brauchen also auch weiterhin einen Ausweichplan – seien es Massagen oder etwas ganz anderes. 

Ende der Ausgangssperre

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Seit einigen Tagen ist die nächtliche Ausgangssperre in Hamburg aufgehoben. Ich bin echt froh darüber! Als die Ausgangssperre ab 21:00 begann, hab ich das relativ entspannt gesehen und gedacht, dass ich da eh meist längst zu Hause bin. Aber irgendwie ist es trotzdem jede Woche passiert, dass ich auf die Uhr geschaut habe und mich hetzen musste, rechtzeitig nach Hause zu kommen, oder meine Abendpläne ändern musste. 

Hamburg hat schon seit fast zwei Wochen einen Inzidenz unter hundert. Trotzdem ist die Politik hier sehr vorsichtig damit, Corona-Beschränkungen aufzuheben. Ich würde gerne mal wieder irgendwo in Ruhe einen Kaffee trinken, oder in ein Geschäft gehen. Letzten Sommer sah es ja auch eine Zeit lang gut aus und es waren wieder mehr alltägliche Dinge möglich. 

Mittlerweile sind es 15 Monate mit Corona-Einschränkungen. Ich hoffe echt, dass es fortschreitenden Impfungen besser wird. Viele der Einschränkungen erscheinen schon fast selbstverständlich; trotzdem spüre ich den Druck jeden Tag.