Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

S.A.M. Health

Mit der Corona-Krise sind viele Sachen kompliziert geworden, die ich früher mal eben so gemacht habe. Dazu gehören meine ärztlichen Untersuchungen. Seit ich in Hamburg wohne, lasse ich die nicht bei einem Arzt machen, sondern im Casa Blanca, einer Beratungsstelle in Altona. Da kann man normalerweise einfach zu den Öffnungszeiten vorbeigehen, anonym und ohne dass unangenehme Fragen gestellt werden. Seit Corona sind sie nicht mehr offen, sondern bieten nur noch Termine für Notfälle an – wozu ich mich nicht zähle.

Vor gut einem Jahr wurde ich dann auch ein Angebot der Deutschen Aidshilfe aufmerksam, dass sich S.A.M. Health nennt. Dort kann man sich Probenentnahme-Kits nach Hause schicken lassen, diese dann an ein Labor schicken, und bekommt das Ergebnis nach ein paar Tagen per SMS aufs Handy. Das habe ich jetzt zum zweiten Mal gemacht.

Beim ersten Mal letztes Jahr hatte ich arge Probleme mit der Blutentnahme. Man sticht sich in den Finger und streicht dann Bluttropfen in ein Röhrchen; beim ersten Versuch habe ich so ziemlich überall Blut gehabt (an der ganzen Hand, meiner Kleidung und im Waschbecken), aber keins im Röhrchen. Diesmal hat das ein Freund für mich gemacht, so dass ich die Hand einfach locker hängen lassen konnte und er beide Hände dafür frei hatte. Das hat deutlich besser geklappt! Neben der Blutabnahme macht man Abstriche mit Wattestäbchen, was völlig unkompliziert ist.

Getestet wird auf HIV, Syphilis, Tripper und Chlamydien – die häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten (und die nicht sofort Symptome verursachen). Das Ergebnis hatte ich schon nach zwei Tagen, alles in Ordnung. Toller Service, schnell und zuverlässig. Ein wenig fehlt mir der Kontakt zum Arzt, das kurze Gespräch, das Gefühl alles im Blick zu haben. Aber eigentlich ist diese Form der Kontrolle ausreichend – und im Moment auf jeden Fall die einfachere und sicherere Lösung.

samhealth.de

2 Kommentare

  1. Michael

    Hallo,

    hab jetzt auch ein S.A.M. Testkit bestellt und heute zum ersten Mal durchgeführt.

    Hat alles soweit gut geklappt aber mit der Blutabnahme hatte ich auch Problemlos.

    Überall Blut nur nicht im Röhrchen.

    Es sind ja 3 Lanzetten dabei aber ich habe glaube ich 5 Mal reingepiekst.

    Ich habe das Röhrchen irgendwann voll bekommen. Hoffe es klappt beim zweiten Mal besser oder auch helfen lassen.

    Mal gespannt wie lange es dauert bis die Ergebnisse kommen.

  2. M.

    Hallo Tina,
    das ist hervorragend, dass Du das S.A.M.-Testkit in Deinem Blog thematisierst! Danke dafür!

    Ich selbst habe dieses Testkit auch schon genutzt und kann es sehr empfehlen.
    Dazu musste ich aber beim ersten Mal zu AIDS-Hilfe fahren und dort ein sehr angenehmes Beratungsgespräch führen. Dort bespricht man auch, wie häufig man eine freundliche Testerinnerung per SMS haben möchte (u.a. in Abhängigkeit davon, wie oft und mit wie vielen wechselnden Sexpartner*innen GV hat). Zwar war ich vor dem Beratungsgespräch etwas aufgeregt, aber alles sehr anonym und professionell. Das erste Testkit bekommt man dann auch mit nach Hause und sendet es ein. Das Testergebnis kommt in etwa 1 Woche per SMS.
    Zusätzlich verwendete ich noch ein Testkit von Testenzuhause.de, allerdings scheint das grüne Produkt derzeit nicht mehr zu geben. Schade.

    Testen ist sowas von wichtig, aber noch wichtiger ist die Verhütung. Hier spielt das Kondom sicherlich die wichtigste Rolle und dann das Duschen und die Mundspülung vor und nach dem Sex. Doch wenn eine Sexarbeiter*in vielleicht 40 und mehr Kunden monatlich hat, dann besteht rein statistisch doch eine sehr hohe Wahrscheinlich sich und die nachfolgenden Kunden zu infizieren. Da es aber sehr viele Sexarbeiter*innen gibt, die über Jahre hinweg ununterbrochen ihre Dienste anbieten, ist es interessant für mich zu erfahren, wieso sich vermutlich doch relativ wenige Sexarbeiter*innen tatsächlich mit irgendeiner STI anstecken. Bei vielleicht 400.000 Sexarbeiter*innen in DE * 40 Kunden, müsste doch theoretisch die Zahl sehr hoch sein. Aber es gibt eine Inzidenz von 5 pro 100.000 Einwohner (das wären 4.000 bei 80 Mio. Menschen). Ich vermute, nachdem was ich seit längerem zu diesem Thema gelesen habe, dass ein Großteil der Infektionen von STI zudem eher im privaten Umfeld (ungeschützter Sex, ONS, private Orgien, etc.) geschehen.
    Meine eigentliche Fragestellung ist, wie schützt sich eine Sexarbeiter*in und ein Kunde relativ zuverlässig (zusätzlich zum Kondom)? Gibt es da von Dir eventuell gute Tipps?
    Hoffe, dass dieser Kommentar als ernstgemeinter, konstrutiver Beitrag aufgefasst wird und es keinen Shitstorm gibt. 🙂
    Liebe Grüße
    M.

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