Ich habe seit meiner Grundschulzeit viel gelesen, mich in einigen Jahren richtig in Büchern vergraben. Viele dieser Bücher habe ich mittlerweile wieder vergessen, aber einige haben mich nachhaltig beeinflusst und begleitet.

In meinem Regal stehen immer noch die ersten zwei Bücher, die ich jemals über Prostitution gelesen habe. Gerade das erste hat wohl heute für niemanden mehr Wert, aber ich denke noch ab und zu an die Geschichte und mag es, dass es dort zwischen den anderen Büchern steht, die scheinbar so viel inhaltsreicher sind.

Es ist ein veralteter Roman von 1966, den ich mit zwölf aus dem Bücherregal meiner Mutter gezogen habe: „Das Herz einer Mutter“ von Marie Louise Fischer. Die Geschichte einer Prostituierten in München, deren Eltern von ihrer Arbeit erfahren und versuchen, sie zu „retten“. Am Ende lässt sie sich mit dem falschen Mann ein und wird ermordet. Eine kitschige Geschichte voll der veralteten Moral der 50er/60er – aber ich habe das Buch geliebt.

Das zweite Buch, das mich schon sehr lange begleitet, ist die Biografie der amerikanischen Prostituierten Dolores French. Sie beginnt mit Ende 20 als Escort zu arbeiten, Ende der 70er. Ihre Situation war völlig anders als meine später, da Prostitution in Amerika verboten war und ist und sie in ständiger Gefahr lebte, von der Polizei kontrolliert und angeklagt zu werden. Trotzdem zeichnet sie ein sehr positives Bild und vermittelt vor allem ihre Freude an dieser Arbeit.

Mittlerweile habe ich viele, viele Bücher mehr über Prostitution gelesen – so viele, dass es mir häufig schwer fällt, mich für noch ein Buch zu dem Thema zu begeistern, und ich lieber über ein anderes Thema lese. Aber wohl jeder Leser wird verstehen, warum manche Bücher immer etwas Besonderes bleiben – so wie diese beiden für mich.