Anfang der Woche hatte ich einen Termin, der mich sprach- und ratlos zurückgelassen hat. Gar nicht mal der Termin selber, da war alles okay. Sondern das Gespräch danach.

Wir sprachen über kaufmich und über die Erfahrungen, die man so mit Paysex-Dates gemacht hatte. Über gegenseitiges Mißtrauen und versetzte Dates, aber auch über Dinge die gut gelaufen sind. Er schien beruflich viel unterwegs zu sein und in unterschiedlichen Städten Dates zu machen.

Er erzählte dann, dass er in Berlin häufig über Escort-Agenturen Dates buchen würde. Ich war etwas überrascht, denn ich hatte Escort-Agenturen für ausgestorben gehalten, seit jede Frau mit dem Handy übers Internet eigene Termine machen konnte, bzw Escort-Agenturen kannte ich nur noch aus dem absoluten High Class-Bereich.

Doch das meinte er nicht. In Berlin gibt es Agenturen, wo man einfach per SMS eine Frau aufs Hotelzimmer bestellen könne (so wie eine Pizza). Meist kämen dann Bulgarinnen, die kein Wort Deutsch sprächen. Er beklagte sich dann, dass das generell okay sei, er aber auch schon Frauen „gehabt“ hätte, die eindeutig nicht hätten da sein wollen, keinerlei Service/ Motivation an den Tag legten und in einigen Fällen sogar betrunken und/ oder unter Drogen gewesen wären. In solchen Fällen hätte er sich natürlich im Nachhinein bei der Agentur beschwert!

Zu diesem Zeitpunkt war ich nur noch sprachlos und dann froh, als er gegangen ist. Auf der politischen Schiene kämpfen wir selbstbestimmte Sexarbeiterinnen ständig für unsere Arbeit und auch gegen das Stigma, dem auch die Kunden ausgesetzt sind. Die Argumentation der Prostitutionsgegnerinnen ist ja, dass das meiste Menschenhandel/ Zwangsprostitution ist und alle Freier Gewalttäter. Ich habe immer argumentiert, dass keiner meiner Kunden jemals so mit einer Frau Sex haben würde.

Jetzt komme ich mir naiv vor und mein Weltbild ist ein wenig ins Wanken geraten. Vielleicht bewege ich mich wirklich zu sehr in meiner Blase und verstelle mir damit den Blick auf eine unschöne Realität, die es auch gibt.