Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Service (Seite 2 von 6)

Gehalten werden

Letztens hatte ich ein längeres Treffen über drei Stunden. Es war nicht unser erstes Treffen, und er nutzte die Zeit mit mir, um Neues zu probieren und Bedürfnisse nach Nähe und Kontakt zu befriedigen. Demnach war es immer eine Mischung aus Sex, bizzaren Spielen, aber auch Massage und Nähe.

Bei diesem letzten Treffen ergab es sich, dass wir nach einer ersten Runde völlig zur Ruhe kamen. Ich war etwas nach oben gerutscht und er lag mit dem Kopf auf meiner Brust an mich geschmiegt, während meine Arme ihn hielten. Es wurde ganz still um uns. Ich entspannte so sehr, dass ich zwischendurch merkte wie ich begann wegzudriften.

Solche ganz ruhigen Momente sind selten bei meinen Dates, vor allem als längere Phase, wie es hier der Fall war. Meist reicht schon die Zeit nicht für viel länger als zehn Minuten zum Nachspüren, oder aber man kommt dann wieder ins Plaudern. So hatte dieses Erlebnis auch für mich eine ganz eigene Qualität.

Gehalten zu werden und Nähe zu spüren ist ein ganz altes, ja kindliches Bedürfnis, das gar nicht viel mit Sexualität zu tun hat. In vielen Therapieformen (Psychotherapie und/ oder Körpertherapie) spielt Körperkontakt und Nähe eine Rolle, es geht um das Gefühl gehalten zu werden und geborgen zu sein, das Grundbedürfnisse stillt und nachnährt. Bei einer Sexarbeiterin ist das absolut nicht das, was bei einem Treffen im Vordergrund steht – umso schöner, wenn es sich ergibt.

Manchmal passiert es einfach, dass bei einem Treffen mit einer Sexarbeiterin ganz andere Bedürfnisse erfüllt werden als die sexuellen Gründe, wegen denen man das Treffen ursprünglich vereinbart hat. Es bedarf Erfahrung der Sexarbeiterin, das dann zu gestalten und sich darauf einzulassen – dann ergeben sich ganz besondere Situationen und Erlebnisse für beide Beteiligten.

Neue Preise

Nun ist es auch bei mir soweit: Zum 1. März erhöhe ich meine Preise. Ab sofort kostet die Stunde bei mir 200 Euro, zwei Stunden 350 Euro.

In den letzten Monaten sind nicht nur die Energiekosten, sondern nach und nach alle Lebenshaltungskosten gestiegen. Dienstleister müssen dann irgendwann nachziehen, wenn sie weiterhin von ihrer Arbeit leben wollen, ohne größere Einschnitte zu machen. Für mich ist es die erste Preiserhöhung seit ich vor neun Jahren wieder mit klassischer Sexarbeit angefangen habe.

Natürlich hoffe ich, meine Stammkunden auch weiterhin regelmäßig zu sehen. Wen die Preiserhöhung aus finanziellen Gründen davon abhalten würde, den bitte ich mich anzusprechen – meist findet sich eine individuelle Lösung.

Take care everybody!


Ich habe mir schon mal Gedanken über Preise gemacht, und zwar hier:

http://blog.traumfrau-mit-nebenwirkungen.com/gedanken/preisgestaltung-2/

http://blog.traumfrau-mit-nebenwirkungen.com/gedanken/preisgestaltung/

Möblierung

Letztens fragte mich mal wieder jemand, warum ich eigentlich kein Bett in mein Arbeitszimmer stellen würde – es wäre doch nicht teuer, einen Raum zu möblieren. Bei der Einrichtung meines Raumes ging es mir nie darum, Geld zu sparen. Das hätte auch nicht geklappt: Der Futon, den ich auf dem Boden liegen habe, war teurer als ein komplettes Bett aus einem durchschnittlichen Möbelkaufhaus.

Ich mag einfach keine Betten! Selbst zum schlafen sind mir die meisten Betten zu weich. Beim Sex nimmt eine federnde Matratze viel von der Bewegung und macht den Kontakt irgendwie schwammig. Noch schlimmer ist es bei Massagen, wo ein Großteil des ausgeübten Drucks in die Matratze abgeleitet wird und demnach eine Massage von Muskeln gar nicht richtig möglich ist, sondern eigentlich nur ein paar Streicheleinheiten.

Mein Futon ist kein klassischer Futon, sondern hat einen Latexkern, der ihn etwas dicker macht, eine harte Dämpfung bietet und zudem den darunterliegenden Boden vor Verdunstungsnässe schützt. Es ist weich genug, dass man entspannt darauf liegen kann, aber gleichzeitig so hart, dass all die oben genannten Nachteile nicht auftreten. Ab und zu habe ich mal einen Gast, für den das Hinsetzen und Aufstehen auf dem Boden ein Problem sind, wenn auch kein unlösbares. Und er ergibt eine 2×2 Meter Spielfläche, von der man nicht runterfallen kann.

Ein letzter Vorteil, warum ich lieber einen Futon nutze als ein Bett, ist, dass der Raum auch anderweitig nutzbar ist. Den Futon kann ich zur Seite rollen und den entstandenen Platz nutzen, um z.B. eine Massagebank aufzustellen, Yogamatten auszurollen, eine Meditation im Sitzen oder in Bewegung zu veranstalten, etc. Der Raum ist ganz auf mich und meine wechselnden Bedürfnisse zugeschnitten, so wie der Rest der Wohnung auch. Irgendwann ist man wohl einfach raus aus dem Alter für Kompromisse und halbherzige Lösungen.

Sexspielzeug

In den letzten Tagen ist mir aufgefallen, wie häufig ich bei meinen Paysex-Dates Spielzeuge benutze. Auffällig daran ist, dass ich privat überhaupt kein Fan von Spielzeug bin, und eigentlich auch dachte, dass da im Paysex ähnliches gilt. Offensichtlich nicht – ich frage mich gerade warum, und möchte hier ein paar Überlegungen zum Thema Sexspielzeug schildern.

Für viele Menschen fällt Sexspielzeug in die Kategorie „etwas Neues ausprobieren“. Eine Stimulation, die man noch nicht so kennt, ein neuer Kick für das etwas eingeschlafene Sexleben. Das kann ich verstehen. Klassisches Sexspielzeug wie Vibratoren u.ä. wurde ursprünglich für die Selbstbefriedigung erfunden und wird auch da am häufigsten eingesetzt. Ein Vibrator ermöglicht es, sehr viel schneller und zielgerichteter zum Höhepunkt zu kommen als beim Spiel mit den eigenen Fingern.

Genau das ist aber auch das Problem: Vibratoren bieten eine Stimulation, die bei der Stimulation mit Fingern oder Zunge nicht erreicht werden kann. Setzt man sie zu häufig ein, kann es passieren, dass man Probleme bekommt, auf anderen Wegen überhaupt zum Höhepunkt zu kommen. Ich habe auch den Eindruck, dass Spielzeug einen Menschen sehr auf sich selbst konzentriert; beim Spiel zu zweit bleibt da für den Partner eher der visuelle Reiz, das gemeinsame Spiel tritt etwas in den Hintergrund.

Auch beim SM-Spiel treten Spielzeuge häufig in den Mittelpunkt. Da erlebe ich sie aber eher als Werkzeug, die das Spiel unterstützen und intensivieren, denn als Ablenkung. Viele Kunden kommen gerade mit dem Wunsch nach so einem Spiel zu mir, und ich genieße es sehr, diese Wünsche zu erfüllen. Auch hier geht es darum, etwas Außergewöhnliches zu erleben, dass im Beziehungsleben nicht unbedingt vorkommt.

Wenn ich Spielzeug nutze, ist es mir wichtig, mich auf ein oder zwei Teile zu konzentrieren. Das Durchgehen einer ganzen Spielzeugkiste mindert für mich den Reiz. Ich mag es, einzelne Empfindungen genau zu erkunden – sei es bei mir oder bei einem Kunden. Meine Spielzeugkiste ist also übersichtlich – bietet aber einige aufregende Abwechslungen.

Lecktücher

Schon seit einiges Zeit habe ich bei meiner Ausstattung Lecktücher liegen, wurde jedoch noch nie danach gefragt. Das hat sich jetzt geändert, und ich habe das zum ersten Mal ausprobiert, bei einem Facesitting.

Erster Eindruck: ein mitteldünnes Stück Folie, von der Konsistenz wie ein Kondom. Ich habe meinen Intimbereich dünn mit Gleitgel bestrichen und es dann darübergelegt. Es hielt so einigermaßen, außen habe ich es etwas mit zwei Fingern fixiert. Das Tuch hätte gerne etwas größer sein dürfen, so dass es bis zum Ansatz der Oberschenkel reichte, um wirklich ganz abzudecken und etwas Spiel zum Verrutschen zu haben.

Das Gefühl beim Lecken war für mich erstaunlich angenehm, das Tuch störte mich nicht wirklich. Das Gefühl war fast so intensiv wie ohne. Ob er es (neben dem Gesundheitsaspekt) als positiv oder negativ empfunden hat, mich nicht schmecken zu können, sondern stattdessen den künstlichen Geschmack des Lecktuchs im Mund zu haben, kann ich nicht sagen. Mir geht es ja genauso, wenn ich beim Oralsex Kontome benutze, und da stört es mich mittlerweile kaum noch.

Dadurch dass ich mich dafür verantwortlich fühlte, dass das Tuch nicht verrutschte, war ich etwas abgelenkt und konnte mich nicht so fallen lassen wie sonst. Wenn ich diese Aufgabe an den Mann abgeben könnte, wäre es wohl für mich ein rundum angenehmes Erlebnis – und für beide ein absolut sicheres Vergnügen.

Massagen

Immer wieder komme ich bei dem was ich mache auf Massagen zurück. Jetzt kommen wir langsam wieder in die gemütliche Zeit des Jahres und ich freue mich schon darauf, das Öl wieder zu erwärmen und die Heizlampe einzuschalten, so dass es richtig kuschelig wird.

Osho sagte: „Massage ist eine der feinsten Künste. Du kannst zwar anfangen, Massage zu lernen, aber du wirst niemals damit aufhören. Es ist keine Frage der Technik. Es ist eine Frage der Liebe.“ Liebe finde ich ein großes Wort, vielleicht zu groß hier. Vielleicht kann ich es mit „Gefühl“ ersetzen. Massage ist für mich ein Spiel mit Emotionen, eine Arbeit mit allem was gerade da ist.

Vor ein paar Jahren, als Massage noch meine Haupttätigkeit war, habe ich mal diese Liste erstellt über meine Gründe zu massieren:


Warum ich massiere

Massage ist für mich…

… Meditation, Tanz, Hingabe, Flow

… etwas absolut Sinnliches und Lustvolles – nicht in sexueller Hinsicht, es erregt mich nicht zu massieren. Es macht einfach Spass, den fremden Körper mit den Händen kennenzulernen, Einzelheiten zu ertasten, sich in Kleinigkeiten zu verlieben (z.B. die weiche Haut, die Konturen des Körpers)…

… ein Vertrauensbeweis bzw. sogar Vertrauensvorschuß desjenigen, den ich massiere

… eine Möglichkeit, viel über denjenigen zu erfahren, den ich massiere

… immer wieder neu und aufregend

… eine Möglichkeit, mich ständig weiterzuentwickeln

… definitiv kein Vorspiel zu was-auch-immer, sondern eigenständig wertvoll

Bondage

In den letzten Wochen habe ich ab und zu mal wieder meinen Bondage-Rahmen aufgebaut und die Seile in die Hand genommen. Es ist einige Jahre her, dass ich mich intensiv mit dieser Spielart beschäftigt habe, aber ich liebe es immer noch.

Für intensive Bondage-Sessions hätte ich am liebsten wieder einen festen Spielgefährten. Es braucht einfach einige Zeit, bis man sich aufeinander eingestellt hat. Viele Fesselungen sind auch anstrengend für den Gefesselten und müssen daher trainiert und langsam ausgedehnt werden.

Wenn ich bei einem Paysex-Date jemanden fessle, geht es meist nicht rein um Bondage, sondern um das Gefühl ausgeliefert zu sein. Klar kann ich dafür auch einfach Handschellen nehmen, aber die meisten können das Gefühl von Seilen auf der Haut durchaus genießen. Und ich mag, dass ich dabei langsamer in Kontakt gehe und die Session aufbaue. Jemanden zu fesseln hat eine ganz eigene Art von Erotik; eine Art von Berührung, die mich immer wieder an Massagen denken lässt in ihrer Sanftheit und Langsamkeit.

Deswegen ist es mir auch unverständlich, warum viele gedanklich Bondage in die SM-Ecke schieben. Für mich ist es ein sehr vielseitiges Spiel, das man natürlich auch mit SM-Aspekten verbinden kann, das aber noch so viel mehr bietet!

Handjob

Die westliche Gesellschaft ist eine Leistungsgesellschaft, in der viele Menschen beständig nach einer Verbesserung streben, nach etwas Neuem in allen Lebensbereichen. Das gilt auch für den Sex und vor allem im Käuflichen Sex: Anal gehört mittlerweile fast schon zum Standard, Verkehr bitte in allen Varianten, Oral bis zum Deepthroat – wer will sich da schon mit einem Handjob begnügen?

Handjob steht für viele für einen schnellen Spannungsabbau, egal ob durch die eigene Hand oder jemanden anders. Ich erinnere mich, dass es mir zu Beginn meiner Sexarbeiterinnen-Laufbahn oft zum Vorwurf gemacht wurde, wenn ich zu viel die Hand benutzt habe; es wurde unterstellt, ich würde „nicht richtig arbeiten“ oder „es zu schnell zu Ende bringen wollen“.

Seitden hat sich viel getan in der Einstellung zur Handarbeit – bei mir, aber auch insgesamt in der Sexarbeit, vor allem durch den Einfluss der Tantra-Szene. Bei einer Tantra-Massage sprechen nur diejenigen von einer „Handentspannung“, die das Erlebnis einer solchen Massage inklusive Lingam-Massage noch nie gemacht haben.

Die Hände/ Finger sind ein sehr wichtiger Teil davon, was Menschen von Tieren unterscheidet. Mit keinem anderen Körperteil können wir so sensibel spüren und so vielseitig berühren. Das gilt für den ganzen Körper, aber gerade bei Berührungen im Intimbereich kann man so unglaubliche Empfindungen auslösen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass es sich um eine Art Massage handelt. Diese ist im Idealfall absichtslos; es geht also nicht darum, möglichst schnell einen Orgasmus herbeizuführen, sondern darum, möglichst viele Berührungen und Empfindungen erfahrbar zu machen und das gerne über eine längere Zeit. Der Empfangende kann sich dabei ganz fallen lassen und auf sich selbst konzentrieren.

Ich lade meine Kunden also ein, es einfach mal auszuprobieren, in Verbindung mit einer Ganzkörper-Massage oder in Verbindung mit Nähe, Kuscheln, vielleicht dann auch Sex.

Wachs

Vor ein paar Tagen hatte ich mal wieder das Vergnügen, mit einem meiner Lieblingsspielzeuge zu spielen: mit einer Kerze und heißem Wachs.

Viele Menschen bringen Spiele mit Wachs mit SM und Schmerzen in Verbindung und lehnen sie daher ab. Ich sehe Wachs als einen sinnlichen Reiz, dessen Intensität ich variieren kann. Wenn ich die Kerze sehr hoch halte, ist es nicht mehr als ein warmer Tropfen, ähnlich wie warmes Öl (und doch irgendwie anders). Je tiefer ich mit der Kerze komme, desto heißer wird es.

Manchmal denke ich darüber nach, Wachs auch in eine Massage einzubinden. Gerade in Verbindung mit eingeölter Haut fühlt es sich sehr gut an. Einziger Nachteil ist, dass es sich nicht so einfach wegwischen lässt, sondern hinterher einen ziemlichen Aufwand beim Reinigen braucht.

Magische Hände

Immer wieder sagen Kunden zu mir, ich hätte „Magische Hände“. Darüber freue ich mich jedes Mal sehr!

„Anfassen ist simpel, Berühren ist Kunst.“ ist ein Zitat, das gerne genutzt wird von Menschen, die Massagen geben. Aber wo genau liegt der Unterschied?

Ich habe im Laufe der Jahre viel über Massagen gelernt, durch Kurse und auch einfach durch Erfahrung. Das Thema Berührungen hat mich schon immer fasziniert. Nicht mal so sehr die verschiedenen Massage-Techniken, sondern mehr noch die Frage: worauf kommt es an, um den anderen wirklich zu berühren?

Meiner Meinung nach geht es vor allem um zwei Dinge: Um Langsamkeit und um Absicht.

Es dauert eine Weile, Berührungen auf der Haut zu spüren. Gerade Anfänger massieren häufig viel zu schnell. Am Anfang kann man eigentlich nicht langsam genug massieren. Der Körper braucht Zeit, sich an die Berührung zu gewöhnen und ins Spüren zu kommen. Und der Geist braucht Zeit, um im Moment anzukommen und die Gedanken zur Ruhe zu bringen.

Berührungen sollten absichtslos sein. Also, Absichtslosigkeit ist die Absicht vieler Massagen… Klingt kompliziert? Eigentlich gar nicht. Bei Berührungen geht es darum, sich darauf einzulassen, was derjenige braucht, der gerade berührt wird. Beim Anfassen steckt meist eine Absicht dahinter: Ich möchte etwas erreichen, beim anderen oder für mich. Das kann funktionieren, kann aber auch sehr negative Gefühle hervorrufen.

Jemanden wirklich zu berühren ist es, was eine Massage auch für den Gebenden so spannend macht. Ich liebe es, mich reinzufühlen in die kleinsten Reaktionen des anderen: eine leichte Veränderung der Hautspannung, ein leiser werden des Atems, das Nachgeben der Muskeln…

Dann brauch es hinterher gar keine Koplimente, sondern Körper und Reaktionen sagen mir schon alles, was ich wissen möchte. Über Komplimente freue ich mich natürlich trotzdem!

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