Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Bücher und Filme (Seite 2 von 3)

Rezensionen von Büchern und Filmen zum Thema Sexarbeit

Bildband: „Sex-Workers“

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Sexarbeit wird von den meisten Menschen immer noch als Nischenthema betrachtet, und so führen viele Bücher und Filme über dieses Thema eher ein Randdasein. So ergeht es auch dem Bildband, der vor kurzem bei mir angekommen ist – völlig zu Unrecht! 

Der Fotograf Tim Oehler hat einen großformatigen BIldband erstellt mit Fotos von Sexarbeiter*innen. Mit dem Untertitel „Das ganz normale Leben“ und dem Motto „Urteile nicht über ein Leben, das du nicht selbst gelebt hast.“ zeigt er Sexarbeiter*innen sowohl bei ihrer Arbeit als auch in ihrem Privatleben. Unterstützt wird das ganze von kurzen Statements der Sexarbeiter*innen über ihre Arbeit und ihr Selbstbild. 

Leider ist der Bildband mit 69 Euro ziemlich teuer. Das ist er aber bei der hochwertigen Ausführung und der Qualität der Bilder definitiv wert. 

Buch: „Männermanieren“

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Wenn man aus den Jammerblogs hier auf kaufmich ein Buch machen würde, dann würde wohl sowas wie das hier rauskommen. Zugegeben, es ist gut geschrieben, und es geht nicht um kleinere Ärgerlichkeiten, sondern mehr um grundlegende Probleme im Paysex.

Karoline Leppert arbeitet überwiegend als Domina, hat aber wohl auch viel Kontakt zu Frauen in der klassischen Prostitution. In diesem Buch fasst sie einige Themen zusammen, die besonders irritierend sind bzw Eigentschaften/ Verhaltensweisen, die bei Kunden besonders stören:

– [Kunden] sind total von den Internetpornos versaut.
– Sie sind unhöflich.
– Sie respektieren keine Grenzen.
– Sind sind selbstherrlich und gönnerhaft.
– Sie sind Heuchler.
– Sie sind ungepflegt.
– Sie gehen auf die Schwachen los.

Themen, die nicht nur in der Sexarbeit relevant sind, sondern die ich auch im privaten Umgang von Männern und Frauen schon erlebt habe. Leicht zu lesen, unterhaltsam geschrieben, mit Tiefgang, aber gleichzeitig irgendwie oberflächlich.

Das Buch hat nur 128 Seiten, ich hatte es in unter zwei Stunden durchgelesen. Bei einem Preis von 14,99 Euro fürs eBook (16,90 Euro fürs Buch) ist das wenig Lesevergnügen fürs Geld, und neue Erkenntnisse oder Gedanken gab es für mich auch nicht.

Buch: „Hure spielen“

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Im Moment habe ich ziemlich viel Muße zum Lesen und krame immer wieder in meinen Regalen nach Büchern, die ich mal gekauft aber noch nicht gelesen habe. Gerade lese ich auch vermehrt wieder Bücher über Sexarbeit; sie geben mir die Möglichkeit zu reflektieren, was ich bisher erlebt habe und wie ich nach Corona weitermachen möchte.

Zuletzt habe ich „Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit“ von Melissa Gira Grant gelesen. Das Buch ist 2014 erschienen und bezieht sich überwiegend auf Sexarbeit in den USA. Zuerst hat mich das irritiert, da die juristische und gesellschaftliche Situation für Sexarbeit in den USA ganz anders ist als in Deutschland. Aber dann hab ich trotzdem viele spannende Gedankengänge entdeckt.

Die Autorin beschäftigt sich mit der Frage, wie Sexarbeiterinnen von der Gesellschaft gesehen werden. Sie vertritt die Meinung, dass Sexarbeiterinnen nur selten die Möglichkeit gegeben wird, über ihre Erfahrungen und Vorstellungen zu sprechen, sondern dass sie ständig mit der Erwartung überfrachtet werden bestimmte Geschichten zu erzählen. Damit werden sie nicht als Personen wahrgenommen, sondern nur in ihrer gesellschaftlichen Rolle.

Einen besonderen Part widmet die Autorin auch der „Helferindustrie“, an der sie kein gutes Haar lässt. Ihrer Meinung nach geht es auch diesen Organisationen nicht darum, Sexarbeiterinnen wirklich zu helfen, sondern nur darum bestimmte Geschichten und gesellschaftliche Vorstellungen zu verkaufen – und damit Geld zu verdienen. (Ein Eindruck, den ich durchaus auch hier in Deutschland habe.)

Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch mit vielen spannenden Ansätzen, das jedoch Konzentration und Mitdenken erfordert.

Buch: „Ich bin Sexarbeiterin“

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Kurz vor Weihnachten erreichte mich ein Buch, dass ich vor ein paar Monaten vorbestellt hatte: „Ich bin Sexarbeiterin“, herausgegeben von einem Verband aus schweizer Organisationen, die sich gegen die Diskriminierung von Sexarbeiter*innen einsetzen.

Erster Eindruck: Das ist ja hübsch! Kleinformatig, nur knapp 20 Zentimeter hoch, mit einem schlichten silbernen Umschlag, der sehr edel wirkt. Von Innen genauso: Ausdrucksstarke ein- und doppelseitige Fotos, die sich mit jeweils 6-10 Seiten Text abwechseln. Knapp 160 Seiten.

Der Hauptteil des Buches besteht aus Porträts von Sexarbeiterinnen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich alle willentlich und bewusst für ihre Tätigkeit in der Sexarbeit entschieden haben. (High Class) Escort ist nicht dabei, sondern sehr bodenständige Geschichten von der Straße und aus Bordellen. Ebenfalls gemein ist ihnen eine gewisse Sachlichkeit; Sexarbeit wird als Einkommensquelle und Beruf gesehen, nicht als Lebensinhalt – jede der Frauen legt Wert auf ein Privatleben, dass sie strikt von ihrer Arbeit trennt.

Dazwischen sind ein paar Sachtexte über die rechtliche und gesellschaftliche Stellung von Sexarbeit. Diese habe ich nur überflogen, da mein Eindruck ist, dass sich das Leben in der Schweiz schon sehr von dem in Deutschland unterscheidet.

Insgesamt ein schönes Buch und ein tolles Projekt. Leider ist das Buch mit 22 Euro (zu) teuer; das ist der Kleinauflage geschuldet und damit verständlich, wird die Verbreitung aber einschränken.

Buch: „La Maison“ von Emma Becker

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Vor zwei Wochen habe ich von einem Kunden das Buch „La Maison“ von Emma Becker geschenkt bekommen. Das Buch war auf der (virtuellen) Frankfurter Buchmesse vorgestellt worden und wurde danach auch in den Medien viel besprochen. Obwohl Emma Becker das Buch als Roman bezeichnet, soll es auf vielen ihrer eigenen Erfahrungen basieren.

Die Protagonistin kommt von Paris nach Berlin und arbeitet dort in dem Bordell „La Maison“, einem sehr familiären Bordell mit einer besonderen Atmosphäre. Es wird erzählt von den Mädchen, den Kunden, dem Umgang der Menschen dort miteinander… viele kleine Geschichten, die ein buntes, vielschichtiges Bild zeichnen. In vielen dieser Geschichten habe ich mich wiedergefunden, vor allem wenn es um die Stimmung der Mädchen unter sich ging, und bei der Mischung aus liebevoller Zuwendung und Genervtheit, mit der die Mädchen mit den Kunden umgehen.

Irritiert hat mich, dass das Buch sehr sprunghaft erzählt wird. Es folgt keiner zeitlichen Linie, sondern springt von Thema zu Thema, von Geschichte zu Geschichte, scheinbar ohne roten Faden. Zum Schluss hin fand ich das anstrengend, da hätte ich mir etwas mehr Spannungsbogen und Erzählstrang gewünscht. Trotzdem ist es ein tolles Buch, das ich weiterempfehle!

Ich habe übrigens auch Emma Beckers ersten Roman „Monsieur“ gelesen; er hat mich vor vielen Jahren sehr beeindruckt und einen festen Platz in meinem Bücherregal. Dort erzählt sie von der Affäre einer jungen Frau mit einem wesentlich älteren Arzt, einem Freund ihrer Eltern, und wie diese sich in die Affäre verrennt, während er immer wieder auf Abstand geht. Hierfür eine ganz klare Leseempfehlung an alle, die auf tiefschichtige erotische Romane stehen!

Film: Sleeping Beauty

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Im Juli habe ich hier in meinem Blog von dem Film „Haus der Sünde“ erzählt, den ich sehr mag. Darauf schrieb mich jemand an und empfahl mir „Sleeping Beauty“, der Film sei ähnlich und würde mir auch gefallen. Ich habe „Sleeping Beauty“ angesehen und weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll.

Der Film erzählt von einer jungen, sehr hübschen Studentin, die sich bei einer Agentur für erotische Dienstleistungen (eher nobel, keine simple Prostitutions-Vermittlung) bewirbt. Erst kellnert sie nackt, dann lässt sie sich darauf ein, sich betäuben zu lassen und so Männern zur Verfügung zu stehen – und gerät in einen Zwispalt zwischen der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, und der Tatsache, dass sie mit dieser Tätigkeit psychisch nicht sonderlich gut klarkommt.

Die Seznen mit den Männern, die sie so betäubt buchen, sind eher skuril: einer will nur kuscheln, der nächste beschimpft sie, und ein Mal wird sie wie eine Puppe herumgeschleudert. Dazwischen Szenen aus ihrem Privatleben, in denen sie haltlos, verwirrt und verzweifelt wirkt.

Richtig gefallen hat mir der Film nicht, dafür ist die Story zu wenig schlüssig. Tolle Ideen dabei, aber wirr umgesetzt – wie leider oft bei Erotikfilmen, die „etwas besonderes“ zeigen wollen.

Ich möchte gerne zwei andere Filme erwähnen, die mir im Zusammenhang mit „Sleeping Beauty“ einfielen: „Erinnerung an meine traurigen Huren“ und „Allein“.

„Erinnerung an meine traurigen Huren“ habe ich kurz zuvor gesehen. Ich hatte das Buch von Gabriel Garcia Marques vor vielen Jahren gelesen und fand es nicht sonderlich aufregend. Aber der Film ist toll! Ein alternder Journalist mit reichlich Erfahrung mit Huren will sich zu seinem 80. Geburtstag etwas Besonderes gönnen: eine Nacht mit einer Jungfrau. Eine alte Freundin findet eine junge Fabrikarbeiterin, um diesen Wunsch zu erfüllen. Das Mädchen ist jedoch so müde von ihrem Arbeitstag, dass sie einschläft, während sie auf ihn wartet – und er beschließt, sie nicht zu wecken. In wunderschönen Bildern (voll von dem hellen Licht des Südens) entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte…

Der zweite Film, an den mich die Hauptprotagonistin von „Sleeping Beauty“ denken ließ, ist „Allein“. Ein absoluter Nischenfilm, gedreht 2004 im Ruhrgebiet, erzählt dieser Film von einer jungen Frau mit einer Borderline-Erkrankung. Psychisch extrem instabil und emotional labil, schwankt sie hin und her zwischen sexueller Freizügigkeit, der Sehnsucht nach Nähe und dem Versuch, ihren Alltag in den Griff zu bekommen. Ein schonungsloser Film und gerade dadurch absolut sehenswert.

Femtasy

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich habe gerade ein neues Vergnügen entdeckt, wenn ich abends alleine ins Bett gehe: vorgelesen/ erzählte erotische Geschichten im Internet. Ich liebe ja sowieso erotische Geschichten, und einfach zuhören zu können macht sie noch zu einem besonderen Erlebnis.

Es gibt sowohl Frauen- als auch Männerstimmen. Sehr weiche, tiefe, ruhige, erotische Stimmen, die den Zuhörer direkt ansprechen und ihn so teilhaben lassen an den erotischen Geschichten, die sie erzählen.

Das Kopfkino wird angeregt, die Fantasie zeichnet Bilder, und die Hände sind eingeladen, auf Wanderschaft über den eigenen Körper zu gehen und Lust zu entfachen.

Meist heißt es, dass Frauen sich mehr für erotische Geschichten interessieren und Männer eher visuell orientiert sind (und daher Pornos bevorzugen). Ich kenne aber durchaus auch Männer, die Spaß an Kopfkino haben.

Film: Haus der Sünde

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Einer meiner Lieblingsfilme über Prostitution ist „Haus der Sünde“ (2012, Regie: Bertrand Bonelle, Originalsprache Französisch). Der Film erzählt in wunderschönen Bildern von den letzten Monaten des Pariser Edelbordells „L’Appolonide“, bevor es zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschlossen wurde.

Es wird der Alltag der Mädchen gezeigt, eine Reihe wunderschöner junger Frauen in Kleidern, Korsetts und MakeUp, gegen die ein moderner Saunaclub einfach nur billig und vulgär wirkt. Dazu Partys, Spiele und Champagner. Aber unter der Oberfläche auch Einsamkeit, Unfreiheit und Krankheit.

Der Film hat künstlerische Bilder, wie eine Raubkatze, die durchs Bild streift, und das Schicksal einer Hure, der ein Freier das Gesicht zerschneidet. Überwiegen tut bei mir aber der Eindruck eines Lebensgefühls, in dem man sich verlieren kann – und das ich auch heute noch an manchen Orten so erlebt habe. Ein Leben, immer auf der Kippe zwischen Luxus und Elend…

Fifty Shades of Grey

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In den letzten Tagen hatte ich abends viel Zeit, aber wenig Energie. Ich habe dann auf der Couch gelegen und alle drei Filme von „Fifty Shades of Grey“ geguckt; das hatte ich schon lange mal vor. Ich hatte die Bücher gelesen, als sie gerade herauskamen (auf Englisch) und mochte sie. Doch als dann der Hype darum losging, hat mich das genervt.

Ich mochte auch die Filme; sie sind sehr nah am Buch. Beides ist Unterhaltung ohne Tiefgang, eine typische Cinderella-Story. Mittelmäßig geschrieben und genauso verfilmt; eine seichte Story mit guten Erotik-Szenen. Ich habe schon dutzende ähnlicher Bücher gelesen und verstehe nicht, warum „Fifty Shades of Grey“ zu etwas Besonderem geworden ist.

Es wird ja behauptet, dass „Fifty Shades of Grey“ das Interesse vieler Menschen an BDSM geweckt hat. Das glaube ich nicht. In den Geschichten gibt es zwar einige Spiele, die nicht nur Blümchen-Sex sind, aber mit echtem BDSM hat es doch nur sehr wenig zu tun.

Ansonsten habe ich einfach das Gefühl, dass „Fifty Shades of Grey“ eines der Bücher ist, über die jeder redet und zu denen jeder eine Meinung hat – die aber viele dieser Menschen gar nicht selbst gelesen haben. Das ist bei vielen Büchern so, gerade bei erotischen Geschichten; ich habe das häufig erlebt, wenn es um „Geschichte der O“ oder den Marquis de Sade ging.

Buchempfehlung: „Mein Huren-Manifest“

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich möchte Euch von einem Buch erzählen, das ich letzte Woche gelesen habe und von dem ich mir fast wünsche, ich hätte es geschrieben. (Na ja, falls ich einmal ein Buch schreibe, wird es wohl andere Schwerpunkte haben.) Es geht um das Buch „Mein Huren-Manifest“ von Undine de Riviere.

Undine de Riviere ist Bizzar-Lady in Hamburg, seit über 20 Jahren im Gewerbe – und eine der beeindruckensten Frauen, die ich je getroffen habe!

Nun hat sie ein Buch geschrieben, über die Realität von Sexarbeit aus ihrer eigenen Sicht, der Sicht von Kolleginnen, der Sicht von Kunden; über Probleme und Stigmatisierung, über den Unsinn des Prostitutionsschutzgesetzes, über Vorurteile, Politik, Menschenhandel und Arbeitsmigration, aber auch über die schönen Seiten: den Sex, die Freiheit, die Begegnungen, den Reiz des Verruchten.

Sie sagt selber, dass das Buch aus ihrer Sicht und ihren Erfahrungen geschrieben ist. An manchen Stellen hätte ich mir einen etwas genaueren Blick auf die Schattenseiten gewünscht. Andererseits gibt es mehr als genug negative Darstellungen, und dieses Buch ist eindeutig pro Sexarbeit, ja ein flammendes Plädoyer für sexuelle Selbstbestimmung und freie Berufswahl.

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