Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Oktober 2018

Wieviel ist (meine) Integrität wert?

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich habe gerade große Probleme mit einem Kunden. Genau genommen ist es nicht mein Kunde, sondern der Kunde einer Kollegin. Er ist häufig bei uns im Appartement und bucht gerne zwei oder drei Frauen gleichzeitig. So habe auch ich schon ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht.

Dadurch, dass er nicht wirklich mein Kunde ist, gelten auch nicht meine Regeln und Tabus, sondern die der Kollegin. Ich habe also immer über seinen Drogenkonsum hinweggesehen. Auch wenn er bei der Terminvereinbarung Spielchen spielte und versucht, alle nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, betraf mich das nur selten direkt.

Dann wurde ich jedoch in seine Machtspiele hineingezogen. Erst versuchte er, eine Sonderbehandlung bei Terminzeiten und -buchungen durchzusetzen. Dann wollte er uns Frauen gegeneinander ausspielen (was ihm teilweise auch gelang, uns aber zum Glück mehr gegen ihn aufbrachte als gegeneinander).

Letzten Freitag war ich noch bis spät abends in einem Termin mit ihm – und soll jetzt plötzlich über zwei Wochen auf mein Geld warten, weil er es „vergessen“ hat und jetzt erst mal in Urlaub ist! Ich weiss, dass ich das Geld bekommen werde, und wahrscheinlich noch was drauf als Entschuldigung. Trotzdem ist das der Tropfen, der für mich das Fass zum Überlaufen bringt.

Ich werde mich nicht weiter an Terminen mit ihm beteiligen. Ich habe genug von seinen Spielchen, seiner Überheblichkeit und seinem mangelnden Respekt. Ich bin es meiner Integrität schuldig, in Zukunft aus sein Geld zu verzichten.

Shit happens

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Der GAU in diesem Job ist immer, wenn mit dem Telefon irgendwas schief geht und ich plötzlich nicht mehr erreichbar bin. Ein Mal habe ich mein Telefon schon verloren, es aber zum Glück nach einigen Stunden wiederbekommen.

Samstagmorgen hatte ich diesen GAU fast wieder. Ich hatte das Telefon in die Tasche meines Hoodies gesteckt und bin den Flur putzen gegangen. Als ich mich vorbeugte, fiel das Handy aus der Tasche – direkt in den Putzeimer!

Ich habe es natürlich sofort wieder rausgefischt und abgetrocknet, aber obwohl es noch an war, funktionierte das Touchpad nicht mehr. Erst mal SIM-Karte raus und das Handy auf die Heizung gelegt.

Die SIM-Karte habe ich in den zweiten Slot meines anderen Handys gesteckt, so war ich wenigstens weiterhin erreichbar. Aber das komplette Telefonbuch war weg, und ich fing schon an darüber nachzudenken, wie ätzend das in den nächsten Wochen wäre, wenn ich meine Stammgäste nicht mehr an der Nummer erkennen könnte.

Zum Glück funktionierte mein Handy dann nach einigen Stunden Trocknen wieder. Ich bin also nicht nur erreichbar, sondern habe auch alle Nummern noch.

Körperhygiene

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Hier bei KM wird Hygiene immer als das Wichtigste bei einem Date genannt, sowohl von Anbieterinnen als auch von Kunden. In erster Linie geht es dabei um die Vermeidung von Infektionen, aber natürlich ist es auch einfach angenehmer, wenn jemand nach Duschgel riecht und nicht nach Schweiß.

Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich drei Mal an Tag dusche sowie zusätzlich nach jedem Date, genauso häufig die Kleidung wechsle und zwei Mal am Tag die Haare wasche. Dazu kommt ein ziemlicher Aufwand für Cremen und Haarkur, damit Haut und Haar nicht unter dem häufigen Waschen leiden.

Manchmal frage ich mich schon, ob das noch normal ist. Vor allem, wenn mir mal wieder ein Kunde am späten Nachmittag sagt, dass er vor dem Date nicht duschen müsse, er war ja erst morgens duschen…

Ich bin sehr geruchsempfindlich, bei mir selbst und auch bei anderen. Es gibt Menschen, deren Geruch ich nicht mag, obwohl sie gepflegt sind. Ich mag keinen Rauchgeruch in meinen Kleidern und Haaren. Ich hasse es, wenn meine Schuhe nach Pferdestall riechen. Manche Menschen mag ich gerne riechen… aber solange ich mir dessen nicht sicher bin, ist mir der frische Geruch nach Duschgel immer lieber.

Sexarbeit ist Arbeit

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„Sexarbeit ist Arbeit“ ist ein Slogan der Pro-Prostitutions-Bewegung. Damit soll u.a. zum Ausdruck gebracht werden, dass sich Frauen bewusst für diese Tätigkeit entscheiden können, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Einige Frauen benutzen diese Aussage auch, um zu betonen, dass Sexarbeit Fähigkeiten braucht, die man erwerben muss, so dass nicht jede Frau dafür geeignet ist.

Ich möchte einen anderen Aspekt beleuchten: Sexarbeit ist Arbeit zum Lebensunterhalt. Für einen Großteil der Frauen ist der vorrangige Zweck, genug Geld zum Leben zu verdienen. Arbeit darf auch Spaß machen – aber wenn sie keinen Spaß macht, tut man sie trotzdem!

In meinem Bekanntenkreis erlebe ich immer wieder Menschen in „normalen“ Jobs, die eigentlich schon innerlich gekündigt haben. Sie leben nur noch für Feierabend und Wochenende, quälen sich jeden Tag zur Arbeit und fiebern schon mit Mitte 40 der Rente entgegen.

Selbständigen geht es meist besser; sie haben mehr Einfluss auf ihre Arbeit und sehen, wofür sie arbeiten. Das ist auch einer der Aspekte, die ich an der Sexarbeit genieße: Ich entscheide selber, wo, wann und wie ich arbeite.

Meist gehe ich gern zur Arbeit. Ich mag meinen Arbeitsplatz, meine Kolleginnen, meine Kunden und auch was ich mache. Natürlich habe auch ich Tage, an denen ich morgens lieber im Bett bleiben würde, oder am Wochenende lieber Zeit mit Freunden verbringen, als ins Appartement zu fahren. Ziemlich normal, wie bei jedem anderen Job auch!

Und der Sex? Nun, ich mag Sex, aber die Wahrheit ist, dass ich mit vielen meiner Kunden privat wohl nicht im Bett landen würde. Trotzdem mache ich es in der Sexarbeit gerne. Weil es halt meine Arbeit ist, für die ich bezahlt werde, die ich gerne mache – und in der ich gut bin. Ich ziehe einen Großteil meiner Befriedigung aus der Lust meines Gegenübers (Befriedigung des Ego, nannte eine Kollegin es). Dazu muss ich mich nicht zwingen, es ist keine „geduldete Vergewaltigung“, sondern ich tue es aktiv und ich fühle mich gut dabei.

Hilfsbereiter Besuch

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Ein paar Mal im Jahr bekommen wir im Appartement hilfsbereiten Besuch:

Bei der Polizei gibt es Verbindungsbeamte ins Rotlicht, die zwar auch Ausweise kontrollieren, aber in erster Linie nachfragen, ob jemand Hilfe braucht gegen irgendeine Art von Zwang, vor allen Dingen natürlich Zuhälterei. Sie sind freundlich, verteilen Visitenkarten und Notrufnummern, und haben einen grundlegenden Einblick ins Milieu und die Abläufe dort.

Anders ist das bei den Sozialarbeiterinnen. Sie sind meistens jung, sehr freundlich, sehr bemüht. Verteilen Kondome, Gleitmittelproben und Flyer, geben Gesundheitstips – haben aber leider nur wenig Ahnung von den Lebens- und Arbeitsrealitäten von Frauen in der Sexarbeit.

Beim letzten Mal stand ich dann mit einer von ihnen in der Tür unseres Studios, das sie völlig fasziniert hat. Offensichtlich war sie ohne jede Idee, was wir dort machen können und wozu die einzelnen Dinge da sind.

Mein Fazit nach solchen Besuchen ist immer, dass es zwar hilfsbereit gemeint ist, aber nur selten echte Hilfe bieten kann. Da muss dann doch jede Sexarbeiterin ihren eigenen Weg finden.

Preisgestaltung

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Wie bestimmt eine Sexarbeiterin ihren Preis?

In erster Linie wohl durch den Vergleich mit anderen: Welchen Service bieten die anderen Frauen an, in welcher Region, wie schätze ich ihre Attraktivität, ihr Können und ihre Erfahrung ein – und wie setze ich mich dann in Relation dazu. Auf diese Weise kann man eine Preisspanne bestimmen, in der man sich dann oben, mittig oder unten positioniert – je nachdem, welchen Kundenkreis man ansprechen will.

Pauschale für eine Zeitspanne und dann All-Inclusive, Basis-Service plus Extras, oder gleich jedes Detail einzeln verhandeln? Letzteres kommt bei den Kunden meist nicht gut an, und ersteres funktioniert nur, wenn man einen relativ begrenzten Service anbietet. Die meisten Anbieterinnen haben verschiedene Preiskategorien und/ oder berechnen bestimmte Dinge extra.

Bei uns im Appartement gibt es eine grobe Preisabsprache, damit Kunden nicht versuchen, die Frauen gegeneinander auszuspielen. Diese ist aber nicht verbindlich, sondern jede Frau hat etwas Spielraum. Für mich sind dabei immer zwei Fragen relevant:
1. Wie anstrengend ist der Termin für mich, vor allem körperlich, aber auch psychisch?
2. Wie aufwendig ist der Termin, was den Einsatz von Zubehör, Spielzeug etc angeht? Wieviel Zeit brauche ich zusätzlich zur Vorbereitung und hinterher zum Aufräumen?

Goldener Herbst

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich schreibe sehr viel in letzter Zeit, und das meiste von dem, worüber ich mir so Gedanken mache, hat ziemlichen Tiefgang. Jetzt komme ich aber gerade aus einem ganz entspannten Wochenende und habe so gar keine Lust auf tiefschürfende Gedanken, sondern genieße einfach die Leichtigkeit, die mein Leben auch haben kann. Deswegen gibt es heute einen Plauder-Blog, der einfach ein bisschen von meinem Wochenende erzählt.

Samstag fuhr mal wieder die S-Bahn nicht und ich habe das als Ausrede genutzt, um den Tag frei zu machen. Klar kann ich auch mit dem Fahrrad fahren… aber ich brauche auch ab und zu einfach Tage, an denen ich das Telefon ausschalte. Und im Moment um so mehr, ich habe nämlich letzte Woche ein Pferd gekauft. Ziemlich überraschend, aber nicht ganz ungeplant, denn mein Pony ist 25 und geht schon seit längerem auf die Rente zu. Jetzt habe ich einen 2,5-Jähringen, noch nicht angeritten, den ich in den nächsten Monaten und Jahren selber ausbilden werde. Das ist so aufregend! Den Samstag habe ich also fast komplett am Stall verbracht, und den Abend dann entspannt zu Hause.

Sonntag war ich zum Frühstück in meinem Lieblings-Café in der Stadt verabredet, und danach waren wir bei strahlendem Sonnenschein am Hafen bummeln. Habt Ihr die Sonne auch so genossen?! Es soll die ganze nächste Woche so schön bleiben, ein richtiger goldener Herbst, der dazu einlädt, noch mal viel Zeit draußen zu verbringen, bevor es winterdunkel wird. Sonntagnachmittag musste ich dann aber irgendwann rein, ich hatte nämlich ein Date. Danach noch zum Sport (ich habe die letzten Wochen wieder zugenommen, da muss ich dringend etwas gegen tun) und dann den Abend mit einem Buch in der Badewanne ausklingen lassen.

Jetzt bin ich wieder fit für die neue Woche!

Blessuren

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Heute sagt mir mein Körper deutlich, dass ich etwas vorsichtiger mit ihm umgehen sollte…

Montag habe ich mich zu einem Versuch im Ringen überreden lassen (obwohl ich sonst gar keinen Kampfsport mache). Es hat Spass gemacht, aber davon hatte ich eine Prellung am linken Oberschenkel und eine empfindliche Stelle an der Taille.

Mittwoch hatte ich dann mit meinem Jungpferd eine Diskussion über das Stillstehen beim Hufschmied. Irgendwann stand er still, aber bis dahin hatte ich eine dicke Prellung am rechten Unterarm, links die Rippen geprellt und insgesamt ziemlich Muskelkater.

Ich mag es nicht, wenn mir Bewegungen wehtun und/ oder mein Körper nicht so funktioniert, wie ich es gewohnt bin. Auch bei meinen Dates schränkt mich das ein. Nicht nur, dass ich mich nicht so ungezwungen bewege – „Vorsicht, da nicht anfassen, das tut gerade weh!“, fördert auch nicht gerade die erotische Stimmung.

Im Normalfall bin ich deutlich vorsichtiger und vermeide alles, was Verletzungen geben kann. Ich trainiere auch nicht so stark, dass ich deutlich Muskelkater bekomme. Diese Woche habe ich einfach nicht aufgepasst; ich sehe das jetzt als Mahnung, in Zukunft wieder sorgsamer mit meinem Körper umzugehen und nicht jede Herausforderung anzunehmen.

Eine intime Frage

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Das Date ist fast vorbei. Ich bin schon wieder angezogen, sitze auf meinem Stuhl und nippe an einem Kaffee, während er auf der Bettkante sitzt und sich langsam anzieht. Beiläufig wirft er mir diese Frage hin: „Und, was hast du noch so für Wünsche und Träume?“

Ich zucke zurück ob der Intimität dieser Frage. Sind Wünsche und Träume nicht etwas höchst Intimes, fast Geheimes, über das man höchstens mit engen Freunden spricht?!

Danach werde ich wütend. Ach ja, so sieht er mich also: die arme kleine Prostituierte, die von einem besseren Leben träumt?!

Ich bleibe ihm die Antwort auf diese Frage schuldig, und ihm fällt selbst auf, dass das wohl zu intim war für ein so beiläufiges Treffen, wie es das unsere war.

Aber im Nachhinein beschäftigt mich die Frage noch, und ich versuche, für mich selbst eine Antwort zu finden – und vorher erst mal herauszufinden, was mich an der Frage eigentlich so irritiert, dass ich nicht sofort eine Antwort finde.

Es ist das Begriffpaar „Wünsche und Träume“. Für mich sind Wünsche und Träume etwas, das erst mal weit von meinem Leben entfernt ist und unerreichbar scheint. In Wünschen und Träumen kann ich mich verlieren, ohne jemals ins Handeln zu kommen und eine Möglichkeit zu haben, sie zu verwirklichen.

Teenager haben Wünsche und Träume. In diesem Alter muss man erst noch lernen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und das Leben aktiv selbst zu gestalten. Da erscheint vieles noch in weiter Ferne, ohne gangbaren Weg. Doch spätestens mit 30 sollte der Blick auf das eigene Leben realistischer geworden sein. Von einigen Wünschen und Träumen hat man sich vielleicht verabschiedet, andere verwirklicht, und es sind neue hinzugekommen.

Nur, dass ich jetzt nicht mehr von Wünschen und Träumen spreche, sondern von Ideen und Plänen. Im Großen und Ganzen mag ich mein Leben, so wie es ist; aber Leben heißt immer auch Veränderung und Entwicklung. Ich habe Ideen, wohin sich mein Leben entwickeln könnte und was ich gerne noch (er)leben würde, und plane entsprechende Schritte, um das umzusetzen.

Ideen und Pläne sind real und erreichbar. Wünsche und Träume sind Wolken, Illusionen – zumindest bis man sie auf ihre Realisierbarkeit überprüft hat und sie dann zu Plänen und Zielen werden.

TRÄUME NICHT DEIN LEBEN, LEBE DEINEN TRAUM!