Nach einer von mir gegebenen Yoga-Stunde sagte mal eine der Teilnehmerinnen: „Du hast eine richtige Yin-Persönlichkeit.“ Das ist bei mir hängen geblieben, und ich freue mich immer wieder, wenn ich daran denke.

Was heißt Yin? Viele kennen das Yin-Yang-Zeichen (das ich als Tattoo auf dem Handgelenk trage), in dem in einem Kreis eine helle und eine dunkle Seite ineinander fließen. Yin ist die dunkle Seite: ruhig, erdend, sanft, dunkel, nährend. Manchmal wird Yin auch als weiblich bezeichnet.

In meiner Arbeit, egal ob im Yoga oder in der Sexarbeit, ist es mir wichtig, diesen Aspekt zu verkörpern. Viele Menschen erleben ihren Alltag als angefüllt mit Stress und Hektik. Die Zeit mit mir soll da einen Ruhepol bilden, eine kleine Oase, in der Zeit ist zu entspannen und bei sich selbst anzukommen.

Gerade Männer erleben Sex erst mal als „Yang“: aufbrausend, kraftvoll, aktiv – „männlich“. In dieser Form ist Sex eine schnelle Form des Spannungsabbaus. Das führt natürlich auch zur Entspannung, aber diese ist meist kurzfristig. Ich möchte Raum bieten, mit anderen Wegen zu experimentieren. Sich darauf einzulassen, zur Ruhe zu kommen und Lust tiefer im Körper zu erleben.

In den letzten Jahrzehnten erfährt diese Art, Sexualität zu leben, mehr und mehr Aufmerksamkeit (häufig unter den Begriffen „Tantra“ oder „Slow Sex“). Für mich ist das eine sehr intuitive Art der Sexualität und ganz selbstverständlich mit dem Anspruch von Achtsamkeit verbunden – und etwas, das leider viel zu häufig von der herrschenden Porno-Kultur überschattet wird.