Heute war ich mal wieder zu dem jährlich vorgeschriebenen Gesundheitsberatungsgespräch laut Prostitutionsschutzgesetz. Es lief wie in den letzten Jahren, neuerdings mit offener Sprechstunde. Zehn Minuten Wartezeit (in der völlig leeren Behörde), dann ein ganz kurzes Gespräch (Smalltalk, „Hast du Fragen mitgebracht? – Nein.“, „Willst du Kondome mitnehmen? – Nein.“), dann wurde die Bescheinigung ausgedruckt, und nach vier Minuten war ich wieder raus.

Dieses Jahr habe ich mich erstmals bei dem Gedanken erwischt, ob ich das wirklich brauche und machen soll. Ich bin seit drei Jahren nicht mehr nach der Bescheinigung gefragt worden, und so wie ich arbeite ist das Risiko einer Kontrolle Null. Der einzige Grund, das noch fortzusetzen, ist dass ich halt eh im System bin, dann kann ich es auch weiterhin ordnungsgemäß machen.

Ab und zu werde ich mal von meinem Umfeld gefragt, ob ich Angst vor dem Nordischen Modell habe, das gerade propagiert wird. Ich habe da nur halb ein Auge drauf, hoffe natürlich wie fast alle anderen Sexarbeiterinnen dass es nicht kommt – aber mache mir da auch keine übermäßigen Sorgen drüber. Sexarbeit gab es immer und wird es immer geben, gesellschaftlich war sie nie richtig anerkennt, und die juristischen Feinheiten spielen im Alltag nur eine untergeordnete Rolle.