Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Sicherheitskonzepte im BDSM

In meinem Profil habe ich stehen: „Safer Sex & SSC“. Safer Sex ist für die meisten klar, aber nach SSC werde ich nur selten gefragt. SSC steht für Safe Sane Consensual – Sicher Vernünftig Einvernehmlich.

SSC ist die höchste Sicherheitsstufe im BDSM. Sie bedeutet im Grunde, dass man jederzeit sichergeht, einvernehmlich zu handeln und nur im Rahmen dessen, was garantiert ohne körperliche und psychische Verletzungen möglich ist.

Eine Stufe darunter ist RACK – Risk Aware Consensual Kink – Risikobewusstes einvernehmliches Spiel. Dabei ist allen Beteiligten bewusst, dass es in dieser Technik keine absolute Sicherheit gibt, sondern dass durchaus die Gefahr von Verletzungen besteht. Diese Gefahr wird weitestmöglich ausgeschlossen und das Restrisiko in Kauf genommen.

Noch eine Stufe darunter ist EDGE – Edgeplay – Grenzspiele. Das sind Spiele für Fortgeschrittene, die ihre körperlichen und psychischen Grenzen austesten wollen und dabei auch ein höheres Risiko von körperlichen Verletzungen oder psychischen Abstürzen in Kauf nehmen.

Und dann gibt es noch DEBRIS… über das ich hier eigentlich nicht reden möchte, denn es geht um das bewusste Verletzen des devoten Parts.

Vor kurzem hat mir mal jemand vorgeworfen, ich würde „keinen Spass machen“, da ich Wert auf solche theoretischen Grundlagen und ethischen Grundsätze lege; das war ihm alles zu wenig „einfach mal Spass haben“. Aber meiner Meinung nach sollte niemand diesen Spass mit Wunden bezahlen.

Im Pay-Bereich halte ich SSC für unerlässlich, da ich die meisten meiner Kunden nicht wirklich kenne und auch nicht so regelmäßig mit ihnen spiele, dass sich ein echtes Vertrauensverhältnis entwickeln kann. In Ausnahmefällen (und privat) bewege ich mich mal im RACK-Bereich. Edgeplay bleibt meinen erotischen Fantasien vorbehalten, dieses Risiko würde ich in der Realität nie eingehen.

Sichergestellt werden diese Rahmen übrigens durch ausgiebige Vor- und Nachgespräche und durch die Verwendung des Ampelsystems und/ oder eines Safeword. Ampelsystem heißt, dass ich zwischendurch nach einer Farbe frage. Bei den Antworten bedeutet „Grün“ = „Alles okay, mach weiter.“, „Gelb“ = „Ist okay, aber nicht mehr.“ und „Rot“ = „Stop, einen Schritt zurück.“. Ein Safeword kann individuell vor dem Spiel vereinbart werden, oder man nutzt das allgemein gültige Safeword „Mayday“. Bei Verwendung des Safewords muss das Spiel sofort abgebrochen werden.

1 Kommentar

  1. Michael

    Hallo Tina,
    ich finde sehr gut, dass du als SDL über die Vereinbarungen/Möglichkeiten der ‚Absicherung‘ bei BDSM- bzw. Sex-Spielen informierst und über deine Erfahrungen reflektierst. Mein Kompliment dazu.

    Im Falle von SSC und RACK hatte ich bisher eine etwas andere Auffassung als du. Ich dachte, dass SSC einfach das (entwicklungsgeschichtlich) ältere Modell wäre und von den RACK-Anhänger(inne)n eher für seine Unbestimmtheit kritisiert wird, weshalb RACK etwas ausdifferenzierter sein sollte. Keinesfalls hätte ich angenommen, dass SSC quasi eine höhere Sicherheitsstufe darstellt (ist es nicht eher umgekehrt?).

    MMn lassen sich beide ‚Orientierungshilfen‘ letztendlich nur auf das gemeinsame C, also die Einvernehmlichkeit, zurückführen. Das zwischenzeitliche Abfragen dieser Einvernehmlichkeit sowie das Einhalten genauer Absprachen sind für mich die einzigen ‚Sicherheiten‘ – ein Restrisiko besteht leider immer, außer eine dritte Person würde (als eine Art Schiedsrichter – blöder Vergleich) mit einbezogen.

    Alles Gute dir und einen guten Rutsch ins Jahr 2024! LG Michael

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