Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Vor 20 Jahren, als ich das erste Mal den Begriff „Prostituierte“ gehört habe, hatte ich dabei das Bild von Edel-Callgirls vor mir, die ein aufregendes, glamouröses Leben führten. Dieses Bild verstärkte sich Anfang des Jahrhunderts, als Prostitution in Deutschland legal wurde und zum ersten Mal das Phänomen „Hobby-Hure“ auftauchte.

In den letzten Jahren ist der Trend rückläufig, und die jetzige Überarbeitung des Prostitutionsgesetzes zeugt davon. Letztes Jahr schrieb der SPIEGEL einen großen Artikel über „das Elend der Prostituierten“ und den „Verkauf von Frauen (und ihrer Würde)“, und in der letzten Woche hat der STERN nachgelegt – der Artikel über das ARTEMIS ist ein perfektes Beispiel für tendenziösen Journalismus.

Diese beiden Zeitungsartikel und viele weitere in Zeitungen und Internet, ebenso wie subjektive Berichte von Aussteigerinnen, verstärken in der Gesellschaft das Bild, das Prostitution frauenverachtend sei und Prostituierte arme, geschundene Frauen, die sich nichts mehr wünschen als einen Ausweg aus ihrem Elend. Komisch nur, dass ich in all den Jahren nie eine solche Frau getroffen habe… Dafür jede Menge selbstbewusster Frauen, die die Freiheiten und guten Verdienstmöglichkeiten dieser Tätigkeit genossen. Oder Frauen, die immer mal wieder ein- und ausstiegen – alles freiwillig.

Aber von diesen Frauen wollen die meisten nichts hören, erst recht nicht die Medien. Und in der Gesellschaft wird das dort gezeichnete Bild übernommen, da die wenigsten in ihrem Umfeld eine Prostituierte kennen (zumindest nicht bewusst). Also wird die Gesellschaft immer intoleranter gegenüber Prostituierten – und meiner Meinung nach in den letzten Jahren auch wieder vermehrt gegen alle, die irgendwie anders sind.

Ich habe keine Angst vor dem neuen Prostitutionsgesetz; das ist eine Unannehmlichkeit, die mir aber (erst mal) nicht schadet. Angst habe ich vor der abnehmenden Toleranz, vor der zunehmenden Ausgrenzung und den Vorurteilen. Ich bin nicht nur Prostituierte, sondern auch ein ganz normaler Mensch mit einem Leben außerhalb der Arbeit – einem Leben, dass ich gerne in Gesellschaft verbringe, ohne mir ständig Gedanken um Vorurteile und Ausgrenzung zu machen.