Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Über mich (Seite 3 von 6)

Texte über mich, meine Geschichte und meine Einstellung zu Sexarbeit

Unerwünschte Fragen

Es ist für jeden Menschen unterschiedlich, was er über sich und sein Leben erzählen möchte. Manche Kunden würden am liebsten nicht mal ihren Vornamen nennen, während andere mir eine ganze Reihe von Informationen und Erkennungsmerkmalen im Gespräch geben. Auch für jede Sexarbeiterin ist es unterschiedlich, was sie über sich preisgeben möchte – sowohl über ihre Arbeit als auch über ihr Privatleben. Ich bin eigentlich ziemlich offen im Gespräch und erzähle so einiges darüber was ich so mache und erlebe. Auf zwei Themen reagiere ich jedoch empfindlich:

Das erste sind Fragen oder Spekulationen darüber, wie viele Paysex-Dates ich mache und wieviel Geld ich demnach verdiene. Da werde ich immer nur eine ausweichende Antwort drauf geben. Was viel oder wenig ist, sieht jede Sexarbeiterin anders. Es gab Tage im Appartement, da habe ich mich über einen guten Tag gefreut, während die Kollegin über einen schlechten Tag jammerte – obwohl wir die gleiche Anzahl an Terminen hatten. Ich kann von meiner Sexarbeit leben, ohne mich zu überarbeiten; das heißt nicht, dass ich mir keine Gedanken mehr über Geld machen muss oder ein luxuriöses Leben führe. Hinzu kommt, dass die meisten meiner Kunden Angestellte sind und keine Vorstellung davon haben, welche Kosten ich als Selbständige habe (Betriebskosten, Steuern, Versicherungen etc) und dass ich für den Luxus der Selbständigkeit auf Dinge wie bezahlten Urlaub und Krankengeld verzichte. Spekulationen über meinen Verdienst führen also meist zu einem Bild, das nichts mit der Realität zu tun hat.

Das zweite sind Spekulationen über meinen Beziehungsstatus. Einige meiner Kunden gehen automatisch davon aus, dass ich Single bin, da ich „das“ ja sonst nicht machen würde. Das sagt mehr über sie selbst aus als über mich, wenn sie sich nicht vorstellen können, dass ein Mann eine Sexarbeiterin als Partnerin akzeptieren kann. Ich glaube schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr an monogame Beziehungen, weiß aber dass für sehr viele Menschen das immer noch die einzige mögliche Form von Beziehung ist. Wenn mich jemand direkt fragt, ob ich Single bin, macht mich das auch misstrauisch. Warum will er das wissen? Für ein Paysex-Date sollte mein Beziehungsstatus keine Rolle spielen, da ich mich nicht nach einem solchen Date privat mit Kunden treffen würde. Demnach beantworte ich diese Frage auch meist mit „Das geht dich nichts an.“ Last but not least kann sich mein Beziehungsstatus auch immer mal wieder ändern, und mit keinem meiner Kunden bin ich so eng, dass ich ihn über Veränderungen darüber auf dem Laufenden halte, wer gerade in meinem Privatleben eine Rolle spielt. Ich rede durchaus mal über Beziehungen – über Vorstellungen, Erfahrungen, Ideen .- aber das dann eher auf einer allgemeinen Ebene und nicht konkret auf meine momentane Lebenssituation bezogen. Manche meiner Stammkunden wissen, ob ich gerade eine „Hauptbeziehung“ in meinem Privatleben habe oder nicht. Das sind aber genau die, für die dieses Wissen keine Rolle spielt und ich mich demnach frei fühle, davon zu erzählen.

Mir fällt gerade noch etwas drittes ein: Ich rede nur ungern und selten über sexuelle Erlebnisse mit anderen Männern, egal ob im Paysex oder privat. Ich kann mal erzählen, was ich schon erlebt habe oder mir vorstellen kann. Aber ganz konkret von einzelnen Erlebnissen zu berichten, finde ich illoyal und unpassend. (Geschichten hier im Blog sind manchmal an reale Erlebnisse angelehnt, aber dabei geht es mir mehr um die Beschreibung von Stimmungen, so dass ich viele Details ändere.)

Alkohol

Sommer, Sonne, unbeschwerte Stimmung. Vorletzten Sonntag hatte ich zwischen zwei Terminen einige Stunden Zeit, in denen ich ein schwieriges Buch zu Ende lesen wollte. Aus einer Laune heraus habe ich dazu eine Flasche Wein aufgemacht, die ich ein paar Tage zuvor geschenkt bekommen hatte.

Wer mich ein wenig kennt weiß, dass ich ein sehr zwigespaltenes Verhältnis zu Alkohol habe. Ich bin nicht konsequent dagegen, aber ich hatte und habe so viele Menschen in meinem Umfeld, die Probleme mit oder zumindest ein schwieriges Verhältnis zu Alkohol haben, dass ich auch nur schwer unbeschwert mit dem Thema umgehen kann. Schwierig finde ich es schon, wenn für jemanden das Bier zum Feierabend oder das Glas Wein zum Essen unbedingt dazu gehört.

Sonntagnachmittag habe ich dann zwei Gläser Wein getrunken – und dann entsetzt festgestellt, dass ich ganz schön angetrunken war und vor dem Abendtermin dringend einen starken Kaffee brauchte.

Es fühlt sich für mich komisch an, angetrunken zu sein. Ich kann verstehen, dass Menschen die Art mögen, wie die Wirklichkeit weichgezeichnet wird, die harten Ecken abgeschliffen, alles ein bisschen durch einen sanften Schleier betrachtet.

Genau dieses Gefühl lässt aber auch meine Alarmglocken anspringen. Die Faszination für dieses Gefühl ist gefährlich; ich halte nichts davon, vor der Realtität zu flüchten. Gleichzeitig habe ich gerne die Kontrolle; bei Paysex-Dates sowieso, aber auch sonst gibt es wenige Menschen in meinem Leben, in deren Gegenwart ich vollständig entspannt bin.

Ich habe dann im Laufe der kommenden Woche die Flasche Wein geleert, an drei Abenden jeweils ein Glas. Jetzt habe ich gerade mal wieder gründlich genug von Alkohol und werde in den nächsten Wochen die Finger davon lassen. Sicher ist sicher, manche Risiken will ich einfach nicht eingehen.

Geheimnisse

Sexarbeit ist kein Thema, über das ich leicht rede. Zu sehr ist es mit Vorurteilen behaftet. Manchmal habe ich einfach keine Lust auf Erklärungen, die sich zu schnell nach Rechtfertigungen anfühlen, und auf moralisch-emotionale Diskussionen, bei denen man doch keinen gemeinsamen Nenner findet. Das klingt jetzt sehr negativ – ich habe durchaus auch schon häufig Toleranz und Interesse erfahren. Insgesamt ist es ein Thema, das sich schnell in den Vordergrund drängt und nie einfach so erwähnt und wieder abgehakt werden kann.

Es gab und gibt unterschiedliche Phasen in meinem Leben, wie ich mit dem Thema umgegangen bin. Mit Anfang 20 habe ich da fast allen gegenüber ein Geheimnis draus gemacht. Dann, mit Mitte/ Ende 20, hatte ich eine Phase, in der es mir wichtig war, möglichst vielen Menschen in meinem Umfeld davon zu erzählen. Ich hatte das Gefühl, dass mich jemand nicht richtig kennen würde, wenn er das nicht von mir wüsste, und das demnach der Kontakt nicht „echt“ sei, wenn ich es verheimliche.

Später gab es Phasen, da habe ich fast gar nicht mehr darüber geredet. Mein Schwerpunkt hatte sich von klassischer Prostitution hin zu Tantra-Massagen verschoben, und das war ja schon fast seriös. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das noch ein wichtiger Teil von mir war, und habe dementsprechend selten darüber gesprochen. In den letzten Jahren bin ich ja nun nicht mehr nur im Bereich Tantra-Massagen/ Erotische Massagen unterwegs, sondern mehr in Bereichen, die wirklich eindeutig Sexarbeit sind. Die Menschen in meinem Freundeskreis wissen das, Freizeit-Bekannte nicht – so einfach.

Im Moment lerne ich jedoch gerade relativ viele neue Menschen kennen, dadurch dass ich wieder mehr weggehe und auch bewusst neue Kontakte suche. Ich erwische mich dann dabei, wie ich ganz begeistert von meiner Tätigkeit als Yogalehrerin und Masseurin erzähle und das Thema Sexarbeit gedanklich ganz weit in den Hintergrund schiebe. Dabei frage ich mich immer wieder, wie echt der Kontakt ist und ob ich nicht ein falsche Bild von mir vorspiegle. Es fällt mir gerade schwer, mich den Fragen und Urteilen auszusetzen, die auf eine solche Enthüllung folgen – und vielleicht auch der Ablehnung.

Gleichzeitig wächst die Angst, ungewollt geoutet zu werden, etwa indem irgendwo in meinen Erzählungen ein Widerspruch drin ist oder einfach indem mich jemand gründlich googelt. Ich habe (noch) keine Antwort für diese Fragen, Gedanken und Gefühle; es ist einfach etwas, das mich gerade (mal wieder) sehr beschäftigt.

Das perfekte Leben

„My goal is to build a life I don’t need a vacation from.“

Letzten Montag war ich morgens beim Yoga, und nach einer anstrengenden Stunde verabschiedete uns die Lehrerin mit den Worten: „Danke, dass Ihr Eure Woche mit Yoga mit mir begonnen habt. Ich wünsche Euch eine schöne Woche, mit so wenig Arbeit wie möglich!“ Solche Sätze triggern mich immer!

Ich kann nicht nachvollziehen, dass Menschen so über ihre Arbeit denken. Ich meine, mir ist klar, dass die meisten nicht jeden Morgen mit totaler Begeisterung zur Arbeit gehen. Aber seinen Job so wenig mögen, dass man ihn ständig nur hinter sich bringen will? Immer nur auf den nächsten Urlaub wartet/ das Wochenende/ die Rente? Das ist doch kein Leben!

Ich fühle mich sehr privilegiert, da meine Arbeit mir sehr, sehr viele Freiheiten lässt. Ich kann fast alles selbst gestalten und bin auch zeitlich wenig festgelegt. Dafür ist mein Leben mit sehr viel Unsicherheit verbunden, zeitlich und finanziell. Ich habe durchaus Phasen, in denen ich mir mehr Struktur und Sicherheit wünschen würde – aber im Großen und Ganzen überwiegt die Freude über meine Freiheit.

Ein anderer Aspekt: Ich mag es, Enscheidungen zu treffen und dann zu diesen Entscheidungen zu stehen. Wenn ich eine Arbeit annehme (wie zuletzt vor zwei Jahren eine Teilzeittätigkeit), dann will ich jetzt gerade diesen Job machen (und das Geld verdienen, das damit verbunden ist). Warum sollte ich etwas zusagen, dass ich von Anfang an nicht will?! Ganz ehrlich: man kann auch von Sozialhilfe leben und seine Freizeit genießen. Vielen Menschen geht es jedoch zum Glück nicht nur um Geld, sondern auch um das Gefühl, etwas Nützliches zu tun und damit Teil der Gesellschaft zu sein. Das wird meiner Meinung nach viel zu häufig nicht beachtet.

Ein guter Freund von mir mag Gedankenspiele in der Art von: Was würdest du machen, wenn du im Lotto gewinnst? Wohin würdest du gerne mal reisen? Etc. Mir fällt da häufig nicht so viel zu ein, oder ich finde sowas einfach blöd. Ich mag mein Leben! Ja, ich habe auch Probleme, um die ich mich kümmern muss, bin mal schlecht drauf oder würde einfach gerne im Bett bleiben und die Decke über den Kopf ziehen. Aber es ist mein Leben, ich habe es selbst so gestaltet. Was würde es über mich aussagen, wenn ich da völlig unzufrieden mit wäre? (Ich mag übrigens keine Opfer-Mentalität. Wenn ich mit meinem Leben nicht zufrieden wäre, wäre es meine Aufgabe, das zu ändern.)

Manchmal denke ich, ich bin zu zufrieden und nicht „hungrig“ genug. Mit mehr Ehrgeiz könnte ich bestimmt sehr viel mehr erreichen, als ich jetzt habe (finanziell, aber auch was Status angeht). Ich mag meine Arbeit, meine Kunden und meinen Alltag. Es gibt noch Dinge, die ich machen und erreichen möchte. Ich fühle mich jedoch nicht getrieben, sondern gebe mir und den Dingen Zeit sich zu entwickeln. Es geht mir gut!

Warum bist du nicht mehr im Glamoresse?

Von Oktober 2015 bis März 2020 (also 4,5 Jahre) hatte ich ein Zimmer im Glamoresse, einem Bizzar-Studio in Hamburg-Billbrook. Viele meiner Kunden haben mich dort kennengelernt. Wenn sie mich jetzt nach dem Lockdown in meiner Wohnung treffen, werde ich häufig gefragt: „Warum bist du denn nicht mehr im Glamoresse? Hat es dir dort nicht mehr gefallen?“

Als im März 2020 der Lockdown kam, hatte ich meinen Raum im Glamoresse schon gekündigt. Ich hatte einen Teilzeit-Job angenommen (der dann leider die Corona-Krise nicht überstanden hat). Nach dem ersten Lockdown schrieb mich die Kollegin an und fragte, ob ich wiederkommen würde. Mir war die Situation zu unsicher, also habe ich das abgelehnt. Mittlerweile liegt die Corona-Krise (hoffentlich) hinter uns, und es kristalisiert sich immer mehr heraus, dass ich wohl nie zurückgehen werde.

Der Hauptgrund dafür ist, dass Sexarbeit nicht mehr meine einzige Tätigkeit ist. Das Zimmer im Glamoresse zu mieten ist sehr teuer; es rechnet sich nur, wenn ich 5-6 Tage die Woche dort bin, also in Vollzeit. Im Moment mache ich nur eine handvoll Dates in der Woche – und es geht mir sehr gut damit!

Das Zimmer in meiner Wohnung bietet nicht die erotischen Spielmöglichkeiten wie es im Glamoresse möglich war (z.B. im Schwarzen Studio). Andererseits gefällt es vielen Kunden, weil es ruhiger und persönlicher ist. Für mich hat es den großen Vorteil, dass es neutraler ist. Ich nutze den Raum nicht nur für erotische Treffen, sondern auch für ´Massagen und für Yoga und Coaching. Ins Glamoresse hätte ich keine Kunden bringen können, wenn es nicht um erotische Treffen ging.

Ich habe mich im Glamoresse wohlgefült und habe sehr positive Erinnerungen an die Zeit dort. Manchmal gehen Dinge jedoch einfach vorbei und es ist Zeit weiterzugehen. Das erlebe ich in vielen Lebensbereichen so. In den letzten Monaten laufe ich regelmäßig an einem Tanzstudio vorbei, in dem ich früher 2-3 Mal in der Woche war. Manchmal habe ich dann den sentimentalen Gedanken, dass ich ja mal wieder hingehen könnte. Aber das Gefühl ist nicht mehr dasselbe. Genauso geht es mir, wenn ich am Glamoresse vorbeifahre. Es gibt viele schöne Erinnerungen, aber es gibt keinen Weg zurück.

Ruhe

Nach einer von mir gegebenen Yoga-Stunde sagte mal eine der Teilnehmerinnen: „Du hast eine richtige Yin-Persönlichkeit.“ Das ist bei mir hängen geblieben, und ich freue mich immer wieder, wenn ich daran denke.

Was heißt Yin? Viele kennen das Yin-Yang-Zeichen (das ich als Tattoo auf dem Handgelenk trage), in dem in einem Kreis eine helle und eine dunkle Seite ineinander fließen. Yin ist die dunkle Seite: ruhig, erdend, sanft, dunkel, nährend. Manchmal wird Yin auch als weiblich bezeichnet.

In meiner Arbeit, egal ob im Yoga oder in der Sexarbeit, ist es mir wichtig, diesen Aspekt zu verkörpern. Viele Menschen erleben ihren Alltag als angefüllt mit Stress und Hektik. Die Zeit mit mir soll da einen Ruhepol bilden, eine kleine Oase, in der Zeit ist zu entspannen und bei sich selbst anzukommen.

Gerade Männer erleben Sex erst mal als „Yang“: aufbrausend, kraftvoll, aktiv – „männlich“. In dieser Form ist Sex eine schnelle Form des Spannungsabbaus. Das führt natürlich auch zur Entspannung, aber diese ist meist kurzfristig. Ich möchte Raum bieten, mit anderen Wegen zu experimentieren. Sich darauf einzulassen, zur Ruhe zu kommen und Lust tiefer im Körper zu erleben.

In den letzten Jahrzehnten erfährt diese Art, Sexualität zu leben, mehr und mehr Aufmerksamkeit (häufig unter den Begriffen „Tantra“ oder „Slow Sex“). Für mich ist das eine sehr intuitive Art der Sexualität und ganz selbstverständlich mit dem Anspruch von Achtsamkeit verbunden – und etwas, das leider viel zu häufig von der herrschenden Porno-Kultur überschattet wird.

Intime Mode

Schon seit vielen Jahren ist es in erotischen Kreisen üblich, sich im Intimbereich zu rasieren. Einige Menschen bezeichnen es sogar als ungepflegt, wenn jemand nicht rasiert ist.

Mit 18 habe ich mich das erste Mal rasiert. Ich erinnere mich noch, wie ich den Rasierer angesetzt und mit einem großen Schnitt die gekrausten Haare abgeschnitten habe – und dann beim ersten Blick in den Spiegel ziemlich schockiert war von der Nacktheit.

Einige Jahre lang war ich komplett rasiert; in den letzten Jahren lasse ich einen kleinen Streifen Haare stehen. Mittlerweile gefällt mir ganz rasiert nicht mehr, das ist mir zu nackt und irgendwie öbszön.

Wenn ich Urlaub habe lasse ich häufig die Haare wachsen. Ich mag das Gefühl, ich habe den Eindruck, dass mein Intimbereich mit Haaren sensibler und sinnlicher ist. Manchmal träume ich davon, einfach nach meinem Gefühl zu gehen und mich nicht mehr zu rasieren – aber ich befürchte, dass das bei meiner Arbeit nicht möglich ist. Ich möchte mir natürlich nicht nachsagen lassen, dass ich ungepflegt sei.

Sexy oder sachlich

Vor kurzem hat mich jemand darauf angesprochen, dass meine Blog-Texte früher mehr sexy seien, die neueren seien viel sachlicher. Ich weiß nicht so richtig, was ich darüber denken und sagen soll.

Angefangen habe ich mit diesem Blog, als ich mit Tantra-Massagen aufgehört und in einem Bizzar-Studio angefangen habe. Zu der Zeit habe ich viel Neues erlebt, sowohl was die Begegnungen mit Kunden als auch was die Zusammenarbeit mit Kolleginnen anging. Darüber habe ich geschrieben.

Ich habe die Zeit im Studio genossen; dort gab es eine Art von Kreativität und Inspiration, die viele meiner Sessions beeinflusst hat. Ja, ich habe mich dort mehr sexy gefühlt als ich es im Moment tue.

Seit Corona stehen in meinen Begegnungen eher andere Dinge im Vordergrund: Nähe, Berührungen, Vertrautheit. Ab und zu spiele ich noch im bizzaren Bereich und es macht mir auch noch Spaß. Aber eigentlich ist das gerade nicht so mein Thema.

Ein anderer Aspekt ist, dass ich meine Blogs in letzter Zeit weniger als Werbung sehe. Ich treffe fast ausschließlich Stammkunden. Diese Männer kennen mich schon, ich muss sie nicht mit irgendetwas ködern. Sie kennen mich und meine Art von Begegnung, und neue Aspekte ergeben sich aus dem Zusammensein, nur selten aus etwas was ich schreibe.

Sachlich? Vielleicht. In den letzten zwei Jahren drehen sich viele meiner Texte um Corona und die Auswirkungen, direkte und indirekte. Ich bin sehr achtsam für Gesundheitsthemen und schreibe da auch regelmäßig drüber, ebenso wie darüber wie sich mein Umfeld und generell die Szene gerade verändert.

Derjenige, der mich angesprochen hat, hat diese Veränderung wohl als negativ empfunden. Ich sehe das eher neutral – das sind halt die Dinge, die mich gerade beschäftigen und beeinflussen. Entweder meine Kunden können da mitgehen – oder eben nicht, dann gehen sie vielleicht zu einer anderen.

Im Lauf der Jahre

Ab und zu gibt es Männer, die sich die Mühe machen, meinen Blog komplett zu lesen – mehrere hundert Texte aus über sechs Jahren. Letztens sprach mich jemand darauf an, dass und wie sich meine Texte im Laufe der Zeit geändert hätte.

Für mich ist das selbstverständlich, dass sich meine Texte ändern und entwickeln. Ich ändere mich, meine Einstellung zu meiner Arbeit ändert sich, meine Schwerpunkte ändern sich – natürlich spiegelt sich das auch in meinen Texten wieder.

In den vier Monaten seit ich den Blog nicht mehr bei kaufmich, sondern hier auf dieser Seite betreibe, habe ich immer mal wieder alte Texte hier neu gepostet. Nun habe ich festgestellt, dass mir WordPress (das Programm, mit dem ich diesen Blog betreibe) die Möglichkeit gibt, das Veröffentlichungsdatum von Texten manuell zu ändern. Ich könnte also alle Texte von kaufmich hier rüberkopieren, mit dem Original-Veröffentlichungsdatum. Es wären nur ein paar Stunden Arbeit.

Einerseits gefällt mir der Gedanke. Ich habe viel Arbeit in diese Texte gesteckt und bin stolz darauf und auch darauf, wie lange ich den Blog schon betreibe. Andererseits sind viele der Texte mittlerweile veraltet; entweder beziehen sie sich auf Dinge, die sich mittlerweile geändert haben oder einfach vorbei sind, oder meine Einstellungen und Vorlieben haben sich geändert.

Ich träume davon, mal Ordnung in die Texte zu bringen, sie zu vervollständigen und eine Art Buch daraus zu machen. Das ist aber so viel Arbeit, dass ich da in absehbarer Zeit wohl nicht zu kommen werde.

Alkohol

Letzte Woche hatte ich einen schönen Abend mit einem neuen Kunden. Er war zum ersten Mal bei mir und am Anfang ziemlich nervös. Deswegen gab ich ihm Zeit um anzukommen; wir saßen eine Weile einfach so da und redeten – und tranken den Wein, den er mitgebracht hatte.

Der Wein war sehr lecker, er schmeckte auch im Februar nach Sommer. Nur trinke ich sonst so gut wie nie Alkohol, und als ich die Session dann angefangen habe, merkte ich, dass mir der Wein schon ganz schön zu Kopf gestiegen war. An diesem Abend war das okay; es war wie ein Weichzeichner für ein schönes Erlebnis.

Ich habe noch zwei andere Kunden, die ab und zu Sekt mitbringen. Nur einen Piccolo, aber schon das ist mir zu viel – vor allem, wenn es noch früh am Tag ist und ich nach dem Treffen eigentlich noch etwas anderes vorhabe. Für mich reicht wirklich ein kleines Glas, dass ich danach kein Auto mehr fahren kann und auch lieber keinen Sport mehr mache oder etwas, das Konzentration erfordert.

Ich bin nicht gerne betrunken oder auch nur angetrunken. Es ist nicht meine Art, so unbewusst die Kontrolle abzugeben. Dazu kommt, dass ich mehrere Fälle von Alkoholproblemen im näheren Verwandten-. und Freundeskreis habe. Ich bin generell mißtrauisch, wenn jemand Alkohol braucht, um runter zu kommen und/ oder Spaß zu haben.

Alkohol betäubt, und es gibt im Leben so viel zu spüren und zu erleben – am besten ohne Filter.

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