In den letzten Wochen bin ich immer wieder mal gefragt worden, ob ich mir Sorgen über ein eventuelles Prostitutionsverbot durch die Einführung des Nordischen Modells mache. Im Moment wird dieses Thema in der Politik und den Medien wieder sehr gepusht.
Ich verfolge diese aktuelle Diskussion nur am Rande, da sie schon seit einigen Jahren geführt wird und ich mir also schon so einige Gedanken darüber gemacht habe. Als 2017/18 das Prostitutionsschutzgesetz eingeführt wurde, war das nur für Sexarbeiterinnen und Betriebe ein Thema, Kunden hat es so gut wie gar nicht betroffen. Das Nordische Modelle lässt jetzt Sexarbeiterinnen relativ außen vor (indem sie grundsätzlich als unwissende Opfer gesehen werden) und konzentriert sich auf die Kunden und indirekt natürlich auch auf Bordelle.
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das Nordische Modell in Deutschland in den nächsten Jahren kommen wird, oder höchstens in einer sehr verwässerten Version. Die feministische Zeitschrift Emma hat Deutschland mehrfach als „das Bordell Europas“ bezeichnet und damit auf die sehr liberale Gesetzgebung hier Bezug genommen. Ein solcher völliger Paradigmenwechsel wäre sehr ungewöhnlich.
Prostitution wird sich nie völlig abschaffen lassen, sondern sie wird nur erschwert. Als Folge wird eine offene Kommunikation darüber schwierig und Anbieterinnen und Kunden verwickeln sich schnell in ein Versteckspiel, mit dem keinem gedient ist. Ich glaube nicht, dass sich für mich persönlich viel ändern würde, da ich sehr viele Stammkunden habe, die ich schon seit vielen Jahren kenne und wo ein entsprechendes Vertrauensverhältnis besteht. Als Einzelanbieterin ist es außerdem sehr unwahrscheinlich, dass jemals bei mir eine Kontrolle (durch Polizei o.ä.) durchgeführt werden wird.
Leid tut es mir für junge Frauen, die gerade in die Sexarbeit einsteigen und für die der Schutz von Bordellen wegfällt. Häufig werden diese Betriebe mit Zuhältern und Ausbeutung gleichgesetzt. Ich habe sie jedoch immer als Schutzraum erlebt, wo ich von Kolleginnen umgeben war, man sich gegenseitig unterstützt hat und im Problemfall immer sofort Hilfe und ein Ansprechpartner da war. Diese Möglichkeit würde dann wahrscheinlich wegfallen und viele junge Frauen in Gefahr bringen, da sie diese Arbeit alleine lernen müssen.
Was mir viel mehr Sorgen macht als die gesetzlichen Regelungen zur Prostitution sind die sich entwickelnden Gewohnheiten und Gesetze zur Abschaffung des Bargeld oder zumindest zur Einführung von (niedrigen) Grenzen. Es ist für mich kein Problem, ein ec-Gerät zu besorgen – viele Kunden fürchten jedoch einen Verlust ihrer Anonymität oder die Nachweisbarkeit solcher Besuche in der Familie, so dass sie das wohl von einem Besuch bei mir abhalten würde.