Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Gesundheit (Seite 3 von 5)

Gesundheitsthemen mit Bezug auf Sexarbeit

Kondomgrößen

Kondome in unterschiedlichen Größen sind ja immer noch die Ausnahme; von den meisten Firmen gibt es nur eine Einheitsgröße und vielleicht noch XL. Ich kenne auch nur wenige Männer, die sich jemals ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben, welche Kondome sie benutzen – privat keinen einzigen, in der Sexarbeit habe ich das bei zwei Männern erlebt.

Seit einiger Zeit benutze ich neben den Standard-Kondomen von London die Kondome von MySize. Dort gibt es sieben verschiedene Größen, meist greife ich nach meiner Schätzung eine heraus. Richtig sinnvoll ist das eigentlich nur im Randbereich, also wenn ich extra kleine oder extra große Kondome brauche. Die Qualität ist überzeugend – etwas dicker als normale Kondome und sitzen gut.

Für mich als Frau machen verschiedene Kondome keinen Unterschied, und es fällt mir schwer zu beurteilen, wie groß der Mehrwert für einen Mann ist – und wer überhaupt Lust auf solche Experimente hat. Idealerweise sollte sich jeder Mann mal damit beschäftigen, mit welchen er am besten klar kommt (ich besorge auch gerne noch andere). Den meisten fehlt die Initiative dazu, und sie sehen es wohl auch nicht als so nötig an.

(Überarbeiteter Text, ursprünglich veröffentlicht am 24.07.20)

Corona-Gespräche

Schon seit Monaten gibt es kein Gespräch, dass nicht an irgendeinem Punkt das Thema Corona berührt. Eigentlich sind wir alle müde und würden uns gerne wieder anderen Dingen widmen. Und doch wird uns das Thema noch eine Weile begleiten; zumindest noch in diesem Winter, ich denke auch noch im nächsten.

Am Montag bin ich spontan geboostert worden, bei einer Impf-Aktion hier im Viertel. Seit meiner zweiten Impfung sind erst vier Monate vergangen, aber mit dem Argument „körpernahe Dienstleistung“ haben sie mich durchgewunken. Danach hatte ich mehr Nebenwirkungen als nach den ersten Impfungen (Kopfschmerzen und Müdigkeit), aber das ist ein kleiner Preis als Schutz vor der Krankheit – und um unser Leben zurückzubekommen.

Wobei ich mittlerweile nicht mehr glaube, dass es in absehbarer Zeit wieder so unbeschwert werden wird wie vor der Corona-Pandemie. 2-3 Jahre mit Abstand und Masken, aber auch mit politischen Diskussionen und verschiedenen Ansichten zu Gesundheitsthemen verändern vieles. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass viele Dinge mittlerweile online stattfinden; ich denke aber, das wird in vielen Bereichen so bleiben, oder zumindest Hybrid.

Ich hatte angefangen wieder ab und zu auszugehen oder zumindest mal in ein Restaurant. Aber die Stimmung ist komisch, und die Preise sind so angestiegen, dass ich meist doch eher zu Hause bleibe. Mit Kunden führe ich ständig diese Gespräche: wie viele Kontakte, wann zuletzt getestet (jeden Morgen) – ich bin so müde! Weihnachten werde ich zu Hause verbringen, die Zugfahrt zu meinen Eltern ist mir zu riskant. Das lässt mir Zeit darüber nachzudenken, wie ich im nächsten Jahr weitermachen möchte.

PrEP

Seit ein oder zwei Jahren werde ich bei meinen Vorsorge-Untersuchungen gefragt, ob ich eine PrEP nehme. Beim ersten Mal fand ich die Frage absurd, da dieses Medikament gerade erst zugelassen war, aber mittlerweile scheint es ziemlich weit verbreitet zu sein.

PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe und ist ein Medikament, das eine HIV-Infektion verhindert, wenn man es täglich einnimmt. Überwiegend wird es von schwulen Männern genommen, ist aber nicht auf diese beschränkt. PrEP muss vom Arzt verschrieben werden und eine Kontrolluntersuchung alle drei Monate ist Pflicht. Bei dieser Untersuchung wird u.a. die Nierenfunktion geprüft, da diese durch das Medikament beeinträchtigt werden kann.

Vor kurzem habe ich einen Roman gelesen, in dem die Protagonistin bevorzugt ungeschützten Sex hatte und versuchte, sich dabei durch die Einnahme von PrEP und Antibiotika zu schützen. Theoretisch wäre das auch für Sexarbeiterinnen eine Option. Praktisch halte ich das für eine dumme Idee.

Jedes Medikament hat Nebenwirkungen, weswegen ich meinem Körper so wenig Medikamente wie nötig zumute. Die PrEP schützt nur vor HIV, nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten, und eine dauerhafte (oder auch nur häufige) Einnahme von Antibiotika ist auf jeden Fall gesundheitsschädlich. Kondome schützen völlig ohne Nebenwirkungen.

Ich mag auch den psychologischen Effekt von Kondomen: Beiden wird das Risiko bewusst und sie übernehmen Verantwortung. Schon beim Thema Schwangerschaft wird das oft der Frau überlassen, und über Krankheiten machen sich noch weniger Männer Gedanken (meiner Erfahrung nach die jüngeren noch eher als ältere Semester). Da muss unbedingt ein Umdenken stattfinden, auch außerhalb von festen Beziehungen.

(Re-Post vom 07.01.21)

S.A.M. Health

Mit der Corona-Krise sind viele Sachen kompliziert geworden, die ich früher mal eben so gemacht habe. Dazu gehören meine ärztlichen Untersuchungen. Seit ich in Hamburg wohne, lasse ich die nicht bei einem Arzt machen, sondern im Casa Blanca, einer Beratungsstelle in Altona. Da kann man normalerweise einfach zu den Öffnungszeiten vorbeigehen, anonym und ohne dass unangenehme Fragen gestellt werden. Seit Corona sind sie nicht mehr offen, sondern bieten nur noch Termine für Notfälle an – wozu ich mich nicht zähle.

Vor gut einem Jahr wurde ich dann auch ein Angebot der Deutschen Aidshilfe aufmerksam, dass sich S.A.M. Health nennt. Dort kann man sich Probenentnahme-Kits nach Hause schicken lassen, diese dann an ein Labor schicken, und bekommt das Ergebnis nach ein paar Tagen per SMS aufs Handy. Das habe ich jetzt zum zweiten Mal gemacht.

Beim ersten Mal letztes Jahr hatte ich arge Probleme mit der Blutentnahme. Man sticht sich in den Finger und streicht dann Bluttropfen in ein Röhrchen; beim ersten Versuch habe ich so ziemlich überall Blut gehabt (an der ganzen Hand, meiner Kleidung und im Waschbecken), aber keins im Röhrchen. Diesmal hat das ein Freund für mich gemacht, so dass ich die Hand einfach locker hängen lassen konnte und er beide Hände dafür frei hatte. Das hat deutlich besser geklappt! Neben der Blutabnahme macht man Abstriche mit Wattestäbchen, was völlig unkompliziert ist.

Getestet wird auf HIV, Syphilis, Tripper und Chlamydien – die häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten (und die nicht sofort Symptome verursachen). Das Ergebnis hatte ich schon nach zwei Tagen, alles in Ordnung. Toller Service, schnell und zuverlässig. Ein wenig fehlt mir der Kontakt zum Arzt, das kurze Gespräch, das Gefühl alles im Blick zu haben. Aber eigentlich ist diese Form der Kontrolle ausreichend – und im Moment auf jeden Fall die einfachere und sicherere Lösung.

samhealth.de

Corona

In den letzten Wochen ist Corona in den Nachrichten und auch im Bewusstsein von vielen mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Politisch standen durch die Wahl andere Dinge im Vordergrund, und im Sommer war es auch einfach nicht so wichtig, da man ständig an der frischen Luft war. Ein wenig Sorgen vor dem Beginn der Indoor-Saison hatte ich schon… Hier in Hamburg setzt sich aber mehr und mehr 2G durch, und so habe ich auch angefangen, wieder ab und zu ins Theater oder ins Kino zu gehen.

Jetzt bin ich unsanft an die Realität der Pandemie erinnert worden. Letztes Wochenende (30./31.10.) war ich zu einer Yoga-Ausbildung. Eine feste Gruppe, 11 Menschen, 3G – 8 geimpft, 3 getestet. Donnerstag dann die Nachricht von einer Frau: sie hatte seit Dienstag Symptome und ihr Test auf Covid-19 war positiv. Mittlerweile sieht es so aus als hätten sich noch vier Menschen bei ihr angesteckt (alle geimpft).

Ich habe sofort mit dem Gesundheitsamt telefoniert und war erstaunt zu hören, dass die Rückverfolgung nur noch über 2 Tage erfolgen würde und ich nicht in Quarantäne müsse, sondern mich nur auf Symptome beobachten solle. Nun, mir geht es gut, ich habe keine Symptome. Trotzdem habe ich Donnerstag und Freitag einen Test gemacht (beide negativ) und werde das wohl auch die nächsten Tage forsetzen – und danach wohl zur Sicherheit und Selbstkontrolle 2-3 Mal die Woche. (Selbsttests habe ich heute für 1,75 Euro das Stück gekauft, das Argument „aber teuer“ zählt also nicht.)

Ich hatte in den letzten Tagen drei Dates, die ich vorsichtshalber benachrichtigt habe. Fürs Wochenende hatte ich zwei Dates vereinbart; mit den Männern habe ich heute telefoniert und ihnen die Entscheidung überlassen, ob sie mich trotzdem treffen wollen. Einer hat den Termin verschoben, da er einer Risikogruppe angehört. Der andere verlässt sich darauf, dass wir ja beide geimpft sind. Dann ist der Kontakt auch gut eine Woche her und ich ohne Symptome und mit mehreren negativen Tests – es sieht also so aus, als wäre ich mit einer Warnung davongekommen.

2G

Bis gestern hatte ich auf meinem Profil den Satz stehen: „Ich bin gegen Covid-19 geimpft und bevorzuge dies auch bei meinen Kunden.“ Das habe ich jetzt geändert in: „2G – ich bin gegen Covid-19 geimpft und erwarte dies auch von meinen Kunden.“

Ursache dafür war ein Telefongespräch mit einem Kunden aus der Vor-Corona-Zeit. Auf seinen Hinweis, dass er aber nicht geimpft sei, fragte ich ihn, wie häufig er sich den testen würde: Gar nicht, das kostet ja jetzt Geld! Als ich dann etwas ungehalten wurde und auch direkt fragte, warum er sich den nicht impfen lassen würde, folgten Verschwörungstherorien und diese Pseudo-Argumente wie „die Impfung wirkt ja auch nicht bei allen“ und „es gibt aber auch Geimpfte, die Überträger sind“ (ja, stimmt beides, ist aber bei den Gesamtzahlen eher unerheblich).

Dieses Verhalten deckt sich leider mit meinen Erfahrungen mit Ungeimpften in den letzten Monaten: Entweder sie hängen direkt irgendwelchen „alternativen Theorien“ an, oder aber sie nehmen Corona einfach überhaupt nicht ernst. Ich könnte damit leben, wenn jemand sich nicht impfen lässt und dann für sich erhöhte Maßnahmen (Maske, Abstand, Kontakte vermeiden) beibehält und sich regelmäßig testet (mindestens jeden zweiten Tag) – hab ich aber noch nicht erlebt. Die Pandemie einfach zu negieren oder zu ignorieren ist in meinen Augen grob fahrlässig, und solche Menschen möchte ich nicht in meiner Umgebung haben.

3 G oder 2 G

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Letzte Woche habe ich in meinem Profil den Satz hinzugefügt: „Ich bin gegen Covid-19 geimpft und bevorzuge das auch bei meinen Kunden.“ Gedacht hatte ich das erst mal einfach als Statement, um meinen Umgang mit der Pandemie deutlich zu machen. Als mich dann direkt ein Kunde fragt, ob ich jetzt nur noch Männer treffe, die geimpft sind, habe ich das verneint. Seitdem habe ich viel darüber nachgedacht. 

Privat sind der Großteil meiner Kontakte geimpft, meine nahen Freunde mittlerweile alle. Vor kurzem habe ich bei zwei Frauen (keinen Freundinnen, aber regelmäßige Kontakte) festgestellt, dass sie sich nicht impfen lassen wollen. Begründung: „Ich warte auf den Totimpfstoff.“ bzw „Ich gehe da meinen eigenen Weg, und es herrscht ja keine Impfpflicht.“ ICH HABE DA ABSOLUT KEIN VERSTÄNDNIS FÜR!

Der Lockdown war für mich sowohl beruflich als auch privat die Hölle. Für mich selber habe ich keine Angst vor einer Corona-Infektion, aber immer noch steckt mir die Angst, andere zu gefährden, tief in den Knochen. Eine Impfung ist für mich eine Kleinigkeit und das Risiko sehr gering. Man schützt damit nicht nur sich selbst und andere, sondern gibt auch uns allen unseren Alltag zurück. 

Hygienekosten

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Wenn ich darüber nachdenke, finde ich es erstaunlich, wie häufig ich schon mit Kolleginnen oder Kunden über die Kosten für Kondome diskutiert habe. KM fragte früher im Interview sogar, ob Sexarbeiterin oder Kunde Kondome besorgen soll (in meinen Augen eindeutig die Sexarbeiterin, außer der Kunde will nur ganz bestimmte benutzen). Kondome kosten zwischen 20 und 70 Cent (in Großpackungen) – das sollte bei einem Stundensatz von 150 Euro nun wirklich keine Rolle spielen! 

Mit der Betreiberin eines Studios hatte ich mal ein Gespräch über den Preis von Desinfektionsmittel (Desinfektionsspray zum Putzen ca 5 Euro der Liter, Handdesinfektionsmittel ca 15 Euro der Liter). Auch das fällt meiner Meinung nach wenig ins Gewicht. Genauso verhält es sich mit den Kosten für Gleitmittel (30 Euro pro Liter). 

Was für mich persönlich ins Gewicht fällt, und zwar nicht nur von den Kosten her, sondern auch vom Arbeitsaufwand, ist die tägliche Wäsche. Pro Termin brauche ich 2 Laken und 2-3 Handtücher – da kommt einiges zusammen an Wasserverbrauch, Waschmittel etc., und manchmal komme ich mit dem Waschen und Trocknen nur schwer hinterher. Deswegen kenne ich viele Sexarbeiterinnen, die Handtücher nur austauschen, wenn sie sichtbar schmutzig sind. 

Von einem Großteil der Kunden wird „Hygiene und Sauberkeit“ als eines der Hauptargumente bei der Auswahl der Sexarbeiterin genannt. Ich würde mir wünschen, dass das Thema von allen Beteiligten ernst genommen wird! 

Corona-Impfung

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Gestern bin ich zum ersten Mal gegen Covid-19 geimpft worden. Ende August bin ich dann vollständig geimpft. Hoffentlich fühle ich mich dann sicherer und das Leben ist wieder mehr auf dem Weg Richtung Normalität. 

In den letzten Wochen, seit Sexarbeit wieder erlaubt ist, habe ich deutlich weniger Männer getroffen als vor Corona. Ich habe regelmäßig Tests gemacht und das Thema Test/ Impfung/ Kontakte war bei fast jedem Vorgespräch wichtig. Ich habe keine wirkliche Angst vor einer Corona-Infektion bei mir; ich bin jung genug und gesund, so dass ich höchstwahrscheinlich keinen schweren Verlauf hätte. Aber ich hatte Angst, meine Kunden zu gefährden. 

Sexarbeiterinnen haben leider keine Priorität bei den Impfungen bekommen. Der Verein Hydra in Berlin hat eine Sonderimpfaktion für Sexarbeiterinnen gehabt, was ich toll und wichtig finde. Alle anderen müssen sich über Ärzte oder Impfzentren um einen Termin bemühen. Ich frage mich, wie viele das Thema wichtig nehmen und sich impfen lassen… 

Tests

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Seit drei Wochen mache ich ein oder zwei Mal die Woche einen Covid19-Selbsttest. In einigen Bundeländern erlauben es diese Tests mittlerweile, auch körpernahe Dienstleistungen wieder ohne Maske zu erbringen, wenn ein aktueller negativer Test vorliegt. 

Mein erster Gedanke dazu war: Das ist ja wie wenn ich Kontakte ohne Kondom anbieten würde, wenn aktuelle STI-Tests vorliegen! Na ja, der Unterschied ist: Die Inkubationszeit von Covid-19 ist relativ kurz. Wenn Symptome auftreten, dann meist innerhalb der ersten Woche. Infizierte ohne Symptome schützen durch den Test andere vor Ansteckung (hoffentlich durch die vorgeschriebene Quarantäne bis zum „Freitesten“). 

So wie Covid-19 bei einigen Menschen symptomfrei verläuft, gibt es auch STI (sexuell übertragbare Krankheiten), die sehr lange symptomfrei bleiben. Um andere zu schützen, machen regelmäßige Tests also Sinn. Sie sind aber keine Freifahrschein für Unvorsichtigkeit, da einige Krankheiten erst nach einiger Zeit nachgewiesen werden können (z.B. HIV erst nach drei Monaten), und Tests auch eine Fehlerquote haben (besonders der Covid19-Selbsttest). 

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