Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Gesundheit (Seite 2 von 5)

Gesundheitsthemen mit Bezug auf Sexarbeit

Das leidige Thema

Wir nähern uns dem Herbst, und damit kommt auch langsam das Thema Corona wieder hoch. Ich habe mich in den letzten Monaten daran gewöhnt, dass es vorbei ist. Das Leben fühlt sich fast wieder normal an, nur in der Bahn herrscht noch Maskenpflicht. Im Supermarkt habe ich trotzdem noch eine Maske getragen, aber seitdem ich von S-Bahn auf Fahrrad umgestiegen bin, muss ich mich jeden Morgen bewusst daran erinnern, überhaupt eine Maske in der Tasche zu haben.

In der letzten Woche sind mir dann wieder zwei Fälle von Impfgegnern über den Weg gelaufen – und ich habe keine Ahnung, wie ich weiter mit dem Thema umgehen will. Während der ganz akuten Zeit letztes Jahr und dieses Frühjahr habe ich konsequent alle Menschen gemieden, die nicht geimpft waren. Nicht mal wegen des Risikos, sondern einfach weil ich dieses Verhalten für verantwortungslos und únsozial halte.

Andererseits machen die meisten Menschen in meinem Umfeld irgendetwas, das sich nicht mit meinen Werten deckt. In den meisten Fällen wechseln wir dann das Thema und erkennen an, dass wir halt einfach unterschiedlicher Meinung sind. Sollte ich anfangen, dass beim Thema Corona genauso zu handhaben?

Die Aussagen von Ärzten und Wissenschaftlern sind größtenteils aus den aktuellen Nachrichten verschwunden, und ich habe mir bisher nicht die Mühe gemacht, bewusst danach zu suchen. Ich bin dreifach geimpft und zusätzlich genesen, und wenn möglich werde ich mir im November noch eine vierte Impfung geben lassen. Ich denke damit ist es dann gut, und ich habe keine Lust mehr, mein Leben einzuschränken und/ oder da ein Streitthema draus zu machen.

Lasst uns bitte einfach wieder ein halbwegs normales Leben führen, in dem auch Risiken ihren Platz haben. Leben ist leider lebensgefährlich…

Frauengesundheit

Wenn im Paysex über Gesundheit gesprochen wird, geht es meist um sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV, Syphillis, Tripper, Chlamydien. Diese Krankheiten kommen vor, sind aber zum Glück doch relativ selten und lassen sich durch Kondome leicht vermeiden.

Viel problematischer sind für viele Sexarbeiterinnen gesundheitliche Probleme, die sich einfach aus der Menge der sexuellen Kontakte mit unterschiedlichen Männern ergeben. Wenn eine Frau anfällig dafür ist, kommt es schnell zu PIlzinfektionen, bakterieller Vaginose oder Blasenentzündung. Das ist nicht dramatisch und lässt sich meist sogar ohne Arztbesuch beheben. Es ist aber unangenehm und nervig.

Eigentlich sollte die betroffene Frau in einem solchen Fall ein paar Tage zu Hause bleiben und sich auskurieren. Tun aber ehrlich gesagt nur die wenigsten; Sexarbeiterinnen sind auf regelmäßiges Einkommen angewiesen, die Kosten (Appartementmiete etc) laufen weiter, und Unzuverlässigkeit kostet schnell Stammkunden. Also wird weiter gearbeitet – auf die Gefahr hin, die Gesundheit weiter zu riskieren.

Leider fällt mir auch immer wieder auf, dass vielen Männern diese Problematik so gar nicht bewusst ist. Viele Sexarbeiterinnen lassen sich nur sehr ungerne fingern – verständlich, denn diese Technik birgt das Risiko von Mikroverletzungen durch Fingernägel, die dann zu Infektionen führen können, und viele Männer achten auch einfach nicht darauf, sich regelmäßig die Hände zu waschen und nicht von eigenen Intimbereich in den der Sexarbeiterin zu greifen, oder aber den Analbereich zu berühren und dann wieder nach vorne zu gehen (beides erhöhtes Infektionsrisiko).

Eine erfahrene Sexarbeiterin lernt, ihren Körper zu lesen und im Idealfall frühzeitig Vorkehrungen zu treffen, um eine schlimmere Infektion zu vermeiden. Trotzdem möchte ich diese Thematik immer wieder den Kunden gegenüber ins Bewusstsein bringen, in der Hoffnung auf mehr Rücksicht und Hygienebewusstsein.

S.A.M. Health

Die meisten Menschen, die im Paysex unterwegs sind, legen Wert auf Safer Sex, zumindest was die Verwendung von Kondomen angeht. Viel weniger Gedanken machen sich die meisten über Oralsex oder über die Fragen, wo sie in welcher Reihenfolge ihre Finger haben. Dadurch bleibt immer ein Restrisiko, sich doch mit einer Krankheit anzustecken. Ich halte es dafür für alle Menschen, die wechselnde Partner haben, für wichtig, sich regelmäßig auf die verbreitetsten sexuell übertragbaren Kranheiten testen zu lassen.

Neben dem Hausarzt bieten diese Tests in den meisten Städten die AIDS-Beratungen an. Seit einigen Jahen gibt es außerdem die Möglichkeit, die Proben für diese Tests selbst zu Hause zu entnehmen und an ein Labor zu schicken. Das Projekt heißt „S.A.M. Health“. Ich habe es jetzt schon einige Male genutzt und bin zufrieden damit.

Nach einer Online-Registrierung und einem kurzen telefonischen Beratungsgespräch bekommt man Abstrichtupfer und ein kleines Röhrchen zur Blutabnahme nach Hause geschickt. Die Proben kann man (nach Anleitung) problemlos selbst entnehmen. Sie werden dann an das Labor geschickt, und innerhalb von drei Tagen hat man das Ergebnis per SMS auf dem Handy – ganz diskret. Mit 59 Euro entspricht der Preis in etwa dem, was man auch bei den Beratungsstellen zahlt, und ist deutlich günstiger als beim Hausarzt. Und man spart sich halt den Zeitaufwand für einen Arzttermin.

Ich möchte es allen meinen Kunden immer wieder nahe bringen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und Verantwortung zu übernehmen.

samhealth.de

Covid-positiv

Jetzt hat es mich auch erwischt: seit gestern bin ich Covid-positiv. Ich habe mich Mitte letzter Woche bei einem Freund angesteckt, der am Wochenende davor auf Festival war. Sein Test war seit Freitagmorgen positiv. Kurz habe ich noch gehofft, mich nicht angesteckt zu haben, aber seit Samstag huste ich und seit gestern habe ich eindeutige Symptome. Im Moment fühlt es sich an wie eine normale Erkältung: Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen. Ich bin selten krank und kann da schlecht mit umgehen, mir fällt jetzt schon die Decke auf den Kopf.

Gefühlt sind im Moment 20-30% der Menschen in meinem Bekanntenkreis Covid-positiv, es war also vielleicht nur eine Frage der Zeit bis ich mich auch anstecke. Dabei bin ich immer noch vorsichtig gewesen, trage weiterhin in Geschäften eine Maske und gehe nicht zu Großveranstaltungen. Auch ohne Anlass habe ich mich vor jedem Date getestet, nach dem Risikokontakt dann zwei Mal am Tag.

Wenn ich gerade die ganzen Bilder von Großveranstaltungen sehe oder von dem Gewusel in Zügen und an Urlaubsorten, frage ich mich, ob jetzt eine Durchseuchung gewollt ist. Warum haben wir uns dann eigentlich durch zwei Jahre Lockdowns durchgequält?! Die Impfquote finde ich immer noch erschreckend niedrig, man kann also noch nicht mal argumentieren, dass es „jetzt ja nicht mehr so schlimm ist“. Ein Freund von mir war trotz dreifacher Impfung 12 Tage positiv und kämpft jetzt mit einer Lungenentzündung…

Der Freund, bei dem ich mich angesteckt habe, war nach vier Tagen wieder negativ – vielleicht habe ich ja Glück und bin auch so schnell durch. Ich vermisse mein Leben jetzt schon!

Risikenbewertung

Mir gehen die Lockerungen der Corona-Verordnungen zu schnell. Die totale Aufhebung der 2G/3G-Regeln, das Fallen der Maskenpflicht an sehr vielen Orten… Es erinnert mich an den letzten Sommer. Da haben wir auch gedacht, es wäre vorbei, und im Herbst ging es (vorhersehbar) wieder los.

Gefühlt habe ich in meinem Bekanntenkreis gerade viele Corona-Fälle. Nicht so sehr in meinem Freundeskreis, aber in meinen Yoga-Gruppen fallen sagen regelmäßig Leute ab, weil sie Corona haben, und auch einige meiner Kunden erzählen, dass sie eine Infektion hinter sich haben.

Ich bin verunsichert und weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll. Einerseits genieße ich es, auch mal wieder an Yoga-Stunden teilzunehmen, bei denen 16 Menschen im Raum sind – die Energie ist so unglaublich toll! Andererseits wollte ich gerne zum Dom, habe aber davon Abstand genommen, als ich auf Bildern das Gedränge gesehen habe. Ebenso habe ich vor ein paar Tagen Konzertkarten verfallen lassen; mit 2G-Regel und Abstand wäre ich wohl hingegangen, aber so ist mir das Risiko in Konzertsaal, Kino etc noch zu groß.

Vor vielen Jahren hatte ich einen schweren Unfall (mit einem Motorroller), und seitdem denke ich anders über Risikobewertung. Ich frage mich nicht nur, wie gefährlich etwas ist, sondern auch, wie viel es mir wert ist. Beispiel Sportunfälle: Es kam für mich nie in Frage, das Reiten aufzugeben; beim Motorrad fahren, Ski fahren u.a. überwiegt für mich das Risiko den Nutzen – es ist mir einfach nicht wichtig genug, ich kann gut darauf verzichten.

Die gleiche Logik wende ich auch auf Infektionsrisiken an: Bei erotischen Treffen oder Yogastunden ist mir das Erlebnis das Risiko wert. Bei Konzerten oder Kino ist es das nicht. Im Moment genieße ich einfach den Frühling, meist eher außerhalb der Stadt. Die nächsten Veranstaltungskarten habe ich für den Sommer, ein verschobener Termin für die „Rocky Horror Show“; ich bin gespannt, wie dann mein Gefühl dazu sein wird.

Lockerungen

Im März läuft die aktuelle Corona-Verordnung aus, und so wird im Moment mal wieder über Lockerungen diskutiert. Die Maskenpflicht wird wohl bestehen bleiben, aber bei den 2G/3G-Regelungen wird es wahrscheinlich Lockerungen geben.

Ehrlich gesagt bin ich da kein Fan von. Ich bin geimpft und geboostert, die 2G+-Regel schränkt mich also nicht ein. Es sind überwiegend Impfgegner, die von diesen Lockerungen profitieren würden. Das finde ich unfair!

Vor ein paar Tagen schrieb mich wieder ein Mann an, den ich vor ein paar Monaten schon einmal abgelehnt hatte, da er nicht geimpft war, also die 2G-Regel nicht erfüllen konnte. Jetzt schrieb er, dass er ab März genesen ist und dann gerne einen Termin bei mir machen würde, und ob er dann noch einen Test brauchen würde. Ich habe den Termin wieder abgelehnt.

Die Querdenker reden immer davon, dass die Gesellschaft gespalten würde. Ich sehe das anders. Ich bin ein Fan davon, dass Handlungen (bzw Unterlassungen) Konsequenzen haben. Es steht also jedem zu, sich gegen eine Impfung zu entscheiden – dann müssen aber andere Maßnahmen getroffen werden, wie halt Masken, Abstand und regelmäßige Tests! Sich nur hinzustellen und gegen alles zu sein finde ich verantwortungslos.

Mir ist noch niemand begegnet, der nicht geimpft war und einen glaubhaften anderen Weg für sich gefunden hat. Ich bin geimpft und geboostert und teste mich trotzdem 4-5 Mal die Woche. Da will ich einfach keine Menschen in meinem Leben, die die Pandemie so gar nicht ernst nehmen und einfach weitermachen wie früher – und damit sich selbst und andere gefährden.

Egal welche Maßnahmen gesetzlich vorgeschrieben werden, bei mir wird wohl den Rest des Jahres 2G gelten. Wenn jemand nicht geimpft ist, erwarte ich eine glaubhafte Begründung (ohne Schwurbeleien, sondern mit realen medizinischen Gründen) und ein vernünftiges alternatives Schutzkonzept, damit ich über ein Treffen nachdenke.

Moderne Medizin

In den letzten Tagen habe ich auf Netflix eine Krimi-Serie geschaut, die im viktorianischen London spielt. Der Ermittler in dieser Serie ist an Syphillis erkrankt – eine Krankheit, die zur damaligen Zeit noch nicht heilbar war. Er steht also vor einer Zukunft, in der die Krankheit das Nervensystem angreifen und ihn in den Wahnsinn treiben wird. „Behandelt“ wurde Syphillis damals mit Quecksilber – das, wie wir heute wissen, hochgiftig ist, und u.a. auch Halluzinationen hervorruft.

Ich habe vor vielen Jahren in der Schule mal ein Referat über Syphillis gehalten. Damals galt es als rückläufige Krankheit, die gut behandelt werden kann. Mittlerweile ist sie wieder auf dem Vormarsch, nicht nur in Dritte-Welt-Ländern, sondern auch in Deutschland (ebenso wie Tripper und andere Geschlechtskrankheiten).

Ich bin ein großer Fan von Naturheilkunde und alternativen Heilverfahren. In den letzten Jahren ist es den Querdenkern jedoch gelungen, einen Keil zwischen die sonannte Schulmedizin und die Heilpraktiker-Szene zu treiben. Der Graben wird immer größer; Anhänger der Schulmedizin lehnen alternative Ansätze häufig komplett ab, und Anhänger von Heilpraktikern lehnen die Schulmedizin ab und verrennen sich immer mehr in alternative Methoden, die mehr mit Esoterik als mit Medizin gemein haben.

Wenn ich wählen muss, stehe ich auf der Seite der Schulmedizin. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie weit diese in den letzten 150 Jahren gekommen ist. Viele Krankheiten, die früher ein Todesurteil waren, sind heute heilbar oder können zumindest aufgehalten werden. Es ist erstaunlich, dass in knapp zwanzig Jahren wirksame Medikamente gegen AIDS entwickelt wurden, oder jetzt innerhalb von ein paar Monaten eine Impfung für Covid-19. Ich finde es schade, dass so vielen Menschen diese Leistung gar nicht mehr bewusst wird oder sogar abgetan wird. Viele Menschen gehen leichtfertig mit ihrer Gesundheit um – ohne sich bewusst zu machen, dass ihnen das nur möglich ist, weil unsere Medizin so weit entwickelt ist.

Gerade Syphillis war Anfang des 20. Jahrhunderts, vor der Entdeckung des Penicillins (und der danach folgenden Entwicklung anderer Antibiotika) eine ständige Bedrohung für Prostituierte und ihre Kunden. Kondome werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts industriell gefertigt und problemlos erhältlich, und haben sich erst mit der AIDS-Pandemie der 80er Jahre durchgesetzt. Ich finde, diese Tatsachen sollte man sich häufiger mal bewusst machen und würdigen – und sogsamer mit der eigenen Gesundheitsvorsorge umgehen.

Kondomgrößen

Kondome in unterschiedlichen Größen sind ja immer noch die Ausnahme; von den meisten Firmen gibt es nur eine Einheitsgröße und vielleicht noch XL. Ich kenne auch nur wenige Männer, die sich jemals ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben, welche Kondome sie benutzen – privat keinen einzigen, in der Sexarbeit habe ich das bei zwei Männern erlebt.

Seit einiger Zeit benutze ich neben den Standard-Kondomen von London die Kondome von MySize. Dort gibt es sieben verschiedene Größen, meist greife ich nach meiner Schätzung eine heraus. Richtig sinnvoll ist das eigentlich nur im Randbereich, also wenn ich extra kleine oder extra große Kondome brauche. Die Qualität ist überzeugend – etwas dicker als normale Kondome und sitzen gut.

Für mich als Frau machen verschiedene Kondome keinen Unterschied, und es fällt mir schwer zu beurteilen, wie groß der Mehrwert für einen Mann ist – und wer überhaupt Lust auf solche Experimente hat. Idealerweise sollte sich jeder Mann mal damit beschäftigen, mit welchen er am besten klar kommt (ich besorge auch gerne noch andere). Den meisten fehlt die Initiative dazu, und sie sehen es wohl auch nicht als so nötig an.

(Überarbeiteter Text, ursprünglich veröffentlicht am 24.07.20)

Corona-Gespräche

Schon seit Monaten gibt es kein Gespräch, dass nicht an irgendeinem Punkt das Thema Corona berührt. Eigentlich sind wir alle müde und würden uns gerne wieder anderen Dingen widmen. Und doch wird uns das Thema noch eine Weile begleiten; zumindest noch in diesem Winter, ich denke auch noch im nächsten.

Am Montag bin ich spontan geboostert worden, bei einer Impf-Aktion hier im Viertel. Seit meiner zweiten Impfung sind erst vier Monate vergangen, aber mit dem Argument „körpernahe Dienstleistung“ haben sie mich durchgewunken. Danach hatte ich mehr Nebenwirkungen als nach den ersten Impfungen (Kopfschmerzen und Müdigkeit), aber das ist ein kleiner Preis als Schutz vor der Krankheit – und um unser Leben zurückzubekommen.

Wobei ich mittlerweile nicht mehr glaube, dass es in absehbarer Zeit wieder so unbeschwert werden wird wie vor der Corona-Pandemie. 2-3 Jahre mit Abstand und Masken, aber auch mit politischen Diskussionen und verschiedenen Ansichten zu Gesundheitsthemen verändern vieles. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass viele Dinge mittlerweile online stattfinden; ich denke aber, das wird in vielen Bereichen so bleiben, oder zumindest Hybrid.

Ich hatte angefangen wieder ab und zu auszugehen oder zumindest mal in ein Restaurant. Aber die Stimmung ist komisch, und die Preise sind so angestiegen, dass ich meist doch eher zu Hause bleibe. Mit Kunden führe ich ständig diese Gespräche: wie viele Kontakte, wann zuletzt getestet (jeden Morgen) – ich bin so müde! Weihnachten werde ich zu Hause verbringen, die Zugfahrt zu meinen Eltern ist mir zu riskant. Das lässt mir Zeit darüber nachzudenken, wie ich im nächsten Jahr weitermachen möchte.

PrEP

Seit ein oder zwei Jahren werde ich bei meinen Vorsorge-Untersuchungen gefragt, ob ich eine PrEP nehme. Beim ersten Mal fand ich die Frage absurd, da dieses Medikament gerade erst zugelassen war, aber mittlerweile scheint es ziemlich weit verbreitet zu sein.

PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe und ist ein Medikament, das eine HIV-Infektion verhindert, wenn man es täglich einnimmt. Überwiegend wird es von schwulen Männern genommen, ist aber nicht auf diese beschränkt. PrEP muss vom Arzt verschrieben werden und eine Kontrolluntersuchung alle drei Monate ist Pflicht. Bei dieser Untersuchung wird u.a. die Nierenfunktion geprüft, da diese durch das Medikament beeinträchtigt werden kann.

Vor kurzem habe ich einen Roman gelesen, in dem die Protagonistin bevorzugt ungeschützten Sex hatte und versuchte, sich dabei durch die Einnahme von PrEP und Antibiotika zu schützen. Theoretisch wäre das auch für Sexarbeiterinnen eine Option. Praktisch halte ich das für eine dumme Idee.

Jedes Medikament hat Nebenwirkungen, weswegen ich meinem Körper so wenig Medikamente wie nötig zumute. Die PrEP schützt nur vor HIV, nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten, und eine dauerhafte (oder auch nur häufige) Einnahme von Antibiotika ist auf jeden Fall gesundheitsschädlich. Kondome schützen völlig ohne Nebenwirkungen.

Ich mag auch den psychologischen Effekt von Kondomen: Beiden wird das Risiko bewusst und sie übernehmen Verantwortung. Schon beim Thema Schwangerschaft wird das oft der Frau überlassen, und über Krankheiten machen sich noch weniger Männer Gedanken (meiner Erfahrung nach die jüngeren noch eher als ältere Semester). Da muss unbedingt ein Umdenken stattfinden, auch außerhalb von festen Beziehungen.

(Re-Post vom 07.01.21)

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »