Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Gedanken (Seite 4 von 11)

Gedanken zu verschiedenen Themen im Rahmen der Sexarbeit

Wenn aus Paysex „mehr“ wird

Es kommt immer mal wieder vor, dass Männer in den Paysex gehen mit der Hoffnung, dort eine Partnerin zu finden. Spoiler: Diese Hoffnung wird so gut wie immer enttäuscht. Wenn man eine Sexarbeiterin fragt, ob sie sich schon mal in einen Kunden verliebt hat, werden das alle abstreiten. In der Realität kommt das durchaus vor – nicht häufig, aber doch immer wieder mal.

Für alle, die jetzt anfangen, sich doch Hoffnungen auf ihre Favoritin zu machen: Es passiert meist bei einem der ersten Dates, die Chemie muss von Anfang an stimmen, die Sympathie da sein, es muss einfach richtig knallen. Keine Sexarbeiterin sucht bei ihrer Arbeit nach Gefühlen; es kann eher ziemlich verstörend sein, wenn das passiert. Hier gilt die Regel wie überall sonst auch: es kann immer mal passieren, dass man sich Hals über Kopf verliebt, und es kann dann auch in den Falschen sein – weil es ein Kunde ist, oder weil man vielleicht gar nicht Single ist, oder aus irgendwelchen anderen Gründen, die es unpassend machen. Verliebtheit ist kein Schicksal; jede Seite kann sich dafür entscheiden, die Gefühle zu ignorieren und den Kontakt abzubrechen.

Ich kenne Geschichten, bei denen eine solche Beziehung funktioniert hat – für eine Weile oder auch für länger. Persönlich halte ich es trotzdem für schwierig; im Paysex gibt es noch mehr gegenseitige Projektionen als beim klassischen Dating, und die Gefahr sich in Wunschvorstellungen zu verrennen und dabei die Realtität zu übersehen ist ziemlich groß (für beide Seiten). Sowohl bei Frauen als auch bei Männern sind „Retter-Fantasien“ weit verbreitet. Kunden übersehen außerdem häufig, dass eine Sexarbeiterin dafür bezahlt wird, sexy und zugewandt zu sein – im Privatleben hat sie genauso eigene Bedürfnisse und Stimmungen wie jede andere Frau auch.

Also ja, es kann passieren – aber es wäre falsch, im Paysex nach einer Partnerin/ einem Partner zu suche, und wenn es passiert, steht diese Beziehung vor deutlich mehr Herausforderungen als andere Begegnungen.

Unwiderstehlich?

Es gibt ein Spiel zwischen meinem besten Freund und mir: Regelmäßig kommt es vor, dass ich genervt nach einem Telefonat mein Telefon in die Tasche werfe und sage: „Ey, such dir doch einfach eine andere – so unwiderstehlich bin ich nun auch wieder nicht!“ Er schafft es jedes Mal, ohne einen Moment zu zögern zu reagieren: „Doch, bist du!“ Das finde ich toll und höchst charmant von ihm – es geht aber am eigentlichen Thema vorbei.

Ich halte mich durchaus für attraktiv und auch für sehr gut in dem was ich tue. Nur: das sind viele andere Sexarbeiterinnen auch. Ich habe mir ein bestimmtes Konzept überlegt, wie ich arbeite: was ich anbiete und zu welchen Bedingungen. Das ist wie bei einem Restaurant, dass eine Speisekarte erstellt, Öffnungszeiten festlegt, Preise angibt, etc – da käme doch auch keiner auf die Idee, das verhandeln zu wollen, oder?

Warum versuchen es dann so viele Männer bei einer Sexarbeiterin?! Preise runterhandeln ist da die seltenste Variante, das läuft eher indirekt über die Frage, warum ich denn keine Quickis anbiete. Häufiger sind Spiele wie diese: warum kannst du nicht spontan – mach doch jetzt gerade mal für mich eine Ausnahme. Früher hast du aber XY gemacht bzw warum machst du das denn nicht (stell dich doch nicht so an). Ich will aber keine Nummer rausgeben/ nicht anrufen.

Gerade auf die Frage nach spontanen Terminen reagiere ich, wenn ich einen schlechten Tag habe und/ oder jemand mich zum wiederholten Male damit nervt, auch schon mal mit einem pampigen: „Geh dafür doch einfach ins nächste Laufhaus!“ Das ist dann nicht mal so abwertend gemeint, wie es wohl meist rüberkommt. Laufhäuser, Appartements, Clubs etc sind nun mal auf spontane Gäste eingestellt, und dort ist es auch kein Problem anonym zu bleiben. Ich habe selbst einige Jahre so gearbeitet und weiß, dass der Service dort genauso gut oder schlecht ist wie in Privatwohnungen – das Ambiente ist halt etwas anders, und insgesamt wird dort nach einem anderen Konzept gearbeitet.

Um noch mal auf den Restaurant-Vergleich zu kommen: wenn mir die Speisekarte nicht gefällt, ich mit den Öffnungszeiten nicht klarkomme oder weiß, dass ich da ohne Reservierung keinen Tisch bekomme – dann gehe ich halt in ein anderes! Macht das doch bitte bei einer Sexarbeiterin genauso: Wenn Euch das Konzept nicht passt, sucht Euch eine Anbieterin, mit der Ihr auch auf der Ebene klarkommt. Alles andere ist nur völlig frustrierend für beide Seiten.

Vertrautheit

Auch nach so vielen Jahren im Paysex entdecke ich manchmal immer noch Sachen, die mich überraschen und die ich dort nicht erwartet hätte. In letzter Zeit ist es das Thema Vertrautheit, dass mich beschäftigt.

Seit Corona schalte ich kaum noch Werbung und treffe daher überwiegend Stammgäste. Dabei fällt mir auf, wie viele meiner Kunden ich seit vielen Jahren kenne, teilweise schon seit über zehn. Mit diesen Männern teile ich intime Stunden auf der Matte, im vertrauten Spiel, bei dem man die Vorlieben und Ideen des anderen kennt und zusammen etwas entwickelt hat (und laufend weiter entwickelt).

Paysex wirkt von Außen leicht oberflächlich und unpersönlich, aber das Gegenteil ist der Fall: durch die körperliche Nähe entstehen schnell Gefühle von Vertrautheit, die dann auch den Weg in tiefergehende Gespräche öffnen. Einer meiner langjährigen Stammgäste scherzte letztens, dass er ja nun schon so einige meiner Beziehungspartner überlebt hätte.

Es ist nicht so, dass Gespräche nicht häufig oberflächlich beginnen, aber igendwann landet man automatisch bei persönlicheren Themen als dem Wetter – beginnend mit Urlaub und Arbeit, und manchmal halt auch übers Privatleben. Über Beziehungen zu sprechen ist noch mal etwas anderes, aber manchmal ergibt sich auch das.

Diese Vertrautheit mit langjährigen Kunden ist auch ein Grund, der mich im Paysex hält. Ich genieße das sehr, und es ist eine wichtige Konstante in meinem Leben, auf die ich nur sehr ungern verzichten würde.

Internet-Stalking

Mit „Internet-Stalking“ bezeichnen (meist jüngere) Menschen ist, wenn man neue Bekannte erst mal googelt und schaut, auf welchen Social Media-Plattformen sie vertreten sind, und so Dinge über sie herausfindet, die vielleicht im Kontakt noch nicht Thema waren.

Jemand hat mal angemerkt, dass „Internet-Stalking“ als Begriff in sich widersprüchlich ist. Schließlich sind die meisten dieser Informationen von den Betroffenen selbst ins Netz gestellt worden und es ist Sinn der Sache, das sie gelesen werden. Diesen Gedanken kann ich nachvollziehen, aber für mich gibt es da eine (feine) Grenze.

Ich habe selber viel Spaß daran, Freunden oder auch Fremden z.B. auf Facebook zu folgen und zu sehen, was sie aus ihrem Leben und ihren Gedanken teilen. Manchmal scrolle ich einfach und lasse mich überraschen, nach manchen Beiträgen suche ich auch gezielt.

So handhaben es wohl auch die Kunden, die hier meinem Blog folgen, oder meinem Auftritt bei kaufmich, oder auf einer anderen Social Media-Plattform: Sie schauen alle paar Tagen oder Wochen mal rein und freuen sich, wenn es etwas Neues von mir gibt. In einigen Fällen (zum Glück sehr wenigen) artet dieses Verhalten aber aus.

Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Stammkunden, der sich irgendwann völlig auf mich fixiert hatte. Angefangen hat es ganz harmlos damit, dass er begeistert war von meinen Beiträgen auf Social Media. Irgendwann war das soweit, dass er mehrfach am Tag auf mein Profil klickte und bald jeden neuen Beitrag auf sich bezog und kommentierte und/ oder von mir weitere Erklärungen forderte. Ich fand ich sein Verhalten irgendwann so gruselig, dass ich jeglichen Kontakt abgebrochen habe.

In den meisten Fällen bekomme ich nicht mit, wie viel oder wenig jemanden auf meinen Profilen in Sozialen Medien oder auf meinen eigenen Homepages unterwegs ist (und das ist wohl auch gut so). Ich freue mich über Aufmerksamkeit…

aber bitte nicht vergessen, dass Darstellungen im Internet halt (Selbst-)Darstellungen sind, die nur einen kleinen Ausschnitt davon abbilden, wer und wie ich wirklich bin. Ich verhalte mich in jeder Situation und jedem neuen Menschen gegenüber anders. Internet-Darstellungen bieten viel Interpretationsspielraum, und manche nutzen das (zu) hemmungslos aus für ihre eigenen Wünsche und Projektionen – die dann aber nur noch sehr wenig mit mir als realer Person zu tun haben.

Statistiken

Das UKE Hamburg hat zur kurzen eine Umfrage gemacht zu der Frage, wieviele Männer zu Sexarbeiterinnen gehen, wieviele Sexpartnerinnen diese Männer insgesamt hatten, und ob das das Risiko an sexuell überragbare Krankheiten zu erkranken erhöht. (Link zu dem Artikel in den Kommentaren)

Ich will jetzt nicht im Detail auf diese Studie eingehen. Was mich daran getriggert hat, war die Gesamtzahl der Sexpartnerinnen: Bei Männern die zu Sexarbeiterinnen gehen ist diese Zahl mit 20 doppelt so hoch wie bei Männern, die das nicht tun. Ich habe daraufhin gegoogelt, ob es Zahlen gibt, wieviele Sexpartner Menschen durchschnittlich in ihrem Leben haben.

Als erstes störte mich dabei, dass die Daten zwar nach Männern und Frauen aufgegliedert sind, aber nicht nach Alter. Ist es nicht logisch, dass man mit 25 viel weniger Partner hatte als mit 50, und sollte das nicht bei der Beurteilung berücksichtigt werden? Insgesamt erschienen mir die Zahlen sehr niedrig, im ein- oder niedrigen zweistelligen Bereich (meist unter 15).

Ich frage mich, wie verlässlich diese Zahlen sind oder ob da reichlich gemogelt wird bei der Beantwortung der Frage. Oder ich bewege mich einfach nur in Kreisen, die deutlich kleiner sind als sie mir erscheinen. In meinem Umfeld sind wechselnde Partner nicht ungewöhnlich, und ich kenne einige Menschen die mehrere Partner gleichzeitig haben. Und ich frage mich, ob meine Kunden bei der Beantwortung dieser Frage Paysex-Dates wohl mitzählen würden oder ob sie das einfach unter den Tisch fallen lassen, weil „es ja kein richtiger Partner ist“ (wie ich es übrigens gerne tue).

Eigentlich sind es völlig unwichtige Fragen, aber da bei Diskussionen immer wieder mit so Umfrage-Ergebnissen hantiert wird, würde mich die Aussagekraft davon schon interessieren.

Diskretion

In den letzten Tagen habe ich viel über das Thema Diskretion nachgedacht. Diskretion ist eine Eigenschaft, die sich sowohl Kunden als auch Sexarbeiterinnen von ihrem Gegenüber wünschen. Doch was genau darunter verstanden wird, kann sehr individuell sein.

Als erstes geht es um die Selbstverständlichkeiten, von Seiten der Sexarbeiterin: keine unerwarteten Anrufe oder eindeutigen Nachrichten (am besten gar keine initiativen Nachrichten aufs Handy), kein Ansprechen bei zufälligen Treffen, bei Haus- und Hotelbesuchen ein unauffälliges Auftreten. Die letzten beiden Punkte wünscht sich eine Sexarbeiterin auch von ihren Kunden.

Doch wie ist es mit Diskretion im Internet, also im indirekten Kontakt?

Ich schreibe immer wieder Texte, die von Erlebnissen oder Gesprächen mit meinen Kunden inspiriert sind, und es hat sich schon mehr als einer darin wiedererkannt. Wenn ich darauf angesprochen werde, ist es meist positiv aufgenommen worden, oder wir sind so vertraut miteinander, dass wir darüber noch mal in Ruhe sprechen. Es gibt aber bestimmt auch Männer, die sich zwar wiedererkennen würden, die Texte aber nicht lesen oder ihre Gedanken für sich behalten und mich nicht darauf ansprechen.

Diese Texte sind anonymisiert, ich nenne keine Namen oder gebe irgendeine Form von Erkennungsmerkmalen, aus denen ein Bekannter auf die Person schließen könnte. Es geht also bei der Frage nach dieser Art von Diskretion rein um die Gefühle des Betroffenen.

Anders ist es, wenn Kunden im Internet Berichte über Sexarbeiterinnen schreiben. Dort werden Namen und Kontaktdaten genannt, die Person ist also klar zu identifizieren. Es gibt Kunden, die bei solchen Berichten die Diskretion wahren und lediglich über Zuverlässigkeit, Sauberkeit, Umgebung, eingehaltene Absprachen schreiben. Es gibt aber auch Kunden, die teilweise sehr intime und private Details ausplaudern.

Eine Kollegin hat sich einmal in ihrem Blog darüber beklagt, dass der bewertende Kunde wohl nicht bedacht hat, dass diese sehr intimen Informationen über sie da jetzt für Jahre stehen werden und jeder sich ein Bild über einen Zwischenfall machen kann, den man sehr unterschiedlich bewerten kann.

Von mir gab/gibt es einen Bericht mit dem Inhalt: „Sie mochte mich wohl, deswegen hat sie XY gemacht, obwohl sie das offziell nicht anbietet.“ So etwas empfinde ich als Vertrauensmissbrauch. Ich erzähle bei Treffen relativ viel auch aus meinem Privatleben, und was ich mit Kunden erotisch erlebe, ist sehr individuell. Diese Details möchte ich nicht im Internet wiederfinden (wo ich häufig nicht einmal zuordnen kann, wer das geschrieben hat, und für die nächsten Wochen jeden meiner liebgewonnenen Stammkunden misstrauisch ansehe).

Die Lösung wäre also, dass aus Diskretionsgründen keiner mehr irgendwas über irgendwen im Internet schreibt. Das wäre schade, den sachliche Texte lese ich sehr gerne – sowohl in Form von Erfahrungs- und Gedankenblogs von Kolleginnnen als auch in Form von Erebnisberichten von Kunden über andere Frauen und auch über mich selbst.

Die Vorlieben der Anderen

Ab und zu werde ich mal von Kunden auf meine Service-Listen angesprochen, und zwar nicht unter dem Aspekt „ich würde das gerne mal ausprobieren“, sondern vor dem Hintergrund „das geht ja gar nicht“. Das ist für mich immer eine schwierige Situation.

Nicht alles, was ich in einem Paysex-Date anbiete, zählt auch zu meinen persönlichen Vorlieben. Manches macht mir nur in einem Paysex-Date Spaß, entweder weil ich es mag, dieses Szenario zu gestalten, oder weil ich es mich anmacht, die Lust des Mannes an einer bestimmten Spielart zu sehen. Manche Spiele funktionieren für mich nur mit ganz bestimmten Personen (sowohl beruflich als privat), wo man sich langsam rangetastet hat.

Ich habe natürlich auch Dinge, bei denen ich mir nie vorstellen könnte, sie zu machen oder in irgendeiner Form erotisch zu finden. Trotzdem finde ich es wichtig, (fast) alle Spielarten zu tolerieren. Man kann auch einfach in die andere Richtung sehen und andere Menschen andere Spiele spielen lassen, ohne darüber eine Meinung zu haben.

Manchmal werde ich als Sexarbeiterin abgelehnt, weil ich bestimmte Dinge anbiete, die der jeweilige Kunde sich in seinem Date überhaupt nicht vorstellen kann. Damit muss ich dann natürlich leben; trotzdem finde ich es kleinlich. Warum regt sich jemand über etwas auf, das ihn gar nicht betrifft? Uns würde es wohl allen deutlich besser gehen, wenn jeder bei seinen eigenen Themen bleibt.

Geld ausgeben

Letzte Woche war es mal wieder so weit. Ich kenne ihn schon seit fast 15 Jahren, noch aus meinen Tantra-Massage-Zeiten. In den letzten Jahren schreiben wir nur ab und zu mal, sehen tun wie uns kaum noch. Aber ein bis zwei Mal im Jahr macht er einen Termin, mit mindestens einer Woche Vorlauf – um ihn dann zwei Tage vorher wieder abzusagen.

Ich muss dann immer daran denken, wie wir in meiner Wirtschaftsausbildung mal über den Unterschied von Bedürfnis und Bedarf gesprochen haben. Es ist eine Sache, sich etwas irgendwie zu wünschen, das Bedürfnis danach zu haben, aber etwas ganz anderes, dann wirklich Zeit und Geld in die Umsetzung zu stecken, also einen Bedarf umzusetzen.

Dieser Zwischenschritt ist an sich eine gute Sache. Ich habe auch ganz viele Ideen, was ich alles machen könnte oder gerne hätte, und setze nur einen Bruchteil davon in die Realität um. Schwierig wird es, wenn dieser Zwischenschritt nicht bewusst bezogen wird, sondern man schon halb in der Umsetzung ist, bevor man sich überlegt, ob man das wirklich wird.

Im oberen Fall kann ich darüber lächeln, da durch den zeitlichen Ablauf kein Schaden entsteht. Nicht mehr lächeln kann ich, wenn es dazu führt, dass Termine nicht bestätigt, sehr kurzfristig abgesagt oder einfach versetzt werden.

Ich habe auch ein paar Kunden, die zwar gerne zu mir kommen würden, es sich aber nicht leisten können oder wollen – und nicht bereit sind, sich das selber einzugestehen. Das macht es für mich anstrengend, denn diese sind sehr chaotisch in ihrer Terminvereinbarung, und manchmal merke ich diese Ambivalenz auch im Termin.

Einer meiner Kunden schafft es nie, mir einfach mit einem Lächeln das Geld zu geben und es darauf beruhen zu lassen. Jedes Mal bekomme ich einen doofen Spruch in die Richtung, wie reich ich doch sein müsste etc , wie ich mir die Männer in meinem Leben aussuchen könnte – es nervt! Da ist die Ebene zwischen privatem Sex und Sexarbeit so gar nicht geklärt bei ihm, und er macht mir das zum Vorwurf.

Ich sehe Sexarbeit als eine Dienstleistung, von der beide Seiten profitieren können und die ehrlich vonstatten gehen kann. Sie hat aber halt auch bestimmte Grenzen und Bedingungen. Geld ist eine davon.

Kosten-Nutzen-Rechnung

„Bei einem Date entstehen auch Kosten. Man muss die Frau zum Essen einladen etc, und dafür gibt es keine Garantie auf Sex. Da kann ich auch gleich eine Sexarbeiterin bezahlen.“ oder „Beziehungen kosten auch Geld. Was man da investieren muss, für gemeinsame Unternehmungen, und auch an Zeit…“

Ich mag diese Vergleiche nicht. Für mich werden da Äpfel mit Birnen verglichen. Wenn ich ein Date habe, geht es darum, eine Person kennenzulernen und eine schöne Zeit miteinander zu verbringen – vielleicht nur für einen Abend, vielleicht auch mit der Hoffnung auf eine Beziehung.

Zugegeben, als Frau ist es wohl einfacher, Sex zu finden. Als ich jünger war habe ich mich ab und zu über Erotik-Portale für reine Sex-Dates verabredet. Das Ergebnis war meist enttäuschend. Man war sich zu fremd, die Stimmung war verkrampft. Im besten Fall konnte ich hinterher darüber lachen (und über mich selbst, dass ich mich darauf eingelassen hatte), im schlechteren Fall war es verschwendete Zeit und hinterließ ein schales Gefühl.

In dem Sinne macht es durchaus mehr Sinn, eine Sexarbeiterin zu buchen. Diese hat Erfahrung im Sex mit Fremden und schafft es, ihrem Gast über Unsicherheiten hinwegzuhelfen und eine entspannte erotische Atmosphäre zu schaffen. Wer also einfach Sex sucht, für eine Stunde oder einen Abend, investiert seine Zeit (und sein Geld) besser in eine Sexarbeiterin als ins Daten.

Wer aber Kontakt sucht, ein ehrliches Gespräch, die Möglichkeit jemanden wirklich kennenzulernen und gemeinsam etwas zu entwickeln, der ist bei einem Date besser aufgehoben. Dort ist die Gefahr gegeben, danach alleine nach Hause zu gehen, weil es doch nicht gepasst hat. Andererseits: Wer von einem Date nicht alleine nach Hause geht, kann sicher sein, begehrt zu werden und wirklich gemeint zu sein.

Sexarbeit ist eine Dienstleistung. Privater Sex ist eine Begegnung auf Augenhöhe. Ich finde nicht, dass man das vergleichen sollte. Erst recht nicht sollte man beides auf eine Kosten-Nutzen-Bilanz reduzieren.

Perfekte Illusion

Vor kurzem sagte jemand zu mir, die Zeit mit mir sei eine perfekte Illusion. Ich verstand, was er damit sagen wollte, aber meine Gedanken dazu sind ein wenig anders.

Ich versuche nicht, Illusionen zu erschaffen. Meine Stärke ist es, Stimmungen zu erschaffen. Dabei will ich niemandem etwas vorgaukeln, sondern eine Einladung aussprechen, sich in die Situation hinein zu entspannen und zu genießen. Vielleicht ist es ein wenig vergleichbar mit einem Musiker, der mit seiner Musik seine Gäste in eine bestimmte Stimmung versetzen kann. Dasselbe tue ich mit einem Zusammenspiel aus Atmosphäre im Raum und Berührungen.

Ob ich jemandem dabei etwas vorspiele? Diese Frage kann ich nicht mal genau beantworten. Wenn ich mit einem meiner Kunden zusammen bin, stelle ich meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Hintergrund und konzentriere mich ganz auf meinen Gegenüber. Frei nach dem Motto „Fake it till you make it“ kann ich dann oft nicht einmal selbst unterscheiden, welcher Teil meiner Lust und Hingabe echt ist und was „nur“ der Situation geschuldet.

Wie echt ist also nun das Treffen mit einer Sexarbeiterin? Ich erlebe es so, dass das, was während des Treffens geschicht, in den meisten Fällen echt ist. Aber ein solches Treffen hat klar definierte Grenzen, und es wäre ein Fehler, das Geschehn innerhalb dieser Grenzen nach draußen bringen zu wolllen und davon Gefühle oder Verbindungen über dieses Treffen hinaus abzuleiten.

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