Im kaufmich-Forum (das ich eigentlich nicht verfolge) bin ich vor ein paar Tagen über eine Diskussion zum Thema Altersangaben im Profil von Sexarbeiterinnen gestolpert. Eine Sexarbeiterin schlug vor, statt eines Alters eine Altersspanne anzugeben oder alternativ die Möglichkeit zu geben, das Alter ganz wegzulassen. Ihre Argumentation war, dass sie ihr Alter eh immer runtersetzt, da sie „ja deutlich jünger aussieht“.

Das einzige Mal, dass ich mein Alter nach unten korrigiert habe, war ganz am Anfang meiner Sexarbeit. Ich war 23, und im Club wurde gesagt ich sei 19, da „die meisten Männer möglichst junge Frauen wollen“. In der Praxis hat mich das ständig in Schwierigkeiten gebracht, da mein Alter und mein Lebenslauf nicht mehr übereinstimmten und ich mich öfter mal verplappert habe.

Jetzt bin ich 44, und ich möchte selber nicht beurteilen, ob ich danach aussehe oder jünger. Auch mir wird ab und zu gesagt, dass ich jünger aussehe. Wenn ich mich auf Fotos sehe, sieht man manchmal schon mein Alter, finde ich. Was nichts daran ändert, dass ich mit meinem Aussehen im Reinen bin und mich für attraktiv halte.

Ich war nie ein Fan von diesen „weißen Lügen“, und nach einigen sehr negativen Erfahrungen in meinem Privatleben in den letzten Jahren lehne ich sie völlig ab. Ich möchte gesehen werden, ich möchte in Kontakt gehen, und ich möchte einen Eindruck von meinem Gegenüber bekommen. Wenn ich jede kleinste Angabe ständig hinterfragen muss, führt das zu so viel Unsicherheiten, dass der ganze Kontakt in meinen Augen keinen Sinn mehr macht.

Ein letzter Aspekt, der bei dieser Altersdiskussion übersehen wird, ist, dass es nicht immer nur ums Aussehen sind, sondern es durchaus auch wichtig sein kann, in welcher Lebensphase sich jemand befindet. Natürlich kann es attraktiv sein, Sex mit einer 20-jährigen Sexarbeiterin zu haben. Nur: wie viel Erfahrung kann sie haben, wie viel Einfühlungsvermögen, und wie viel Gesprächsstoff findet sich um den Sex herum?