In dieser Woche habe ich schon zwei Mal mit Freunden darüber diskutiert, ob es Sinn macht, manchen Menschen Aufmerksamkeit zu geben oder ob man sie am besten ignoriert. Konkret geht es um Huschke Mau. Sie hat sich in den letzten Jahren zu einem der Gesichter der Prostitutionsgegner in Deutschland gemacht und tingelt damit durch diverse Medien. Sie hat eine Organisation gegründet, die Frauen beim Ausstieg hilft (Netzwerk Ella) und setzt sich für das Nordische Model ein.

Ich habe vor einigen Jahren einen Text von ihr gelesen, der „Wiedereinstiegsgedankenkreisel“ hieß (damals hatte ich ihren Namen noch nie gehört). In diesem Text fand ich viele meiner eigenen Gedanken und Verhaltensweisen wieder, wenn auch überspitzt. Seitdem folge ich ihr bei Facebook und lese immer wieder Texte von ihr – mit immer weniger Spaß, denn in ihren Augen sind Freier grundsätzlich gewaltbereite Täter und Frauen immer Opfer.

Vor kurzem hat sie eine Talkshow verlassen, weil die anderen Teilnehmer nicht bereit waren, ihren Standpunkt zu teilen. Im Nachhinein regte sie sich dann darüber auf, dass sie als „Ex-Prostituierte“ bezeichnet worden war – sie sei doch mittlerweile Doktorantin und hätte viel mehr erreicht. Sie sitzt aber in dieser Talkshow und beruft sich auf ihre Geschichte und vergleichbare Schicksale, wenig auf die diversen Daten und Meinungen, die es zu dem Thema gibt. Wenn sie die Rolle so klar annimmt, warum wehrt sie sich dann im Nachhinein dagegen?!

Huschke Mau hat eine Vergangenheit voller Gewalt, beginnend mit einem gewalttätigen Elternhaus, aus dem sie mit 17 flieht. Das ist eine tragische Geschichte, aber gleichzeitig keine typische. Die Frauen, die ich in der Sexarbeit kennengelernt habe, hatten sehr unterschiedliche Geschichten und Beweggründe – die wenigsten davon waren so dramatisch wie die von Huschke Mau.

Wenn ich Gedanken zu Huschke Mau und ihren Thesen formuliere, komme ich mir vor, als wollte ich einem Opfer häuslicher Gewalt von meiner glücklichen Beziehung erzählen. Die Erfahrungswelten sind so weit auseinander, dass sich einfach kein gemeinsamer Nenner finden lässt. Theoretisch redet man über dasselbe (über Beziehungen bzw über Sexarbeit), aber vergleichbar ist es doch überhaupt nicht.

Letztes Jahr hat Huschke Mau ein Buch herausgebracht, dem sie den Titel „Entmenschlicht“ gegeben hat. Es lag einige Monate ungelesen in meinem Regal, und jetzt habe ich mich dazu durchgerungen, es zu lesen. Es macht keinen Spaß, aber ich finde es wichtig, auch in diese Seite der Diskussion einen Einblick zu haben. Buchbesprechung folgt, wenn ich es durch geschafft habe.