Traumfrau mit Nebenwirkungen

Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

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Unfallanfällig

Für mich hat das neue Jahr etwas anders begonnen, als ich es mir gewünscht hätte. Meine letzte Woche war ziemlich voll, und irgendwie scheint dabei meine Konzentration und/ oder mein Glück auf der Strecke geblieben zu sein.

Am Dienstag bin ich von meinem Pferd gefallen (was eigentlich unmöglich sein sollte, so bequem wie er ist). Das Problem war nicht mal das runterfallen, sondern dass ich erst nach vorne auf den Hals gefallen bin und dabei der Schirm meines Reithelms abgebrochen ist. Direkt nach dem Sturz bin ich aufgestanden und wieder aufgestiegen, mit nur einer leichten Schwellung an der rechten Augenbraue. Im Laufe der folgenden Nacht ist diese Schwellung dann ins Augenlid geblutet, das jetzt geschwollen war – und dunkelblau verfärbt.

Als Sexarbeiterin ein blaues Auge zu haben, ist so ziemlich das Blödeste was passieren kann. Man wird sofort mit den üblichen Vorurteilen konfrontiert, von wegen gewalttätiger Zuhälter. Mein Freund hat da noch Scherze drüber gemacht, aber ich fand das gar nicht so lustig.

Es war dann nicht so schlimm wie erwartet. Direkt aufgefallen und darauf angesprochen hat mich nur ein einziger Kunde; den meisten fiel die dunkle Färbung im Schummerlicht meiner Wohnung gar nicht auf oder sie buchten es unter „verunglücktes Make-Up“. Sechs Tage später, als es schon nicht mehr so schlimm aussah, hatte ich einen Termin bei meiner Hausärztin. Die sah es auf den ersten Blick und sprach mich an: „Wer hat sie denn geschlagen?“ Da waren wohl doch die Vorurteile aktiv…

Um den unglücklichen Start in die Woche abzuschließen, ist mir am Freitagabend die Kette an meinem Fahrrad gerissen, was auch fast zu einem Sturz geführt hätte. Ich konnte mich fangen, bin aber mit der Wade auf die Pedale und mit den Hintern auf die Vorderkante des Sattels gefallen, was beides böse blaue Flecken verursacht hat (die meinen Kunden deutlich mehr auffallen als das blaue Augenlid).

Im Englischen sagt man: „She seems to be accident prone all of a sudden.“ („Sie scheint plötzlicher sehr unfallgefährdet zu sein.“) und fragt damit indirekt, ob es ein Problem mit Beziehungsgewalt gibt. Ich finde es gut, dass die Aufmerksamkeit dafür in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat und gerade medizinisches Personal geschult wird, darauf zu achten.

In meinem Leben hatte ich nie einen Partner, der gewalttätig war. Wohl aber immer mal wieder Phasen, in denen ich zu kleineren Unfällen neigte, einfach durch Pech oder durch stressbedingten Mangel an Konzentration. Es ist also für mich ein Zeichen, mich etwas zurückzunehmen, mehr zu schlafen und mich in Achtsamkeit zu üben.

Buch: „Modern Whore“

Vor ein paar Monaten hat mich jemand auf die kanadische Sexarbeiterin und Künstlerin Andrea Werhun aufmerksam gemacht. Ich habe ihr Buch gekauft, aber es lag dann erst mal ungelesen im Regal. Über Weihnachten habe ich es mit in den Urlaub genommen – und war begeistert davon!

Andrea Werhun hat während ihres Studiums zwei Jahre als Escort gearbeitet und später bis zur Pandemie in einem Strip-Club. Sie erzählt voller Begeisterung von ihrer Arbeit, vom Sex, von spannenden Begegnungen mit Kunden. Aber auch von den negativen Seiten: von Angst, von Übergriffen, von zu viel Alkohol. Für mich ist es das, was sie glaubwürdig und authentisch macht.

Neben dem Text besticht das Buch durch tolle Fotos, auf denen Andrea Werhun sich sehr vielseitig zeigt und in verschiedene Rollen schlüpft. Sie sieht sich selber als Künstlerin. Bei ihrer Arbeit ist sie Performerin, die eine bestimmte Rolle spielt. Darüber hinaus ist sie Autorin, und seit der Pandemie bietet sie mit „Hire A Muse“ einen sehr vielseitigen Service an.

Zusammen mit der Fotografin, die die Bilder für das Buch gemacht hat, hat sie außerdem zwei Kurzfilme realisiert: „Modern Whore“ über ihre Arbeit als Escort und „Last Night at the Strip Club“ über das Ende ihrer Stripper-Karriere durch die Pandemie und ihre Arbeit im Social Distancing. Beide Filme kann man kostenlos auf ihrer Homepage sehen.

www.andreawerhun.com

Ausstiegsgedankenkreisel

Als Sexarbeiterin werde ich immer wieder gefragt: „Und wie lange willst du das noch machen?“ – komischerweise nicht nur privat, sondern auch viel von Kunden (die ja eigentlich kein Interesse daran haben, dass ich aufhöre). Mit Mitte 20 habe ich gedacht, dass ich eh mit 30 oder 35 aufhören müsste, da ich dann zu alt für den Markt sei. Nun, ich bin fast 43; die Art meiner Arbeit hat sich geändert, aber ich bin immer noch erfolgreich genug, um davon leben zu können.

Das Problem ist eher, dass ich manchmal denke, dass ich zu zickig für diesen Job werde. Nach so vielen Jahren gibt es einfach viele Dinge, auf die ich keinen Nerv mehr habe, die aber für viele irgendwie dazugehören. Das fängt an mit „Ich kann aber immer nur spontan.“ und geht dann über „Machst du denn auch XYZ [irgendein gesundheitsgefährdender Fetisch oder auch einfach etwas das überhaupt nicht in mein Konzept und zu mir passt].“ bis hin zu all den Männern, die mir einfach ihre Vorstellungen überstülpen und es nicht mal nötig haben, die zehn Zeilen meines Profils zu lesen. Ich habe noch nicht mal mehr die Nerven, freundlich Nein zu sagen, sondern würde am liebsten einfach wortlos auflegen bzw auf Igno drücken.

Schon seit einigen Jahren arbeite ich neben der Sexarbeit mit Yoga und Coaching. Eine Zeit lang hatte ich sogar parallel einen eigenen Praxisraum, der sich aber nie richtig rentiert hat. Ich stecke immer noch sehr viel Herzblut (und auch Zeit und Energie) in meine Sexarbeit, und frage mich immer wieder, ob es mir überhaupt jemals gelingen wird, die gleiche Begeisterung für einen anderen Bereich aufzubringen. Oder ob es mir einfach nur schwerfällt, mich von gewohnten Bahnen zu trennen und mich ganz auf etwas Neues einzulassen.

Seit einigen Wochen erwähnt mein Freund immer mal wieder, dass bei ihm auf dem Firmengelände eine kleine Gewerbefläche frei sei. Ob ich ihm nicht erlauben würde, mir da ein Yogastudio einzurichten? Vor zehn Jahren wäre ich völlig begeistert von der Idee gewesen. Nach den Erfahrungen mit dem Praxisraum traue ich mich nicht richtig. Außerdem fällt es mir schwer, das Angebot anzunehmen; bisher habe ich mir alles in meinem Leben selbst erarbeitet…

Aber dann gibt es noch die Momente, in denen ich an den dicken Ordnern mit Ausbildungszertifikaten denke, der bei mir zu Hause im Regal steht, und daran, wie wenig davon ich wirklich umsetze. Und es erscheint mir wie eine Verschwendung von Zeit, Energie und Begabung, denn: „Immer nur zu lernen und nie zu lernen ist so, als würde man ein Feld ständig pflügen, aber nie etwas aussäen.“ In diesem Sinne bleibt es spannend zu sehen, wie sich das Jahr 2023 für mich entwickeln wird!

Jahresende

Before the year ends, I just want to let you know that I am proud of you. That despite everything you’ve been through this year, you made it out stronger. Kinder. Softer. Please believe that in this hard cold world you are a gem. You are a real one. And I hope next year is kind to you. You deserve all the happiness it can give. (r.m.drake)

Bevor das Jahr endet, möchte ich dich wissen lassen, dass ich stolz auf dich bin. Trotz allem was du dieses Jahr durchgemacht hast, bist du stärker daraus hervorgegangen. Freundlicher. Sanfter. Bitte glaube daran, dass du in dieser harten, kalten Welt ein Edelstein bist. Du bist jemand, der wahrhaftig ist. Und ich hoffe, dass nächste Jahr wird freundlich zu dir sein. Du verdienst all die Freude, die es dir geben kann.

Jetzt sind wir mitten in den Raunächten und damit in der Zeit, die sich anbietet, das vergangene Jahr zu reflektieren und Pläne fürs kommende Jahr zu machen. Ich halte nicht viel von guten Vorsätzen, die zum neuen Jahr getroffen werden; meist sind das nur Lippenbekenntnisse, die Mitte Januar schon wieder vergessen sind. Für mich ist Leben eher ein ständiger Veränderungsprozess, und ich kann jederzeit die Richtung ändern (insgesamt oder in Nuancen).

2022 war für mich noch geprägt von den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Ich hatte nicht den Mut, wirklich etwas Neues anzufangen, da ich mich ständig gefragt habe, ob es nicht doch zum Winter wieder Einschränkungen geben wird. Auch hat sich durch die Corona-Zeit vieles verändert, und es ist mir noch nicht gelungen, alle diese Veränderungen zu beachten und meine Arbeit danach auszurichten. Auch Gesundheitsthemen waren und sind für mich gerade noch sehr präsent und nicht abschließend geklärt.

2023 startet für mich mit der Hoffnung auf einen deutlichen Blick nach vorne. Ich wünsche mir ein gutes Jahr, voller Freude und Begegnungen. Ich wünsche mir Bewegung und Leichtigkeit und Kraft und Mut.

Ich wünsche allen meinen Kunden einen guten Rutsch ins neue Jahr und einen guten Start in 2023!

Lebenswelten

Seit gestern Abend bin ich zurück von einer Woche bei meiner Familie, und es fühlt sich verdammt gut an, wieder in Hamburg und in meinem eigenen Alltag zu sein. Es sind unter anderem solche Ausflüge, die mir deutlich machen, wie sehr sich mein Leben von dem der meisten Menschen unterscheidet.

Erster Weihnachtstag Nachmittag, großes Familienessen. Die meisten Menschen hier sehe ich nur ein Mal in Jahr, an diesem Tag. Mir gegenüber sitzt ein Cousin mit seiner Frau; sie haben vor zwei Jahren geheiratet und werden im Februar ihr erstes Kind bekommen. Daneben mein Stiefbruder mit seiner Frau und den zwei Kindern. Nach dem Essen sucht er das Gespräch mit mir; wir sprechen über Arbeit – und ich habe das Gefühl, wir reden ziemlich aneinander vorbei.

Meine Eltern wissen, was ich mache, aber sonst halte ich mich da im Familienkreis bedeckt mit. Doch es geht nicht mal darum, was ich mache, sondern um Selbständigkeit versus Angestelltendasein. Mein Arbeitsalltag (und mein Alltag generell) gestaltet sich ganz anders, und die Dinge die mich beschäftigen sind völlig unterschiedlich.

Dann ist da noch die Tatsache, dass viele Menschen in meinem Alter Familie haben, also verheiratet sind, Kinder haben und sich ein festes Lebensumfeld eingerichtet haben. Ich werde bald 43 und werde keine Kinder mehr bekommen. Das gibt mir die Freiheit, mein Leben und meine Beziehungen viel offener zu gestalten.

Meine Lebensrealität ist also sehr weit entfernt von den anderen Menschen meiner Familie. Das kann sich befremdlich anfühlen und mich irritieren. Daher bin ich froh, in meinen Alltag zurückkehren zu können; dort umgebe ich mich mit Menschen, die ähnlich wie ich leben oder mit denen ich anderweitig genug Gemeinsamkeiten habe, dass die Unterschiede nebensächlich werden oder sogar inspirierend wirken können.

Frohe Weihnachten

Weihnachtszeit… Zeit innezuhalten und das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, das mit vielen schönen Momenten wie im Fluge verging.

Ich bin seit gestern bei meinen Eltern und genieße ein paar ruhige Weihnachtstage. Das obige Zitat fand ich am letzten Sonntag in einer Weihnachtskarte und es ist ein schönes Motto für die nächsten Tage.

Natürlich hatte 2022 viele schöne Momente und Begegnungen, aber insgesamt ist es für mich im Rückblick ein eher schwieriges Jahr. So freue ich mich jetzt auf 2023, wenn hoffentlich mehr Ruhe und Perspektive in mein Leben kommen wird.

Ich wünsche allen meinen Kunden besinnliche Weihnachtstage und einen ruhigen Übergang ins neue Jahr und freue mich auf viele schöne Begegnungen in 2023!

Bücher schließen

Gestern las ich den Blog einer Escort aus Wien, der ich seit einiger Zeit folge. Sie schrieb, dass sie jetzt ihre Bücher schließt, und meint damit, dass sie ab nächstem Jahr nur noch Stammgäste treffen wird und keine neuen Kunden mehr annimmt.

Ich finde das eine sehr mutige Entscheidung! Ich sage immer, dass 70-80% meiner Kunden Stammgäste sind. Da sind aber auch eine nicht geringe Menge Männer drunter, die nur 1-3 Mal im Jahr zu mir kommen, oder sogar nur alle paar Jahre mal.

Für viele Männer ist der Besuch einer Sexarbeiterin eine Phase, in der sie etwas ausleben, was ihnen gerade in ihrem Privatleben fehlt, oder etwas Neues ausprobieren wollen. Das kann dann eine Hand voll Besuche sein oder auch eine intensive Zeit von ein paar Monaten, auf jeden Fall eine übersichtlicher, endlicher Zeitraum.

Natürlich habe ich auch Kunden, die ich seit vielen Jahren treffe – aber nur darauf verlassen würde ich mich nicht wollen. Außerdem mag ich es, neue Männer kennenzulernen, und meine Art der Treffen hat sich auch im Laufe der Jahre immer wieder geändert, so dass ich jetzt andere Männer anziehe als vor fünf oder zehn Jahren.

Einen Punkt gibt es jedoch, wo die Frage, ob jemand (regelmäßiger) Stammgast ist oder nicht eine große Rolle für mich spielt: bei der Terminvereinbarung. Guten Stammgästen gebe ich auch mal einen kurzfristigen Termin oder mache einen Termin möglich zu einem Zeitpunkt, wo es mir eigentlich nicht so gut passt. Wenn ich weiß, dass jemand zuverlässig ist, werfe ich für ein Treffen auch mal meine privaten Pläne über den Haufen; für neue Kunden bin ich dafür nicht mehr bereit, das Risiko versetzt zu werden und mich zu ärgern ist mir zu groß.

Augen schließen

Wenn ich aktiv Sessions gestalte, bei denen mein Kunde passiv bleibt, nutze ich gerne eine Augenbinde. Sehen ist der Sinn, den Menschen am meisten nutzen; ihn auszuschalten intensiviert alle anderen Sinne und Empfindungen.

Ständig die Dinge um uns herum „im Auge zu behalten“ führt auch dazu, dass wir meist sehr im Außen sind und nur am Rande mitbekommen, was eigentlich in uns selbst geschieht. Deswegen schließen viele Menschen bei intensiven Empfindungen automatisch die Augen: um mehr bei sich zu sein und die eigenen Empfindungen genauer wahrnehmen zu können. Viele Menschen tun das beim Sex, egal ob mit jemandem anders oder bei der Selbstbefriedigung.

Auch ich schließe häufig die Augen, nicht nur beim Sex, sondern auch z.B. beim Yoga. Vor kurzem habe ich mich gefragt, wo denn eigentlich die Grenze ist zwischen „ich bin ganz bei mir“ und „ich schließe meine Umwelt aus“. Die Augen zu schließen und bei sich selbst anzukommen ist ein wichtiger erster Schritt. Irgendwann ist es jedoch auch an der Zeit, die Augen wieder zu öffnen und mit seiner Umgebung in Kontakt zu gehen – ohne dabei die Verbindung zu sich selbst zu verlieren.

Bei mir selbst mag ich übrigens Augenbinden nicht besonders. Ich neige dazu, dann wegzudriften und ganz den Kontakt zu meiner Umwelt zu verlieren. Daher brauche ich die Möglichkeit, immer wieder mal kurz die Augen zu öffnen und mich zu orientieren.

Was bedeutet Gesundheit

In den letzten Wochen und Monaten habe ich mir so viel Gedanken über das Thema Gesundheit und Gesundheitsvorsorge gemacht wie wohl nie zuvor in meinem Leben. Viele dieser Gedanken sind noch nicht zu Ende gedacht und Entscheidungen noch nicht getroffen.

Die Corona-Pandemie scheint vorbei zu sein, zumindest wird es wohl keinen weiteren Lockdown geben (und hoffentlich auch keine weiteren Maßnahmen). Ich habe mir Anfang Dezember mit dem angepassten Impfstoff die zweite Booster-Impfung geben lassen. In Supermärkten u.ä. trage ich weiterhin meist eine Maske, und natürlich in öffentlichen Verkehrsmitteln. Trotzdem ertappe ich mich dabei, beim Gedanken an die lange Zugfahrt in meine Heimat zu Weihnachten von der Maske genervt zu sein. Vielleicht ist die Maske eh Heuchelei, den es gibt viel mehr Situationen, in denen ich keine Maske trage und das Risiko mindestens genauso hoch ist.

Im Oktober habe ich mich mal wieder mit dem Thema STI (sexuell übertragbare Krankheiten) beschäftigt, was ja bei meiner Tätigkeit ein Dauerthema ist. Einerseits scheine ich darüber alles zu wissen. Andererseits bleibt das Risiko trotzdem immer präsent und ist nie ganz auszuschließen, und wenn man mit Ärzten spricht, nimmt die Problematik eher zu, z.B. in Form von Antibiotika-resistenzen. Viele Menschen scheinen das Thema immer noch zu leicht zu nehmen, indem sie z.B. glauben gesund zu sein, solange sie keine Symptome haben, statt sich regelmäßig zu testen (wenn sie nicht zölibater oder streng monogam leben).

Letzte Woche war ich bei einer Hausärztin, zum ersten Mal seit fast zehn Jahren. Sie hat dann erst mal alle meine Impfungen aktualisiert und mir auch zu einer Grippe-Impfung geraten. Ob es wirklich hilft gegen die aktuelle Grippe-Welle? Bis jetzt bin ich gesund, während um mich herum die Hälfte der Menschen mit schweren Erkältungen kämpfen. Allerdings merke auch ich den Winter; ich fühle mich längst nicht so fit und aktiv wie noch im September, brauche deutlich mehr Ruhe und Schlaf und reagiere körperlich und psychisch empfindlich auf kleine Störungen.

Was heißt es eigentlich, gesund zu sein? Keine Infektionskrankheiten oder andere klar definierte Krankheiten zu haben? Oder sich fit, aktiv, leistungsfähig zu fühlen? Sich in seinem Körper wohl zu fühlen? Ich habe einige Menschen in meinem Umfeld, die ständig über ihren eigenen Grenzen leben: zu viel Arbeit, zu wenig Schlaf, nicht richtig auskurierte Infektionen etc. Ich zähle mich nicht dazu, aber auch ich mache mal ein Date, obwohl ich gerade wund oder überempfindlich bin, oder unterrichte Yoga mit Muskelkater, Müdigkeit, kleineren Verletzungen. Es ist ein schmaler Grad zwischen „zu viel“ und „zu faul“…

Möblierung

Letztens fragte mich mal wieder jemand, warum ich eigentlich kein Bett in mein Arbeitszimmer stellen würde – es wäre doch nicht teuer, einen Raum zu möblieren. Bei der Einrichtung meines Raumes ging es mir nie darum, Geld zu sparen. Das hätte auch nicht geklappt: Der Futon, den ich auf dem Boden liegen habe, war teurer als ein komplettes Bett aus einem durchschnittlichen Möbelkaufhaus.

Ich mag einfach keine Betten! Selbst zum schlafen sind mir die meisten Betten zu weich. Beim Sex nimmt eine federnde Matratze viel von der Bewegung und macht den Kontakt irgendwie schwammig. Noch schlimmer ist es bei Massagen, wo ein Großteil des ausgeübten Drucks in die Matratze abgeleitet wird und demnach eine Massage von Muskeln gar nicht richtig möglich ist, sondern eigentlich nur ein paar Streicheleinheiten.

Mein Futon ist kein klassischer Futon, sondern hat einen Latexkern, der ihn etwas dicker macht, eine harte Dämpfung bietet und zudem den darunterliegenden Boden vor Verdunstungsnässe schützt. Es ist weich genug, dass man entspannt darauf liegen kann, aber gleichzeitig so hart, dass all die oben genannten Nachteile nicht auftreten. Ab und zu habe ich mal einen Gast, für den das Hinsetzen und Aufstehen auf dem Boden ein Problem sind, wenn auch kein unlösbares. Und er ergibt eine 2×2 Meter Spielfläche, von der man nicht runterfallen kann.

Ein letzter Vorteil, warum ich lieber einen Futon nutze als ein Bett, ist, dass der Raum auch anderweitig nutzbar ist. Den Futon kann ich zur Seite rollen und den entstandenen Platz nutzen, um z.B. eine Massagebank aufzustellen, Yogamatten auszurollen, eine Meditation im Sitzen oder in Bewegung zu veranstalten, etc. Der Raum ist ganz auf mich und meine wechselnden Bedürfnisse zugeschnitten, so wie der Rest der Wohnung auch. Irgendwann ist man wohl einfach raus aus dem Alter für Kompromisse und halbherzige Lösungen.

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