Letzte Woche war bei uns im Yogastudio eine „New Teacher Class“. Das ist die erste (öffentliche) Stunde der Absolventen der gerade zu Ende gegangenen Yogalehrer-Ausbildung und immer ein tolles Erlebnis. Die Stunden sind meist sehr kreativ und enthalten Elemente, die man in den alltäglichen Stunden nicht so häufig findet. Diesmal unterrichtete eine Lehrerin, die es sich sehr zu Herzen genommen hatte, die Schüler durch Berührungen zu unterstützen.

Gegen Ende der Stunde lag ich in einem Twist auf dem Boden, als ich ihre Hände spürte, die sanft mein Knie fixierten und gleichzeitig die entgegengesetzte Schulter Richtung Boden drückten. Was sie tat fühlte sich gut an, aber noch mehr überraschte mich, wie sehr mein Körper auf die Berührung an sich reagierte. Eine kleine, kurze, harmlose Berührung – doch für einen Moment fühlte ich mich, als wäre ich seit Wochen nicht berührt worden und mein Körper würde auch diesen kleinen Aspekt von Nähe förmlich aufsaugen. Noch intensiver wurde dieses Gefühl, als sie in der Endentspannung kurz meinen Nacken ausstrich und mit den Fingern über meine Stirn strich. So schön!

Eigentlich habe ich nicht das Gefühl, in meinem Leben zu wenig Berührungen, Nähe und Körperkontakt zu bekommen. Ich meine jetzt nicht (nur) Sex, sondern es gibt auch Menschen in meinem Leben, mit denen ich einfach mal eine Umarmung tausche, Nähe und Körperkontakt genieße. Wirklich bewusste, absichtslose Berührungen sind aber trotzdem etwas Besonderes. Ich frage mich: wenn es schon mir so geht, dass es manchmal nicht genug ist – wie geht es dann sehr vielen anderen Menschen damit?

Immer wieder gibt es Artikel, Reportagen, ja ganze Bücher darüber, wie wichtig Berührungen für menschliches Wohlbefinden sind – und wie berührungsarm unsere Gesellschaft ist. Auch deswegen ist Sex häufig ein so beherrschendes Thema: für das Bedürfnise nach Sex muss sich niemand rechtfertigen, und es wirkt weitaus „cooler“ als zuzugeben, dass man einfach mal in den Arm genommen werden möchte. Also versuchen viele Menschen, ihre Bedürfnisse nach Körperkontakt und Nähe über Sex zu stillen. Das kann begrenzt funktionieren – richtig effektiv ist es aber nicht.

Mittlweile gibt es einen riesigen Markt für den Bereich Berührungen: Massagen, Körperarbeit, Sexarbeit, seit einigen Jahren sogar „professionelles Kuscheln“. Auch ich habe überlegt, einfach mal wieder eine Massage für mich zu buchen. So schön solche Erlebnisse sein können, lösen sie trotzdem nicht das Grundproblem. Ich finde, jeder Mensch brauch jemanden in seinem Leben, bei dem er einfach mal in Nähe und Kontakt baden kann – in echter Verbindung und Zuneigung, nicht als Dienstleistung oder Zweckgemeinschaft.