Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Über mich (Seite 6 von 6)

Texte über mich, meine Geschichte und meine Einstellung zu Sexarbeit

Eine intime Frage

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Das Date ist fast vorbei. Ich bin schon wieder angezogen, sitze auf meinem Stuhl und nippe an einem Kaffee, während er auf der Bettkante sitzt und sich langsam anzieht. Beiläufig wirft er mir diese Frage hin: „Und, was hast du noch so für Wünsche und Träume?“

Ich zucke zurück ob der Intimität dieser Frage. Sind Wünsche und Träume nicht etwas höchst Intimes, fast Geheimes, über das man höchstens mit engen Freunden spricht?!

Danach werde ich wütend. Ach ja, so sieht er mich also: die arme kleine Prostituierte, die von einem besseren Leben träumt?!

Ich bleibe ihm die Antwort auf diese Frage schuldig, und ihm fällt selbst auf, dass das wohl zu intim war für ein so beiläufiges Treffen, wie es das unsere war.

Aber im Nachhinein beschäftigt mich die Frage noch, und ich versuche, für mich selbst eine Antwort zu finden – und vorher erst mal herauszufinden, was mich an der Frage eigentlich so irritiert, dass ich nicht sofort eine Antwort finde.

Es ist das Begriffpaar „Wünsche und Träume“. Für mich sind Wünsche und Träume etwas, das erst mal weit von meinem Leben entfernt ist und unerreichbar scheint. In Wünschen und Träumen kann ich mich verlieren, ohne jemals ins Handeln zu kommen und eine Möglichkeit zu haben, sie zu verwirklichen.

Teenager haben Wünsche und Träume. In diesem Alter muss man erst noch lernen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und das Leben aktiv selbst zu gestalten. Da erscheint vieles noch in weiter Ferne, ohne gangbaren Weg. Doch spätestens mit 30 sollte der Blick auf das eigene Leben realistischer geworden sein. Von einigen Wünschen und Träumen hat man sich vielleicht verabschiedet, andere verwirklicht, und es sind neue hinzugekommen.

Nur, dass ich jetzt nicht mehr von Wünschen und Träumen spreche, sondern von Ideen und Plänen. Im Großen und Ganzen mag ich mein Leben, so wie es ist; aber Leben heißt immer auch Veränderung und Entwicklung. Ich habe Ideen, wohin sich mein Leben entwickeln könnte und was ich gerne noch (er)leben würde, und plane entsprechende Schritte, um das umzusetzen.

Ideen und Pläne sind real und erreichbar. Wünsche und Träume sind Wolken, Illusionen – zumindest bis man sie auf ihre Realisierbarkeit überprüft hat und sie dann zu Plänen und Zielen werden.

TRÄUME NICHT DEIN LEBEN, LEBE DEINEN TRAUM!

Natürlich blond

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Schon seit über 15 Jahren färbe ich meine Haare meist rot; das gehört mittlerweile fest zu meinem Selbstbild. In den letzten Wochen war ich jedoch arg nachlässig damit, und so kommt es, dass meine Haare mittlerweile wieder fast ihren natürlichen Farbton haben. Ich bezeichne es als „straßenköterblond“, der typische mitteleuropäische dunkelblonde Ton, der nur sehr wenig mit dem strahlenden hellblond oder weißblond zu tun hat, wie es so modern ist. Eigentlich wollte ich also dieses Wochenende die Haare färben. Doch jetzt stehe ich vor dem Spiegel und stelle fest, dass mein Haar von der Sonne hellblonde Strähnchen bekommen hat, was ich sehr hübsch finde. Also werde ich das Färben wohl noch etwas schieben, zumindest bis nach meiner ersten Urlaubswoche Anfang August, vielleicht sogar bis in den September.

Überhaupt sieht man meinem Körper gerade an, dass ich diesen Sommer sehr genieße. Ich bin sehr braun geworden, aber nicht gleichmäßig solarienbraun oder ganzkörper-gebräunt vom Sonnenbaden, sondern die Bräune, die man halt vom Aufenthalt im Freien kriegt: Sehr braun im Gesicht und an Armen, Schultern, Dekolleté und oberem Rücken. Etwas braun an den Beinen, mit Sandalenstreifen auf den Füßen. Und nur sehr wenig braun an Bauch, Brust, unterem Rücken und Po. Entspricht auch nicht dem Ideal, aber im Moment ist mir Gefühl wichtiger als Aussehen – und ich habe richtiges Sommer-Feeling!

Offene Beziehungen

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Neulich hatte ich wieder ein ungewöhnliches Vergnügen: Mein Gast – wir kannten uns schon – kam rein, begrüßte mich freundlich und schob gleich hinterher: „Ach ja, und schöne Grüße von meiner Frau!“ Wir konnten dann zusammen darüber lachen und uns darüber austauschen, wie schön offene Beziehungen sind.

Für mich selbst kann ich mir Monogamie überhaupt nicht mehr vorstellen. Auch wenn offene Beziehungen manchmal extrem anstrengend sind, weil sie viel Kommunikation und Reflektion erfordern, genieße ich jeden Moment dieser Art von Offenheit und Mitfreude. Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig, sondern kann meinem Partner für jede weitere Begegnung von ganzem Herzen viel Spaß und eine tolle Zeit wünschen. Umgekehrt nehme ich meinem Partner nichts weg, wenn ich noch andere Männer treffe (egal ob für Geld oder nicht, ob einmalig oder öfter), sondern freue mich dann im Gegenteil wieder mehr aufs nach Hause kommen und die Vertrautheit, die wir miteinander haben.

Ich verstehe natürlich, dass das für viele meiner Gäste so nicht funktioniert. Monogames Denken und Eifersucht sind den meisten von uns anerzogen, und eine Beziehung nach vielen Jahren Monogamie zu öffnen ist sehr schwierig bis unmöglich. Also spart man sich den Ärger und geht halt heimlich fremd. Ich verurteile das nicht, sondern halte es sogar manchmal für den besseren Weg aus einer Reihe von mittelmäßigen Optionen.

Trotzdem nimmt die Zahl der Menschen in meinem Bekanntenkreis zu, die nicht mehr an Monogamie glauben sondern sich eine offene oder sogar polyamore Beziehung wünschen – und auch bereit sind zu diesem Wunsch zu stehen und dafür zu kämpfen. Offenheit, Wahrheit und Integrität sind einfach Werte, sie sich gut anfühlen – nicht nur wenn man sie von anderen bekommt, sondern erst recht wenn man sie für sich selbst lebt.

Namen

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Die wenigsten Frauen arbeiten in diesem Bereich unter ihrem richtigen Namen. Nachnamen sind eh verpönt, und auch beim Vornamen wird wild fantasiert und quasi ein zweites Ich aufgebaut. Im Privatleben bin ich die eine, bei der (Sex-)Arbeit eine ganz andere – das wird häufig sogar so ausgesprochen und erst recht so gelebt (zumindest in der Wunschvorstellung):

Zu Beginn habe ich das auch so gehalten, da war ich dann Alexia oder Janine, oder redete mir ein, dass das ja mit meinem Privatleben und meiner privaten Sexualität nichts zu tun hat, da bin ich ja eigentlich ganz anders… Nach drei Jahren und mehreren Krisen habe ich den Job an den Nagel gehängt und nur noch Tantra-Massagen gemacht, dann unter meinem richtigen Namen (war nicht die allerschlaueste Idee, aber das ist ein anderes Thema).

Als ich vor 2,5 Jahren wieder mit Sexarbeit angefangen habe, stand die Frage nach dem Namen plötzlich wieder im Raum. Jetzt einfach wieder irgendein Fantasie-Name? Fand ich doof, denn es fühlt sich für mich wirklich so an, als würde ich mich damit spalten – entweder wichtige Teile für von mir von meiner Arbeit abspalten, oder versuchen in meiner Arbeit jemand zu sein der ich eigentlich nicht bin oder sein will. Also habe ich meinen Namen einfach verkürzt, zu Tina, quasi wie ein Kosename. Viele meiner Kunden kennen mich immer noch unter meinem Taufnamen, und die meisten der Kolleginnen im Appartement reden mich auch damit an.

Seit letztem Sommer habe ich einen spirituellen Namen. Der hat in meiner Arbeit nichts zu suchen, aber viele meiner Freunde reden mich so an, was ich ganz toll finde. Jetzt habe ich also doch wieder mehrere Namen. Aber irgendwie ist es plötzlich okay, denn es ist alles ich, mit Gewichtung auf unterschiedlichen Aspekten.

Natürlich oder „perfekt“?

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In den letzten zehn Jahren hat die Anzahl der Schönheits-OPs deutlich zugenommen, vor allem im Sex-Gewerbe. Klar, wir verdienen ja auch mit unserem Aussehen Geld. Trotzdem finde ich es extrem, wie weit manche Frauen gehen:

Brüste mehrmals vergrößert, bis auch jedem auffällt, dass es Silikon ist (und irgendwann der Rücken nicht mehr mitmacht). Lippen wie ein Porno-Sternchen. Das Gesicht glattgespritzt mit Botox, so dass man um Jahre jünger wird und die Mimik tot ist. Und so weiter…

Ab und zu erzähle ich eine Anekdote, die schon zehn Jahr her ist: Ich saß am Tresen einer Bar, als eine flüchtige Bekannte mich kritisch musterte und dann ansprach: „Du hast ja ziemlich kleine Brüste. Willst du das nicht mal machen lassen?“

Mittlerweile bin ich nicht nur älter und habe mehr Narben etc an meinem Körper, sondern auch die Anzahl der Frauen um mich herum, die etwas machen lässt, hat deutlich zugenommen. Manchmal kommt mir schon der Gedanke, dass ich nach einer OP doch besser in den Schönheits-Standard passen würde…

Aber zum einen habe ich großen Respekt vor OPs, und zum anderen mag ich mein Körpergefühl, so wie es jetzt ist. Man kann so viel über Sport, Ernährung und Pflege ändern, da werde ich wohl nie so weit kommen, dass ich ernsthaft eine OP in Erwägung ziehe.

Zum Glück gibt es genug Männer, die nicht die „perfekte“ Frau suchen oder eine Barbie-Puppe, sondern denen es um Begegnung geht, um etwas Echtes – so wie mir. Demnach ist mein Aussehen also ein Weg, genau die Kunden zu finden, die ich mir wünsche.

Das Recht auf Veränderung

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„Hallo Tina, seitdem du dich für Geld auch ficken lässt, bist du leider nicht mehr die alte… die geheimnisvolle, leicht unnahbare Tantra-Göttin hat mir besser gefallen… ein ex-Fan von dir“

Diese Nachricht erhielt ich letzten Samstag und für einen Moment ist es dem unbekannten Absender gelungen, mir die Laune zu verderben. Von der Brutalität der Formulierung und den eindeutigen Projektionen mal abgesehen, hat mich vor allem eins irritiert: dass mir das Recht auf Veränderung abgesprochen wird.

Ich bin seit 18 Jahren mit dem Thema Sexarbeit verbunden, auf ganz unterschiedliche Arten. Nur eins war ich nie: ausschließlich Sexarbeiterin. Mein Leben setzte sich immer aus sehr vielen unterschiedlichen Aspekten zusammen; ich war Schülerin, Auszubildende, Studentin, bin Tochter, Freundin, Partnerin, Geliebte, beschäftige mich mit Spiritualität, Tanz, Pferden, Sport, Yoga… und ich war und bin Sexarbeiterin, in unterschiedlichen Aspekten: Stripperin, Callgirl, CamGirl, Prostituierte, Tantra-Masseurin, Bizzar-Lady. All das sind Aspekte von mir; die Gewichtung verschiebt sich, aber es kommt selten vor, dass ich etwas ganz aus meinem Leben verbanne.

Im Moment liegt mein Schwerpunkt gerade nicht auf Tantra-Massagen. Das heißt nicht, dass ich diese Berührungskunst, die ich jahrelang gelernt, geübt, perfektioniert habe, plötzlich nicht mehr beherrsche. Ich gebe immer noch Tantra-Massagen und genieße diese Art von Begegnung.

Darüber hinaus genieße ich jetzt auch ganz andere Formen von erotischen Begegnungen. Das Wort Tantra benutze ich dabei kaum noch; echte tantrische Begegnungen hatte und habe ich eher in meinem Privatleben, und dort sind sie meist deutlich weniger sexuell, als Uneingeweihte sich das Vorstellen.

Also bitte, beurteile mich nicht nach deinen Projektionen und Vorurteilen, sondern sieh genauer hin. Oder von mir aus sieh auch nur das, was du sehen möchtest – aber verurteile mich nicht für etwas, das du nicht verstehst!

Alternativen

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Immer wieder habe ich Fehlzeiten wegen Aus- und Fortbildungen. Was mache ich da, und weswegen?

Lange Zeit war Sexarbeit nur ein Nebenjob für mich. Bis ich Tantra für mich entdeckt habe und anfing zu massieren, da habe ich meinen Fokus ganz darauf gelegt. Und viel Geld und Zeit in Massage-Ausbildungen und Tantra-Training investiert.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich nicht für den Rest meines Lebens Massagen geben möchte, und dass ich auch keine Lust habe, Tantra-Gruppen zu leiten. Eine Zeit lang habe ich rumexperimentiert, alles ausprobiert was mich gerade angesprochen hat: eine Reiki-Einweihung, eine Ausbildung in Ayurveda-Massage, ein Grundkurs in Schamanismus, ein Trainer-Schein für Pilates, …

Bis ich mich neu „verliebt“ habe, gleich zwei Mal: in Gestalttherapie und in Yoga!

Durch meine lange Tantra-Praxis war mir Yoga gleich sehr nah, und ich hab mich voll hineinfallen lassen und neben einer intensiven eigenen Praxis relativ schnell angefangen, Yoga-Ausbildungen zu machen – mit dem Ziel Yogatherapie, denn Gruppen sind auch da nicht so mein Ding.

An Gestalttherapie habe ich mich langsamer rangetastet, mit ganz viel Einzelarbeit und Gruppen. Seit Anfang diesen Jahres ist es jetzt endlich soweit: ich bin in der Ausbildung zur Gestalttherapeutin.

Warum suche ich nach einer Alternative zur Sexarbeit?

Seit gut einem Jahr arbeite ich wieder in der klassischen Sexarbeit – freiwillig und gerne. Ich freue mich über jede Begegnung, mag die verschiedenen Aspekte von Erotik und finde es toll, viele verschiedenen Männer kennenzulernen.

Was ich nicht mag: die extrem kurzfristigen Terminvereinbarungen. Das ist für mich der Hauptgrund, nach einer Alternative zu suchen. Ich möchte meine Tage planen können, statt rumzusitzen und zu hoffen, dass mein Telefon schellt.

Ich werde wohl noch einige Jahre Sexarbeit machen, aber ich freue mich auch darauf, ein zweites Standbein zu haben und damit hoffentlich etwas sicherer zu stehen.

Meine Tattoos

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Tattoos sind Geschmackssache. Sie sind nicht so „mainstream“, wie manchmal behauptet wird; vor allem nicht dann, wenn es über in kleines Motiv an unauffälliger Stelle hinausgeht.

Ich wollte schon immer Tattoos, habe mit 13 angefangen, Tattoo-Zeitschriften zu sammeln und über mein erstes Tattoo nachzudenken. Da ist es fast erstaunlich, dass ich mein erstes Tattoo erst mit 27 stechen ließ und erst mit 30 anfing, mich großflächiger tättowieren zu lassen.

Jedes meiner Tattoos hat eine Bedeutung für mich, steht für einen Aspekt meines Lebens. Und es werden definitiv noch mehr werden! Tattoos schreiben meine Geschichte auf meinen Körper, machen ihn einzigartig, unverwechselbar und ganz mein.

Deswegen kann ich mich fast darüber freuen, wenn meine Tattoos auch mal irritieren, wenn nicht jeder sie schön findet. Ich muss nicht jedem gefallen und es erst recht nicht jedem recht machen.

Manchmal meint jemand, darauf hinweisen zu müssen, dass „die ja nie mehr weg gehen“. Ja, die gehen nie mehr weg, und das ist für mich ein wichtiger Aspekt von Tättowierungen. Ich treffe eine Entscheidung und bin bereit, den Rest meines Lebens zu dieser Entscheidung zu stehen und mit den Konsequenzen zu leben – das ist mehr, als die meisten Menschen von sich behaupten können.

Sex is my profession

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Wie wurde ich Prostituierte? Indem ich einen Schritt nach dem anderen machte…

Ich habe schon als Teenager meine Sexualität sehr offensiv ausgelebt, und direkt nach meinem 18. Geburtstag machte ich auch erste Schritte im Bereich der käuflichen Lust – einfach so, zum Ausprobieren. Nach ein paar Terminen als Callgirl und etwas Table Dance, ließ ich es jedoch wieder sein und machte erst mal eine kaufmännische Ausbildung (wobei ich mein mageres Ausbildungsgehalt nebenbei als Camgirl aufstockte.)

2003 (mit 23) fing ich dann neben meinem Studium an, in einem Club zu arbeiten. Ich war völlig fasziniert von dieser neuen Welt, in der ich mich schnell zu Hause fühlte. In meinem ersten Club blieb ich mehr als ein Jahr, in einem anderen dann noch mal ein Jahr. Dann war ich an dem Punkt, an dem ich versuchen wollte, mich selbständig zu machen.

Ich wurde 2005 mein eigener Chef und empfing Gäste bei mir zu Hause. Das war toll, brachte aber mehr Unruhe in mein Leben, als ich erwartet hatte. Nach nur drei Monaten hatte ich zwar viele tolle Erlebnisse gehabt, der Rest meines Lebens lag aber ziemlich in Trümmern.

Zu diesem Zeitpunkt kam ich „durch Zufall“ zur Tantra-Massage. Mein erstes Tantra-Seminar (eine Grundausbildung in Tantra-Massage) war für mich ein großes Aha-Erlebnis – ich erlebte, wie nah man fremden Menschen in sehr kurzer Zeit kommen kann und wie viel Gefühl allein durch Berührung möglich ist.

Ich stürzte mich ganz in diese neue Welt, gab ab sofort nur noch Massagen und zog drei Monate später nach Hamburg, um in einer Tantra-Massage-Praxis zu arbeiten. Bald zog es mich jedoch wieder in die Selbständigkeit, und die nächsten acht Jahre (2006-2014) gab ich in meinen eigenen Räumen Tantra- Massagen und vervollständigte außerdem meine Ausbildung in diesem Bereich.

Ab und zu dachte ich wehmütig an meine Zeit im Club zurück, und es wuchs auch wieder die Lust auf Neues. 2013 schnupperte ich kurz in die Welt eines Domina-Studios hinein, wurde dort jedoch nicht heimisch.

Im Oktober 2014 brauchte ich dringend neue Räumlichkeiten und fand ein neues Zuhause in einem Erotik-Appartment. Hier fühlte ich mich sofort heimisch und war begeistert, wieder Kolleginnen zu haben, mit denen ich mich austauschen kann.

Schnell entschied ich mich, mein Angebot auch wieder zu erweitern, und befinde mich seitdem auf einer spannenden Reise hin zu einer neuen erotischen Identität.

Zeitmanagement

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Heute war einer dieser Tage, wie ich sie hasse – eindeutig eine Negativ-Seite meines Jobs. Ich liebe Dates – sinnliche, heiße, erotische, geile, einfach jede Art von Begegnung und Körperkontakt. Deswegen bin ich Sexarbeiterin – seit vielen Jahren und noch immer gerne.

Was mich in dieser Branche immer noch irritiert, ist der Anspruch der Männer, dass ich jederzeit und ständig verfügbar und bereit zu sein habe. Beispiele aus den letzten 24 Stunden: Gestern Abend fuhr ich erst spät nach Hause, nach einem langen Tag, saß ich in der S-Bahn, als um viertel nach elf (abends!) mein Telefon schellte: „Hey, hier ist XXX, wir hatten die Tage mal geschrieben wegen eines Hausbesuchs. Kannst du jetzt sofort vorbeikommen?“ – Heute ein ruhiger Tag, draußen strahlender Sonnenschein und deutlich über 20 Grad. Mein Telefon schellte den ganzen Vormittag nicht. Mittags fuhr ich kurz in die Praxis, entschloß mich dann aber, statt drinnen im Halbdunkeln zu sitzen, lieber in den Park zu fahren. Ich saß seit mehreren Stunden in der Sonne, als um halb fünf mein Handy piept: „Hey, hast du Zeit?“ „Klar. In einer halben Stunde?“ „Sorry, viel zu spät.“ – Ich blieb also weiterhin entspannt in der Sonne sitzen. Halb sieben beschloss ich, es für heute gut sein zu lassen, und mache mich auf den Weg nach Hause. Um kurz nach sieben schellte mein Telefon noch mal: „Hallo, bist du noch da, kann ich noch kommen?“ „Nein, meine Rufbereitschaft endet spätestens um sieben.“ „Okay, dann melde ich mich morgen wieder.“ Wahrscheinlich mit demselben Ergebnis…

Mal davon abgesehen, dass mir irgendwann in meinem kleinen Arbeitszimmer die Decke auf den Kopf fällt, wenn ich den ganzen Tag im Halbdunkeln sitze und warte, ohne wirklich was zu tun zu haben, und dass ich ab und zu auch gerne etwas Privatleben habe – ich mag es auch, mich auf meine Kunden einstellen zu können. Mir in Ruhe zu überlegen, welches Outfit zu diesem Termin und dem gewünschten Setting passt, Spielzeug rauszusuchen, vielleicht schon mal Öl für eine Massage warm zu machen, mich gedanklich auf die Begegnung einzustimmen. Der Kunde zahlt schließlich eine Menge Geld für meine ungeteilte Aufmerksamkeit und Hingabe, oder?

Außerdem frage ich mich immer, ob derjenige, der da gerade so ganz dringend spontan einen Termin wollte, wirklich zu mir will, oder ob er jetzt einfach die nächste auf der Liste anruft. Soll er gerne machen – denn lieber sind mir Kunden, die wissen was sie an mir haben und warum sie genau zu mir kommen. Und die deswegen auch bereit sind, ihren Termin ein wenig zu planen. Alle anderen sind vielleicht in einem Laufhaus besser aufgehoben – da ist der Service mehr oder weniger einheitlich und immer genug Auswahl an Frauen.

Wenn ich einen Termin irgendwo mache, egal ob für Massage, Kosmetik, Heilpraktik o.a,, habe ich eine Vorlaufzeit von mehreren Tagen. Warum ist es in meinem Job zu viel verlangt, wenn sich jemand 1-3 Stunden vorher überlegt, ob er zu mir kommen möchte? Dafür gibt es dann auch eine entspannte Stimmung und ein individuelles Erlebnis.

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