Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Die Nachricht kam während meines Urlaubs per SMS: Er würde gerne einen Termin für die folgende Woche am Donnerstag machen. Ob das nur per SMS ginge oder wir telefonieren könnten? Ich bot ihm an, mich am Montag anzurufen, und das tat er dann auch. Spoiler: Es kam nicht zu einem Termin.

Erst erzählte er mir ausführlich, dass er ja vor einigen Jahren mal bei mir war und worüber wir da geredet hätten (und war wohl etwas pikiert, dass ich mich nicht an ihn erinnerte). Dann kam er zu einem Anliegen: Er habe eine Freundin/Affäre, die schon älter sei, aber sexuell sehr zurückhaltend. Er habe ihr mal einen Vibrator geschenkt, was für sie eine völlig neue Welt gewesen wäre. Und da ich ja auch Tantra mache, solle ich sie doch jetzt mal massieren und ihr zeigen, „was alles möglich sei mit ihrem Körper und ihrem Sex“. Dafür wollte er sich zu dritt treffen.

Ich habe dieses Verhalten schon häufiger erlebte, bei Männern, aber auch bei Frauen: Man selbst begeistert sich richtig für etwas – für Sex generell, für einen Fetisch, für eine bestimmte Technik – und möchte den Partner ebenfalls dafür begeistern. Die Enttäuschung ist groß, wenn die Begeisterung des Partners sich in Grenzen hält, sei es durch direkte Ablehnung oder auch nach einem ersten Ausprobieren. „Das ist doch so toll, das muss der andere doch auch toll finden, wenn er es nur mal richtig erlebt!“ Die Enttäuschung, dass der Partner nicht so funktioniert wie gewollte, wird hinter Unverständnis versteckt…

Meiner Meinung nach muss es jedem selbst überlassen bleiben, wie weit er oder sie die eigene Sexualität erkundet und entwickelt. Natürlich kann man als Partner Vorschläge machen und Ideen einbringen, auch Wünsche äußern – muss aber eine Ablehnung repektieren (und darauf verzichten oder andere Wege finden). Ungefragt jemanden drittes ins Spiel zu bringen oder jemanden in ein Spiel zu drängen, dass er/sie zuvor abgelehnt hat, überschreitet für mich eine Grenze. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen, auch nicht zu sexueller Erfüllung.

Jeder Mensch lebte Sexualität anders, und jeder Mensch gibt dem Sex einen anderen Stellenwert in seinem Leben. Für manche Menschen ist Sex einfach nicht so wichtig – na und? Ich kenne Menschen, die trotz fehlendem Sex sehr körperliche Menschen sind und intensive, erfüllte Leben leben. Ihnen fehlt nichts – und das sollte ihnen auch niemand von außen einreden wollen.