Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Mit 23 habe ich zum ersten Mal in einem Bordell gearbeitet. Es war ein kleiner Club, sehr familiär, und ich habe mich dort lange sehr wohl gefühlt. Die Mädchen boten einen fixen Service an, eine Hausdame kümmerte sich um Empfang und Ordnung.

Einer der (wenigen) Kunden, der mir aus dieser Zeit noch in Erinnerung geblieben ist, ist „Hängebacken-Peter“. Er kam 2-3 Mal im Monat und nahm immer das jüngste Mädchen im Team, oder halt die Neue.

Spitznamen, die die Frauen untereinander für Kunden nutzen, klingen häufig gemeiner als sie gemeint sind. Die meisten Männer stellen sich nun mal nur mit einem Vornamen vor, und die meisten Namen tauchen dutzendfach auf. Also suchen wir nach etwas anderem, um Kunden voneinander zu unterscheiden.

„Hängebacken-Peter“ verdankte seinen Spitznamen einer Krebs-OP. Er war von einem Tumor im Gesicht genesen; die OP hatte jedoch eine lange Narbe auf einer Hälfte des Gesichts hinterlassen, die auch seine Sprache etwas verzerrte und ihn in gewissen Situationen zum sabbern neigen ließ.

Er buchte meist von Anfang an 3-4 Stunden und verlängerte dann auch gerne mal. Auf dem Zimmer geschah nicht viel: kuscheln, im Arm liegen, küssen. Trotzdem war er vielen von uns zuwider – wegen der schon erwähnten Neigung zum Sabbern, und auch einfach weil es sich für ein Mädchen um die 20 nicht normal anfühlt, mit einem Mann über 50 zu kuscheln.

Ich erinnere mich, wie ich unauffällig die Uhr im Auge behielt und hoffte, dass die Zeit verging, oder auch wie ich versuchte wegzudämmern und mich in monotone Tagträume flüchtete.

Im Nachhinein betrachtet tut er mir leid, mit seinen so offensichtlichen Makeln und seiner Fixierung auf junge Mädchen. Heute wäre er ein Gast, auf den ich mich freuen würde; jemand, dem ich absichtslose Berührungen, Nähe, Kontakt und Aufmerksamkeit schenken könnte. Mit Anfang 20 fehlte mir dazu leider die nötige Geduld und Toleranz.