Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Juli 2021

Annahmen und Fragen

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Wir hatte einige kurze Nachrichten hier bei KM geschrieben, die aber nicht viel aussagten, bevor er mich anrief und einen Termin vereinbarte, mit fast einer Woche Vorlauf. Am Telefon frage ich immer nach Dauer des Termins und nach besonderen Wünschen, da kam nichts besonderes. Kurz vorher bestätigte er mir den Termin noch mal und ich schickte ihm die Adresse – alles bestens, dachte ich. 

45 Minuten vor dem Termin. Ich habe das Zimmer vorbereitet, mich fertiggemacht, die Anfrage eines Stammkunden für diesen Nachmittag abgelehnt (da ich ja schon einen Termin hatte). Als ich auf mein Handy schaue, sehe ich, dass es mir noch eine Nachricht geschrieben hat: „Ich wollte noch fragen ob dein Service auch XX und XY beinhaltet.“ XX biete ich an – XY nicht. Daraufhin sagt er den Termin ab, weil „es leider nicht passt“. 

Generell habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn es nicht passt. Manche Männer suchen in erster Linie nach einer spannenden Begegnung, andere haben spezielle Wünsche, die sie erfüllen wollen – und wenn es nicht passt, bin ich eben nicht die Richtige. Nur: warum klärt man das nicht am Anfang des Kontakts, oder spätestens bei der Terminvereinbarung? So hat er mir den Nachmittag komplett runiniert, ich habe Zeit und Aufwand für nichts investiert und einen anderen Termin dafür abgelehnt. Auch er wird schon auf dem Weg gewesen sein und hat sich damit die Möglichkeit genommen, eine passendere Frau zu finden. 

Profi oder Privat

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Menschen lieben Schubladen. Schubladen machen es so schön einfach, Menschen einzuordnen und ihnen einen festen Platz zuzuweisen. Im Paysex ist es nicht anders. Schon die Bezeichnungen „Hure“ und „Freier“ sind häufig Schubladen, die ein bestimmtes Bild von dem Menschen erzeugen. Innerhalb der Sexarbeit gibt es noch viele weitere Schubladen für Anbieterinnen, abhängig davon wo und wie sie arbeiten. Die größten Schubladen hier bei KM sind „Profi“ und „Privat“.

Profi sind die Bösen, die im Laufhaus o.ä. arbeiten und nur aufs Geld aus sind. Privat sind die netten Mädchen von nebenan, denen es nur um den Spaß geht. Wie schade nur, dass die Realität nicht aus Klischees besteht…

Abgesehen davon, dass der Status nichts über das Verhalten einer Frau aussagt, sind die Grenzen zwischen Privat und Profi nicht so statisch, wie Kunden sich das manchmal denken, sondern können durchaus fließend sein. Anfängerinnen profitieren häufig und gerne von den Tipps von Profis. Frauen fangen in Clubs, Appartements o.ä. mit Sexarbeit an und gehen dann ins Private (Wohnung, Escort), oder umgekehrt.

Ich habe in meinem Leben schon auf viele verschiedene Arten Sexarbeit gemacht. Ich bezeichne mich als Profi, aufgrund meiner Erfahrung und meines professionellen Umgangs mit Themen wie Terminsicherheits, Diskretion etc. Gleichzeitig arbeite ich im Moment alleine in einer kleinen Wohnung, und das nicht mehr hauptberuflich – was mich eher zu einer „Privaten“ macht.

Hygienekosten

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Wenn ich darüber nachdenke, finde ich es erstaunlich, wie häufig ich schon mit Kolleginnen oder Kunden über die Kosten für Kondome diskutiert habe. KM fragte früher im Interview sogar, ob Sexarbeiterin oder Kunde Kondome besorgen soll (in meinen Augen eindeutig die Sexarbeiterin, außer der Kunde will nur ganz bestimmte benutzen). Kondome kosten zwischen 20 und 70 Cent (in Großpackungen) – das sollte bei einem Stundensatz von 150 Euro nun wirklich keine Rolle spielen! 

Mit der Betreiberin eines Studios hatte ich mal ein Gespräch über den Preis von Desinfektionsmittel (Desinfektionsspray zum Putzen ca 5 Euro der Liter, Handdesinfektionsmittel ca 15 Euro der Liter). Auch das fällt meiner Meinung nach wenig ins Gewicht. Genauso verhält es sich mit den Kosten für Gleitmittel (30 Euro pro Liter). 

Was für mich persönlich ins Gewicht fällt, und zwar nicht nur von den Kosten her, sondern auch vom Arbeitsaufwand, ist die tägliche Wäsche. Pro Termin brauche ich 2 Laken und 2-3 Handtücher – da kommt einiges zusammen an Wasserverbrauch, Waschmittel etc., und manchmal komme ich mit dem Waschen und Trocknen nur schwer hinterher. Deswegen kenne ich viele Sexarbeiterinnen, die Handtücher nur austauschen, wenn sie sichtbar schmutzig sind. 

Von einem Großteil der Kunden wird „Hygiene und Sauberkeit“ als eines der Hauptargumente bei der Auswahl der Sexarbeiterin genannt. Ich würde mir wünschen, dass das Thema von allen Beteiligten ernst genommen wird! 

Terminverfügbarkeit

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In der letzten Woche häufen sich die Anfragen von Männern, für die es eine absolute Zumutung ist, dass ich nicht spontan zur Verfügung stehe. Ich habe mittlerweile schon an mehreren Stellen in meinem Profil stehen, dass ich nie spontane Treffen anbiete, sondern immer 1-2 Tage Vorlauf brauche, da das nicht meine Haupttätigkeit ist. 

Noch absurder finde ich, dass diese Anfragen eigentlich nie per Telefon kommen, sondern immer hier über den Messenger. Soweit ich weiß hat KM keine App oder eine andere Möglichkeit, über neue Nachrichten benachrichtig zu werden. Selbst wenn ich die Seite gerade offen habe, sehe ich das also nur wenn ich zufällig gerade drauf gucke – was selten innerhalb von ein paar Minuten ist. 

Während der Corona-Sperre konnte ich irgendwie noch nachvollziehen, dass viele Männer dringend nach (illegalen) Treffen suchten und es daher hier probierten. Aber mittlerweile sind auch Clubs, Laufhäuser, Appartements etc wieder offen. Jeder, den die spontane Geilheit überkommt und/ oder der sich grundsätzlich nie auf einen Termin festlegen kann, findet dort kurzfristig und spontan eine Frau, die seine Wünsche erfüllt. Warum nutzt er das nicht, statt hier bei KM nutzlose Mails zu schreiben? 

Social Media

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FB, KM, JC – ich bin gerne auf Internet-Plattformen unterwegs, um mich auszutauschen, aber vor allem um Inspirationen aus dem Leben anderer Menschen zu bekommen und um anderen von meinem Leben zu erzählen (oder zumindest von dem, was mir gerade wichtig ist und was ich bereit bin zu teilen). 

Manchmal ergibt das lustige Effekte: Einen zeitweise engen Austausch mit Menschen, die ich nie persönlich getroffen habe (und wohl auch nie treffen werde). Dass ich mehr aus dem Leben flüchtiger Bekannter mitkriege als aus dem enger Freunde, weil diese gerade sehr mitteilsam sind online. Und das Menschen vertraut erscheinen, mit denen ich noch nie ein Wort gewechselt habe. 

Vor zwei Wochen ist eine junge Frau tödlich verunglückt, der ich seit ein paar Jahren auf Facebook folge und die mich sehr inspiriert hat. Ich war selbst erstaunt darüber, wie sehr mich das getroffen hat – ich bilde mir ja nicht mal ein, sie zu kennen, aber trotzdem war sie irgendwie wichtig für mein Leben. 

Manchmal ergibt Socal Media ein verzerrtes Bild eines Menschen, weil man selbst die (großen) Lücken füllt und Wünsche in den anderen hineinprojeziert. Das kann verheerend sein, falls man sich doch mal im wirklichen Leben trifft. Oder es ist einfach nur ein harmloser Zeitvertreib. 

Sexarbeit und Hauptberuf

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ursprünglich war kaufmich mal eine Plattform für Hobbyhuren, also Frauen die nur ab und zu nebenbei ein Date machen. Mittlerweile tummeln sich hier alle Arten von Sexarbeiterinnen, sehr viele hauptberuflich. Kaufmich zollt dem Rechnung indem jetzt angekreuzt werden kann, welcher Sparte man sich zugehörig fühlt. (Ich fühle mich in keiner richtig heimisch, oder in vielen so halb.) Außerdem kann der Hauptberuf neuerdings im Profil angegeben werden. 

Macht das Sinn? Wozu soll es gut sein? 

Es gibt bestimmt Männer, die Rollenspiel-Phantasien haben von der sexy Krankenschwester oder strengen Lehrerin. Die sind aber wohl bei einer Rollenspiel-Expertin besser aufgehoben als bei einer Frau, die wirklich in diesem Beruf arbeitet. Klischees und Phantasien haben mit der Realität da meist wenig zu tun, und die Frau ist vielleicht ganz anders als es das Kopfkino verspricht. 

Ansonsten fallen mir keine Gründe ein, warum es für einen Kunden wichtig wäre, den Hauptberuf der Hobbyhure zu wissen. Arbeitszeiten? Das lässt sich nur selten aus der Berufsbezeichnung ablesen, und auch nicht wie viel Zeit jemand hat (Vollzeit, Teilzeit, Selbständig, Schichtdienst…). 

Ich mache kein Geheimnis aus meinen anderen Tätigkeiten, aber vieles davon ist zu komplex und zu sehr in Bewegung, als dass es für Kunden wirklich Sinn ergibt. Ich kann auch Frauen gut verstehen, die lieber Wert auf Diskretion legen und nicht über ihren Hauptberuf (oder andere Teile ihres Lebens) reden wollen. 

Corona-Impfung

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Gestern bin ich zum ersten Mal gegen Covid-19 geimpft worden. Ende August bin ich dann vollständig geimpft. Hoffentlich fühle ich mich dann sicherer und das Leben ist wieder mehr auf dem Weg Richtung Normalität. 

In den letzten Wochen, seit Sexarbeit wieder erlaubt ist, habe ich deutlich weniger Männer getroffen als vor Corona. Ich habe regelmäßig Tests gemacht und das Thema Test/ Impfung/ Kontakte war bei fast jedem Vorgespräch wichtig. Ich habe keine wirkliche Angst vor einer Corona-Infektion bei mir; ich bin jung genug und gesund, so dass ich höchstwahrscheinlich keinen schweren Verlauf hätte. Aber ich hatte Angst, meine Kunden zu gefährden. 

Sexarbeiterinnen haben leider keine Priorität bei den Impfungen bekommen. Der Verein Hydra in Berlin hat eine Sonderimpfaktion für Sexarbeiterinnen gehabt, was ich toll und wichtig finde. Alle anderen müssen sich über Ärzte oder Impfzentren um einen Termin bemühen. Ich frage mich, wie viele das Thema wichtig nehmen und sich impfen lassen…