Traumfrau mit Nebenwirkungen

Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

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Weltenwechsel

Samstagmorgen um acht vertrete ich die Yogastunde einer Freundin. Nach ihrem Konzept habe ich eine Stunde zum Thema „Ahimsa“ gestaltet – Gewaltlosigkeit, sich selbst und anderen gegenüber. Ich leite die Teilnehmer durch eine einführende Meditation, dann Bewegungen, Atemübungen, Entspannung. Ich liebe es, einen Flow zu entwickeln, der jeden Schüler dort begleitet, wo er gerade ist, und gleichzeitig eine gemeinsame Energie in der Gruppe schafft.

Selbst mache ich nur einen Teil der Übungen mit. Zwischendurch bewege ich mich immer wieder durch den Raum, korrigiere, helfe, beobachte. Wenn ich vorne stehe und mich selbst bewege, ist jede Bewegung vertraut, hundertfach geübt. Sie bringen mich in meinen Körper als mein Zuhause.

Nach der Stunde stehe ich noch vorne am Tresen, spreche mit Schülern und mit einigen anderen Yogalehrerinnen, die zu einer Fortbildung ins Studio gekommen sind. Eigentlich hatte ich diese Fortbildung für mich auch geplant, es dann aber auf nächstes Jahr geschoben, so dass ich jetzt in meine Wohnung fahre.

Um elf habe ich eine Session. Im Minikleid empfange ich meinen Kunden, mache Smalltalk und ein kurzes Vorgespräch. Wir kennen uns schon, aber unsere letzte Session ist lange her. Trotzdem sind mir Stimmung und Abläufe so vertraut wie zuvor der Verlauf der Yogastunde, und ich genieße es genauso.

Ich stelle ihn in den Rahmen, spiele mit leichten Berührungen, die sich dann zum Schmerz steigern. Ich beobachte jede seiner Reaktionen, richte mich danach und lasse mich davon inspirieren. Nutze meine Hände, Fingernägel, einen Flogger, eine Gerte. Streichle ihn sanft und schlage überraschend zu.

Als ich vor ihm knie und Seile um seinen Körper wickle, frage ich mich kurz, was die Frauen im Yogastudio wohl denken würden, wenn sie mich so sehen könnten. Diese Welt scheint so völlig anders – und doch bin beides Ich, fühle ich mich in beiden Welten zu Hause, und sind die Gefühle von Konzentration und Hingabe an den Moment gleich.

Ich setze die Session fort mit einer Massage, lasse meinen Körper über seinen gleiten, und verwöhne seinen ganzen Körper mit seinen Händen und Lippen. Auch als ich ihm meinen Körper überlasse, seine Hände auf meiner Haut und seinen Körper über mir genieße, ist das kein Bruch im Gefühl. Immer noch bin ich diejenige, die gestaltet und leitet.

Immer wieder verzweifle ich an dem Versuch, meine Welten in Einklang zu bringen. Sie wirken so weit voneinander entfernt – doch in mir und in meinen Gefühlen sind sie sich oft ganz nah.

Geschichte: Mißgeschick

Das Date war um 12:00, und ich verwandte viel Zeit damit, mich darauf vorzubereiten. Wir kannten uns schon eine Weile und hatten vorher eine Menge Ideen und Fantasien ausgetauscht, so dass ich mich sehr auf diese Session freute.

Der Rock war lang genug, dass er den Spitzenrand meiner halterlosen Strümpfe verbarg. Die Bluse hatte ich nur locker geknotet, so dass der schwarze Spitzen-BH darunter deutlich sichtbar war. Jetzt noch Haare und ein bisschen Make-Up…

Meine Haare waren noch in einem unordentlichen Knoten, und ich legte schnell die Zahnbürste zur Seite, als es um viertel vor an der Tür schellte. Ohne weiter nachzudenken, riss ich die Tür auf – und stand einem jungen Mann gegenüber, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

„Hej, ich bin der neue Nachbar, ich bin gerade in die Wohnung über dir gezogen. Du hast ein Paket für mich angenommen.“ Verlegen zog ich meine Bluse über der Brust zusammen und lächelte ihn an…

Konzept

Ich kriege immer noch nicht die Kurve, wieder regelmäßig hier zu schreiben. Im Moment bin ich verunsichert, wie es mit meiner Sexarbeit weitergehen soll. In den letzten zwei Jahren habe ich mich sehr darauf verlassen, dass es irgendwie einfach weitergeht. Ich habe überwiegend Stammkunden, mit denen ich eingespielte Dates habe, und treffe nur gelegentlich jemanden Neues.

Meine Homepage habe ich vor einiger Zeit vom Netz genommen, weil ich sie überarbeiten wollte – was ich aber immer noch nicht gemacht habe. Mein Blog hier liefert eine Menge Informationen über mich, diese aber ziemlich unsortiert, teils unwichtig, und nicht in Form eines konkreten Angebots.

Vor ein paar Tagen habe ich auf kaufmich mit jemandem geschrieben, mit dem ich vorher schon mal locker Kontakt hatte, der aber nie bei mir war. Nach einigen Mails kippte der Ton plötzlich und er verhöhnte mich, dass er ja eh nie zu mir kommen würde, da ich „keinen Spass machen würde“. Worum es konkret ging: um meinen Umgang mit Safer Sex und darum, dass ich mich als professionell bezeichne. Es waren nicht mal konkret die Inhalte, die ihm nicht passten, sondern meine Gedanken waren ihm zu tiefgängig und ich ihm insgesamt zu wenig spontan und „spaßig“. Dies hat mich verunsichert und beschäftigt mich noch.

Mir ist bewusst, dass ich schon 70 % aller Interessierten verliere, weil ich keine spontanen Termine mache. Letzten Sonntag hatte ich kurz überlegt, ob ich vielleicht ein oder zwei Tage die Woche für spontane Termine in der Wohnung bleibe. Ich fürchte aber, dass es sich nicht lohnt, sondern ich nur Zeit verschwende (die mir dann an anderer Stelle fehlt).

Ich glaube immer noch, dass es auch für die Ernsthaftigkeit und Tiefe, mit der ich Sexarbeit betreibe, einen Markt gibt. (Und alle meiner Kunden werden wohl bestätigen, dass es trotzdem Spass macht.) Meine Überlegung ist nur, ob mein Konzept und meine Werbung da im Escort-Bereich wirklich richtig ist, oder ob ich den Schwerpunkt mehr in Richtung Tantra/ Sexualtherapie/ Surrogat verschieben sollte. Oder vielleicht macht beides Sinn und ich lasse es noch eine Weile parallel laufen…

Herbst

Am 30. August habe ich hier einen Text darüber geschrieben, dass ich den Herbst mag, als die Jahreszeit wo man noch gut draußen unterwegs sein kann, wo das Wetter aber auch schon dazu einlädt, sich drinnen einzukuscheln.

Gleichzeitig ist der Herbst auch schon ein bisschen Zeit für Jahresrückblick und Zukunftsausblick. Für mich wird 2023 im Rückblick wohl nicht das beste Jahr werden. Ich kämpfe immer noch mit den Nachwirkungen der Corona-Zeit, den daraus resultierenden Veränderungen und dem Gefühl der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Gleichzeitig hat mich eine Trennung im Frühjahr emotional stark aus der Bahn geworfen, und im Sommer ging es mir nicht nur psychisch, sondern öfter auch körperlich nicht so gut. Nicht dass ich ernsthaft krank war, aber auch nicht so fit wie sonst (und wie ich es bei meinem Lebensstil eigentlich sein sollte).

Vor drei Wochen war ich zu einer Routine-Vorsorgeuntersuchung (Prep-Check) bei meiner Ärztin und habe sie in dem Zusammenhang nach einem Blutbild gefragt, Meine Werte waren nicht berauschend, aber wir haben auch noch keine Ursache dafür finden können, und ich mache mir etwas Gedanken um den Winter, da ich eh zu Winterdepressionen neige. Vor diesem Hintergrund ist mein Schreiben in den letzten zwei Wochen ganz in den Hintergrund getreten, und auch Dates hatte ich nur eine handvoll.

Diese Woche fühle ich mich wieder etwas organisierter, deswegen jetzt hier dieses Update und hoffentlich demnächst wieder regelmäßiger Texte von mir – oder einfach ein Date bei mir, um dem Blues der kalten Jahreszeit zu entfliehen.

Streicheleinheiten

Letzte Woche hatte ich einen Termin mit jemandem, der zum ersten Mal bei mir war. Geplant war eine schöne Girlfriendsex-Stunde. Wir lagen nebeneinander, und ich fing an ihn zu streicheln. Ließ meine Hände über seinen ganzen Körper gleiten… Nach ein paar Minuten ließ er sich nach hinten sinken, entspannte sichtbar und sagte: „Okay, das reicht. Wir müssen keinen Sex haben. Das war offensichtlich das, was mir fehlte.“ (Spoiler: nein, ich habe nicht den Rest der Stunde nur gestreichelt.)

Für mich war das ein spannendes Erlebnis und eine spannende Erkenntnis. Es spricht sich ja so langsam rum, dass Berührungen zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehören und die meisten erwachsenen Menschen viel zu wenig berührt werden. Deswegen sind Massagen so wichtig und werden immer mehr.

Von einer Single-Freundin habe ich mal gehört, dass sie Massageaustausch mit Freundinnen organisiert, um ihren Berührungshunger zu stillen. Ich habe einen guten Freund, mit dem ich auch mal einfach Umarmungen und Nähe austauschen kann, wenn einer von uns das gerade braucht.

Doch nicht nur Singles fehlen Berührungen sondern auch Menschen in Beziehungen. Für Menschen, denen Berührungen in ihrer Beziehung fehlen, ist es sogar fast schwieirger, da jede Art von Berührung mit anderen Menschen häufig als Fremdgehen gewertet wird. Ein (langjährig verheirateter) Freund von mir scherzte vor kurzem: „Dafür haben wir den Hund.“

Männern fällt es zudem immer noch schwerer, nach Berührungen zu fragen, da dies als Schwäche interpretiert wird, was in unserer Gesellschaft immer noch vermieden wird. Daher wächst der Markt für professionelle Angebote. Sexarbeiterinnen waren schon immer auch Ansprechpartner, wenn es einfach um Berührung und Nähe geht. (Auch wenn längst nicht alle das mögen und anbieten.)

Darüber hinaus etablieren sich neben Wellness-Massagen in den letzten Jahrzehnten die Tantra-Massagen und in den letzten Jahren auch die Kuscheltherapie. All das sind gute Möglichkeiten, den Berührungshunger zu stillen und zu seinen Streicheleinheiten zu kommen.

Geschichte: Vorbereitungen

Noch trage ich enge Jeans und einen Kuschelpullover, und aus meinen Kopfhörern klingt Party-Musik, die meine Hüften im schnellen Takt schwingen lässt, während ich mit den Vorbereitungen beginne. Ich habe viel Erfahrung, aber vor manchen Sessions bin ich immer noch aufgeregt. Heute werde ich mich jemandem spielen, den ich noch gar nicht kenne. Alle Vorgespräche sind per Mail gelaufen, und das Spiel verspricht eine Intensität, die nicht unbedingt für Anfänger geeignet ist. Ich hoffe, er weiß, was er sich da gewünscht hat!

Ich baue den Bondage-Rahmen auf, der Stolz meines Spielzimmers, in dem ich ihn frei mitten im Raum fixieren kann. So kann ich mich später um ihn herum bewegen, ihn von allen Seiten berühren, und er ist mir dabei ausgeliefert. Zum Fixieren werde ich Ledermanschetten nutzen, die ich bereitlege. Zur Sicherheit ein paar Seile daneben, auch wenn ich dazu heute wohl nicht die Geduld haben werde. Neben den Rahmen lege ich eine Auswahl an Gerten und Rohrstöcken.

Dann das Bett neu beziehen. Sein zweiter Wunsch: Ich suche aus einer Schublade eine Auswahl an StrapOns. Ich kenne ihn nicht, habe also keine Ahnung mit welcher Größe er klarkommt. Sichergehen, dass auf dem Nachttisch Gleitmittel, Kondome und Handschuhe liegen, und für später vielleicht noch ein Massageöl. Eine Flasche Wasser und Gläser. Alles fertig, jetzt ich.

Ich suche nach Dessous. Darüber ein kurzer Rock und eine Bluse, auf den ersten Blick ziemlich züchtig. Nach einem Blick in den Spiegel kombiniere ich noch halterlose Strümpfe dazu, der Rand verborgen unter dem Rock. Haare lösen und kämmen, bis sie sich um meine Schultern fächern. Ein Blick auf die Uhr, ein letzter Blick durchs Zimmer, das Licht dimmen. Es kann losgehen.

Zeitplanung

Ab und zu kommt es vor, dass jemand nach einem Termin fragt und ich antworte: „Ja, aber spätestens um …“. Daraufhin wird der Termin dann abgelehnt mit dem Argument: „Ich will nicht, dass das zeitlich begrenzt ist/ zeitlich eng wird.“

Erstens: Alle Termine sind zeitlich begrenzt durch die gebuchte Zeit. Ich rechne zusätzlich zu der gebuchten Zeit maximal 30 Minuten für Vorgespräch und vorher und nachher duschen.

Zweitens: Zwischen dem Termine (gebuchte Zeit plus 30 Minuten) und dem nächsten Termin lasse ich mir eine Stunde Zeit, um den Raum aufzuräumen, zu duschen und mich neu vorzubereiten. Diese Zeit dient auch als Puffer, wenn sich ein Kunde verspätet.

Damit ist meine Zeitplanung sehr viel großzügiger als die der meisten Kolleginnen, die Termine im Stundentakt vergeben oder mit 15-30 Minuten dazwischen und für die häufig die gebuchte Zeit auch die gesamte Aufenthaltszeit ist.

Es gibt einen Punkt, an dem ich mich ungerecht behandelt fühle, wenn ein Kunde von mir unbegrenzte Zeit, Aufmerksamkeit und Rücksichtsnahme fordert. Ich liebe das was ich mache, und ich nehme mir gerne Zeit für meine Kunden. Mein Leben besteht aber aus mehr als einem Termin am Tag; selbst wenn ich keine weiteren Termine habe, habe ich meist andere berufliche oder private Verpflichtungen, die mir ebenfalls wichtig sind.

World Sexual Health Day

Am 4. September ist World Sexual Health Day, also der Welttag der sexuellen Gesundheit. Dieser Tag wurde 2010 von der World Association for Sexual Health (WAS) ins Leben gerufen.

Unter sexueller Gesundheit versteht die WAS nicht nur Safer Sex, sondern ein viel breiteres Spektrum: Sexualle Rechte füralle, Gleichheit der Geschlechter, REduzierung von sexueller Gewalt, freier Zugang zu Sex-Bildung, der Kampf gegen sexuelle Krankheiten, Bahndlung sexueller Dysfunktionen etc.

2023 ist das Motto des World Sexual Health Day „Konsens“. Die WAS schreibt dazu: „Einvernehmlichkeit ist ein wesentliches Element jeder gesunden sexuellen Handlung, und wir müssen und selbst und andere darüber aufklären, wassie bedeutet, wie man sie ausdrückt und wie man sie erreicht. Darüber hinaus ist es wichtig, die Autonomie und die Entscheidungen eines jeden in sexuellen Angelegenheiten zu respektieren und zu schätzen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und anderen Faktoren.“

kaufmich hat in seinem Magazin einen Artikel über den World Sexual Health Day geschrieben (https://www.kaufmich.com/magazin/community/gesund-mit-kaufmich/?_fromLogin=1), der aber natürlich „Pro Paysex“ geschrieben ist. Gerade über Konsens wird im Bezug auf Paysex ja viel diskutiert: Es gibt eine Fraktion von Menschen, die Konsens im Paysex generell abspricht, und es gibt eine Gruppe Sexarbeiterinnen, die sagen dass nirgendwo Konsens so klar geregelt wird wie im Paysex.

Sowohl Safer Sex und sexuelle Gesundheit als auch Konsens sind Themen, die mich seit vielen Jahren immer wieder beschäftigen und zu denen auch einiges an Gedanken hier im Blog zu finden sind.

Herbstgefühl

Jetzt habe ich eine gute Woche nicht geschrieben und bin damit ziemlich aus meinem Takt. Ich fand den ganzen Sommer 2023 körperlich anstrengend; mein Körper reagiert nicht gut auf schnelle Wetterwechsel und ich hatte häufig mit meinem Kreislauf zu kämpfen.

Wenn ich jetzt morgens aus dem Haus gehe, fühlt es sich schon nach Herbst an. Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit; die Tage, wenn man noch im Pullover unterwegs sein kann und das Wetter zu langen Waldspaziergängen einlädt, bevor einen der Winter dann ganz ins Haus zwingt.

In meinem Zimmer hatte ich heute zum ersten Mal den Heizstrahler wieder an, für den Kuschel-Faktor während einer Massage. Ich freue mich darauf, wenn es draußen bald dunkel ist und sich mein Zimmer nach einem Rückzugsraum anfühlt, einem Bollwerk gegen die kalte Jahreszeit, und vielleicht auch ein bisschen gegen die emotionale Kälte der Gesellschaft.

Zensur

Einer der Gründe, warum ich diesen Blog auf einer eigenen Website führe und nicht mehr bei kaufmich, war, dass kaufmich immer wieder Beiträge gesperrt hat aus verschiedenen Gründen (die häufig für mich nicht nachvollziehbar waren).

Vor ein paar Tagen ist mir etwas ähnliches auf einer anderen Plattform passiert. Ich hatte dort den Artikel veröffentlicht, den ich zum Thema PrEP geschrieben hatte. In dem Artikel geht es nicht nur um meine Überlegungen zur PrEP-Einnahme, sondern auch in großen Teilen darum, warum ich PrEP nicht für einen Ersatz für Safer Sex halte. Trotzdem wurde der Artikel abgelehnt – mit der Begründung, ich würde zu ungeschütztem Sex aufrufen und das sei auf dieser Plattform nicht erlaubt.

Diese Entwicklung erlebe ich in den letzten Jahren leider immer wieder: Dinge, die nach moralischen Standards nicht sein sollen, werden zensiert und damit auch negiert.

Ich muss dann immer an Amerika denken, dass in vielen Orten ein sehr religiöses Land ist, in dem das Ideal der Ehe hochgehalten wird. Das führt dazu, dass es nur sehr wenig Sexualkunde-Unterricht gibt – und die Zahl der Teenager-Schwangerschaften hoch ist.

Sexualkunde-Unterricht gibt es zum Glück in Deutschland, hiergeht es eher um andere Dinge: Safer Sex wird propagiert, also verbieten wir jede weitere Diskussion darüber, keine Kondome zu verwenden. Das ist jedoch an der Realität vorbei! Es gibt immer Menschen, die Sex ohne Kondom haben werden, und manche auch außerhalb von monogamen Beziehungen. Mir ist es lieber, diese Menschen machen sich vorher Gedanken über das Risiko und über dessen Minimierung auf anderen Wegen (z.B. durch STI-Tests), als das Thema komplett zu negieren und damit als einzige Option eine „mir wird schon nichts passieren“-Einstellung zu lassen.

Genauso ist es meiner Meinung nach mit der Diskussion ums Nordische Modell. Ich glaube nicht daran, dass es jemals eine Welt ohne Prostitution geben wird. In meinen Augen macht es also mehr Sinn, darüber zu reden, wie wir sie für alle Beteiligten sicher gestalten können, statt sie einfach komplett zu verbieten und damit in den Untergrund zu drängen.

Diskussionen zu verbieten und damit Probleme zu negieren führt nur zu noch mehr Problemen, nicht zu deren Lösung! Ich spreche lieber über Realitäten als Ideale – und über Veränderungsstrategien.

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