In den letzten Tagen habe ich auf Netflix eine Krimi-Serie geschaut, die im viktorianischen London spielt. Der Ermittler in dieser Serie ist an Syphillis erkrankt – eine Krankheit, die zur damaligen Zeit noch nicht heilbar war. Er steht also vor einer Zukunft, in der die Krankheit das Nervensystem angreifen und ihn in den Wahnsinn treiben wird. „Behandelt“ wurde Syphillis damals mit Quecksilber – das, wie wir heute wissen, hochgiftig ist, und u.a. auch Halluzinationen hervorruft.
Ich habe vor vielen Jahren in der Schule mal ein Referat über Syphillis gehalten. Damals galt es als rückläufige Krankheit, die gut behandelt werden kann. Mittlerweile ist sie wieder auf dem Vormarsch, nicht nur in Dritte-Welt-Ländern, sondern auch in Deutschland (ebenso wie Tripper und andere Geschlechtskrankheiten).
Ich bin ein großer Fan von Naturheilkunde und alternativen Heilverfahren. In den letzten Jahren ist es den Querdenkern jedoch gelungen, einen Keil zwischen die sonannte Schulmedizin und die Heilpraktiker-Szene zu treiben. Der Graben wird immer größer; Anhänger der Schulmedizin lehnen alternative Ansätze häufig komplett ab, und Anhänger von Heilpraktikern lehnen die Schulmedizin ab und verrennen sich immer mehr in alternative Methoden, die mehr mit Esoterik als mit Medizin gemein haben.
Wenn ich wählen muss, stehe ich auf der Seite der Schulmedizin. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie weit diese in den letzten 150 Jahren gekommen ist. Viele Krankheiten, die früher ein Todesurteil waren, sind heute heilbar oder können zumindest aufgehalten werden. Es ist erstaunlich, dass in knapp zwanzig Jahren wirksame Medikamente gegen AIDS entwickelt wurden, oder jetzt innerhalb von ein paar Monaten eine Impfung für Covid-19. Ich finde es schade, dass so vielen Menschen diese Leistung gar nicht mehr bewusst wird oder sogar abgetan wird. Viele Menschen gehen leichtfertig mit ihrer Gesundheit um – ohne sich bewusst zu machen, dass ihnen das nur möglich ist, weil unsere Medizin so weit entwickelt ist.
Gerade Syphillis war Anfang des 20. Jahrhunderts, vor der Entdeckung des Penicillins (und der danach folgenden Entwicklung anderer Antibiotika) eine ständige Bedrohung für Prostituierte und ihre Kunden. Kondome werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts industriell gefertigt und problemlos erhältlich, und haben sich erst mit der AIDS-Pandemie der 80er Jahre durchgesetzt. Ich finde, diese Tatsachen sollte man sich häufiger mal bewusst machen und würdigen – und sogsamer mit der eigenen Gesundheitsvorsorge umgehen.
Hallo Tina, es ist wichtig über den Tellerrand zu schauen und das macht du hier!!! Ich bin sehr angetan von deinen Gedanken!!! Hochachtungsvoll Kai🌹