Vor ein paar Tagen habe ich über die Verbreitung von Pornos geschrieben und darüber, welche Auswirkungen diese auf unser Bild von Sex haben. Heute möchte ich ein verwandtes Thema ansprechen: die Frage, wie ich meinen Körper behandle, wenn ich mich selbst stimuliere.
Lange Zeit galt Masturbation als schädlich und verwerflich und es wurde versucht, sie zu unterdrücken. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Ansicht gewandelt. Gerade Sexualtherapeuten halten Selbstbefriedigung für wichtig, da sie ein guter Weg ist, die eigenen Reaktionen und Wünsche kennenzulernen – in der Pubertät, aber auch noch danach.
Mittlerweile werden Menschen, die sich nicht selbst befriedigen, eher skeptisch betrachtet, als irgendwie verklemmt und ohne Zugang zum eigenen Körper. Das finde ich übertrieben. Eine Sexarbeiterin hat während des ersten Lockdowns einen Blog geschrieben darüber, dass sie selten masturbiert, weil sie einfach viel Kontakt und Erotik mit anderen Menschen lebt, und wie sehr ihr das im Lockdown plötzlich fehlt. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich masturbiere zwar, aber meist eher als Einschlafhilfe als mit echter Begeisterung.
Das andere Ende des Extrems sind Menschen, die sehr exzessiv masturbieren, und/oder häufig mit Hilfsmitteln. Vibratoren sind ein tolles Spielzeug und eine besondere, intensive Art der Stimulation. Auf Dauer senken sie jedoch die Sensitivität; der Körper gewöhnte sich an sehr starke Reize und es wird schwieriger, sich mit der (scheinbar geringeren) Stimulation durch die eigenen Finger zum Orgasmus zu bringen.
Ähnlich ergeht es Männern, die Selbstbefriedigung zur schnellen Triebabfuhr nutzen. Häufig konditionieren sie sich damit selber auf eine sehr harte, schnelle Stimulation, und kriegen dadurch auf Dauer Probleme, beim Sex oder bei Berührungen durch jemanden anders zum Höhepunkt zu kommen. Solche Männer erlebe ich durchaus auch bei mir häufiger, die meine Berührungen und den Sex zwar genießen, es dann aber selbst „zu Ende bringen“ müssen.
Im Tantra versuchen wir das Gegenteil: Dort gibt es sogenannte Selbstliebe-Rituale, in denen es darum geht, sich selber ganz viel Zeit für die Berührung des eigenen Körpers zu nehmen. Im Grunde ist es eine Tantra-Massage, die man sich selbst gibt – mit allen Möglichkeiten einer solchen Massage.
Also, denk gerne mal darüber nach, wie Du mit Deinem Körper umgehst, wenn Du Dich selber anfasst, und welche Auswirkungen das auf Deine gesamte Sexualität hat!
In den Kommentaren findet Ihr noch einen Link zu einem Youtube-Video, in dem ein Mann von seinen Erfahrungen mit Selbststimulation in der Tantra-Ausbildung bei Diamond Lotus in Berlin berichtet und seine Gedanken dazu und zu dem Thema generell schildert. Fand ich sehr spannd, schaut gerne mal rein.
Tantra Ausbildung bei Diamond Lotus Berlin – Ein Review (Teil 2)
Lust – Olympiade oder Apfelbaum?
von Julian Wolf
https://www.youtube.com/watch?v=y0RpauRyzpM