Die Corona-Inzidenz steigt und steigt. Hamburg steht noch einigermaßen da und hat jetzt in sehr vielen Bereichen 2G beschlossen. Auch bei mir und meinen Kunden steigt das Bewusstsein für die Pandemie-Krise, und es stellt sich immer wieder die Frage: Sind solche Treffen überhaupt noch vernünftig?

Ich bin selber geimpft und treffe schon seit einigen Wochen nur noch Kunden, die ebenfalls geimpft wird. Seit zehn Tagen mache ich jetzt wieder regelmäßig Tests; an Tagen, an denen ich Dates habe (oder Menschen in Innenräumen treffe), teste ich mich jeden Morgen mit einem Selbsttest, zum Wochenende hin mache ich einen offiziellen Test in einem Testzentrum.

Ein guter Freund von mir hat sich seit Beginn der Pandemie ins Privatleben zurückgezogen. Im ersten Jahr ist er außer zum Supermarkt nirgendwo hin gegangen. Auch diesen Sommer war er höchstens mal kurz in der Stadt – keinerlei kulturelle Veranstaltungen, Gastronomie, etc. Treffen mit Freunden nur sehr, sehr eingeschränkt. Ist das noch lebenswert, und wie lange kann man das durchhalten?

Vor drei Wochen hatte ich eine Situation, in der ich Corona ausgesetzt war – und mich nicht angesteckt habe. Das lässt mich jetzt nicht unvorsichtig werden, aber es zeigt mir, dass es keine letztendlichen Garantien gibt, und manchmal hat man einfach Glück.

Manche Kunden fragen mich, ob ich Sexdates nicht für gefährlich halte, in diesen Zeiten. Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich treffe eine handvoll Männer die Woche, alle geimpft. Das Risiko erscheint mir deutlich geringer als z.B. ein ausgedehnter Shopping-Bummel an einem Samstag oder ein Kino/Theater-Besuch.

Als langjährige Sexarbeiterin gelange ich immer wieder an den Punkt, an dem ich mir Gedanken über die gesundheitlichen Risiken meiner Arbeit mache. Im Moment steht Corona im Vordergrund. Sonst sind sexuell übertragbare Krankheiten ein Risiko, das immer im Raum steht. Ich kann Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, aber ein Restrisiko bleibt. Vielleicht zählt das einfach zum allgemeinen Lebensrisiko…