Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Sexarbeiter-Welt (Seite 6 von 7)

Gedanken zum Thema Sexarbeit in Gesesllschaft und Politik

Werbeverbot für Französisch natur

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich habe immer Wert auf meine Gesundheit (und die meiner Kunden) gelegt und auch Französisch deswegen nur safe angeboten. Ab und zu hatte ich mal einen Anruf mit einer Anfrage nach Französisch natur, die ich dann abgelehnt habe. Das kam aber selten vor, denn es stand ja schon in meinen Anzeigen und vor allem im Service, dass ich dies nicht anbiete.

Mit dem neuen Postitutionsgesetz seit 1.7. herrscht jetzt Werbeverbot für sämtliche unsafe Praktiken, also auch für Französisch natur. Die Werbeplattformen wie Kaufmich haben darauf reagiert, indem diese Praktik aus den Service-Listen entfernt wurde.

Die Folge davon ist jedoch, dass ich seitdem mehrmals die Woche Anfragen habe, ob ich nicht Französisch natur anbiete; manchmal sogar mit langen Diskussionen, warum denn nicht. Es nervt!

Argumentiert wird mit „Hält sich doch eh keiner dran.“ Und „Soll doch jeder selbst entscheiden.“ Ja, jeder sollte selbst entscheiden, welches Risiko er eingehen will und welches nicht. Aber bitte, nachdem er über das Risiko nachgedacht hat, und nicht mit einem „Mir wird schon nichts passieren.“!

Privat unsafen Sex zu haben, mag noch ein überschaubares Risiko sein, solange man nicht jede Woche ONS hat. Aber im professionellen Bereich hat es nichts mehr mit überschaubarem Risiko zu tun, sondern ist russisches Roulette.

Gedankenspiel: Nimm die Zahl meiner Gäste pro Tag und multipliziere sie mit der Inkubationszeit einer beliebigen sexuell übertragbaren Krankheit. Dann erhältst du die Zahl der Männer, mit denen du indirekten Kontakt hättest, falls ich unsafen Kontakt anbieten würde. (Beim Tripper wäre die Zahl ca 15, bei HIV 120.)

Immer noch sexy, der Gedanke an Französisch natur? Eben, sehe ich genauso!

Keine Nerven diese Woche

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Diese Woche fühle ich mich etwas angeschlagen und urlaubsreif. Ich lasse es insgesamt ruhiger angehen. Vor allem aber merke ich das daran, dass ich auf die kleinen Dingen, die mich bei meiner Arbeit nerven, nicht mit demselben Schulterzucken reagiere wie sonst, sondern mir davon den Spaß verderben lasse.

Heute Mittag fing es an, kurz vor meinem ersten Termin. Ich war noch alleine im Appartement und wollte mich gerade umziehen und vorbereiten, als es schellte. Ich habe den Mann an der Tür freundlich gefragt, zu wem er denn wolle, und er antwortete: „Weiß ich nicht. Ich war hier mal bei einer Blondine.“ Ich habe es geschafft, freundlich zu bleiben, darauf hinzuweisen dass mehrere blonde Frauen hier arbeiten, im Moment aber außer mir keiner da sei und demnach kein spontaner Termin möglich. Aber hallo, zu einer Frau wollen um mit ihr Sex zu haben und sich dann noch nicht mal den Namen merken?! Geht gar nicht!

Genauso schlimm finde ich Anrufe, wie ich einen letzte Woche habe: „Hallo! Ich habe deine Telefonnummer irgendwann mal aus dem Internet abgeschrieben (alternativ: von einem Kumpel bekommen), aber ich weiß gar nichts über dich. Kannst du mal beschreiben wie du aussiehst und was du machst?“ Kann ich meistens nicht, zumindest nicht ausführlich, da mir solche Anrufe einfach zu blöd sind. Auch wir Frauen sind Individuen, was Aussehen, Charakter und Service angeht – da lasse ich mir ungern das Gefühl geben, so beliebig, austauschbar und gleichgültig zu sein.

Letzte Geschichte, ein Vorfall heute am späten Nachmittag: Ich war zu einem Termin im Studio und nachdem ich meinen Gast wieder zur Tür gebracht hatte, sagte eine Kollegin dass im vorderen Zimmer jemand warte, der zu mir wolle. Ich bin also hingegangen und habe mich vorgestellt, aber gleich darauf hingewiesen dass ich noch 10 Minuten brauche um das Studio aufzuräumen (den Raum teile ich mit Kolleginnen, da kann ich also nichts liegenlassen) und mich kurz abzuduschen. Das dauerte ihm zu lange, er ist dann wieder gegangen. War mir auch recht; ich mag eh keine Gäste, die spontan vorbeikommen (finde das extrem unhöflich und nervig), und dann beleidigt zu sein wenn nicht alles fertig ist finde ich arrogant – auf so jemanden kann ich dann gut verzichten.

So mache ich diese Woche also nur Termine mit Stammgästen und den Rest der Zeit gönne ich mir einfach etwas mehr Freizeit als sonst, die habe ich ja scheinbar nötig.

Safer Sex und das neue Prostitutionsgesetz

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In drei Tagen ist es jetzt so weit, am 1. Juli tritt das neue Prostitutionsgesetz in kraft. (Ich weigere mich, den Begriff „Prostitutionsschutzgesetz“ zu gebrauchen, denn von Schutz kann nun wirklich keine Rede sein – wir sind erwachsene Frauen und brauchen nicht vor uns selbst beschützt werden!)

Hier in Hamburg ist man noch nicht so richtig auf das Gesetz eingestellt. Die Stelle für Registrierung etc ist noch nicht benannt; wenn man auf der Internetpräsenz der Stadt nach dem Thema sucht, landet man bei dem Hinweis: „Eine Seite mit allen Informationen zum neuen Prostitutionsgesetz wird ab dem 1. Juli online sein.“ Es wird schon gemunkelt, dass in Hamburg der Start der Registrierung auf den 1.10. verschoben ist und bis nach 2018 rein verlängert werden wird. Man wird sehen…

Was aber definitiv ab 1. Juli relevant ist, ist die Kondompflicht. Einige Internetseiten haben schon angefangen mit der Umsetzung und Begriffe wie „Französisch natur“ oder „Französisch total“ oder „Französisch mit Aufnahme“ tauchen in der Servicelisten nicht mehr auf.

Die Betreiberin meines Appartements hat jetzt angekündigt, Schilder in die Zimmer zu hängen, die mit Piktorgrammen auf die Kondompflicht bei GV, OV, AV hinweisen. Ich finde den Gedanken, ständig auf so ein Schild zu schauen, ziemlich unsexy. Zumal meine Kunden es von mir eh nicht anders kennen; ich habe immer großen Wert auf meine Gesundheit und die Gesundheit meiner Kunden gelegt und nur safe gearbeitet.

Hier bei kaufmich taucht das Thema ja immer wieder mal im Blog auf, mit dem Tenor „Geht gar nicht, wie kann man nur ohne wollen/ anbieten.“ Aber ich bin nicht so naiv zu glauben, dass es nicht doch Frauen gibt, die sich für ein paar Euro mehr dazu verleiten lassen. Vor einiger Zeit landete ich sogar mal auf einer Homepage, wo „AO“ eine Ankreuz-Möglichkeit in der Serviceliste war. (Ich habe von der Registrierung auf dieser Seite Abstand genommen.)

Jetzt dürfen unsafe Praktiken also nicht mehr beworben werden. Ich habe die Hoffnung, dass dadurch bei einigen Kunden die Aufmerksamkeit mehr auf dieses Thema gelenkt wird und sie mal darüber nachdenken, welche Risiken sie eingehen und von der SDL fordern. Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass die Nachfrage am Telefon zunimmt und/ oder sich neue Codes entwickeln, um bei den Damen nachzufragen.

Wir alle wissen, dass Verbote meist nur so viel bringen, wie sie konsequent durchgesetzt werden können. Und wer will bei jedem einzelnen Termin kontrollieren, ob Kondome benutzt wurden? Damit sind nicht nur die Studiobetreiber (von denen das neue Gesetz dies verlangt), sondern garantiert auch die behördlichen Stellen überfordert.

Zeitmanagement

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An manchen Tagen bin ich kurz davor, alles hinzuschmeißen und mir eine andere Arbeit zu suchen. Letzten Mittwoch war mal wieder so ein Tag.

Januar und Februar sind erfahrungsgemäß Monate, in denen ich nicht so viele Termine habe. Nachdem ich Mitte Januar eine Woche krank war, war in den zwei Wochen danach wenig los. Dieses Jahr kann ich das entspannt sehen und mich darüber freuen, Zeit für andere Dinge zu haben. Meist fahre ich nur nachmittags für ein paar Stunden ins Appartement.

Montag und Dienstag war es sehr ruhig gewesen, so dass ich mich entschloss, Mittwoch zu Hause zu bleiben und ein lange aufgeschobenes Projekt zu Ende zu bringen. Falls mein Telefon noch schellen sollte, könnte ich ja schnell reinfahren – von meiner Wohnung bis zum Appartement brauche ich eine halbe Stunde, kann also mit unter einer Stunde Vorlauf Termine vergeben.

Um halb drei rief mich ein Kunde an, der mich schon seit vielen Jahren kennt – und der demnach auch wissen sollte, wie ungern ich ganz spontan arbeite. Dienstag hatten wir bereits telefoniert und er mir gesagt, wie viel Lust er auf mich hätte, dass er aber noch krank sei und mich nicht anstecken wolle. Jetzt wollte er also am Tag darauf kommen – aber bitte jetzt sofort. Als ich freundlich sagte, dass ich nicht im Appartement sei, aber problemlos um viertel nach drei da sein könnte, lehnte er ab: „Ne, dann fahr ich jetzt nach Hause und melde mich die Tage wieder. Schade, ich habe gerade solche Lust auf Dich…“ In dem Moment habe ich leider die Selbstkontrolle verloren und bin pampig geworden. Er hat so große Lust auf mich, aber nicht genug, um noch eine Viertelstunde irgendwo einen Kaffee zu trinken?!

Ich habe gerne das Gefühl, dass meine Kunden wirklich zu mir kommen wollen und nicht einfach eine Liste durchtelefonieren und im Zweifelsfall die nächste anrufen, wenn es nicht sofort klappt. Deswegen irritiert es mich, dass selbst Stammkunden, die regelmäßig zu mir kommen, manchmal zu einem solchen Verhalten neigen. Was ist denn so schwer daran, mich anzurufen, wenn man sich überlegt, dass man gerne kommen würde – und nicht erst wenn man im Auto sitzt und schon halb auf dem Weg ist?

Davon abgesehen, dass ich ab und zu auch gerne etwas Privatleben habe, mag ich es auch, mich auf meine Kunden einstellen zu können. Mir in Ruhe zu überlegen, welches Outfit zu diesem Termin und dem gewünschten Setting passt, Spielzeug rauszusuchen, vielleicht schon mal Öl für eine Massage warm zu machen, mich gedanklich auf die Begegnung einzustimmen. Der Kunde zahlt schließlich eine Menge Geld für meine ungeteilte Aufmerksamkeit und Hingabe, da sollte ich nicht in Gedanken noch halb woanders sein.

Mittlerweile bin ich zum Glück wieder mit meiner Arbeit versöhnt. Donnerstag und Freitag hatte ich einige sehr schöne Termine, und das ganz ohne Terminstress.

P.S. Am 02.07.15 habe ich schon mal einen Blog-Eintrag zu diesem Thema geschrieben. Leider kommt es immer wieder hoch…

Öffentlichkeitsarbeit

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Vor ein paar Tagen schellte abends mein Telefon und am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Frauenstimme: „Guten Abend! Ich bin von der BILD-Zeitung und möchte einen Artikel schreiben über die Geheimnisse deines Berufs.“ Ich lehnte sofort ab, worauf sie noch einwarf, dass „ich doch so offen sei, im Internet mein Gesicht zeigen würde…“ – und ob ich nicht eine Kollegin wüsste, die das machen würde?

Ich habe das sogar noch an meine Kolleginnen im Appartement weitergeleitet, aber die waren alle derselben Ansicht wie ich: Gerade von BILD sei kein ehrlicher Bericht zu erwarten, sondern nur Klischees, und für so was würde sich keine von uns den Vorurteilen und Verurteilungen der Öffentlichkeit aussetzen.

Ich bin Mitglied im BesD (Berufsveband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.), der sich für die Rechte von Prostituierten einsetzt und gegen die Stigmatisierung dieser Tätigkeit. In diesem Rahmen verfolge ich die Öffentlichkeitsarbeit, die einige Kolleginnen betreiben. Ich bewundere, was sie tun und wie sie es tun; es sind alles gebildete, reflektierte Frauen, die sich der Risiken bewusst sind und wissen, worauf sie achten müssen.

Trotzdem erlebe ich auch dort immer wieder, dass es schief geht: Dann werden Interviews so zerpflügt und verdreht, bis sie zur These des Journalisten passen (gerne genommen bei der EMMA). Oder es wird von Anfang an die Frau in Frage gestellt, indem man an ihrem Auftreten/ ihrem Aussehen/ ihrer Biografie/ etc herumkritisiert, bis sie scheinbar nicht mehr ernst zu nehmen ist (so passiert beim SPIEGEL).

Für mich bleibt das Dilemma: Ich sehe den Wert von Öffentlichkeitsarbeit und glaube, dass es wichtig ist, dass sich mehr Frauen öffentlich zeigen mit ihrer Arbeit und ihrer Person. Nur damit erreichen wir, dass man mit uns redet und nicht nur über uns! Aber solange selbst Frauen, die eindeutig viel besser dafür gewappnet sind als ich, immer wieder an dieser Aufgabe scheitern, sehe ich mich nicht in der Lage, das Risiko für mich persönlich einzugehen und die Konsequenzen eines solchen Schrittes zu tragen.

Nachtrag: Die Dame ist jetzt auch hier unterwegs, heute hat sie mich angeschrieben (sonderlich gut organisiert scheint sie demnach nicht zu sein). Irgendwann wird sie wohl jemanden finden, der naiv genug ist…

Privatwohnung vs. Appartement – Teil 2

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


(Teil 1 habe ich gestern hier gespostet, siehe unten)

Vor zwei Jahren habe ich die Wohnung, in der ich sowohl gewohnt als auch gearbeitet habe, aufgegeben und war erst knapp ein Jahr in einem Appartement in HH-Schnelsen, bevor ich in meinem jetzigen Appartement in HH-Billbrock gelandet bin. Jetzt arbeite ich wieder wie die meisten anderen Menschen auch: Ich fahre morgens mit dem Fahrrad oder der S-Bahn ins Appartement und abends wieder nach Hause.

Für mich liegen die Vorteile klar auf der Hand: Dadurch dass Arbeit und Privatleben klar getrennt sind, bin ich im Privatleben entspannter und bei der Arbeit konzentrierter. Ich bin nicht mehr ganz so spontan wie früher bzw habe wieder so was wie Arbeitszeiten etabliert: nachmittags bin ich im Appartement und auch spontan besuchbar; vormittags, abends und am Wochenende brauche ich deutlich Vorlauf.

Im Appartement bin ich selten allein mit meinem Gast. Wir haben fünf Zimmer, die fest vermietet sind, plus Terminfrauen, die das Studio nutzen – klingt viel, aber mehr als drei oder vier Frauen sind fast nie gleichzeitig im Appartement. Manchmal ist es unruhiger, als es in einer Privatwohnung wäre, aber wir achten alle sehr darauf, Rücksicht aufeinander zu nehmen und Diskretion zu wahren.

Auf der anderen Seite ist es schön für mich, mit Kolleginnen reden zu können, und manche Termine würde ich ohne diese Sicherheit im Hintergrund gar nicht machen (z.B. mich fesseln lassen). Ab und zu machen wir auch mal zusammen Termine – meist ein sehr aufregendes Erlebnis für den Gast und für manche die Erfüllung eines Traums.

Das Appartement hat einen deutlich höheren Ausstattungs-Standard als eine Privatwohnung. Schon meinem Zimmer merkt man an, dass es halt für meine Spiele eingerichtet wurde und kein durchschnittliches Schlafzimmer ist. Mittlerweile habe ich es sehr auf meine Bedürfnisse und Wünsche angepasst und genieße jeden Termin dort.

Falls jemandem der Sinn nach etwas Ausgefallenerem steht, kann ich nach Absprache ein SM-Studio und einen Klinikraum nutzen. Schon mal Sex auf einem Gyn-Stuhl gehabt? Oder in einer Sling? Fesselspiele am Kreuz oder auf der Liege? Alles kein Problem…

Ach ja, und wir haben drei Bäder: Zwei für Gäste und eins nur für die Frauen. Die für die Gäste in Gästebad-Qualität, mit frischen Handtüchern und verpackter Einmal-Kosmetik. Das Frauen-Bad halt ein Frauen-Bad, in dem jede ihre Kosmetik rumstehen hat und auf der Heizung Handtücher und Kleidung trocknet.

Ein klarer Appartement-Vorteil für mich: Wenn was nicht funktioniert, spreche ich die Vermieterin an und sie kümmert sich. Ich mache eine Woche Urlaub, und in der Zeit wird mein Zimmer gestrichen; das ist für mich der pure Luxus, musste ich mich doch jahrelang um jede Kleinigkeit selber kümmern (von verstopften Abflüssen im Bad bis zum kaputten Trockner – alles bitte sofort, ist dringend).

Ab und zu denke ich noch darüber nach, ob ein eigenes Appartement, nur für mich, nicht die schönere Lösung wäre. Aber im Moment bin ich glücklich da, wo ich bin, und habe nicht vor, da in den nächsten Monaten etwas dran zu ändern.

Privatwohnung vs. Appartement – Teil 1

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ab und zu kommt es vor, dass jemand es ablehnt mich zu treffen, weil ich nicht privat besuchbar bin und er nie in einen „Puff“ gehen würde. Nun, über die Auslegung des Wortes „Puff“ (und vergleichbarer Slang-Begriffe) lässt sich wohl streiten, aber hier mal ein paar Überlegungen von mir zu dem Thema:

Ich habe neun Jahre lang in meiner Privatwohnung gleichzeitig gearbeitet. Teilweise habe ich voll dort gewohnt, teilweise nur als Zweitwohnsitz. Ich hatte immer ein Zimmer für mich privat, eins zum arbeiten, und habe dabei dasselbe Bad benutzt wie meine Gäste und die Küche mehr zum Wäsche waschen benutzt als zum Kochen.

Ab und zu denke ich schon daran, dass es ja ganz praktisch war, abends nicht mehr ewig durch die Gegend fahren zu müssen und auch am Wochenende noch mal kurz einen Termin zu machen, ohne dass es mich gleich den halben Tag kostet. Aber insgesamt überwiegen doch die Nachteile:

Ich war nie richtig entspannt in der Wohnung, denn es war halt immer gleichzeitig auch mein Arbeitsplatz. Und egal wie oft ich gesagt habe, ich würde nur auf Termin arbeiten und man solle bitte nicht einfach vorbeikommen, irgendwer stand doch immer unangemeldet vor der Tür. Das hat dazu geführt, dass ich schon nach kurzer Zeit die Tür nur noch aufgemacht habe, wenn ich einen Termin hatte, ansonsten habe ich jegliches Klingeln ignoriert – hat der Postbote eben Pech gehabt, ich hole mein Paket dann halt am nächsten Tag in der Filiale ab.

Mal was rumliegen lassen, weil es ein fauler Tag war? Ging gar nicht. Besuch? Schwierig – wie erkläre ich die Aufteilung der Wohnung, und was mache ich wenn es plötzlich schellt. Das Bad war neutral eingerichtet, mein Kosmetik-Kram sorgfältig in einem Koffer weggeräumt.

Gäste legen so viel Wert auf Diskretion, dass sogar die Herausgabe eines Vornamens und einer Handy-Nummer als Zumutung empfunden wird. Umgekehrt gilt das nicht: Meine Adresse fand (und finde) ich bald auf allen möglichen Seiten, von denen die meisten eher unseriöser Natur waren und die ihren Stammsitz an einem Ort haben, der jede Chance, das wieder löschen zu lassen, zunichte macht. Da stand dann gerne mal wieder jemand unangemeldet vor der Tür – und wenn ich nicht da war, wurde auch bei den Nachbarn geschellt und gefragt, wo denn die Frau von den Erotik-Massagen sei. Ich sehe es heute noch als ein Wunder an, dass ich in dieser Zeit weder mit dem Vermieter noch mit dem Ordnungsamt Ärger hatte.

Und obwohl es bitte privat sein sollte, wurde Studio-Standard erwartet: Dasselbe Bad wie ich zu benutzen, war eine Zumutung für einige meiner Gäste. Auch an Möbeln, Heizung, Fußboden u.a. wurde gerne mal rumgemäkelt. Alle sollte bitte mindestens guten Hotel-Standard haben, Wohnungs-Standard reichte nicht… aber es sollte bitte möglichst privat sein.

Vor zwei Jahren habe ich die Wohnung aufgegeben und war erst knapp ein Jahr in einem Appartement in HH-Schnelsen, bevor ich in meinem jetzigen Appartement in HH-Billbrock gelandet bin. Jetzt arbeite ich wieder wie die meisten anderen Menschen auch: Ich fahre morgens mit dem Fahrrad oder der S-Bahn ins Appartement und abends wieder nach Hause.

Teil 2 folgt morgen – dort schreibe ich dann über die Vor- und Nachteile des Appartements

Terminchaos

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Die letzte Woche war terminmäßig mal wieder arg chaotisch – und damit irgendwie auch lehrreich, brachte alle meine Probleme und (Vor)Urteile zu dem Thema auf den Tisch.

Es fing Dienstag an. Bereits am Wochenende hatte jemand mit mir einen langen Termin am Mittag vereinbart, um den ich alle anderen Termine herumgelegt habe, bzw auch zwei Termine ablehnen musste, die für denselben Zeitraum angefragt wurden. 45 Minuten vor dem Termin bekam ich eine SMS: „Es schneit und ich habe keine Winterreifen, kann leider nicht kommen.“ Hallo? Es schneit seit heute morgen um sechs! Das hätte ihm ja wohl auch etwas eher einfallen können!

Mittwoch war ich wegen Terminen schon sehr früh im Appartement. Ab mittags habe ich dann nur noch rumgeseßen; um sechs fuhr ich nach Hause, der Tag war lang genug gewesen. Um acht schellte mein Telefon dann noch mal, als ich gemütlich zu Hause auf der Couch saß: Ob ich nicht spontan noch einen Termin machen könnte? Konnte ich nicht.

Donnerstag arbeite ich eh nur halb, da ich morgens Unterricht habe. Diesen Donnerstag habe ich dann den Rest des Tages mit einem ganz tollen Stammkunden von mir verbracht, und deswegen mehrere Terminanfragen abgelehnt. War total gut, aber leise regte sich mein schlechtes Gewissen: Darf ich mir das erlauben, so als Selbständige und Dienstleisterin? Einfach mal nicht zur Verfügung stehen…

Freitag habe ich dafür dann wieder nur rumgeseßen. War aber okay, denn ich habe endlich die Abschlußarbeit für meine Ausbildung fertig geschrieben, und abends war ich verabredet. Die Nacht war intensiv, in jeder Hinsicht…

… und am Samstagvormittag hatte ich dann ein großes Problem: Ich hatte einen Termin angenommen für mittags, war aber übermüdet und emotional echt neben der Spur. Ich habe den Termin dann abgesagt – und habe seitdem ein schlechtes Gewissen deswegen. Einerseits ist es für beide Seiten unbefriedigend, wenn ich mich dann doch zu solchen Terminen zwinge. Andererseits bin ich halt Dienstleisterin, und noch dazu wünsche ich mir von meinen Kunden, dass sie ihre Termine möglichst früh zu vereinbaren; da sollte Zuverlässigkeit von meiner Seite gegeben sein. Ist es auch – bis auf zwei oder drei Mal im Jahr, wo halt einfach nichts mehr geht.

Abnehmende Toleranz

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Vor 20 Jahren, als ich das erste Mal den Begriff „Prostituierte“ gehört habe, hatte ich dabei das Bild von Edel-Callgirls vor mir, die ein aufregendes, glamouröses Leben führten. Dieses Bild verstärkte sich Anfang des Jahrhunderts, als Prostitution in Deutschland legal wurde und zum ersten Mal das Phänomen „Hobby-Hure“ auftauchte.

In den letzten Jahren ist der Trend rückläufig, und die jetzige Überarbeitung des Prostitutionsgesetzes zeugt davon. Letztes Jahr schrieb der SPIEGEL einen großen Artikel über „das Elend der Prostituierten“ und den „Verkauf von Frauen (und ihrer Würde)“, und in der letzten Woche hat der STERN nachgelegt – der Artikel über das ARTEMIS ist ein perfektes Beispiel für tendenziösen Journalismus.

Diese beiden Zeitungsartikel und viele weitere in Zeitungen und Internet, ebenso wie subjektive Berichte von Aussteigerinnen, verstärken in der Gesellschaft das Bild, das Prostitution frauenverachtend sei und Prostituierte arme, geschundene Frauen, die sich nichts mehr wünschen als einen Ausweg aus ihrem Elend. Komisch nur, dass ich in all den Jahren nie eine solche Frau getroffen habe… Dafür jede Menge selbstbewusster Frauen, die die Freiheiten und guten Verdienstmöglichkeiten dieser Tätigkeit genossen. Oder Frauen, die immer mal wieder ein- und ausstiegen – alles freiwillig.

Aber von diesen Frauen wollen die meisten nichts hören, erst recht nicht die Medien. Und in der Gesellschaft wird das dort gezeichnete Bild übernommen, da die wenigsten in ihrem Umfeld eine Prostituierte kennen (zumindest nicht bewusst). Also wird die Gesellschaft immer intoleranter gegenüber Prostituierten – und meiner Meinung nach in den letzten Jahren auch wieder vermehrt gegen alle, die irgendwie anders sind.

Ich habe keine Angst vor dem neuen Prostitutionsgesetz; das ist eine Unannehmlichkeit, die mir aber (erst mal) nicht schadet. Angst habe ich vor der abnehmenden Toleranz, vor der zunehmenden Ausgrenzung und den Vorurteilen. Ich bin nicht nur Prostituierte, sondern auch ein ganz normaler Mensch mit einem Leben außerhalb der Arbeit – einem Leben, dass ich gerne in Gesellschaft verbringe, ohne mir ständig Gedanken um Vorurteile und Ausgrenzung zu machen.

Fehlergucker

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Über Geschmack lässt sich bekanntlich (nicht) streiten. In der Käuflichen Lust gibt es eine Vielzahl von Frauen und man sollte meinen, dass da jeder seine Traumfrau finden kann.

Umso mehr irritiert es mich, wenn ich von Männern angeschrieben werde, die mir nur mal sagen wollen, was ihnen an mir nicht gefällt. Heute wieder passiert, eine Mail von jemandem (370 km weit weg von Hamburg), der mir nur mal sagen wollte, dass er Tattoos als Verunzierung eines schönen Körpers ansieht. Ja, Tattoos sind Geschmackssache – aber warum sucht er sich nicht einfach eine andere Frau? Für so unwiderstehlich und unersetzlich halte ich mich nun auch wieder nicht, und die Auswahl ist groß genug…

Ich empfinde solche Mails oder auch „gut gemeinte“ Ratschläge von Kunden als übergriffig. Kein Mensch ist perfekt, ich kenne meine Stärken und meine Schwächen, und ich lebe damit. Wenn ich etwas ändern will, brauche ich dazu keine Motivation von Außen.

Manchmal bin ich kurz davor, meinen Job hinzuschmeißen und mir was anderes zu suchen, denn ich werde es nie jedem recht machen können. Und wenn ich mir die halbe Woche anhöre, was an meinem Körper/ meinem Appartement/ meinem Service nicht okay ist, vergeht mir die Lust am Arbeiten. Warum, bitte, kommst Du dann zu mir und suchst Dir keine „perfekte“ Frau? Ach ja, die gibt es dummerweise nicht…

Manchmal bin ich dann versucht (verbal) zurückzuschlagen und meinen Gegenüber darauf hinzuweisen, dass er z.B, mal abnehmen könnte, oder das Rauchen nicht sonderlich erotisch ist – aber dafür bin ich zu höflich, und meiner Meinung nach gehört das zu Toleranz, den anderen so sein zu lassen, wie er eben ist.

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