Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Sexarbeiter-Welt (Seite 5 von 7)

Gedanken zum Thema Sexarbeit in Gesesllschaft und Politik

Mobbing

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Jetzt ist Mobbing also das Thema des Monats bei kaufmich. Im Text im Magazin geht es zu dem Thema überwiegend um Beleidigungen, v.a. in den Kommentaren zu Blogs.

Ich habe die Kommentarfunktion zu meinen Blogs schon vor vielen Jahren abgeschaltet. Damals ging es auch um einen Blog über Mobbing, genauer gesagt um eine subjektive Darstellung von sehr negativen Erfahrungen, die ich in einem Studio gemacht habe (natürlich ohne Namensnennung – nachlesen kann man das am 19.11.15). Ich war übers Wochenende auf einem Seminar und verbrachte jede freie Minute am Handy, um der Flut aus Vorwürfen, Spekulationen und Anmerkungen Herr zu werden. Am zweiten Tag gab ich auf und schaltete die Kommentarfunktion aus – und danach nie wieder an.

Wenn ich in letzter Zeit hier Kommentare zu Blogs lese, habe ich meist den Eindruck, dass immer dieselbe handvoll Leute kommentiert, und zwar entweder zur Selbstbestätigung oder um gegeneinander zu sticheln. Dabei sind es doch Kommentare, keine Forumsbeiträge – der Sinn dieser Diskussionen der Kommentatoren untereinander erschließt sich mir überhaupt nicht! Den Begriff Mobbing finde ich jedoch etwas übertrieben dafür, es sind eher Zickereien auf Kindergarten-Niveau.

Ansonsten halte ich es mit der Aussage: Social Media ist immer freiwillig und jeder ist dort für seine Grenzen verantwortlich. Jeder Frau steht es frei, ihr Profil einfach als Anzeige zu nutzen und das Drumherum zu ignorieren.

Stammkunden in Corona-Zeiten

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Seit über drei Monaten herrscht in Deutschland Prostitutionsverbot, und kein Ende in Sicht. Vom 30.4. ist verlängert worden bis 30.8. und im Moment ist sogar vom 30.10. die Rede. Jede Frau musste und muss einen eigenen Weg finden, mit dem Wegfall dieser Einnahmen umzugehen; neben all den Belastungen, die die Auflagen für jeden einzelnen Menschen und für die Gesellschaft insgesamt bedeuten.

Ich möchte diesen Blog-Beitrag nutzen, um mich bei meinen Stammkunden zu bedanken. Schon kurze Zeit nach Beginn der Sperre bekam ich Anrufe und Nachrichten von guten, teils langjährigen Stammkunden. Einige wollten einfach nur hören, wie es mir geht und ob ich klarkomme. Von anderen habe ich das Angebot bekommen, mir Geld zu leihen oder Gutscheine zu kaufen, die sie dann irgendwann nach der Sperre einlösen könnten.

In zwei Fällen habe ich das Angebot mit dem Geld angenommen, von Männern die ich sehr gut kenne und denen ich vertraue. Eigentlich war das aber eher eine Notlösung, und im Notfall habe ich auch einen privaten Freundeskreis, der mich auffängt. Viel mehr als über das Geld freue ich mich über das Vertrauen und die Anerkennung.

Auch jetzt noch, drei Monate später, kriege ich diese Anrufe. Es tut gut zu wissen, dass zusätzlich zu der geschäftlichen Ebene eine private Ebene da ist, in der man sich Gedanken um den anderen macht. (Ja, auch ich mache mir Gedanken, wie es meinen Kunden in dieser Zeit ergeht.) Einige Stammkunden habe ich sogar auf einen kurzen Kaffee getroffen.

Es ist so toll, dass ich mich nicht nur in meinem privaten Umfeld gesehen und aufgehoben fühle, sondern auch bei meinen Kunden! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie dankbar und glücklich ich damit bin.

Gesundheitsberatung die Zweite

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Seit Mitte 2017 ist das Prostitutionsschutzgesetz in kraft, hier in Hamburg musste man sich bis Ende 2017 anmelden. Nach zwei Jahren laufen jetzt die Bescheinigungen für die Gesundheitsberatung aus und müssen verlängert werden. Das habe ich heute Vormittag gemacht.

Positive Veränderungen: Es ist nicht mehr unbedingt ein Termin möglich, sondern es gibt Sprechzeiten, an denen man einfach vorbei kommen kann. Außerdem sind die Gesundheitsberatung und die Anmeldung nach ProstSchG („Huren-Ausweis“) jetzt in einem Gebäude, so dass ich das nächstes Jahr dann zusammen erledigen kann.

Es war nicht viel los, so dass es kaum Wartezeit gab. An der Rezeption Unterlagen abgeben, dabei bekam ich dann eine Liste, worüber man im Gespräch reden könne: Verhütung, Hygiene, Arbeitsbedingungen, Ausstiegshilfe etc. Im Gespräch saß mir dann eine nette, junge Sozialarbeiterin gegenüber. Wir haben kaum eines dieser Themen angeschnitten, sondern haben ein wenig geplaudert über Arbeitsbedingungen, Service und was sich in den letzten zwei Jahren geändert hat. Dann noch ein kurzer Austausch zum Thema Schmierinfektionen, und ich war in unter 10 Minuten wieder raus. Papiere an der Rezeption abholen, nach 15 Minuten stand ich wieder auf der Straße.

Fazit: Viel Aufwand für wenig Ergebnis – aber dafür können die Mitarbeiter nichts, sie versuchen nur den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Eigentlich wollte ich danach noch ins Casa Blanca, zur Untersuchung und zum Gespräch mit einer Ärztin, die deutlich mehr Ahnung von der Materie hat. Dafür ist es aber heute zu spät geworden, das hole ich morgen nach.

Der Freier im Nordischen Model

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In den letzten Jahren wieder viel über das „Nordische Model“ diskutiert: Das Verbot der Prostitution, bei dem aber nicht die Frauen, sondern die Kunden bestraft werden. Begründet wird dieses Vorgehen mit dem Bild der armen, ausgebeuteten, hilflosen Frauen und der brutalen, missbrauchenden, frauenverachtenden Männer.

Es gibt diese Männer, und auch Frauen die ihnen zum Opfer fallen. Aber meinen Erfahrungen nach ist das eher die Ausnahme. Die Männer, denen ich täglich im Appartement (und im Inter begegne, als meine Kunden oder die Kunden von Kolleginnen, sind durchgehend nett, gepflegt, rücksichtsvoll, und machen sich teilweise sehr viele Gedanken über ihr Handeln und die Frauen, die sie bezahlen.

Das heißt nicht, dass alles nur eitel Sonnenschein ist. Ich habe auch meine Erlebnisse mit doofen Anfragen, nicht stattfindenden Terminen und mißglückten Treffen. Aber wohl nicht mehr als in jeder anderen Branche und bei wohl jeder zwischenmenschlichen Interaktion.

Mal davon abgesehen, dass das Nordische Model auch allen Frauen in der Sexarbeit massiv schadet, finde ich es einfach den Männern gegenüber unfair. Ich erlebe Sexarbeit in der Praxis als ein Geschäft zwischen Gleichberechtigten, bei dem beide Seiten gewinnen können, aber auch jede Seite ein Risiko eingeht (Frauen werden versetzt und verlieren Zeit und Geld; Männer zahlen Geld für mangelnden Service).

Kunden und Sexarbeiterinnen sitzen im selben Boot. Ich würde mir wünschen, dass dieses Geschäft einfach gleichberechtigt neben anderen Branchen anerkannt wird, statt ständige irgendwelchen Sonderregelungen unterworfen.

Rückzugsräume

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Manchmal bleibe ich deutlich länger im Appartement als es nötig wäre. Ich rede jetzt nicht von den Zeiten am Nachmittag, wenn ich für spontane Termine zur Verfügung bin, oder von Wartezeiten zwischen zwei Terminen. Ich rede von langen, faulen Stunden, wenn ich eigentlich schon Feierabend habe, aber mit den Kolleginnen zusammensitze, Kaffee trinke und rede, oder in meinem Zimmer auf dem Bett liege und ein Buch zu Ende lese oder einen Film sehe.

In solchen Stunden wird das Appartement zu einem Rückzugsraum für mich und fühlt sich fast wie Zuhause an. Ich mag mein Zuhause, aber manchmal wartet dort der überquellende Schreibtisch und Hausarbeit und die Wahl der Möglichkeiten, was ich alles tun könnte. Im Appartement zu sein fühlt sich häufig irgendwie zeitlos an. Dort gibt es nicht viel zu tun, von den Terminen und dem Aufräumen danach abgesehen. Dort scheint immer viel Zeit zu sein – auch zum Träumen, Nachdenken, einfach zu Sein…

Irgendwann stehe ich dann doch auf, fahre nach Hause und nehme mein Leben aktiv in die Hand. Auch das fühlt sich gut an!

Respekt und Fairness

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Das erste, was eine Frau in diesem Job lernt, ist, dass Termine häufig nicht eingehalten werden. Egal wie kurz- oder langfristig Termine gemacht werden, häufig sitzt man alleine da und wartet umsonst. Manchmal versuchen wir, uns davor zu schützen ,indem wir z.B. eine Bestätigung 1-2 Stunden vorher verlangen – aber selbst das hilft nicht immer. Ich habe mittlerweile ein einigermaßen gutes Gespür dafür, wie ernst eine Anfrage gemeint ist. Trotzdem muss ich das Risiko regelmäßig eingehen und verschwende immer wieder Zeit mit sowas.

In den letzten Wochen hatte ich zwei Erlebnisse, die in diesem Zusammenhang so krass unterschiedlich waren, dass ich sie jetzt nacheinander erzählen möchte. Ich beginne mit dem negativen, denn es war auch zeitlich als erstes.

Montagvormittag schellt mein Telefon. Wir vereinbaren einen Termin für Dienstag 13:00. Alles ist klar und besprochen, als er noch was nachfragt. Ich erkäre höglich, was funktioniert und was nicht (es ging nicht um meine Grenze, sondern eher um Technik), merkte aber, dass ihm meine Antwort nicht gefällt und er sich etwas anderes erhofft hatte. Ich rechne also schon halb mit einer Absage. Diese kommt dann auch am Abend per SMS. Ich zucke mit den Schultern und streiche den Termin wieder.

Montagabend wird es spät, so dass ich Dienstagmorgen verschlafe und mit meinem Vormittagsprogramm hinterherhinke. Ist ja nicht schlimm, ich hab ja keine Termine, fahr ich halt später ins Appartement. Um elf schellt mein Telefon, der Typ von gestern: Bei ihm hätte sich kurzfristig was geändert, ob ich nicht doch um eins könnte? Ich knirsche mit den Zähnen, überlege kurz hin und her, schmeiße meine komplette Tagesplanung über den Haufen und sage zu. Mache mich auf den Weg ins Appartement, um in Ruhe den Raum vorzubereiten, mich umzuziehen und zu schminken, den Termin gedanklich noch mal zu planen. Dann warte ich… bis 13:00… bis 13:10… bis 13:20… Als ich versuche ihn zurückzurufen, ist sein Telefon ausgeschaltet. Mich hat dieses „Spiel“ mal eben zwei Stunden gekostet und mir mehr als den halben Tag die Möglichkeit genommen, andere Termine anzunehmen.

Sprung zu einer Woche später, wieder Dienstag. Um 11:00 habe ich einen Termin mit einem Kuden, der vor einigen Monaten schon mal bei mir war und den ich in angenehmer Erinnerung habe. Den Termin haben wir vor fast drei Wochen vereinbart, aber da ich ihn schon kenne und als sehr zuverlässig erlebt habe, habe ich nicht auf eine nochmalige Bestätigung bestanden. Doch wieder wird es 11:20 und niemand kommt. Diesmal zucke ich nur mit den Schultern, eher verwirrt als verärgert. Ich schreibe ihm eine kurze Nachricht: „Eine Absage hätte ich nett gefunden, dann hätte ich den Tag anders planen können.“, und wende mich anderen Dingen zu.

Keine Stunde später habe ich eine Antwort: Es tut ihm total leid, er hat die Tage durcheinander gebracht und wollte eigentlich einen Termin für Mittwoch. Er würde mir ein Ausfallgeld zahlen, und ob ich vielleicht morgen um 11:00 Zeit hätte? Ich bin versöhnt und sage zu. Am nächsten Tag bin ich also wieder kurz nach zehn im Appartement, bereite alles vor, mache mich fertig. Parallel schreibe ich mit ihm: Ob ich noch mal die Adresse schreiben könne. Er hat die falsche S-Bahn genommen, kommt später. Um so weiter…

Im Endeffekt steht er kurz vor zwölf vor meiner Tür, völlig abgehetzt und genervt, und sagt dass er jetzt eigentlich keine Zeit mehr hat und auch nicht in Stimmung ist. Ich will ihn wenigstens auf einen Kaffee hineinbitte, damit er wieder runterkommen kann, doch er lehnt ab. Er drückt mir 200 Euro in die Hand, für die vertanen Vormittage, und geht wieder. Ich stehe etwas verdattert da; freue mich über das Geld, das ich gerade echt dringend brauche, und fühle mich doch komisch dabei.

Das waren jetzt zwei extreme Enden des Spektrumsm wie Männer mit Frauen in meinem Beruf umgehen. Das erste passiert leider deutlich häufiger als das zweite, und manchmal bin ich von diesem abwertenden, respektlosen Verhalten so genervt, dass ich am liebsten alles hinschmeißen würde. Aber dann gibt es wieder nette Kunden, die meine Motivation anheben.

Eine Lanze für Betreiberinnen

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In der aktuellen Anti-Prostitutions-Debatte werden Prostituierte gerne als Opfer dargestellt, die von allen ausgenutzt werden – neben Freiern und Zuhältern sind die „Bösen“ in dem Spiel gerne auch die Betreiber von Clubs, Appartements, Agenturen etc. Deswegen möchte ich heute mal eine Lanze für Betreiber*innen brechen.

Ich wechsle nicht so schnell, wenn ich mich irgendwo wohl fühle, und trotzdem habe ich schon so einige Menschen kennengelernt, die von der Sexarbeit lebten, ohne selber Dates anzubieten: Betreiber*innen von Agenturen, Hausdamen und Türsteher in Clubs, in den letzten Jahren dann Betreiberinnen von Studios und Appartements. Allen war eins gemein: Sie waren sehr nett und um die Frauen bemüht.

Wenn ich mich irgendwo vorgestellt habe, war es mir immer wichtig, dass mein Ansprechpartner im Zweifelsfall auf der Seite der Frauen stand und nicht der der Kunden. Das war immer der Fall. Auch waren die meisten ständige Ansprechpartner, für den Alltag und auch mal für private Probleme, und ließen immer mal mit sich reden, wenn es eng wurde.

In meinem jetzigen Appartement kriege ich viel von dem mit, was das Führen eines Appartements nicht nur an alltäglichem Stress bedeutet (man ist ständig Prellbock für Befindlichkeiten und Streitereien), sondern auch an organisatorischem Aufwand und in letzter Zeit leider auch sehr viel an rechtlichem (neues ProstSchG), ganz abgesehen von dem finanziellen Risiko. Ich würde das nicht machen wollen!

An dieser Stelle also ein großer Dank an und Respekt vor all den Menschen, die uns Frauen das Arbeiten ermöglichen und uns den Rücken freihalten!

Hilfsbereiter Besuch

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ein paar Mal im Jahr bekommen wir im Appartement hilfsbereiten Besuch:

Bei der Polizei gibt es Verbindungsbeamte ins Rotlicht, die zwar auch Ausweise kontrollieren, aber in erster Linie nachfragen, ob jemand Hilfe braucht gegen irgendeine Art von Zwang, vor allen Dingen natürlich Zuhälterei. Sie sind freundlich, verteilen Visitenkarten und Notrufnummern, und haben einen grundlegenden Einblick ins Milieu und die Abläufe dort.

Anders ist das bei den Sozialarbeiterinnen. Sie sind meistens jung, sehr freundlich, sehr bemüht. Verteilen Kondome, Gleitmittelproben und Flyer, geben Gesundheitstips – haben aber leider nur wenig Ahnung von den Lebens- und Arbeitsrealitäten von Frauen in der Sexarbeit.

Beim letzten Mal stand ich dann mit einer von ihnen in der Tür unseres Studios, das sie völlig fasziniert hat. Offensichtlich war sie ohne jede Idee, was wir dort machen können und wozu die einzelnen Dinge da sind.

Mein Fazit nach solchen Besuchen ist immer, dass es zwar hilfsbereit gemeint ist, aber nur selten echte Hilfe bieten kann. Da muss dann doch jede Sexarbeiterin ihren eigenen Weg finden.

Mädchen-WG

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Letzte Nacht habe ich im Appartement geschlafen, was ich sonst so gut wie nie tue. Aber ich hatte bis 22:00 einen Termin und musste heute Morgen um 10:00 wieder hier sein, da war es mir zu aufwendig, nach Hause zu fahren. Hier habe ich zwei Stunden mehr Schlaf gekriegt.

Sonst bin ich die einzige, die regelmäßig abends nach Hause fährt. Die Kolleginnen wohnen alle so weit weg, dass es sich unter der Woche nicht lohnt und sie nur am Wochenende nach Hause fahren. Dadurch herrscht bei uns eine Art WG-Stimmung: Wir kochen zusammen, sitzen zusammen und reden, planen Einkäufe und Kosmetik-Termine – leben halt Alltag zusammen.

Manchmal bin ich davon genervt und würde gerne mehr trennen zwischen Arbeit und Privat. Aber meist ist es es einfach schön. Ich fühle mich im Appartement auch zu Hause, es ist ein geschützter Raum, in dem ich mich ganz selbstverständlich bewege und viel von mir zeige.

Das kommt übrigens auch bei meinen Gästen an. Viele von ihnen freuen sich, wenn die Kolleginnen freundlich lächelnd grüßen, und bekommen genug von der gelösten Atmosphäre hier im Appartement mit, um das zu genießen.

Traurigkeit

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Vor ein paar Tagen haben wir uns von einer Kollegin getrennt. Sie war gut zwei Monate bei uns und die Situation war durchgängig schwierig. Ihr Auftreten war laut und unruhig und sie hatte Probleme, im Team mitzuarbeiten und sich einzufügen. Trotzdem haben wir uns immer wieder Mühe gegeben, sie zu integrieren. Sie reagierte auf jeden Hinweis mit Genervtheit und Arroganz, und Donnerstagabend ist es dann endgültig eskaliert.

Es ist wohl normal (und sehr menschlich), dass das in den folgenden Tagen noch Hauptthema unter uns Kolleginnen im Appartement war und wir auch ausgiebig geschimpft und gelästert haben. Doch hinter allem Groll zeigt sich bei mir ein Gefühl von Traurigkeit. Vielleicht ist es naiv von mir, aber mir tut es immer weh, wenn menschliches Miteinander so böse schiefgeht. Ich glaube an menschliche Tugenden wie Freundlichkeit, Rücksichtnahme und ein gewisses Maß an Nachsicht. Niemand ist perfekt, wir alle machen Fehler und haben Launen – aber warum muss es immer wieder so eskalieren?

Miteinander funktioniert nur, wenn alle Seiten sich bemühen, und es wird schwerer, je mehr kleine Unachtsamkeiten und Verletzungen sich angehäuft haben und je verhärteter die Fronten sind. Ich wünsche uns allen weniger Egoismus und mehr gegenseitige Rücksichtnahme; wenn das im Kleinen anfange würde, hätten wir wohl auch gesamtgesellschaftlich weit weniger Probleme.

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