Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Service (Seite 1 von 6)

Telefonzeiten

Immer wieder mal werde ich gefragt: „Wann kann ich dich denn telefonisch am besten erreichen?“ Generell zwischen 9:00-21:00, wenn ich nicht arbeite – also bitte einfach versuchen! Stören kann man mich eigentlich nicht, ich lege das Telefon so weit außer Reichweite, dass ich es nicht höre, oder mache es ganz aus, wenn ich nicht telefonieren kann.

Letzte Woche hatte ich gleich drei etwas chaotische Erlebnisse bezüglich des Telefons. Als erstes bekam ich am Dienstagmorgen um kurz nach halb acht eine SMS von einem Stammkunden, der nach einem Termin fragte. Später sagte er, dass er um diese Zeit nicht stören wollte, was ich sehr mitgedacht fand – ich bin zwar meist schon früh wach, aber dann entweder beim Yoga oder häufig auch einfach noch nicht in Stimmung zum Telefonieren. Wir haben den Termin dann per SMS abgesprochen, was aber durch Verzögerungen im Antworten etwas umständlich war (weswegen ich das sonst lieber per Anruf mache).

Samstagnacht hatte ich das Telefon auf Vibrieren gestellt und war schon fast im Bett, als es um 22:26 schellte. Ich habe es gehört und bin trotzdem nicht drangegangen – Anrufe um diese Uhrzeit finde ich einfach unhöflich! Er hat mir dann eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen, dass er gerne noch einen Termin fürs Wochenende vereinbaren würde. Die habe ich am Sonntagmorgen früh mit einer SMS beantwortet, habe dann aber nichts mehr von ihm gehört. Das deckt sich mit meiner Erfahrung, dass Anrufe am Abend häufig aus einer Stimmung heraus geschehen und deswegen oft nicht zu konkreten Terminen führen.

Sonntagnacht hatte ich vergessen, mein Telefon auf lautlos zu stellen, sondern es einfach auf dem Schreibtisch im Nebenzimmer liegenlassen. Ich wurde dann vom Telefonklingen geweckt – das erste Mal um 01:15, das zweite Mal um 03:37, und als es um 07:31 wieder schellte war ich zwar schon wach, hatte aber absolut kein Interesse mit diesem Mann zu sprechen. Was stimmt nicht mit jemandem, der mitten in der Nacht unbegründet bei Fremden anruft?!

Ich rufe übrigens von mir aus niemanden zurück, wenn ich nicht eindeutig dazu aufgefordert werde, und gebe mir auch bei SMS Mühe, diese neutral zu formulieren und nicht mit einem Namen zu unterzeichnen.

Tantramassage, Tantrasex, Slow Sex

Schon seit vielen Jahren kursiert der Begriff Tantra im Zusammenhang mit Sex und wird dabei immer freier interpretiert. Ursprünglich kommt Tantra aus Indien und ist eine Philosophie im Yoga. Es gibt heute auch westliche Yogastile, die auf der Tantra-Philosophie aufbauen. Parallel dazu gibt es hier im Westen das sogenannte Neo-Tantra. Im Neo-Tantra wird Tantra eng mit erotischen Inhalten verknüpft und mischt sich außerdem mit Selbsterfahrungsmethoden aus den 70er/80er-Jahren.

Die meisten denken bei Tantra zuerst an Tantramassage. Bei einer Tantramassage wird (wie bei jeder anderen Massage) strikt getrennt zwischen Gebendem und Nehmenden. Es handelt sich um eine sinnliche Massage, die dazu einladen soll, den eigenen Körper neu zu entdecken. Das Besondere an der Tantramassage im Vergleich zu vielen anderen Massagearten ist, dass der ganze Körper eingezogen wird, also auch der Intimbereich, und sogar eine besondere Intimassage (Lingam-Massage/ Yoni-Massage) möglich ist. Lust und ein Orgasmus sind bei einer Tantramassage möglich, werden aber nicht forciert, sondern dürfen einfach natürlich geschehen (oder halt auch nicht).

Den Begriff Tantra-Sex finde ich etwas schwierig, vor allem im Zusammenhang mit „ich möchte das mal ausprobieren“. Es gibt eine ganze Reihe erotischer Rituale im Tantra, die zu zweit oder in Gruppen durchgeführt werden. Diese Rituale folgen einem vorher festgelegten Ablauf, mit dem alle Teilnehmer vertraut sein müssen, und haben das Ziel, eine bestimmte Energie zu erschaffen und zu nutzen. Häufig sind Tantra-Rituale verbunden mit Atem- und Visualisierungsübungen. Solche Rituale kann man nicht mal eben so ausprobieren, sondern sie erfordern vorher ein nicht geringes Maß an Wissen, Übung und Vorbereitung.

Vor einigen Jahren machte dann außerdem der Begriff Slow Sex die Runde. Die meisten Menschen interpretieren das einfach als langsamen, sinnlichen Sex. Ursprünglich war Slow Sex aber als eine spirituell-erotische Praxis gemeint, bei der es darum geht, durch ruhige Vereinigung (ohne Erektion, ohne Bewegung) in Verbindung mit Atem und Entspannung neue Erfahrungen zu machen.

Anfragen für Tantra-Massagen

Immer wieder mal bekomme ich Anfragen für Tantra-Massagen, und jedes Mal bin ich unsicher, wie ich damit umgehen soll.

Der erste Punkt für mich ist, dass ich Tantra-Massagen schon seit Jahren nicht mehr bewerbe. Früher hatte ich eine Homepage rein für mein Angebot für Tantra-Massagen (erst war das mein Hauptberuf, später dann parallel zur Sexarbeit bzw als fließender Übergang). Mittlerweile mache ich nur noch auf kaufmich Werbung, und da halt ausschließlich für Sexarbeit. Wie kommt jemand also ausgerechnet auf mich, wenn es mehrere reine Tantra-Massage-Angebote in Hamburg gibt?

Wenn mich jemand nach einer Tantra-Massage fragt, frage ich also erst mal mehrfach nach, ob es wirklich um eine reine Tantra-Massage gehen soll. Wenn dann so was kommt wie „na ja, vielleicht mit ein bisschen Französisch“ oder „kann ich denn auch zwei Mal kommen“ oder „ich würde dich auch gerne anfassen“, ist klar dass es nicht um Tantra geht, und ich behandle das ganze wie eine Erotische Massage und demnach wie einen normalen Sexarbeit-Termin.

Wenn es jemandem wirklich um eine Tantra-Massage geht und derjenige evtl schon Erfahrung damit hat, kommt als nächstes häufig die Frage nach dem Preis. Tantra-Massagen sind am Markt günstiger als Sexarbeit. Für mich sind sie aber weder weniger Arbeit/ Aufwand, noch machen ich sie lieber als Sexarbeit. Im Endeffekt gehe ich da nach meinem Gefühl: wenn jemand so rüberkommt, dass ich wirklich eine sinnlich-entspannte Tantra-Massage geben kann, ohne Überschwappen in zu viel Erotik, komme ich ihm mit dem Preis entgegen. Sobald ich die gerinsten Zweifel daran habe, bleibe ich bei meinem normalen Preis.

Devoter Service

Vor ein paar Wochen wurde ich gefragt, ob ich auch im devoten Bereich spielen würde. Konkret ging es um ein Bestrafungs-Szenario mit Schlägen mit einem Rohrstock. Ich habe das abgelehnt, gleich aus mehreren Gründen, und mir im Nachhinein mal wieder ein paar Gedanken über devoten Service gemacht.

Als ich noch in einem BDSM-Studio gearbeitet habe (2014-2020) habe ich auch devoten Service angeboten. Wirklich gebucht wurde das aber nur eine handvoll Male. Einen dieser Kunden sehe ich auch heute noch 1-2 Mal im Jahr, für eine Spanking-Session. Ansonsten ging es meist um kurze Rollenspiele, bei denen ich die Sklavin gespielt habe und auf Anweisung über den Boden gekrabbelt bin.

Privat habe ich mehr Erfahrung in dem Bereich und würde mich durchaus als masochistisch bezeichnen. Da ich die letzten Jahre jedoch nur wenig spiele, ist meine körperliche Belastbarkeit nicht so hoch. Zudem bin ich psychisch nicht sonderlich belastbar, und jede Art von verbaler Erniedrigung lehne ich ab.

Der Unterschied, warum ich das jetzt nicht mehr bewerbe und auch nur selten anbiete, liegt darin, dass im Studio andere Sicherheitsvorkehrungen und auch Spielmöglichkeiten vorhanden waren. Vielen Kunden ging es auch um die Atmosphäre in einem SM-Studio, die sich in meinem kleinen Massageraum nicht herstellen lässt. Und es war halt immer eine Kollegin im Nebenzimmer, die zur Not eingreifen konnte.

Ich erlebe es häufig, dass Kunden zu mir kommen mit einer bestimmten Fantasie (egal in welchem Bereich), die oft einem Porno u.ä. entsprungen ist – und sich wenig Gedanken über die konkrete Umsetzung machen. Erst letztes Jahr ist es mir (in einer privaten Affäre) passiert, dass ich zwischendurch Angst hatte, ernsthaft verletzt zu werden. Blaue Flecken o.ä. gehören zwar durchaus dazu, aber bei vielen Techniken ist es nötig, sich vorher mit Anatomie und Risiken auseinanderzusetzen. Auch das Thema Hygiene muss ich in solchen Szenarien zu großen Teilen dem Kunden überlassen und mich darauf verlassen können, dass wir auf derselben Ebene agieren.

BDSM erfordert Konsens und Vertrauen. Dafür werden meist im Vorfeld längere Gespräche geführt, um Ideen und Grenzen abzuklären – vor allem die Grenzen der devoten Person. Im Paysex ist es aber durchaus so, dass es dem Kunden um ein spezielles Szenario geht – wie bei dem oben angesprochenen Bestrafungs-Szenario mit Rohrstock-Schlägen – und es manchmal schwer abzuschätzen ist, ob ich das physisch und psychisch kann, wenn ich noch nicht mit diesem Kunden gespielt habe. Und im Paysex ist es nicht so einfach und selbstverständlich, ein Szenario abzuändern oder gar ganz abzubrechen, wie ich das im Privaten tun würde.

Last but not least hinterlassen solche Spiele häufig Spuren. Das finde ich zwar nicht dramatisch, schreckt aber manchmal andere Kunden ab. Wenn ich also die Risiken bedenke denen ich mich bei einem Spiel in der devoten Rolle aussetze, plus die Spuren auf meinem Körper, wird das häufig nicht ausgeglichen durch den höheren Stundensatz und den potentiellen Spaß an dem Spiel.

Zeit

Das Thema Zeit in der Sexarbeit ist nur oberflächlich betrachtet einfach. Der Kunde zahlt eine bestimmte Zeit, und diese Zeit hat er dann, richtig?

Es fängt schon an mit der Frage, wie die Zeit zählt. Ist 1 Stunde die Zeit von wenn es an der Tür schellt bis zu dem Moment, wo ich die Tür wieder hinter ihm zu mache? Oder doch nur die Zeit, die wir im Bett verbringen?

Und was mache ich, wenn die Zeit um ist, wir aber noch nicht fertig sind? Einen Wecker stellen und dann muss er aufstehen und gehen, oder dem doch noch ein paar Minuten geben? Sind diese Minuten dann auf meine Rechnung oder muss er die noch extra bezahlen?

Im Endeffekt entscheidet jede Sexarbeiterin für sich, wie sie solche Dinge handhabt. Meist wird jedoch nicht darüber gesprochen, d.h. Sexarbeiterin und Kunde haben nicht immer dieselbe Vorstellung davon. Ich sehe es generell als meine Aufgabe, auf die Zeit zu achten. Manchmal habe ich jedoch Kunden, die alles perfekt machen möchten und sehr genau die Zeit im Blick haben.

Hier meine Antworten auf die obigen Fragen: Im Normalfall sehe ich die gebuchte Zeit als reine Spielzeit, d.h. ich rechne 15-30 Minuten extra für etwas Smalltalk und ein Vorgespräch und Zeit zum duschen davor und danach. Wenn jemand diese Zeit völlig überzieht und z.B. vorher ausführlich über seine Vorgeschichte reden möchte und Beratung aus meinen Erfahrungen möchte, ziehe ich etwa die Hälfte dieser Zeit von der Spielzeit ab.

Wie schon gesagt sehe ich es als meine Aufgabe, die Zeit im Auge zu bahalten. Meist gelingt es mir ganz gut und ich beginne 5-10 Minuten vor Ende der Zeit damit, das Spiel ausklingen und den Kunden zur Ruhe kommen zu lassen. Es passiert nur sehr selten, dass mir das nicht gelingt und der Kunde noch völlig im Spiel ist; in einem solchen Fall erlaube ich mir, freundlich zu sagen, dass wir langsam die Uhr im Auge behalten müssen und ich es deswegen jetzt ausklingen lassen würde, was meist okay ist. Verlängerungen biete ich selten an und wird auch nur selten angefragt.

Manchmal passiert es, dass auch ich mich so im Spiel verliere, dass ich die Zeit überziehe. Das geht dann grundsätzlich auf meine Rechnung, ich will diese Zeit nicht extra bezahlt kriegen. Lediglich wenn ich das Gefühl habe, dass jemand es regelmäßig darauf anlegt, die Zeit deutlich zu überziehen, spreche ich das irgendwann an und werde auch strenger mit der Einhaltung der Zeit.

Grundsätzlich ist es mir wichtig, dass die Zeit bei mir sich sowohl für mich als auch für den Kunden „rund“ anfühlt. Manchmal passiert es auch, dass ich unterspiele, d.h. dass eine Stunde eigentlich nur 50 Minuten lang ist, weil einfach gerade ein Endpunkt erreicht ist und die Energie auch nicht danach ist, noch liegen zu bleiben und zu kuscheln, zu quatschen o.ä. Da gehe ich dann mit meinem Gefühl und lasse den Kunden ins Bad, und auch darüber hat sich noch niemand beschwert.

Im Endeffekt ist es mit dem Umgang mit der Zeit wie bei fast allen Aspekten von Sexarbeit: Es ist mir wichtig, dass beide Beteiligten sich fair behandelt fühlen und mit einem guten Gefühl aus dem Erlebnis rausgehen.

Sicherheitskonzepte im BDSM

In meinem Profil habe ich stehen: „Safer Sex & SSC“. Safer Sex ist für die meisten klar, aber nach SSC werde ich nur selten gefragt. SSC steht für Safe Sane Consensual – Sicher Vernünftig Einvernehmlich.

SSC ist die höchste Sicherheitsstufe im BDSM. Sie bedeutet im Grunde, dass man jederzeit sichergeht, einvernehmlich zu handeln und nur im Rahmen dessen, was garantiert ohne körperliche und psychische Verletzungen möglich ist.

Eine Stufe darunter ist RACK – Risk Aware Consensual Kink – Risikobewusstes einvernehmliches Spiel. Dabei ist allen Beteiligten bewusst, dass es in dieser Technik keine absolute Sicherheit gibt, sondern dass durchaus die Gefahr von Verletzungen besteht. Diese Gefahr wird weitestmöglich ausgeschlossen und das Restrisiko in Kauf genommen.

Noch eine Stufe darunter ist EDGE – Edgeplay – Grenzspiele. Das sind Spiele für Fortgeschrittene, die ihre körperlichen und psychischen Grenzen austesten wollen und dabei auch ein höheres Risiko von körperlichen Verletzungen oder psychischen Abstürzen in Kauf nehmen.

Und dann gibt es noch DEBRIS… über das ich hier eigentlich nicht reden möchte, denn es geht um das bewusste Verletzen des devoten Parts.

Vor kurzem hat mir mal jemand vorgeworfen, ich würde „keinen Spass machen“, da ich Wert auf solche theoretischen Grundlagen und ethischen Grundsätze lege; das war ihm alles zu wenig „einfach mal Spass haben“. Aber meiner Meinung nach sollte niemand diesen Spass mit Wunden bezahlen.

Im Pay-Bereich halte ich SSC für unerlässlich, da ich die meisten meiner Kunden nicht wirklich kenne und auch nicht so regelmäßig mit ihnen spiele, dass sich ein echtes Vertrauensverhältnis entwickeln kann. In Ausnahmefällen (und privat) bewege ich mich mal im RACK-Bereich. Edgeplay bleibt meinen erotischen Fantasien vorbehalten, dieses Risiko würde ich in der Realität nie eingehen.

Sichergestellt werden diese Rahmen übrigens durch ausgiebige Vor- und Nachgespräche und durch die Verwendung des Ampelsystems und/ oder eines Safeword. Ampelsystem heißt, dass ich zwischendurch nach einer Farbe frage. Bei den Antworten bedeutet „Grün“ = „Alles okay, mach weiter.“, „Gelb“ = „Ist okay, aber nicht mehr.“ und „Rot“ = „Stop, einen Schritt zurück.“. Ein Safeword kann individuell vor dem Spiel vereinbart werden, oder man nutzt das allgemein gültige Safeword „Mayday“. Bei Verwendung des Safewords muss das Spiel sofort abgebrochen werden.

Streicheleinheiten

Letzte Woche hatte ich einen Termin mit jemandem, der zum ersten Mal bei mir war. Geplant war eine schöne Girlfriendsex-Stunde. Wir lagen nebeneinander, und ich fing an ihn zu streicheln. Ließ meine Hände über seinen ganzen Körper gleiten… Nach ein paar Minuten ließ er sich nach hinten sinken, entspannte sichtbar und sagte: „Okay, das reicht. Wir müssen keinen Sex haben. Das war offensichtlich das, was mir fehlte.“ (Spoiler: nein, ich habe nicht den Rest der Stunde nur gestreichelt.)

Für mich war das ein spannendes Erlebnis und eine spannende Erkenntnis. Es spricht sich ja so langsam rum, dass Berührungen zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehören und die meisten erwachsenen Menschen viel zu wenig berührt werden. Deswegen sind Massagen so wichtig und werden immer mehr.

Von einer Single-Freundin habe ich mal gehört, dass sie Massageaustausch mit Freundinnen organisiert, um ihren Berührungshunger zu stillen. Ich habe einen guten Freund, mit dem ich auch mal einfach Umarmungen und Nähe austauschen kann, wenn einer von uns das gerade braucht.

Doch nicht nur Singles fehlen Berührungen sondern auch Menschen in Beziehungen. Für Menschen, denen Berührungen in ihrer Beziehung fehlen, ist es sogar fast schwieirger, da jede Art von Berührung mit anderen Menschen häufig als Fremdgehen gewertet wird. Ein (langjährig verheirateter) Freund von mir scherzte vor kurzem: „Dafür haben wir den Hund.“

Männern fällt es zudem immer noch schwerer, nach Berührungen zu fragen, da dies als Schwäche interpretiert wird, was in unserer Gesellschaft immer noch vermieden wird. Daher wächst der Markt für professionelle Angebote. Sexarbeiterinnen waren schon immer auch Ansprechpartner, wenn es einfach um Berührung und Nähe geht. (Auch wenn längst nicht alle das mögen und anbieten.)

Darüber hinaus etablieren sich neben Wellness-Massagen in den letzten Jahrzehnten die Tantra-Massagen und in den letzten Jahren auch die Kuscheltherapie. All das sind gute Möglichkeiten, den Berührungshunger zu stillen und zu seinen Streicheleinheiten zu kommen.

Zeitplanung

Ab und zu kommt es vor, dass jemand nach einem Termin fragt und ich antworte: „Ja, aber spätestens um …“. Daraufhin wird der Termin dann abgelehnt mit dem Argument: „Ich will nicht, dass das zeitlich begrenzt ist/ zeitlich eng wird.“

Erstens: Alle Termine sind zeitlich begrenzt durch die gebuchte Zeit. Ich rechne zusätzlich zu der gebuchten Zeit maximal 30 Minuten für Vorgespräch und vorher und nachher duschen.

Zweitens: Zwischen dem Termine (gebuchte Zeit plus 30 Minuten) und dem nächsten Termin lasse ich mir eine Stunde Zeit, um den Raum aufzuräumen, zu duschen und mich neu vorzubereiten. Diese Zeit dient auch als Puffer, wenn sich ein Kunde verspätet.

Damit ist meine Zeitplanung sehr viel großzügiger als die der meisten Kolleginnen, die Termine im Stundentakt vergeben oder mit 15-30 Minuten dazwischen und für die häufig die gebuchte Zeit auch die gesamte Aufenthaltszeit ist.

Es gibt einen Punkt, an dem ich mich ungerecht behandelt fühle, wenn ein Kunde von mir unbegrenzte Zeit, Aufmerksamkeit und Rücksichtsnahme fordert. Ich liebe das was ich mache, und ich nehme mir gerne Zeit für meine Kunden. Mein Leben besteht aber aus mehr als einem Termin am Tag; selbst wenn ich keine weiteren Termine habe, habe ich meist andere berufliche oder private Verpflichtungen, die mir ebenfalls wichtig sind.

Frage nach Tabus

Vor ein paar Tagen entstand mit einigen Kolleginnen eine Diskussion darüber, wie man am besten mit der Frage nach Tabus umgeht. Immer wieder mal bekomme ich Nachrichten, die wenig Informationen enthalten, aber dafür die Frage: „Was sind denn so deine Tabus?“

Für einige Menschen in der Paysex-Szene ist „tabulos“ ein Code dafür, dass Kontakt ohne Kondome angeboten wird. Da macht die Frage nach meinen Tabus aber meiner Meinung nach keinen Sinn, sondern es wird eher gefragt: „Bist du denn auch tabulos?“ Wie auch immer, das ist meist meine erste und einzige Antwort auf diese Frage: „Meine Tabus sind alles, was nicht safe ist.“ Das ist für mich ein weites Feld, denn unter safe fällt für mich nicht nur Safer Sex, sondern auch ein verantwortungsvoller Umgang mit SM-Techniken und der Verzicht auf jede Form von Drogen.

Jede Frau hat Tabus, also Dinge, die sie so gar nicht mag. Manchmal können das ganz unerwartete Dinge sein; mich z.B. turnt Dirty Talk total ab. Häufig werden da Dinge wie Analverkehr genannt, oder verschiedene Formen von Spermaspielen, oder die klassischen Paysex-Tabus Küssen und Fingern.

Ich habe viele Dinge, die ich nicht als Tabus bezeichnen würde, sondern eher als das Gegenteil von Vorlieben. Z.B. kann ich nicht viel mit LackLederLatex anfangen, oder Rollenspielen. Ich habe da mal kurz mit experimentiert, aber es gibt mir nichts, und selbst wenn ich einem Kunden damit einen Gefallen tun will, kommt es nicht überzeugend rüber. Es sind keine echten Tabus, aber der Kunde ist einfach bei einer anderen Kollegin besser aufgehoben, die solche Spiele mit Überzeugung und Begeisterung spielen kann.

Was mich am meisten an der eingangs erwähnten Frage nach Tabus irritiert, ist, dass sie so ziellos ist. Wenn ich davon ausgehe, dass da nicht indirekt nach AO-Sex gefragt wird, sondern jemand wirklich meine Tabus wissen will, dann fange ich jetzt an, beliebig Tabus und Abneigungen aufzuzählen. Wahrscheinlich wird die Liste nie vollständig sein, und vieles auf der Liste wird den Kunden eh nicht interessieren.

In meinen Augen macht es also viel mehr Sinn, mir von Vorstellungen und Fantasien zu erzählen, und ich kann dann sagen, ob ich das umsetzen kann oder nicht. Es macht Sinn, nach einer bestimmten Sache zu fragen, die einem als Kunde besonders wichtig ist (gerade wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass diese Sache für manche Sexarbeiterinnen ein Tabu ist). Werde konkret bei einer Anfrage, erzähle was dich an meinem Profil anspricht und was du mit mir erleben möchtest – das führt viel eher zum Erfolg, als dich an meinen willkürlich genannten Vorlieben und Abneigungen zu orientieren. Diese sind ein erster Anhaltspunkt, sagen aber nach meiner Erfahrung wenig darüber aus, ob wir im Spiel auf einer Wellenlänge liegen werden oder nicht.

Tantra-Massage

Letzte Woche durfte ich mal wieder eine richtige Tantra-Massage geben, und es hat sooo viel Spaß gemacht. Deswegen gibt es jetzt hier den Re-Post einer Massage-Beschreibung.


Vorgestern habe ich den ruhigen Sonntag in dieser eh ruhigen Zeit genutzt, um meinem Freund eine Tantra-Massage zu geben. Es war seine erste Tantra-Massage. Ich habe ja jahrelang Tantra-Massagen gegeben, aber in den letzten Jahren nur noch eine handvoll, also sehr selten. Umso schöner war es zu spüren wie schnell ich in das Ritual und in diese besondere Stimmung zurückfinde, wie natürlich es sich noch anfühlt für mich.

Begonnen haben wir im Sitzen, mit einer kurzen Meditation, um zur Ruhe zu kommen und uns aufeinander einzustellen. Dann strichen meine Hände ganz sanft über seinen Körper, erste Berührungen um einen Kontakt herzustellen. Fingerspitzen auf seinem Gesicht, entlang der Arme, auf Brust und Bauch… ein vorsichtiges Ausstreichen der Finger, bevor ich seine linke Hand auf mein Herz legte, um ihn meinen Herzschlag spüren zu lassen.

Als er auf dem Bauch lag begann ich mit sehr spielerischen, sanften Berührungen – nicht nur mit meinen Fingern, Lippen und Haaren, sondern auch mit einem Fell, einer Feder, einem Tuch etc. Schon jetzt ging sein Atem tief und gleichzeitig, sein Körper war entspannt und reagierte sensibel auf jede Berührung.

Auch die Öl-Massage war sanft, ein Kreisen meiner Hände und Fingerspitzen entlang seiner Wirbelsäule, auf dem ganzen Rücken, auf dem Po und die Beine hinunter. Auch die Füße ließ ich natürlich nicht aus. Wie er jetzt so vor mir lag, glänzend zum Öl, war es sehr verführerisch mit meinem ganzen Körper über seinen zu gleiten, den Kontakt zu spüren, einen gemeinsamen Atem zu finden.

Ich bat ihn sich umzudrehen und massierte dann Hände und Arme, Bauch und Brust, die Vorderseite der Oberschenkel. Dann goß ich erneut Öl in meine Hände und strich ganz sanft über sein Geschlecht. Berührte jeden Teil davon, strich die Ansätze der Beine entlang, Perineum, berührte die Hoden, strich langsam über seinen Penis…

Trotz der Lust, die meine Berührungen an dieser Stelle bei ihm entfachten, blieb die Stimmung sanft und entspannt. Er war so tief in seinem Körper verwurzelt und im Fühlen, dass die sanften Berührungen ihm ein völlig neues Erleben schenkten – und der Orgasmus absolut zur Nebensache wurde.

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