Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Anekdoten (Seite 5 von 6)

Kleine amüsante Geschichten aus meinem Alltag.

„zu starke Persönlichkeit“

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In dem Interview, das Teil des Profils hier bei kaufmich ist, wird nach „seltsamen oder komischen“ Erlebnissen gefragt. Ich musste vor kurzem an eine Begegnung denken, die ich sehr skurril fand.

Am Anfang war alles in Ordnung. Er war ein eher ruhiger Typ, etwas kleiner als ich, mit Halbglatze, total unauffällig. Wir redeten ein wenig und landeten dann im Bett. Er war ziemlich passiv. Meist kompensiere ich das dann gerne, indem ich die aktivere Rolle übernehme, aber das schien ihn zu irritieren.

Ich wurde also immer ruhiger und vorsichtiger, was dem Ganzen etwas den Schwung nahmm. Irgendwann bat er mich, mich nicht mehr zu bewegen. Okay… Als nächstes bat er mich, die Augen zu schließen. Das war auch okay für mich, aber er schien immer noch nicht wirklich glücklich mit der Situation. Zögernd fragte er, ob er mir ein Handtuch übers Gesicht legen dürfe. Ich stimmte zu; ich empfand ihn nicht als bedrohlich, und da ich nicht gefesselt und das Tuch nicht festgebunden war, hätte ich es jederzeit mit einer Bewegung entfernen können.

Ich lag also dort, bewegungslos, mit dem Tuch überm Gesicht. Doch nach einigen Minuten zog er sich mit einem Seufzen zurück: „Ich kann bei dir nicht. Deine Persönlichkeit ist einfach zu stark!“

Nun, ich bin relativ selbstbewusst, aber eigentlich eher ein introvertierter Typ, und ich bilde mir viel ein auf mein Einfühlungsvermögen. Aber eine so „graue Maus“, wie dieser Mann gesucht hat, wird er im Paysex wahrscheinlich nicht finden.

Er hat es mir übrigens nicht übel genommen, sondern wir haben uns noch nett unterhalten. Er hat sogar noch einmal angerufen und nach einem zweiten Termin gefragt, der dann aber zeitlich nicht geklappt hat.

Lockdown und Einsamkeit

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Der Lockdown kostet uns alle viel, und 2020 war für mich in vielen Bereichen auch ein Jahr der Abschiede. Zu vielen meiner Stammgäste habe ich den Kontakt gehalten. Einen langjährigen Stammkunden habe ich im letzten Jahr verloren – und das tut mir sehr leid, vor allem wie es gelaufen ist.

Wir kannten uns seit über zehn Jahren. Er kam so 4-6 Mal im Jahr zu mir, für einen langen, entspannten Termin am Wochenende. Viel Zeit haben wir auch mit Reden verbracht, über seine Gefühle und Probleme. Er war aus beruflichen Gründen nach Hamburg gezogen, und ich habe schnell mitbekommen, dass er hier oben nie richtig angekommen ist und außerhalb der Arbeit kaum Kontakte hat.

Irgendwann im Laufe dieser Jahre habe ich ihm mal meine private Handynummer gegeben, weil er mir etwas über WhatsApp schicken wollte. Seitdem haben wir über WhatsApp Termine gemacht, und es gab nie Probleme.

Letzten März, als der Lockdown anfing, fing er dann an mir mehr zu schreiben. Wie es mir ginge, kurze Infos über seinen Tag, manchmal weitergeleitete Videos oder Links. Ich wusste, dass er einsam war und ihm der Lockdown sehr zu schaffen machte, und beantwortete diese Nachrichten regelmäßig.

Irgendwann wurden die Nachrichten immer mehr. Photos, Links, Artikel – ich bekam einen ziemlich genauen Überblick über sein Leben, und über seine Einsamkeit. Er tat mir leid, und irgendwie war es immer noch ein netter Kontakt.

Irgendwann wurde es mir dann zu viel. Ich hatte einen Job, investierte viel Zeit in mein Hobby, war einfach viel unterwegs und mit anderen Dingen beschäftigt. Der Lockdown war mittlerweile gelockert worden, und ich beantwortete Nachrichten oberflächlicher und auch nicht immer direkt.

Dann bekam ich pampige „Bist du noch da“ Nachrichten, oder „Ach, dich gibt es noch“ oder ähnliches. Ich sagte ihm direkt, dass mir das zu viel ist, und dass er mir nicht mehr so viel schreiben solle. Für ein paar Tage wurde es besser, dann wiederholte sich das Spiel.

So ging es den ganzen Sommer, und irgendwann war ich an dem Punkt, an dem ich nur noch genervt auf das Piepen meines Handys reagierte. Ich zog die Notbremse: Ich schrieb ihm, dass ich nicht mehr chatten wolle und dass er mich auf meinem Arbeitshandy anrufen könne, falls er noch mal einen Termin wolle. Dann blockierte ich ihn auf WhatsApp. Wie erwartet habe ich dann nichts mehr von ihm gehört.

Zu Weihnachten schickte er mir kurze Grüße auf mein Arbeitshandy. Trotzdem glaube ich, dass in dieser Begegnung zu viel kaputt gegangen ist, als dass es sich noch kitten ließe. Es tut mir sehr leid, dass es so weit gekommen ist.

Es ist leider nicht das erste Mal, das mir sowas passiert, und wird wohl auch nicht das letzte Mal sein. Sexarbeit ist eine ständige Balance zwischen Nähe und Distanz, und manchmal kommt dieses Gleichgewicht ins Kippen. Ich versuche früh genug Warnzeichen zu erkennen, aber trotzdem kann ich es nicht immer verhindern.

Geschenk an die Frauen

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Sonntagmorgen 10:30. Ich liege noch im Bett, habe gerade die erste Tasse Kaffee neben mir, und checke auf dem Tab Nachrichten und News. Die Mail auf KM klingt sehr nett, aber mir ist gerade nicht nach Schreiben. Ich klicke weiter auf Facebook und verbringe dort die nächsten zwanzig Minuten. Als ich zurück auf KM komme, habe ich vom selben Absender noch eine Mail, mit nichts als einem Smiley – offensichtlich hat er gesehen, dass ich die Mail gelesen habe, und hat interpretiert, dass ich sie nicht beantworten würde.

Auf sowas reagiere ich im Moment extrem empfindlich (wie auf einiges andere auch). Also schreibe ich freundlich zurück, dass ich bei seiner Ungeduld wohl nicht die Richtige für ihn bin. Als Antwort bekomme ich gleich drei Mails. Die erste ist ein simples „Schade, wirklich nicht?“, und dabei hätte man es gut bewenden lassen können.

Die zweite ist der Hinweis, dass ich doch froh sein solle, mal einen jüngeren Mann daten zu können statt immer nur „alte Säcke“. Jetzt bin ich ernsthaft sauer. Ich mag meine Kunden, unabhängig von ihrem Alter, und ich reagiere empfindlich und beschützerisch, wenn jemand über sie herzieht und Vorurteile hat. Kurz bevor ich auf den Ignorier-Knopf drücken kann, kommt die dritte Mail:

Mich würde er eh nicht treffen wollen, und er würde mich beim Gesundheitsamt melden wegen Verstoss gegen die Corona-Regeln. Aha, viel Erfolg – wir hatten überhaupt nicht über einen konkreten Termin gesprochen, und im Moment gibt es noch keine Regeln über den 10. Januar hinaus. Früher drohte man mit dem Finanzamt, heute also mit dem Gesundheitsamt – beides sind leere Drohungen, die selten durchgeführt werden und selbst dann nur die wenigsten Frauen in Schwierigkeiten bringen können.

Jetzt hatte ich auf jeden Fall erst mal wieder genug von KM und beschäftigte mich den Rest des Tages mit etwas anderem. Schade, ich habe sonst so nette Kontakte hier…

Jemanden zu seinem Glück zwingen

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Die Nachricht kam während meines Urlaubs per SMS: Er würde gerne einen Termin für die folgende Woche am Donnerstag machen. Ob das nur per SMS ginge oder wir telefonieren könnten? Ich bot ihm an, mich am Montag anzurufen, und das tat er dann auch. Spoiler: Es kam nicht zu einem Termin.

Erst erzählte er mir ausführlich, dass er ja vor einigen Jahren mal bei mir war und worüber wir da geredet hätten (und war wohl etwas pikiert, dass ich mich nicht an ihn erinnerte). Dann kam er zu einem Anliegen: Er habe eine Freundin/Affäre, die schon älter sei, aber sexuell sehr zurückhaltend. Er habe ihr mal einen Vibrator geschenkt, was für sie eine völlig neue Welt gewesen wäre. Und da ich ja auch Tantra mache, solle ich sie doch jetzt mal massieren und ihr zeigen, „was alles möglich sei mit ihrem Körper und ihrem Sex“. Dafür wollte er sich zu dritt treffen.

Ich habe dieses Verhalten schon häufiger erlebte, bei Männern, aber auch bei Frauen: Man selbst begeistert sich richtig für etwas – für Sex generell, für einen Fetisch, für eine bestimmte Technik – und möchte den Partner ebenfalls dafür begeistern. Die Enttäuschung ist groß, wenn die Begeisterung des Partners sich in Grenzen hält, sei es durch direkte Ablehnung oder auch nach einem ersten Ausprobieren. „Das ist doch so toll, das muss der andere doch auch toll finden, wenn er es nur mal richtig erlebt!“ Die Enttäuschung, dass der Partner nicht so funktioniert wie gewollte, wird hinter Unverständnis versteckt…

Meiner Meinung nach muss es jedem selbst überlassen bleiben, wie weit er oder sie die eigene Sexualität erkundet und entwickelt. Natürlich kann man als Partner Vorschläge machen und Ideen einbringen, auch Wünsche äußern – muss aber eine Ablehnung repektieren (und darauf verzichten oder andere Wege finden). Ungefragt jemanden drittes ins Spiel zu bringen oder jemanden in ein Spiel zu drängen, dass er/sie zuvor abgelehnt hat, überschreitet für mich eine Grenze. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen, auch nicht zu sexueller Erfüllung.

Jeder Mensch lebte Sexualität anders, und jeder Mensch gibt dem Sex einen anderen Stellenwert in seinem Leben. Für manche Menschen ist Sex einfach nicht so wichtig – na und? Ich kenne Menschen, die trotz fehlendem Sex sehr körperliche Menschen sind und intensive, erfüllte Leben leben. Ihnen fehlt nichts – und das sollte ihnen auch niemand von außen einreden wollen.

Erinnerungen (Teil 1)

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Mit 23 habe ich zum ersten Mal in einem Bordell gearbeitet. Es war ein kleiner Club, sehr familiär, und ich habe mich dort lange sehr wohl gefühlt. Die Mädchen boten einen fixen Service an, eine Hausdame kümmerte sich um Empfang und Ordnung.

Einer der (wenigen) Kunden, der mir aus dieser Zeit noch in Erinnerung geblieben ist, ist „Hängebacken-Peter“. Er kam 2-3 Mal im Monat und nahm immer das jüngste Mädchen im Team, oder halt die Neue.

Spitznamen, die die Frauen untereinander für Kunden nutzen, klingen häufig gemeiner als sie gemeint sind. Die meisten Männer stellen sich nun mal nur mit einem Vornamen vor, und die meisten Namen tauchen dutzendfach auf. Also suchen wir nach etwas anderem, um Kunden voneinander zu unterscheiden.

„Hängebacken-Peter“ verdankte seinen Spitznamen einer Krebs-OP. Er war von einem Tumor im Gesicht genesen; die OP hatte jedoch eine lange Narbe auf einer Hälfte des Gesichts hinterlassen, die auch seine Sprache etwas verzerrte und ihn in gewissen Situationen zum sabbern neigen ließ.

Er buchte meist von Anfang an 3-4 Stunden und verlängerte dann auch gerne mal. Auf dem Zimmer geschah nicht viel: kuscheln, im Arm liegen, küssen. Trotzdem war er vielen von uns zuwider – wegen der schon erwähnten Neigung zum Sabbern, und auch einfach weil es sich für ein Mädchen um die 20 nicht normal anfühlt, mit einem Mann über 50 zu kuscheln.

Ich erinnere mich, wie ich unauffällig die Uhr im Auge behielt und hoffte, dass die Zeit verging, oder auch wie ich versuchte wegzudämmern und mich in monotone Tagträume flüchtete.

Im Nachhinein betrachtet tut er mir leid, mit seinen so offensichtlichen Makeln und seiner Fixierung auf junge Mädchen. Heute wäre er ein Gast, auf den ich mich freuen würde; jemand, dem ich absichtslose Berührungen, Nähe, Kontakt und Aufmerksamkeit schenken könnte. Mit Anfang 20 fehlte mir dazu leider die nötige Geduld und Toleranz.

Anekdoten

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Im Moment gibt es nicht viel, worüber ich als Anbieterin hier im Blog schreiben könnte. Wir sind schließlich immer noch in der Corona-Zeit, und die Dinge die in meinem Leben geschehen haben nur selten mit Paysex zu tun (abgesehen davon dass ich mir die Zeit nehme mein Profil zu überarbeiten). Kaufmich schlägt vor, dass erotische Geschichten immer gut ankommen. Die schreibe ich meist aber eher dann, wenn ich gerade etwas konkretes erlebt habe.

Ich habe mir gedacht, dass ich einige Geschichten erzählen könnte, die ich in den langen Jahren, die ich jetzt schon in der Sexarbeit tätig bin, erlebt habe. Ein wenig schrecke ich aber davor zurück, und über die Gründe dafür möchte ich hier reden.

Anekdoten sind immer beliebt, über alle Berufe und Tätigkeiten, aber vor allem über Sexarbeit. In vielen Bücher nehmen sie den Hauptteil ein, und auch in Gesprächen werden eher Anekdoten erzählt als über den Alltag mit langweiligen, irgendwie ereignislosen Dates; selbst über schöne, aufregende Dates lässt sich häufig wenig sagen.

Was genau sind Anekdoten? Anekdoten sind lustige Geschichte, die besondere Erlebnisse auf humoristische Art erzählen. Häufig sind diese Erlebnisse irgendwie absurd oder eklig, und häufig wird sich über den Gegenüber lustig gemacht.

Genau das stört mich beim Erzählen von Anekdoten: Jemand kommt zu mir, um einen (vielleicht geheimen, vielleicht lang gehegten) Wunsch in die Tat umzusetzen. Das braucht ein gewisses Vertrauen und Mut. Und dann mache ich mich über diesen Wunsch oder auch einfach über die Art oder das Aussehen dieses Mannes lustig? Das widerspricht für mich der allgemeinen Menschlichkeit und meiner eigenen Integrität, der Art wie ich mit anderen Menschen umgehen möchte. (Was nicht heißt, dass ich perfekt bin und mir sowas nie passiert – aber dann eher im Gespräch mit Freunden und nicht öffentlich im Internet.)

Trotzdem werde ich mich in den nächsten Tagen an ein paar Geschichten versuchen – in der Hoffnung, dabei die Würde aller Beteiligten waren zu können.

Falle schieben

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


„Falle schieben“ bezeichnet eine Technik im traditionellen Prostitutions-Milieu, bei der die Frau den Verkehr vermeidet, indem sie eine Hand zwischen ihre Beine nimmt (meist von hinten) und statt den Penis in sich zu führen, diesen zwischen ihren Körper/ Po und der Hand gleiten lässt – in der Hoffnung, dass der Kunde das nicht merkt.

Ich habe nie Falle geschoben, in meinen Augen ist das Betrug. Aber vor kurzem hatte ich ein sehr skuriles Erlebnis: Eine Kollegin bat mich, mit in ihren Termin zu kommen und mit dem Kunden AV zu haben (sie selbst bietet das nicht an). Nach etwas Vorspiel lag ich also auf dem Gyn-Stuhl, er stand davor, Kondom und Gleitmittel angebracht. Er stieß das Becken vor ohne groß zu zielen, und sein Penis rutschte zwischen meien Körper und den Stuhl.

Ich wollte nach unten greifen, um das zu korrigieren, doch da fing er schon an zu stoßen. Irritiert sah ich zu ihm hoch und fragte mich, ob er das nicht merkte? Er war völlig in seinen eigenen Film abgetaucht, die Augen geschlossen, stöhnend und ordentlich dabei. Ich ließ meine Hand wieder sinken und ließ ihn fortfahren.

Hinterher hatte ich ein komisches Gefühl. Nicht ganz ein schlechtes Gewissen, denn ich hatte nichts falsch gemacht. Andererseits war ich gut für etwas bezahlt worden, das nur in seinem Kopf stattgefunden hat…

Immerhin gibt dieses Erlebnis im Nachhinein eine gute Anekdote ab.

Abschied II

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Vor einigen Tagen habe ich hier von dem bewussten Abschied eines Kunden gesprochen, der sich aus dem Paysex zurückgezogen hat. Beim Schreiben musste ich an eine andere Begegnung denken, die schon viele Jahre zurückliegt und von der ich heute erzählen möchte.

Damals gab ich noch Tantra-Massagen. Als dieser Kunde das erste Mal zu mir kam, war er schon deutlich von der Parkinson-Krankheit gezeichnet. (Später stellte ich fest, dass er sehr viel jünger war als ich ihn geschätzt hatte.) Er nahm sich immer viel Zeit für seine Besuche bei mir. Wir begannen mit einem Picknick aus Obst und Süßigkeiten. Dann duschte ich ihn, wusch zärtlich den ganzen Körper, während er sich auf mich stützte. Nach einer langen Massage lagen wir dann beeinander und kuschelten.

Nach etwa einem Jahr fragte er mich, ob ich ihn vielleicht bei ihm zu Hause besuchen könnte. Er wusste, dass ich eigentlich keine Hausbesuche machte, aber seine Krankheit schritt schnell voran, und er war einfach nicht mehr mobil genug, um zu mir zu kommen. Ich war dann noch zwei Mal bei ihm, bevor er sich nicht mehr meldete.

Einige Monate später fand ich eine Todesfall-Karte in meinem Briefkasten. Im ersten Moment konnte ich den Namen nicht einordnen, doch dann fiel er mir wieder ein. Bis heute bin ich bei dem Gedanken berührt, dass ich in seinem Leben wichtig genug war, um meine Daten bei seinen Angehörigen für die Benachrichtigung zu hinterlegen.

Diese Begegnung war eine von denen, die meine Einstellung zu dieser Arbeit stark geprägt haben.

Abschied

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In der Sexarbeit sind bewusste Abschiede selten. Anbieterinnen hören häufig von einem Tag auf den anderen auf und verschwinden von der Bildfläche (für immer oder um einige Monate später wieder aufzutauchen). Kunden verabschieden sich nicht, sondern buchen einfach keinen neuen Termin. Bei einigen Stammkunden, gerade wenn sie eine Zeit lang sehr häufig da sind, kann ich merken, wie es auseinandergeht; die Termine werden seltener und seltener und hören dann ganz auf. Bei anderen fällt mir manchmal erst nach Monaten auf, dass er lange nicht mehr bei mir war.

Vor zwei Wochen hat sich jemand bewusst von mir verabschiedet. Er war in den letzten Monaten vier oder fünf Mal bei mir, für längere Termine, die er sorgfältig plante. Diesmal eröffnete er unser Treffen mit den Worten, dass es das letzte sei (und im Gegensatz zu anderen Ankündigungen dieser Art glaubte ich ihm). Seine Begründung rührte mich: Er will seine Frau nicht mehr belügen, keine Ausreden mehr finden, und es sei ja auch gemeinsames Geld, das er ausgeben würde. Für ihn waren die letzten Monate in der Welt des Paysex ein Ausflug, von dem er jetzt nach Hause zurückkehrte.

Ich habe höchsten Respekt für ihn, fühle mich geehrt und bin dankbar für unsere Begegnungen – und wünsche ihm für seine Zukunft alles Gute!

Wieviel ist (meine) Integrität wert?

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich habe gerade große Probleme mit einem Kunden. Genau genommen ist es nicht mein Kunde, sondern der Kunde einer Kollegin. Er ist häufig bei uns im Appartement und bucht gerne zwei oder drei Frauen gleichzeitig. So habe auch ich schon ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht.

Dadurch, dass er nicht wirklich mein Kunde ist, gelten auch nicht meine Regeln und Tabus, sondern die der Kollegin. Ich habe also immer über seinen Drogenkonsum hinweggesehen. Auch wenn er bei der Terminvereinbarung Spielchen spielte und versucht, alle nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, betraf mich das nur selten direkt.

Dann wurde ich jedoch in seine Machtspiele hineingezogen. Erst versuchte er, eine Sonderbehandlung bei Terminzeiten und -buchungen durchzusetzen. Dann wollte er uns Frauen gegeneinander ausspielen (was ihm teilweise auch gelang, uns aber zum Glück mehr gegen ihn aufbrachte als gegeneinander).

Letzten Freitag war ich noch bis spät abends in einem Termin mit ihm – und soll jetzt plötzlich über zwei Wochen auf mein Geld warten, weil er es „vergessen“ hat und jetzt erst mal in Urlaub ist! Ich weiss, dass ich das Geld bekommen werde, und wahrscheinlich noch was drauf als Entschuldigung. Trotzdem ist das der Tropfen, der für mich das Fass zum Überlaufen bringt.

Ich werde mich nicht weiter an Terminen mit ihm beteiligen. Ich habe genug von seinen Spielchen, seiner Überheblichkeit und seinem mangelnden Respekt. Ich bin es meiner Integrität schuldig, in Zukunft aus sein Geld zu verzichten.

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