Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Anekdoten (Seite 4 von 6)

Kleine amüsante Geschichten aus meinem Alltag.

Absagen und Ausreden

Es gab eine Zeit vor einigen Jahren, als ich gescherzt habe, dass der Weg zu mir sehr gefährlich sein müsse und ich meine Kunden vielleicht warnen sollte. Der Grund dieses Scherzes waren die regelmäßigen Absagen, die sehr kurzfristig erfolgten mit der Begründung: „Ich hatte gerade einen Autounfall.“

Die gerade moderne Version von „Ich hatte eine Autounfall.“ ist „Mein Corona-Test war positiv.“ Versteht mich nicht falsch: Ich bin dankbar für jeden, der achtsam mit diesem Thema umgeht, sich regelmäßig testen lässt und sich in Quarantäne begibt wenn ein Test positiv ist.

Ich habe jedoch nach all den Jahren ein ziemlich gutes Gefühl für die Zuverlässigkeit von Menschen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, eine Ahnung, die mich daran zweifeln lässt, dass jemand einen Termin mit mir ernst nimmt, oder ihn als Option ansieht und demnach die hohe Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Absage besteht.

Mein Problem ist, dass solche Ahnungen natürlich nicht 100% zuverlässig sind. Wenn ich solche Termine dann regelmäßig von mir aus absagen würde, würde ich auch die Kunden verpassen, die dann doch kommen. Ich lebe also damit, dass mir 2-3 Mal im Monat so jemand meinen Tag durcheinander bringt.

Bei kurzfristigen Absagen werden dann Ausreden bemüht, damit ich evtl doch noch eine weitere Chance auf einen Termin gebe: „Ich hatte einen Autounfall.“, „Ich muss leider doch länger arbeiten.“, „Mein Corona-Test war positiv.“ und ähnliches – ich kann es nicht nachprüfen, und solche Dinge können ja wirklich passieren.

Beim ersten Mal ist das dann halt mein Problem und mir bleibt nichts anders als der Versuch, mich nicht zu sehr frustrieren zu lassen. Ich gebe aber bei sowas nur selten zweite Chancen, außer bei guten Stammgästen.

Anekdoten

Anekdoten sind ein beliebtes Thema in der Sexarbeit. Für die meisten Menschen ist diese Welt so fremd, dass sie neugierig sind aus Geschichten aus unserem Leben – je ausgefallener desto besser. Dass das dann häufig nicht mehr viel mit dem Alltag zu tun hat, ist nicht so wichtig…

Auch wenn ich mit Kolleginnen zusammen sitze, passiert es ab und zu, dass wir uns über Superlative auslassen: die ekligste Session, der nervigste Kunde, das peinlichste Missgeschick… Zugegeben: das geht manchmal ganz schön unter die Gürtellinie – und weit jenseits der Grenzen des guten Geschmacks.

Wenn ich hier Anekdoten schreibe, lege ich Wert darauf, nicht zu sehr über Kunden herzuziehen. Ja, manches Verhalten ist nervig, und manche Wünsche sind komisch – aber häufig steckt eher Ungeschicklichkeit als böse Absicht dahinter. Und sich über erotische Vorlieben lustig zu machen, ist eh daneben (was nicht heißt, dass ich sie nicht ablehnen darf).

Über meine geschriebenen Anekdoten können alle Beteiligten lachen (wenn sich jemand darin wiedererkennt), oder zumindest hoffentlich über Verhalten reflektieren. Alles andere behalte ich für mich, oder vielleicht mal für ein privates Gespräch – wenn ich weiß, dass mein Gegenüber das entsprechend einordnen kann.

Worauf man alles achten muss

Wichtigste Regel als Sexarbeiterin: Keine Spuren hinterlassen! Zum Glück habe ich eh keine Vorliebe für auffällige Düfte, starkes Make-up o.ä., so dass sich meine Kunden darüber keine Gedanken machen müssen. Wenn jemand sehr vorsichtig ist, rate ich dazu, ein eigenes Duschgel mitzubringen – aber auch das ist bei mir relativ geruchsneutral, ebenso wie Massageöl o.ä.

Ich spiele nicht mehr viel im SM-Bereich, so dass Spuren in Form von blauen Flecken, Striemen o.ä. eigentlich nicht vorkommen. Generell wird sowas vorher angesprochen, und die meisten Kunden sind sich des Risikos bewusst (und meistens lässt sich auch eine andere Ausrede finden, falls es doch mal einen blauen Flecken gibt).

Gestern schrieb mich ein Kunde ein paar Stunden nach dem Date an: er hätte Ausschlag auf dem Oberarm, woran das liegen könne? Ich habe es in alle den Jahren noch nie gehabt, dass jemand auf etwas, das ich benutzt habe (Öl, Gleitmittel, Kondome, Body Lotion etc) allergisch reagiert hat. Hier ließ sich die Lösung aber schnell finden: Ich hatte am Abend vorher meine Haare gefärbt! Und während des Dates eine ganze Weile entspannt an in gekuschelt gelegen, den Kopf auf seinem Oberarm.

Ich bin immer noch erstaunt, dass das eine solche allergische Reaktion hervorrufen konnte, obwohl die Haare trocken waren. Er hat es zum Glück locker genommen; es war wohl auch nicht schmerzhaft und ging schnell wieder weg.

Machtspiel

Ich hatte vor ein paar Tagen einen Chat-Kontakt, der mich am Anfang irritiert, später dann geärgert hat. Das Profil kannt ich nicht, und es enthielt zwar ein Bild, auf dem war jedoch nicht viel zu erkennen. Er schrieb mich mit einem nichtssagenden Spruch an, den ich erst konterte, um dann gleich zu korrigieren: „Das passt wohl nicht mit uns beiden, denn ich deinem Profil steht, dass du immer über Nacht zu dir einlädst – ich biete weder Hausbesuche noch Overnight an.“

Dann stellt sich heraus, dass wir uns wohl für ziemlich langer Zeit schon mal getroffen hatten – und er wurde patzig, weil ich mich nicht an ihn erinnerte. (Nein, nach mehreren Jahren ist das selten der Fall, und wenn dann erkenne ich dich vielleicht bei einem Treffen wieder, aber nicht am Telefon oder per Mail.)

Dem folgte ein wirrer Dialog, in dem er versuchte, mich zu einem Reeperbahnbummel zu überreden, und ich das ablehnte, weil sowas nicht mein Ding ist – mache ich privat nur selten, während Corona erst recht nicht, und ich treffe nur ungern Kunden außerhalb meiner Räume. Er versuchte mich zu überzeugen: erst indem er darauf hinwies, dass ich zu unflexibel sei, dann indem er mir mehr Geld bot, und dann mit Betteln, dass er das aber unbedingt mit mir machen wolle.

Ab irgendeinem Punkt merkte ich, dass ich innerlich abschaltete und generell mir kein Treffen mehr mit ihm vorstellen konnte. Das übersehen manche Kunden, wenn sie im Vorweg so eine Unruhe reinbringen: es geht nicht um eine technische Dienstleistung, sondern auch ich muss mit einem guten Gefühl in so ein Treffen gehen, sonst kommt da nichts Vernünftiges bei rum. Wenn ich mich vorher schon verunsichert oder genervt fühle, macht das fast keinen Sinn mehr.

My oh my you’re so good looking

Ein Vorteil des Älter-werdens ist für mich, dass ich deutlich entspannter geworden bin was das Aussehen meines Gegenübers angeht und auch was meinen eigenen Körper betrifft. Im Tantra habe ich lange daran gearbeitet, nicht zu urteilen, sondern das Schöne und Einzigartige in jedem Menschen zu entdecken.

Und dann gibt es da diesen Mann… Vor Corona war er ein paar Mal im Appartement bei mir. Ich erinnere einen Dialog mit einer Kollegin: „Der war in letzter Zeit häufiger bei dir, oder?“ – „Ja, schon.“ – „Sieht ja gut aus…“ – „Mh…“ Ich habe keinen „Typ“ und lasse mich nur schwer von klassischen Idealen beeindrucken – aber er sieht wirklich klassisch gut aus, und ich lasse mich davon beeindrucken.

Jetzt war er wieder bei mir. Und ich merke, dass ich nicht nur beeindruckt bin von seinem guten Aussehen, sondern mich davon auch einschüchtern lasse. Plötzlich fällt mir jedes Kilo zu viel an meinem Körper auf, jede Narbe und jeder sonstige Makel. Ich werde schüchtern, fühle mich unbeholfen, komme ins Stottern und mit meinen sonst so souveränen Abläufen durcheinander.

Dann erinnere ich mich selber in Gedanken daran, dass er mich ausgesucht hat und mich sogar bezahlt. Also weiß er offensichtlich, was er will, und ich gehöre dazu. Jedesmal, wenn meine Zweifel auftauchen, schiebe ich sie mit diesen Gedanken in den Hintergrund – und erlaube mir, es zu genießen, seinen Körper zu berühren, und wie sich sein Körper auf meinem anfühlt.

Peinliche Erklärungen

Ich hatte heute Abend ein echt schönes Date, mit einer kleinen Irritation mittendrin. Ich lag entspannt auf dem Rücken, seine Lippen strichen über meine Haut… da zog er sich plötzlich zurück, sah erst an mir runter, mich dann an, und fragte: „Wer hat dich denn geschlagen?!“

Irritiert richtete ich mich auf, wusste im ersten Moment gar nicht was er meinte. Doch dann fiel es mir wieder ein: an der Innenseite der Oberschenkel, fast ganz oben, habe ich auf beiden Seiten handtellergroße blaue Flecke, und außerdem mehrere kleine, alle an der Innenseite der Oberschenkel. Sieht echt nach häuslicher Gewalt aus, oder einem SM-Spiel…

Was wirklich passiert ist: Ich habe am Wochenende spontan einen gebrauchten Sattel für mein Pferd gekauft und wollte den natürlich sofort ausprobieren. Meine Steigbügelriemen passten aber nicht an den Sattel. Ich hatte noch ein paar andere Riemen da, die aber für mich zu lang waren – egal, ich kann sie ja kürzer knoten. Jetzt waren die Riemen zwar ein bisschen zu kurz, aber das würde schon gehen.

Durch die (jetzt zu kurzen) Riemen bin ich beim Leichttraben bei jedem Schritt mit dem Oberschenkel/ Schambein gegen die Fork gestossen. Oberhalb der Knie rieben außerdem die Knoten an der Innenseite meiner Oberschenkel. Was heute morgen noch leichte Schatten waren, hat sich im Laufe des Tages zu dunkelblauen Flecken entwickelt, die wohl noch einige Tage anhalten werden.

Die Frage, was mir passiert ist, werde ich in dieser Woche also wahrscheinlich noch häufiger hören. Einerseits ist es mir peinlich, aber andererseits freue ich mich über die Aufmerksamkeit meiner Kunden, die sowas bei einer Sexarbeiterin nicht einfach ignorieren.

Nicht nur Bilder gucken

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Letzte Woche hatte ich ein Datedas echt nicht gut lief- und das sich leicht hätte verhindern lassen, wenn er mein Profil gelesen hätte, statt nur Bilder zu gucken. Er hatte den Termin telefonisch vereinbart, und auf meine Frage nach besonderen Wünschen und Vorstellungen nur gesagt: „Na, das was in deinem Profil steht.“ 

Die erste Irritation gab es schon bevor wir angefangen haben: „Hast du nicht was Heißes anzuziehen?“ Irritiert schaute ich an mir hinunter, auf das knappe schwarze Minikleid. Ich bot ihm halterlose Strümpfe an, aber das entspach auch nicht seinen Vorstellungen. „Irgendwas richtig nuttiges, aus Netz oder so…“ Ich fand dann einen knappen BH und einen Ouvert-String, die mir mal ein Kunde mitgebracht hatte und die seitdem ganz hinten in meiner Schublade lagen. 

Ich hatte Probleme mit ihm in Kontakt zu kommen. Die Dessous störten mich, ich bin lieber nackt. Alles, was ich tat, schien ihn nicht zu erreichen.

Er: „Ich finde deine Tattoos so geil, und die rot lackierten Nägel!“ – „Sag mir, wie verdorben du bist!“ – Uff, Verbalerotik ist so gar nicht mein Ding! Ich kam mir immer blöder vor. Im Endeffekt räkelte ich mich vor ihm, während er sich einen runterholte. 

Das Geld hätte er wohl bei einer anderen Frau besser anlegen können. Ich hätte gerne darauf verzichtet, um mir diese peinliche Stunde (die nur 40 Minuten dauerte) zu ersparen. 

Der besondere Moment

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Wir kennen uns schon seit einigen Jahren. Er kommt 2-3 Mal im Jahr für eine Session zu mir, die ich immer genieße. Dies ist unser erstes Treffen seit Corona. Er hat eine neue Telefonnummer und ich habe ihn am Telefon nicht sofort wiedererkannt, was mir dann peinlich ist. Dieses Treffen nicht mehr im Studio, sondern in meiner neuen Wohnung. 

Trotz der geänderten Umgebung und der langen Pause läuft die Session gut. Wir schwingen gut miteinander, finden eine gemeinsame Ebene des Spiels. Ich kann mich gut fallen lassen und vertrauen und auch er scheint sich wohl zu fühlen. 

Danach sitzen wir nebeneinander, bestätigen uns gegenseitig dass es gut lief und wir uns beide wohl gefühlt haben, dass wir gut miteinander schwingen. Plötzlich schwingt noch etwas anderes, tieferes mit als nur die Freude an der einen Stunde Spiel… Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich überlege, wie unsere Sessions und unser Verhältnis zueinander wohl wäre, wenn wir uns privat kennegelernt hätten. 

Dann schüttel ich mich und zwinge mich zurück in die Realität. Solche Gedanken sind im Paysex nie gut. Ich lächle, bedanke mich für die Session, wünsche ihm noch ein schönes Wochenende – und nehme mir fest vor, bis zu seinem nächsten Anruf nicht mehr an ihn zu denken. 

Annahmen und Fragen

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Wir hatte einige kurze Nachrichten hier bei KM geschrieben, die aber nicht viel aussagten, bevor er mich anrief und einen Termin vereinbarte, mit fast einer Woche Vorlauf. Am Telefon frage ich immer nach Dauer des Termins und nach besonderen Wünschen, da kam nichts besonderes. Kurz vorher bestätigte er mir den Termin noch mal und ich schickte ihm die Adresse – alles bestens, dachte ich. 

45 Minuten vor dem Termin. Ich habe das Zimmer vorbereitet, mich fertiggemacht, die Anfrage eines Stammkunden für diesen Nachmittag abgelehnt (da ich ja schon einen Termin hatte). Als ich auf mein Handy schaue, sehe ich, dass es mir noch eine Nachricht geschrieben hat: „Ich wollte noch fragen ob dein Service auch XX und XY beinhaltet.“ XX biete ich an – XY nicht. Daraufhin sagt er den Termin ab, weil „es leider nicht passt“. 

Generell habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn es nicht passt. Manche Männer suchen in erster Linie nach einer spannenden Begegnung, andere haben spezielle Wünsche, die sie erfüllen wollen – und wenn es nicht passt, bin ich eben nicht die Richtige. Nur: warum klärt man das nicht am Anfang des Kontakts, oder spätestens bei der Terminvereinbarung? So hat er mir den Nachmittag komplett runiniert, ich habe Zeit und Aufwand für nichts investiert und einen anderen Termin dafür abgelehnt. Auch er wird schon auf dem Weg gewesen sein und hat sich damit die Möglichkeit genommen, eine passendere Frau zu finden. 

Emotionaler Ausbruch

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


„Danke für zwei ruinierte Tage, Ar*******!“

Wie es dazu kam: Schon am Sonntag hatte mir jemand kurzfristig einen Termin abgesagt. Ärgerlich, aber so war der Tag frei – auch wenn es für Verabredungen mit Freunden o.ä. zu spät war. Montagmorgen dann gleich die nächste Absage, für einen Termin am Abend – natürlich ausgerechnet ein Termin, für den ich die ganze Tagesplanung über den Haufen geworfen hatte. Der Termin wurde verschoben auf Mittwochabend, und ich brachte schon da deutlich zum Ausdruck, dass ich Wert auf Zuverlässigkeit lege und den Termin nicht annehme, wenn er nicht sicher ist.

Termin um 18:00. Nachricht um 17:56: „Verkehrschaos, wird 18:30“. Um 18:15 dann: „Sperrung am Berliner Tor, ich komme nicht zu dir, breche den Kontakt jetzt hier ab, soll halt nicht sein.“ Das hat dann meine obige Reaktion provoziert. Ganz ehrlich: Von Erwachsenen erwarte ich, dass sie ihre Zeitplanung im Griff haben. Und wer mit einem Auto in der Stadt unterwegs ist, muss sich auf längere Fahrzeiten einstellen und Puffer einbauen, gerade im Feierabendverkehr und am ersten Ferientag.

In seinen Augen bin ich jetzt die Böse, weil man niemanden beleidigen darf. In einer Beziehung nennt man ein solches Verhalten „Gaslighting“ – den eigenen Fehler überspielen, indem man dem anderen seine berechtigte Reaktion übelnimmt.

Ich mach jetzt den Rest der Woche keine Dates mehr, hab erst mal genug. 

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