Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Autor: Tina (Seite 1 von 55)

Dankbar für die kleinen Dinge

Gestern war ich frustriert. Viele Dinge laufen nicht gut im Moment, vor allem was Terminvereinbarungen und Zuverlässigkeit angeht, und ich war in der Stimmung, dazu mal wieder einen Blog zu schreiben. Davon abgehalten hat mich nur die Tatsache, dass schon mein letzter Text ein Jammer-Blog war (da über einen bestimmten Mann). Und heute ist mein Gefühl dann plötzlich anders:

Ich bin dankbar. Nicht für die Dinge, die ich sonst immer im Zusammenhang mit meiner Arbeit nenne, wie Freiheit, Geld, spannende Sessions. Sondern für die kleinen Dinge, die mir im ersten Moment gar nicht auffallen, die aber eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen. Für all die kleinen Gedanken und Vertraulichkeiten, die ich von meinen Kunden bekomme. Für die kurzen Einblicke in andere Leben, Erfahrungen und Gefühle.

Manchmal denke ich, dass gerade Anonymität und Unverbindlichkeit dazu verleiten, Dinge von sich zu zeigen, die man sonst eher für sich behält: Bedürfnisse, Wünsche, geheime Sehnsüchte – sehr oft erotische, aber nicht nur. Diese besonderen Begegnungen beeindrucken mich und bereichern meinen Erfahrungen und Eindrücke.

Und oft sind es auch Kleinigkeiten im Gespräch, die dann hängen bleiben: der kurze Bericht über die besondere Reise, das Erwähnen der ungewöhnlichen Sprache, die Leidenschaft für das ungewöhnliche Hobby, oder auch etwas Gewöhnliches, was trotzdem irgendwie weit weg ist von meiner eigenen Welt. Die Dinge, die ich Monate später beiläufig in einem Gespräch erwähne, weil sie bei mir hängen geblieben sind: „Mir hat mal jemand erzählt, dass…“

Und dann all die kleinen Gesten: Schokolade als Mitbringsel, Blumen wenn ich krank bin, ein Abendessen mit einem langjährigen Stammkunden. Eine kurze Nachricht: „Hej, ich habe an dich gedacht.“ Alles Dinge, die man nicht unbedingt erwartet, wenn man von Sexarbeit redet.

Für all diese Dinge bin ich heute dankbar, und finde, dass das durchaus auch mal gesagt und gewürdigt werden sollte.

Tastenwichser

Schon seit vielen Jahren sind 80% meiner Kunden Stammkunden, also Männer die ich schon mal getroffen habe. Darüber hinaus habe ich mittlerweile ein ziemliches Gutes Gespür dafür, ob eine Anfrage ernsthaft gemeint ist, und lehne viele Anfragen gleich ab, da sie mir zu unsicher erscheinen. Ab und zu gebe ich jemandem aber „the benefit of the doubt“ – ich bin mir nicht sicher, bekomme aber nicht genug negative Signale von der Gegenseite, um den Termin abzulehnen.

So war es auch bei diesem Termin. Einiges an der Anfrage lief gut, einiges ließ mich zweifeln. Im Endeffekt haben wir aber so viel geschrieben, dass ich eigentlich davon ausging, dass der Termin stattfinden würde. Er hat den Termin bestätigt, mir kurz vorher noch mal geschrieben – und mich dann versetzt. Ärgerlich ist nicht nur das Geld, dass ich jetzt nicht verdient habe, und die Zeit, die ich in die Vorbereitung des Termins gesteckt habe, sondern auch dass ich dafür einen anderen Termin abgelehnt und einen zweiten verschoben habe. Mein Stimmung an diesem Montag war also gründlich ruiniert!

Ein immer wiederkehrendes Thema, gerade im Moment, ist die Frage, wieviel ich bereit bin, vor oder zwischen Terminen mit Kunden zu schreiben. Bei Stammkunden freue ich mich meist, wenn ich zwischendurch mal Grüße bekomme oder ein kurzes Feedback zu meinem Blog oder neuen Bildern; das beantworte ich dann auch gerne auf derselben Ebene.

Etwas völlig anderes ist es, wenn ich jemanden noch nicht kenne. Es ist ein schmaler Grad zwischen Absprachen vorweg (was möchtest du mit mir erleben, was stellst du dir vor, weitere Rücksprachen und Details) und dem Punkt, an dem ich merke, dass jemand nur auf diesen Chat-Kontakt aus ist – wie es wohl heute der Fall war. Klar die Grenze ziehe ich, wenn es um Bilder geht (egal ob von mir oder von Spielzeug o.ä.), oder wenn ich „mal eben was Geiles schreiben soll“.

Es gibt viele Kolleginnen, die sich für dieses erotische Schreiben zwischendurch bezahlen lassen. Für mich fühlt sich das nicht passend an, einfach auch weil mir da oft die Ruhe für fehlt. Meine Blogs und Geschichten schreibe ich in Ruhe abends (was voraussetzt dass ich früh genug zu Hause bin und nicht zu müde). Tagsüber bin ich mit anderen Dingen beschäftigt und plötzliche „heiße Nachrichten“ oder gar Bilder erlebe ich da eher als verstörend, wenn ich z.B. gerade im Supermarkt an der Kasse stehe oder in der Umkleide im Yogastudio. Da fällt mir dann auch selten eine passende Antwort zu ein.

Geschichte: Stundenhotel

Eigentlich hätten wir uns auch bei mir treffen können, aber er hatte mich hierhin eingeladen, und so genossen wir die Annehmlichkeiten der Suite, die neben dem Bett eine große Badwanne und eine ebenso große Regendusche enthielt. Wir waren vertraut miteinander und ich mochte die spielerische Art, wie wir und mit Küssen uns sanften Berührungen neckten. Wir hatten auf dem Bett angefangen, wo er mich ausgiebig geleckt hatte, waren dann unter der Dusche gelandet, wo ich meinen vom Wasser glänzenden Körper an ihm rieb und ihn mit einem Blowjob anheizte, um dann in der Wanne zu enden, wo ich uns im sprudelnden Wasser zum Höhepunkt ritt.

Danach drängte er zum Aufbruch, er musste zurück zur Arbeit und hatte danach eh meist keine Ruhe mehr. Als wir das Zimmer verließen und die Treppe nach unten nahmen, höre ich plötzlich das lauten Pladdern von Regen auf dem Dach. Es klang nach einem ordentlichen Schauer, und ich blieb zögernd stehen, denn ich war mit dem Fahrrad hier und hatte keine große Lust, mich jetzt nass regnen zu lassen. „Geh ruhig schon, ich trink noch einen Kaffee.“, sagte ich zu ihm und verabschiedete mich mit einem Kuss von ihm, um dann Richtung Lobby abzubiegen.

Hier war alles auf Diskretion ausgelegt. Ich holte mir am Selbstbedienungstresen einen Cappuccino und setzte mich damit in eine der Nischen, die durch Stellwände vom Rest des Raums abgetrennt waren. Durch die angekippten Jalousien des Fensters beobachtete ich den starken Regen und rief dann auf meinem Handy ein Buch auf. Gemütlich hier!

Zehn Minuten später ließ der Regen langsam nach und ich dachte gerade über Aufbruch nach, als sich die Eingangstür öffnete. Ich konnte die Personen nicht sehen, aber ich hörte ihre Stimmen, ein Mann und eine Frau, die zusammen zum Tressen gingen, eincheckten und sich noch bei den Getränken bedienten. Hier unbemerkt in dieser stillen Ecke zu sitzen und nur ihre Stimmen zu hören, brachte mein Kopfkino in Fahrt. Wie sie wohl aussahen, waren sie attraktiv oder eher durchschnittlich? Gönnten sie sich auch gerade eine heimliche Auszeit in der Mittagspause, oder waren sie ein reguläres Paar? Wie fühlte es sich für sie an, sich hier zu treffen, mit klaren Absichten und einem sehr begrenzten Zeitfenster?

Meine Gedanken wanderten hoch in eins der Zimmer. Ob sie sich gegenseitig auszogen, dann vielleicht auch zusammen unter der Dusche standen. Oder ob sie gleich übereinander herfielen, voller Sehnsucht und um jede Minute auszukosten. Hände, die über Haut strichen, heiße Küsse, atemlose Leidenschaft…

So ein Stundenhotel ist ein toller Ort, für die Fantasie mindestens genauso wie für reale Erlebnisse! Ob ich mich wohl einfach einbuchen könnte, um still hier in der Lobby zu sitzen?

Neue Bilder

Heute habe ich alle Bilder von meinem KM-Profil gelöscht und neue Bilder hochgeladen, aus einem Shooting vor zwei Wochen. Dieser Schritt ist ungewöhnlich für mich; eigentlich handhabe ich es so, dass ich immer nur 5-6 neue Bilder hochlade und die Bilder aus den letzten 2-3 Shootings stehen lasse.

Shootings mache ich 2-3 Mal im Jahr. In den letzten Jahren hat mein Gewicht relativ stark geschwankt, und so sah ich häufig von Shooting zu Shooting unterschiedlich aus. Letzten Sommer habe ich noch mal zugenommen und dann im Dezember beschlossen, dass es reicht: seitdem nehme ich ab.

Es ist mir wichtig, dass meine Bilder mein reales Aussehen wiedergeben. Also habe ich diesmal deutlich mehr Bilder aus dem Shooting ausgesucht und hochgeladen, so dass immer noch genug Bilder online sind, wenn ich alle alten Bilder lösche. Ob ich das in Zukunft immer so handhaben werde oder zu meinem alten System zurückkehre, habe ich noch nicht entschieden.

Jetzt ist es natürlich so, dass alle Bilder an einer Lokation entstanden sind. Ich warte gerade auf besseres Wetter (hoffentlich nächste Woche), um mit meinem Fotografen noch ein paar Outdoor-Bilder zu machen, um die Bilderauswahl vielfältiger zu gestalten und verschiedene Seiten von mir zu zeigen.

(P.S. Alle meine Bilder sind ohne Filter, Beauty-Retusche o.ä.)

Internationaler Hurentag

Der Internationale Hurentag wird immer am 2. Juni begangen (in Deutschland seit 1989) und soll an die Diskriminierung und Ausbeutung von Sexarbeiterinnen erinnern. Ausgangspunkt für diesen Tag war der 2. Juni 1975; an diesemTag besetzten 100 Prostituierte die Kirche Saint-Nizier in Lyon (Frankreich).

Anfang der 1970er setzten französische Strafverfolgungsbehören Prostituierte in Frankreich zunehmend unter Druck. Die polizeilichen Repressalien zwangen die Frauen, zunehmend im Verborgenen zu arbeiten. Dadurch entfiel deren Schutz durch die Öffentlichkeit und dies führte zu vermehrten Gewalttaten gegen sie. nach zwei Morden und der fehlenden Bereitschaft der Regierung, die Situation der Prostituierten zu verbessern, besetzten Sexarbeiterinnen in Lyon schließlich eine der örtlichen Krichen – Saint-Nizier in der Rue de Brest – und traten in den Streik. Nach acht Tagen wurde die Kirche durch die Polizei geräumt. Das Ereignis wird als Ausgangspunkt der Hurenbewegung angesehen. (Quelle: Wikipedia)

1975 ist ziemlich lange her, aber die Situation von Sexarbeiterinnen hat sich leider seitdem nicht verbessert, eher im Gegenteil. In Frankreich ist Prostitution mittlerweile komplett verboten und findet nur im Verborgenen statt. Auch Sexarbeiterinnen in Deutschland (das lange Zeit als sehr liberal galt) geraten zunehmend unter Druck, zuletzt durch die Einführung des Prostitutionsschutzgesetzes 2017, die sehr repressiven Corona-Maßnahmen die Sexarbeit betreffend und der Propagierung des Nordischen Modells durch Abolitionistinnen.

Auch in diesem Jahr finden zum Internationelen Hurentag ein Menge Verantstaltungen statt, u.a. in Leipzig in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche. Danke an den Berufsverband Sexarbeit und an alle teilnehmenden Kolleginnen für den Einsatz!

Richtig schiefgelaufen

In letzter Zeit aktiviere ich ab und zu den „Jetzt verfügbar“ Button bei kaufmich. Das mache ich immer dann, wenn ich gerade mit einem Termin durch bin. Dann nehme ich mir meist Zeit für mich, gehe in Ruhe duschen, trinke einen Kaffee, räume das Zimmer auf. Wenn ich danach nichts mehr vorhabe und noch in der Stimmung bin, kann ich dann auch mal spontan noch einen Termin machen.

Letzten Samstag ist das leider gründlich schiefgegangen. Ich hatte den Button aktiviert und bekam relativ schnell über KM eine Nachricht. Wir hatten schon mal oberflächlich geschrieben, er war jedoch noch nicht bei mir gewesen. Ich bat um einen Anruf, dem er auch nachkam, und wir vereinbarten einen Termin für in 40 Minuten. Über Inhalte sprachen wir nicht.

Als er dann bei mir war, wirkte er merklich gestresst, aufgedreht und unkonzentriert. Ich fragte standardmässig: „Hast du gerade etwas bestimmtes im Kopf, dass du erleben möchtest?“ Er gab keine klare Antwort, sagte nur: „Ich begebe mich ganz in deine Hände.“ Ich interpretierte das als: eher im soften Bereich, und begann mit sanften Berührungen, Nähe, Sinnlichkeit…

Es fiel ihm sehr schwer sich einzulassen, auf meine Berührungen und Nähe und auch später auf eine Massage. Im Endeffekt blieb er nur etwa 40 Minuten – und ich danach etwas ratlos zurück, ob ich etwas hätte anders machen können/ sollen.

Die Lösung fand ich dann zwei Stunden später: Nach unserem Telefonat, bevor er sich auf den Weg zu mir gemacht hat, hatte er mir noch eine Nachricht bei KM geschrieben: „Ich bin zu schüchtern da am Telefon drüber zu sprechen, aber ich würde gerne XYZ (alles bizzare Spieltechniken) mit dir erleben.“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich bei KM aber längst ausgelogt, die Nachricht also nicht bekommen.

Jetzt frage ich mich, bei wem der Fehler lag und wie sich das in Zukunft verhindern lässt. Eine wirkliche Lösung gibt es wohl nicht – wenn mein Kunde nicht mit mir redet, kann ich Wünsche nicht erfüllen. Ich kann zwar gut in Körpern lesen, aber Gedanken leider nicht.

Room 6

Morgen habe ich mein zweites Date im Room 6. Room 6 ist ein sehr diskretes Stundenhotel mitten in Hamburg (am Berliner Tor). Ein runder Turm, hinter einer hohen Hecke versteckt, Eingang über einen Türcode nach Buchung nur mit eMail-Adresse, Barzahlung auf Vertrauensbasis.

Die Atmosphäre ist schummerig, die verwinkelten Treppen und Räume gewöhnungsbedürftig. Alles ist sehr sauber, aber einfach eingerichtet: abgedunkelte Fenster, indirektes Licht, Matratzen auf dem Boden. Das Besondere ist Raum 2, die „Suite“: an diesen Raum ist ein Bad mit Regendusche und großer Wanne angeschlossen.

Diesen Raum nutze ich morgen zum zweiten Mal mit meinem Kunden. Es macht Spass. Ob es das zusätzliche Geld Wert ist, muss er entscheiden. Ohne dieses Bad würde meine Wohnung wohl mehr Möglichkeiten bieten und auch persönlicher sein.

Ich wollte die Suite im Room 6 für ein Fotoshooting in zwei Wochen buchen und musste dabei feststellen, dass das komplizierter ist als gedacht: Die Vormittage waren alle schon reserviert, ich habe jetzt nach viel Suchen einen Termin in drei Wochen gefunden.

Erfahrungen

Es kommt relativ häufig vor, dass ein neuer Gast zu mir sagt, dass er noch keine Erfahrungen mit Sexarbeiterinnen hat (und dementsprechend sehr nervös ist). Das ist kein Problem – längt nicht alle Männer besuchen Sexarbeiterinnen, und diese sind meist gut darauf eingestellt, jemandem die Befangenheit zu nehmen und Initiative zu ergreifen. Im Endeffekt sind Sexarbeiterinnen aber auch einfach nur Frauen, nur mit mehr Erfahrung und Wissen.

An dieser Stelle komme ich dann zu einer Frage, die mich immer wieder beschäftigt: Wieviel Erfahrung ist eigentlich „normal“? Wenn es um Dating geht, wird immer mal wieder der Begriff „Bodycount“ in die Runde geworfen; dieser Begriff bezeichnet die Anzahl der Personen, mit denen jemand in seinem Leben schon Sex hatte. Niemand redet aber darüber, wie so der durchschnittliche Bodycount ist.

Ich habe einige Kunden, die explizit zu mir gekommen sind, weil sie das Gefühl hatten, in ihrem Leben zu wenig sexuelle Erfahrungen gemacht zu haben. Für sie ist der Besuch bei mir ein Versuch, zumindest einen Teil dieser Erfahrungen nachzuholen. In meinem Privatleben hatte ich vor kurzem ein Gespräch mit einem Mann, der sich von meiner Erfahrung einschüchtern ließ (wörtlich: „Was Sex angeht, bist du ja Profi!“). Als ich dann darauf hinwies, dass er in seinem Alter ja wohl kaum unerfahren sei, sagte er nur: „In Beziehung zu leben heißt ja nicht, auch viel Sex zu haben.“

Für mich spielt bei Erfahrung nicht nur der Bodycount eine Rolle, sondern vor allem die Frage, wie bewusst und intensiv man seine Sexualität gelebt hat. Es ist durchaus auch möglich, mit einem einzelnen Partner eine ganze Reihe von Erfahrungen zu machen; vielleicht ist das sogar einfacher, da man Vertrauen aufbaut, den anderen kennt und besser kommunizieren kann, als man es mit einem neuen Partner tut. Sexuelle Techniken sind da nur die Oberfläche. Natürlich macht es Spass, verschiedene Dinge auszuprobieren.

Was ich aber viel wichtiger finde, ist die Frage, wie ich mit meinem eigenen Körper und meinen Empfindungen umgehe. Wie gut kann ich mich einlassen, was kann ich alles fühlen und wahrnehmen, und wie reflektiert gehe ich mit meinem Gefühlen und meinen Erfahrungen um? Erst die Verbindung von „technischem“ Wissen und der Kenntnis des eigenen Körpers und der eigenen Empfindungen und Emotionen ist meiner Meinung nach ein Erfahrungsweg, den es sich zu gehen lohnt – immer wieder und in jedem Alter.

Termine vereinbaren

Die letzten zwei Wochen hatte ich gut zu tun; ich habe viele Stammgäste getroffen und viele tolle Dates gehabt. Gleichzeitig hatte ich aber eine ganze Menge frustrierender Momente, und das betraf meist das Thema Terminvereinbarung.

Ich hatte einige Tage, die wirklich voll waren und an denen ich noch Termine ablehnen musste, und andere Tage, an denen ich gerne noch ein oder zwei Termine gemacht hätte, aber keine Anfragen hatte. Ziemlich normal, wenn man selbständig ist, ich weiß. Trotzdem nervt mich manchmal, wie wenig ernst es manchen mit der Anfrage zu sein scheint.

So rief mich ein Kunde an für Donnerstag 18:00. Die Zeit konnte ich nicht – aber dieselbe Zeit an einem anderen Tag, denselben Tag am Nachmittag, oder ich hätte auch noch später am Abend möglich gemacht. Nein, alles nicht gut genug – er meldet sich irgendwann wieder (oder auch nicht). Sowas passiert ziemlich regelmäßig, sehr gerne vor allem bei kurzfristigen Anfragen, und es lässt mich zurück mit dem Gefühl, es eh nicht richtig machen zu können.

Ich versuche alles möglich zu machen, vor allem für Stammgäste. Das funktioniert aber bei manchen Zeiten nur mit Vorlauf. Früher hatte ich feste Zeiten (13:00-19:00), in denen ich auch spontan konnte, und der Rest des Tages gehörte mir. Heute habe ich nie richtig frei, bin aber auch nicht (mehr) bereit, immer auf Abruf zu stehen.

Ein anderer Aspekte dieses Themas: Wenn ich gut gebucht bin, heißt das gleichzeitig, dass ich wohl gut bin in dem was ich mache – was als Empfehlung gilt und damit zu mehr Buchungen führen sollte. Gleichzeitig erwarten aber viele Kunden, dass ich mich voll nach ihren Zeiten richte (siehe oben) und nehmen es mir übel, wenn das nicht möglich ist.

Ein Phänomen, dass es scheinbar nur in meiner Branche gibt – bei den meisten anderen Dienstleistungen sind die Menschen bereit, Termine miteinander zu vereinbaren und nicht einfach diktieren zu wollen.

Entfernung

Letzte Woche ist ein Mann 250 km hin und wieder zurück gefahren nur für einen Termin mit mir. Von so etwas fühle ich mich immer sehr geehrt, denn für so besonders halte ich mich auch wieder nicht, dass er nicht auch eine Frau in seiner Gegend für ein Treffen gefunden hätte. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Kunden soweit fahren – nicht nur aus ländlichen Gegenden, sondern auch aus anderen Städten.

Umgekehrt hatte ich vor kurzem einen Termin, bei dem er am Schluss sagte: „War sehr schön, aber ich werde wohl kein Stammkunde. Die Fahrt aus Altona ist mir zu weit.“. Altona sind 25 Minuten mit der direkten S-Bahn-Verbindung.

Als ich vor zwanzig Jahren nach Hamburg gezogen bin, bin ich eher durch Zufall in Schnelsen im Norden von Hamburg gelandet und habe da dann zehn Jahre lang gewohnt und gearbeitet – direkt an der Autobahn, aber sonst eher schlecht zu erreichen. Danach habe ich bewusst etwas mehr in der Stadt gesucht und habe erst am Berliner Tor, dann in Billbrook gearbeitet, und nun seit fünf Jahren auf der Veddel.

Im Endeffekt wird es immer für irgendwen genau richtig oder absolut falsch sein. Für mich selber ist eine gute Bahnanbindung schön, für Autofahrer sind die Elbbrücken natürlich ein Nadelör und der Stadtverkehr generell nervig.

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