Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Juni 2023

Gerüche

Eines der ersten Dinge, die man als Sexarbeiterin lernt, ist, kein Parfüm zu benutzen. (Auch wenn ich weiß, dass nicht alle Sexarbeiterinnen sich daran halten und das im Escort nicht so eng gesehen wird wie bei kürzeren Dates.) Viele unserer Kunden sind verheiratet, und Frauen sind häufig viel geruchsempfindlicher als Männer, so dass ein fremder Geruch schnell verräterisch sein kann.

Phasenweise benutze ich Duftkerzen in meinem Raum, und selbst das ist schon negativ aufgefallen (wenn auch nicht so schlimm wie der Zigarettengeruch, der immer in dem Studio hing, in dem ich vor Corona gearbeitet habe). Im Sommer verzichte ich darauf, und bei mir selber achte ich darauf, immer frisch geduscht zu sein, benutze aber maximal ein Deo.

Viele Kunden denken jedoch nicht daran, dass das mit dem Geruch auch umgekehrt passiert. Ich bin selber sehr geruchsempfindlich. Eigentlich mag ich es, wenn meine Kunden angenehm riechen. Wenn der Geruch aber nach dem Termin noch im Raum hängt, stört mich das. Auch ich selber mag nicht den Geruch eines Kunden an mir haben. Früher hatte ich mit meinem Ex die Absprache, nie ungeduscht nach Hause zu kommen. Mittlerweile finde ich es einfach auch für mich selbst unangenehm und gehe deswegen meist nicht nur vor einem Termin, sondern auch danach komplett duschen.

Geschichte: Erotisches Spielkind (Teil 2)

Sanfte Küsse wanderten entlang seiner Wirbelsäule nach oben, und meine Haare strichen über seine Haut. Mein Atem strich über seinen Hals, bevor ich mich wieder zurückzog. Mit warmem Öl zog ich eine Tropfenspur über seine Wirbelsäule und folgte dieser mit den Fingern, wobei ich das Öl vorsichtig verstrich. Richtig massieren wollte ich jedoch gerade nicht, und so griff ich nach der Ölflasche und goß großzügig Öl auf meinen Oberkörper, um mich dann über ihn zu beugen und langsam von unten auf ihm nach oben zu gleiten. Meine Brüste glitten über seinen Po und seinen Rücken hinauf, gefolgt von Bauch und Becken, das ihn sanft nach unten drückte. Ich blieb einen Moment regungslos auf ihm liegen und rutschte dann ganz leicht von rechts nach links, eine Massage mit dem Druck meines ganzen Körpers.

Als ich wieder nach unten glitt, folgte der recht Arm der Spur meines Körpers, strich über seine Haut, entlang der Wirbelsäule nach unten. Meine Finger stoppten jedoch nicht an seinem Po, sondern glitten weiter, glitten zwischen seine Pobacken zu seiner Rosette, um sie sanft zu massieren. Ich genoss sein Stöhnen, als ich gleichzeitig mit der anderen Hand an seinen Damm griff und dort drückte und massierte. Mein Daumen wanderte tiefer, drückte sich in seine Rosette, die ohne Probleme nachgab, und suchte nach der Prostata. Der Druck auf dieses empfindliche Organ brachte ihn dazu, erregt zu stöhnen und sich unter meinen Händen zu winden.

Heute war jedoch nicht der Tag, an dem er es ertrug, nur passiv zu sein. So löste ich mich von ihm und erlaubte ihm, sich umzudrehen und nach mir zu greifen. Entspannt streckte ich mich auf dem Rücken aus und stöhnte wohlig, als seine Lippen über meine Haut glitten. Seine Zunge strich über meinen Kitzler und entlockte mir ein kehligeres Stöhnen, während er ohne Probleme Finger in mich schob und mich damit stimulierte. Viel Geduld hatten wir da beide nicht mehr mit, und so angelte ich bald nach einem Kondom, um mich von ihm nehmen zu lassen. Seine Bewegungen waren kraftvoll, als er in mich stieß, und jetzt vermischte sich unser Stöhnen.

Wir wechselten die Stellung und ich ritt auf ihm, den Rücken durchgebogen, den Kopf zurückgelehnt, die Hände abwechselnd nach hinten auf seinen Oberschenkeln oder nach vorne auf seiner Brust abgestützt. Sein Stöhnen wechselte zwischen lustvoll und gequält, und schließlich schob er mich von sich: „Bring es mit der Hand zu Ende, bitte.“ Ich streifte das Kondom ab und ließ meine Hände geschickt um seinen Schwanz tanzen. Meine Augen ruhten auf seinem Gesicht, um den Grad seiner Erregung zu lesen. Davon ausgehend wurde ich mal schneller, dann wieder langsamer, variierte meine Griffe und den Druck. Doch es gelang ihm nicht, den erlösenden Punkt zu finden. Irgendwann fragte ich vorsichtig: „Noch gut oder überreizt?“ Er zögerte kurz: „Noch gut, aber irgendwie auch überreizt.“ Ich setzte mein Spiel noch ein paar Minuten fort, um es dann sanft ausklingen zu lassen und meinen Körper neben ihm auszustrecken, um zur Ruhe zu kommen und noch etwas Nähe und Kontakt zu genießen.

Geschichte: Erotisches Spielkind (Teil 1)

Ich liebte das Geräusch, mit dem die Karabiner an den ledernen Handmanschetten in die Ringe des Bondage-Rahmens einklickten und ihn damit wehrlos mitten im Raum stehen ließen, zu meiner freien Verfügung. Er lachte leise: „Das passt mir jetzt aber nicht so richtig!“ Ich lachte ebenfalls und schmiegte mich an ihn, ließ zu dass seine Lippen über meine Schulter glitten.

Meine Hände strichen über seinen Körper, über seine Brust, seine Hüften; ich drehte mich und rieb meinen Po an seinem Becken, noch mit dem dünnen Stoff meines Negliges dazwischen. Dann lehnte ich mich leicht vor und zog das Dessous über den Kopf. Ich ging um ihn herum, ließ meine Hände über seine Schultern gleiten, an den Seiten hinab, die Fingerspitzen entlang der Wirbelsäule wieder hinauf zu seinem Nacken, und genoss wie er wohlig stöhnte. Ich lehnte mich gegen ihn, ließ ihn meine Brüste an seinem Rücken spüren und umarmte ihn von hinten, so dass meine Finger über seine Brustwarzen streichen konnten und mein Atem über seinen Nacken strich.

Ich wanderte mit meinen Fingern über seine Hüfte nach vorne und umfasste sanft seine Hoden, massierte sie leicht. Dann beugte ich mich vor und leckte über die Unterseite seines Penis und langsam an den Seiten nach oben, bevor ich ihn vorsichtig in den Mund nahm. Es war nur ein kurzes Teasen, federleichte Berührungen meiner Lippen, bevor ich mich wieder aufrichtete. Ich entledigte mich des Slips, den ich immer noch trug, und holte mir aus der Zimmerecke eine kurze Gerte.

Der Griff der Gerte lag locker in meiner Hand, mein Arm hing nach unten. Es war kein Schlag, sondern nur ein ganz leichtes Federn, mit dem ich die Klatsche von unten gegen seine Hoden schwingen ließ. Es war eindeutig Lust das Ergebnis, nicht Schmerz, und so ließ ich die Gerte mit etwas mehr Kraft gegen seinen Penis federn, umspielte ihn von allen Seiten, folgte dem lustvollen Winden seines Körpers mit meinen Bewegungen.

Die Grenzen zwischen Lust und Schmerz wollte ich heute nicht austesten, die Stimmung war sanfter. Mit leichten Schlägen ließ ich die Gerte gegen die Innenseite seiner Oberschenkel treffen, ging dann um ihn herum und klopfte die Haut an seinen Schulterblättern aus, wanderte an seinem Rücken nach unten. Selbst auf seinem Po hielt ich mich mit der Kraft zurück, mit dem die Klatsche auf seine Haut traf. Ich merkte den Moment, an dem er sich dagegenspannte, und zog die Gerte zurück.

Ich strich mit dem Schaft der Gerte über seinen Rücken, wanderte dann nach vorne und strich mit der Klatsche über seine Brustwarzen. Die Gerte quer gedreht, rollte ich den Schaft über seinen Oberkörper nach unten. Dann legte ich die Gerte ganz zur Seite und trat wieder zu ihm.

Mein Körper schmiegte sich an ihn, und ich griff zur Seite, um die Handmanschetten zu lösen. Seine Arme schlossen sich um mich, und einen Moment lang ließ ich ihn meine Nähe genießen. Meine Ansage: „Legst du ich bitte auf den Bauch.“ war eindeutig nicht das, wonach ihm gerade war, aber er folgte meiner Anweisung trotzdem.

Die Sache mit den Anrufen

Wer bei mir einen Termin machen möchte, muss mich dafür (zumindest beim ersten Mal) anrufen, und das mit Nummer. Diese Woche hatte ich so viele Diskussionen darüber, dass ich das Thema gerade echt über habe! Ich komme noch aus einer Zeit, als man eine Nummer im Telefonbuch nachschlagen konnte und es völlig normal war, auch fremde Menschen anzurufen, um etwas zu erfragen. Auch heute noch gibt es genug andere Gelegenheiten, bei denen man Termine telefonisch vereinbaren muss, z.B. beim Arzt.

Wenn ich jemandem nach einer Anfrage im Internet meine Telefonnummer gebe mit dem Hinweis, mich bitte anzurufen, kommt ganz häufig: „Können wir das nicht hier machen?“, gefolgt von: „Hast du kein WhatsApp?“ Nein, ich habe kein WhatsApp o.ä. – ich habe nämlich am Tag auch noch was anderes zu tun als zu chatten! Wenn mich jemand anruft, haben wir meist in 1-3 Minuten alle wichtigen Fragen geklärt. Im Chat dauert dasselbe Gespräch schnell mal 1-2 Stunden, in denen ich immer wieder mein Handy in der Hand haben muss – es nervt!

Es ist übrigens völlig okay, auch einfach anzurufen und Fragen zu stellen und sich dann mit einem freundlichen „Okay, danke.“ wieder zu verabschieden. Ich dränge dann nicht auf einen Termin, sondern wünsche dir noch einen schönen Tag und hoffe, dass du dich wieder meldest. Wenn du wirklich zu schüchtern bist, Fragen am Telefon zu stellen, kannst du mir die auch im Internet schreiben – aber bitte dann in einer Mail und nicht als fortlaufendes Gespräch. Wenn du dir die Mühe machst, mir zu schreiben, wie du dir unser Treffen wünscht, kann ich die unkompliziert antworten, ob ich das kann und wie es ablaufen würde. Mich danach anzurufen und zu sagen: Hey, hier ist xy, wir hatten geschrieben, und ich würde jetzt gerne einen Termin absprechen.“ ist dann keine so große Hürde mehr.

Ansonsten geht es vielen darum, dass sie anonym bleiben wollen. Ganz funktioniert das bei mir nicht. Ich arbeite nicht (mehr) in einem Appartement, wo meist im Nebenzimmer eine Kollegin ist, sondern allein in einer Wohnung. Mir ist bewusst, dass eine Handynummer meine Sicherheit nicht garantieren kann, aber ich fühle mich sicherer, wenn dem Kunden bewusst ist, dass er nicht völlig anonym ist. Falls du an meiner Professionalität zweifelst und Angst vor Anrufen o.ä. hast, kannst du meine Nummer nach dem Termin ja einfach blockieren, oder dir gleich ein Prepaid-Handy zulegen, dass du nur für solche Zwecke nutzt.

Last but not least: 70 % der Kunden, die einen Termin anonym vereinbaren, kommen dann nicht zu diesem Termin. Da ist mir meine Zeit einfach zu schade für.

Tabus im Setting

Tabus sind ein relativ häufiges Thema im Paysex, und ich habe auch schon einige Male darüber geschrieben (zuletzt vor drei Tagen über die „Frage nach Tabus“, für weitere Texte von mir dazu einfach „Tabus“ ins Suchfeld auf dieser Seite eingeben). Meist geht es dabei um sexuelle Tabus, also dass was die Sexarbeiterin ihrem Kunden beim Sex nicht anbieten möchte. Es gibt jedoch auch Tabus, die die Person des Kunden betreffen (Alter, Aussehen etc) oder das Setting.

Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, einen Kunden im Auto oder Outdoor zu treffen. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass ich keine Quickis mag und außerdem Wert auf einen Schutzraum für Sex lege, mich also gerne darauf verlasse ungestört zu sein und zu bleiben.

Auch Haus- und Hotelbesuche biete ich nicht an, überwiegend aus praktsichen Gründen (Fahrzeit und Aufwand), aber auch aus Sicherheitsfragen. Hotels sind noch sicher, aber bei einem Hausbesuch begibt sich die Sexarbeiterin schnell in eine unkontrollierbare Situation. Bei sehr guten Stammgästen habe ich schon mal begründete Ausnahmen gemacht und doch Hausbesuche gemacht. Es war okay, aber ich bevorzuge doch meine eigene Umgebung, in der ich diejenige bin, die durch das Setting die Stimmung beeinflusst.

Vorgestern hatte ich eine Anfrage, wo offensichtlich mein Profil nicht gelesen wurde, denn er fragte mich, ob ich ihn in einer Ferienwohnung besuchen würde. An sich keine ungewöhnliche Anfrage – wäre da nicht die Tatsache, dass er gleichzeitig erzählte, dass er dort mit seinem 7-jährigen Sohn Urlaub machen würde und ich ihn abends besuchen solle, wenn das Kind schläft. Ich habe selber keine Kinder und auch so gut wie nie mit Kindern zu tun, und die Vorstellung, Paysex zu haben, während im Nebenzimmer ein Kind schläft, dass jederzeit wach werden könnte, finde ich ganz furchtbar – und verantwortungslos vom Vater.

Generell ist das noch ein Punkt, der für mich deutlich gegen Hausbesuche spricht: Es gibt immer wieder Männer, die eine Sexarbeiterin zu sich nach Hause in die Familienwohnung einladen, während die Familie gerade in Urlaub ist. Das finde ich respektlos der Familie gegenüber! Wohnungen sind Rückzugsräume, und in dieser Situation ist in meinen Augen nicht nur der außereheliche Sex ein Vertrauensbruch, sondern noch mehr die Preisgabe von Schutzräumen an eine Fremde. Während ich die Frage der Untreue gut bei meinem Kunden lassen kann und mir da kein Urteil drüber bilde, möchte ich an dieser Form von Verrat nicht beteiligt sein.

Frage nach Tabus

Vor ein paar Tagen entstand mit einigen Kolleginnen eine Diskussion darüber, wie man am besten mit der Frage nach Tabus umgeht. Immer wieder mal bekomme ich Nachrichten, die wenig Informationen enthalten, aber dafür die Frage: „Was sind denn so deine Tabus?“

Für einige Menschen in der Paysex-Szene ist „tabulos“ ein Code dafür, dass Kontakt ohne Kondome angeboten wird. Da macht die Frage nach meinen Tabus aber meiner Meinung nach keinen Sinn, sondern es wird eher gefragt: „Bist du denn auch tabulos?“ Wie auch immer, das ist meist meine erste und einzige Antwort auf diese Frage: „Meine Tabus sind alles, was nicht safe ist.“ Das ist für mich ein weites Feld, denn unter safe fällt für mich nicht nur Safer Sex, sondern auch ein verantwortungsvoller Umgang mit SM-Techniken und der Verzicht auf jede Form von Drogen.

Jede Frau hat Tabus, also Dinge, die sie so gar nicht mag. Manchmal können das ganz unerwartete Dinge sein; mich z.B. turnt Dirty Talk total ab. Häufig werden da Dinge wie Analverkehr genannt, oder verschiedene Formen von Spermaspielen, oder die klassischen Paysex-Tabus Küssen und Fingern.

Ich habe viele Dinge, die ich nicht als Tabus bezeichnen würde, sondern eher als das Gegenteil von Vorlieben. Z.B. kann ich nicht viel mit LackLederLatex anfangen, oder Rollenspielen. Ich habe da mal kurz mit experimentiert, aber es gibt mir nichts, und selbst wenn ich einem Kunden damit einen Gefallen tun will, kommt es nicht überzeugend rüber. Es sind keine echten Tabus, aber der Kunde ist einfach bei einer anderen Kollegin besser aufgehoben, die solche Spiele mit Überzeugung und Begeisterung spielen kann.

Was mich am meisten an der eingangs erwähnten Frage nach Tabus irritiert, ist, dass sie so ziellos ist. Wenn ich davon ausgehe, dass da nicht indirekt nach AO-Sex gefragt wird, sondern jemand wirklich meine Tabus wissen will, dann fange ich jetzt an, beliebig Tabus und Abneigungen aufzuzählen. Wahrscheinlich wird die Liste nie vollständig sein, und vieles auf der Liste wird den Kunden eh nicht interessieren.

In meinen Augen macht es also viel mehr Sinn, mir von Vorstellungen und Fantasien zu erzählen, und ich kann dann sagen, ob ich das umsetzen kann oder nicht. Es macht Sinn, nach einer bestimmten Sache zu fragen, die einem als Kunde besonders wichtig ist (gerade wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass diese Sache für manche Sexarbeiterinnen ein Tabu ist). Werde konkret bei einer Anfrage, erzähle was dich an meinem Profil anspricht und was du mit mir erleben möchtest – das führt viel eher zum Erfolg, als dich an meinen willkürlich genannten Vorlieben und Abneigungen zu orientieren. Diese sind ein erster Anhaltspunkt, sagen aber nach meiner Erfahrung wenig darüber aus, ob wir im Spiel auf einer Wellenlänge liegen werden oder nicht.

Bordell-Diskussion

In den letzten Wochen habe ich immer wieder Schlafprobleme. Deswegen war ich froh, dass ich an diesem Abend um elf im Bett lag und auch relativ schnell einschlafen konnte. Umso mehr ärgerte ich mich, als mich um eins das Klingeln des Telefons weckte! Ja, ich sollte eigentlich in all den Jahren gelernt haben, es abends auszuschalten – vergesse es aber trotzdem regelmäßig. Als ich mich gerade nach dem Aufschrecken wieder einkuschelte, hallte der SMS-Ton der Mailbox durchs Zimmer. Jetzt war ich endgültig wach.

So kam es, dass ich nachts um eins über KM einen Termin für den nächsten Nachmittag absprach. Sein Argument, warum er ich so spät noch anrief: ich würde ja darauf bestehen, dass er den Termin einen Tag vorher vereinbart, am Morgen wäre also zu spät gewesen (nein, nachts um eins ist für mich nicht „einen Tag vorher“, um die Zeit habe ich meine Zeitplanung für den nächsten Tag längst fertig) und im übrigen würde ich ja noch als online angezeigt (ich logge mich nie aus, werde also fast durchgehend als online angezeigt).

Meine Standard-Ansage, wenn es um so kurzfristige Termine geht, ist: „Warum gehst du nicht lieber in ein Bordell, da kannst du auch ohne Termin hingehen.“, und ich bekam die übliche Standard-Antwort: „Die Frauen da fertigen einen alle nur schnell ab, das ist Geldverschwendung.“ Ich möchte deswegen hier ein wenig aus meiner Geschichte erzählen und eine Lanze für Bordelle brechen, ich habe nämlich auch schon in welchen gearbeitet (Privat-Club, Nachtclub und Appartement/ SM-Studio, von Laufhäusern und FKK-Clubs habe ich keine Ahnung).

Wenn ich in einem Bordell arbeite, habe ich einen ziemlich fixen Dienstplan. Ich komme zu einer bestimmten Zeit dort an. Dann nehme ich mir die Zeit, mich in Ruhe fertigzumachen, bin also immer frisch geduscht und rasiert, sexy angezogen und dezent geschminkt, und das Zimmer ist vorbereitet, um sofort mit einem Termin beginnen zu können. Dann sitze ich dort viele Stunden rum und schlage die Zeit tot, während ich mit Kunden warte; ich quatsche mit Kolleginnen, trinke zu viel Kaffee, surfe im Internet, lese vielleicht ein Buch. Ich freue mich über jeden Termin, da das heißt dass ich nicht umsonst Zeit verschwende.

Ich habe gerne in Bordellen gearbeitet, ich mochte die Atmosphäre und die Zusammenarbeit mit Kolleginnen. Damit aufgehört habe ich, weil es sich nur in Vollzeit lohnt, Sexarbeit in den letzten Jahren aber nicht mehr meine einzige Tätigkeit ist. Ganz damit aufhören möchte ich trotzdem nicht, da ich diese Arbeit immer noch sehr gerne mache und viele langjährige Stammgäste habe. Also versuche ich, Sexarbeit-Termine in meinen Alltag einzupassen. Dazu brauche ich im Normalfall etwas Vorlauf, da ich halt nicht automatisch da bin und auch nicht automatisch date-fertig und der Raum vorbereitet.

Bei spontanen Anfragen, gerade am Wochenende (unter der Woche ist es häufig entspannter), passiert jetzt folgendes: Ich muss spontan meinen ganzen Tag umplanen. In dem oben beschriebenen Fall sah das so aus: Bis ich nach dem Chat wieder einschlafen konnte, war es fast drei. Dafür hatte ich den Wecker eine Stunde eher gestellt – statt wie geplant 8-9 Stunden bekam ich nur noch knapp sieben Stunden Schlaf und war schon beim Aufstehen grummelig. Eigentlich war ich mit einer Freundin zu einem langen Ausritt verabredet, worauf ich mich sehr gefreut hatte; das sagte ich jetzt ab und ging stattdessen nur allein die übliche 40 Minuten-Standard-Runde mit meinem Pferd, um pünktlich zurück in der Wohnung zu sein. Dort angekommen war ich schlecht gelaunt durch die Enttäuschung und gestresst von der engen Zeit für Vorbereitungen. Ich kochte noch einen Kaffee und ging duschen, während ich überlegte, ob Rasur und Haare waschen wirklich nötig waren. Raum vorbereiten und los – ohne mir Gedanken über den Inhalt des Termins zu machen und mit dem Gefühl, dass jetzt „mal eben schnell“ zu machen, damit ich noch ein bisschen was vom Sonntag hätte.

Das soll jetzt nicht heißen, dass ich grundsätzlich ein Problem damit habe, sonntags Termine zu machen. Nur: wenn ich das vorher weiß, plane ich meinen freien Tag halt auf Samstag oder Montag, so dass er nicht ganz ausfällt. Umgeschmissene Planungen finde ich einfach immer frustrierend – lassen sich aber nicht vermeiden, denn manchmal macht das Geld einfach einen Unterschied für mich (im Moment sind es Steuerberater-Rechnungen, die meine Finanzen eng werden lassen).

Worauf ich eigentlich hinauswill mit diesem Text ist, dass Bordell-Termine nicht grundsätzlich schlechter sind als „private“ Verabredungen, und „private“ Verabredungen nicht unbedingt besser als Bordell-Termine. Theoretisch bin ich in beiden Szenarien gleich mit meinen Kunden umgegangen; praktisch war ich im Bordell sogar konzentrierter und besser vorbereitet als jetzt, wenn mein Alltag auch von anderen Dingen beansprucht wird. Unter diesen Voraussetzungen lief der Termin am Sonntag übrigens ziemlich gut – was beweist, wie gut ich bin in dem was ich mache.

Internationaler Hurentag

Am 2. Juni ist der Internationale Hurentag. Ehrlich gesagt hab ich das nur durch Zufall mitbekommen, über eine Kollegin, die sich beim BesD engagiert. Mittlerweile gibt es ja gefühlt für fast alles einen Tag… Trotzdem fand ich es spannend, mal zu googeln, wie der Internationale Hurentag entstanden ist. Hier die Ergebnisse meiner Recherche:

Der Internationale Hurentag wird immer am 2. Juni begangen (in Deutschland seit 1989) und soll an die Diskriminierung und Ausbeutung von Sexarbeiterinnen erinnern. Ausgangspunkt für diesen Tag war der 2. Juni 1975; an diesemTag besetzten 100 Prostituierte die Kirche Saint-Nizier in Lyon (Frankreich).

Anfang der 1970er setzten französische Strafverfolgungsbehören Prostituierte in Frankreich zunehmend unter Druck. Die polizeilichen Repressalien zwangen die Frauen, zunehmend im Verborgenen zu arbeiten. Dadurch entfiel deren Schutz durch die Öffentlichkeit und dies führte zu vermehrten Gewalttaten gegen sie. nach zwei Morden und der fehlenden Bereitschaft der Regierung, die Situation der Prostituierten zu verbessern, besetzten Sexarbeiterinnen in Lyon schließlich eine der örtlichen Krichen – Saint-Nizier in der Rue de Brest – und traten in den Streik. Nach acht Tagen wurde die Kirche durch die Polizei geräumt. Das Ereignis wird als Ausgangspunkt der Hurenbewegung angesehen. (Quelle: Wikipedia)

1975 ist ziemlich lange her, aber die Situation von Sexarbeiterinnen hat sich leider seitdem nicht verbessert, eher im Gegenteil. In Frankreich ist Prostitution mittlerweile komplett verboten und findet nur im Verborgenen statt. Auch Sexarbeiterinnen in Deutschland (das lange Zeit als sehr liberal galt) geraten zunehmend unter Druck, zuletzt durch die Einführung des Prostitutionsschutzgesetzes 2017, die sehr repressiven Corona-Maßnahmen die Sexarbeit betreffend und der Propagierung des Nordischen Modells durch Abolitionistinnen.

Ein Hurentag macht also durchaus Sinn, um auf diese Probleme aufmerksam zu machen und sie in die gesellschaftliche Diskussion zu bringen. Danke an die Kolleginnen vom Berufsverband Sexarbeit für ihren Einsatz!