Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Monat: Mai 2023

MySize-Kondome

Kondome in unterschiedlichen Größen sind ja immer noch die Ausnahme; von den meisten Firmen gibt es nur eine Einheitsgröße und vielleicht noch XL. Ich kenne auch nur wenige Männer, die sich jemals ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben, welche Kondome sie benutzen – privat keinen einzigen, in der Sexarbeit habe ich das bei zwei Männern erlebt.

Seit einiger Zeit benutze ich neben den Standard-Kondomen von London die Kondome von MySize. Dort gibt es sieben verschiedene Größen, meist greife ich nach meiner Schätzung eine heraus. Richtig sinnvoll ist das eigentlich nur im Randbereich, also wenn ich extra kleine oder extra große Kondome brauche. Die Qualität ist überzeugend – etwas dicker als normale Kondome und sitzen gut.

Für mich als Frau machen verschiedene Kondome keinen Unterschied, und es fällt mir schwer zu beurteilen, wie groß der Mehrwert für einen Mann ist – und wer überhaupt Lust auf solche Experimente hat. Idealerweise sollte sich jeder Mann mal damit beschäftigen, mit welchen er am besten klar kommt (ich besorge auch gerne noch andere). Den meisten fehlt die Initiative dazu, und sie sehen es wohl auch nicht als so nötig an.

Von einigen Männern habe ich jedoch in den letzten Monaten die Rückmeldung bekommen, dass MySize-Kondome einen Unterschied im Gefühl machen und Sex mit Kondom damit deutlich unkomplizierter ist als mit Standard-Kondomen.

(Re-Post vom 22.12.21)

Der Zauber von Geschichten

Erotische Geschichten waren immer ein großer Teil meines Schreibens. Wenn ich einzelne dieser Geschichten hier im Blog veröffentliche, bekomme ich da immer viel Feedback und Komplimente für. Öfter sagt mir jemand, dass er sich vorstellt, die Geschichten seien alle genau so passiert, und/ oder jemand möchte „genau das in der Geschichte“ mit mir erleben.

Meine Geschichten sind so gut wie nie hundertprozentig so passiert. Selbst wenn ich ein reales Erlebnis nacherzähle, ändere ich manchmal das Setting, und in vielen Fällen ändere ich Kleinigkeiten im Ablauf, damit die Geschichte besser fließt und der Spannungsbogen stimmig ist.

Nachspielen lassen sie sich nicht! Besondere Erlebnisse entstehen immer im Moment, in einer ganz bestimmten Stimmung. Wenn ich denselben Ablauf mit einem anderen Mann plane, ist dieser Mann anders und meist auch das Setting. Die Stimmung kann sich in eine ganz andere Richtung entwickeln. Wenn ich dann am Ablauf der Geschichte festhalte, wird das Ergebnis meist holprig und unbefriedigend. Also löse ich mich davon – und kreiere ein neues, wahrscheinlich ganz anderes Erlebnis.

Manche meiner Geschichten haben auch gar keinen realen Hintergrund, sondern entspringen einer spontanen Idee, einer Fantasie, einer Stimmung oder etwas, das ich irgendwo gelesen oder gesehen habe. Diese Geschichten sind für mich wertvoller als die real erlebten, den sie geben die Essenz eines Gefühls wieder – etwas, das genau beschreibt, wer ich in diesem Moment bin.

Es passiert übrigens durchaus, dass ich alte Geschichten und Texte von mir lese und mich nicht daran erinnere, das so geschrieben und erlebt zu haben. Ich kann mich also selber mit meinen eigenen Geschichten überraschen und berühren… (so wie es sonst häufig die Geschichten anderer Autoren tun, die mich ein Stück meines Weges begleiten).

(Re-Post vom 08.12.21)

Geschichte: Sinnlichkeit (Teil 2)

Er lag auf dem Rücken, und meine langen Haare strichen über seinen Körper, eine federleichte Berührung. Dieser ließ ich meine Zunge folgen, leckte über seine Haut, suchte die empfindlichen Stellen. Ich richtete mich etwas auf und strich mit meinen Fingerspitzen an der Innenseite seiner Oberschenkel entlang, bevor drei Finger ganz sanft von unten über seine Hoden und seinen Schaft tanzten.

Ich lauschte auf seinen Atem und sein Stöhnen, ließ die Berührungen meiner Finger und meiner Zunge davon dirigieren, reizte ihn immer weiter. Meine Lippen schlossen sich um seinen Schaft, glitten nur ganz leicht auf und nieder, hielten immer wieder ganz still, um ihn die Wärme meiner Zunge spüren zu lassen.

Schließlich schob ich meinen Körper nach oben über seinen und angelte nach einem Kondome. Auch als ich ihn mich gleiten ließ, bleiben meine Bewegungen weich und fließend. Ich genoss meine eigene Sinnlichkeit ebenso wie seine Lust, während ich mich auf ihm langsam vor und zurück wiegte.

Irgendwann verlor er die Geduld mit meinem Spiel, packte meine Hüften und drehte mich unter sich, um sich kraftvoll in mir zu bewegen, einem Höhepunkt entgegen.

Geschichte: Sinnlichkeit (Teil 1)

Ich lag nackt auf dem Bett, als er zu mir kam. Sein Körper streckte sich neben meinem aus, und er beugte sich über mich, um mich zu küssen. Sanft legten sich seine Lippen auf meine.

Sanft strichen seine Lippen über meinen Hals, und mein Kopf sank mit einem langen Ausatmen nach hinten. Seine Lippen wanderten tiefer, liebkosten meine Brust, brachten mich dazu leise zu stöhnen. Immer tiefer glitten seine Lippen über meine Haut, an meinen Rippen entlang, über meine Taille…

Plötzlich hielt er inne, und seine Hand strich über meine, die entspannt neben mir auf der Matratze lag. Er hob meine Hand an, und seine Lippen liebkosten jede einzelne Fingerspitze, saugten daran, seine Zunge strich darüber, während sein Daumen sanft über meine Handfläche strich.

Er legte meine Hand wieder ab, und seine Lippen glitten an der Außenseite meines Beines hinab, über meinen Fußrücken, und er hob meinen Fuß an, um genauso an den Zehen zu saugen wie zuvor an meinen Fingern. Ich genoss es einfach, ließ mich verwöhnen. Erst den einen Fuß, dann den anderen, dann wanderten seine Lippen wieder nach oben, diesmal an der Innenseite meines Beines.

Seine Lippen hauchten sanfte Küste auf meinen rasierten Schamhügel, bevor seine Zunge langsam über meine noch geschlossene Vulva glitt. Ganz langsam schob er die Zunge zwischen meine Schamlippen, teilte sie, und brachte mich damit wieder zum Stöhnen.

Meine Beine öffneten sich von selbst, erlaubten ihm tieferen Zugang. Seine Zunge liebkoste meine Perle, während er vorsichtig einen Finger in mich schob, um mich zu stimulieren.

(Fortsetzung folgt)

Prostitution als Rollenspiel

In einer Veranstaltungsbeschreibung eines Swingerclubs las ich vor ein paar Tagen: „Heute Nacht haben die Theken-Huren Ihren Auftritt und wollen diesen zu einem besonderen Erlebnis machen. Diese Party richtet sich an sehr aktive Swinger, die das Besondere mögen: Den gepflegten Herrenüberschuss, das Ausgeliefert sein an den Fremden oder das Dasein als Prostituierte.
Hemmungslose Huren und deren Freier kommen heute auf ihre Kosten!“

Es geht bei diesem Partykonzept nicht wirklich um Prositution (was in dieser Location auch nicht zulässig wäre), sondern um ein Rollenspiel. Die Frauen spielen Huren, die bestimmte sexuelle Gefälligkeiten gewähren, die vorher von ihrem Zuhälter (ihrem Partner oder einem gestellten Begleiter) ausgehandelt werden (im Rahmen von Tabus und Vorlieben); bezahlt wird mit einer Spiel-Währung, die strickt limitiert ist.

Bei mir ruft ein solches Partykonzept sehr gemischte Gefühle hervor. Ich kann verstehen, dass es Frauen gibt, die sich in der Rolle sexy fühlen – das tue ich bei meiner Arbeit schließlich auch. Aber Sexarbeit ist ein so schwieriges gesellschaftliches Thema, mit so vielen verschiedenen Aspekten, dass es sich für mich komisch anfühlt, wenn darauf ein Spiel gemacht wird, in dem es nur um Klischees geht. Neben der Sexyness geht es auch bewusst darum, sich als Frau ausgeliefert zu fühlen – und das ist für mich in keinem Kontext ein positives Gefühl.

Andererseits muss ich vielleicht bedenken, dass ich generell nicht viel mit Rollenspielen anfangen kann. Und Hure-Freier ist ja ein ganz typisches Rollenspiel, so wie Chef-Sekretärin, Lehrerin-Schüler etc – es gibt bestimmt Kolleginnen, die da sehr bewandert mit sind, und Paare, die sich privat in solchen Spielen ausprobieren.

Juhu, Sommer!

Genießt Ihr auch das tolle Wetter so?!

Letzte Woche war ich von Montag bis Freitag im Wendland zu einem Yoga-Retreat. Wir waren alle überrascht von dem tollen Wetter und haben und gefreut, viele der Meditationen im Garten machen zu können oder bei einem Waldspaziergang. Ich hatte noch warm gepackt, mit Pullovern und Decken, und war umso überraschter, plötzlich im T-Shirt auf der Wiese zu sitzen. (Meine Haut hat mir verziehen, dass ich keine Sonnencreme dabei hatte.)

Seit Freitagnachmittag bin ich wieder in Hamburg, und das Wetter hält. Ich bin mit dem Fahrrad zum Yoga gefahren und zum Stall, habe beim Reiten auf dem Außenplatz bei 22 Grad geschwitzt (und mein Pferd noch mehr) und habe Sonntagmorgen mit einem Kaffee bei meinem besten Freund auf dem Balkon gesessen. Von mir aus kann das jetzt bis November so bleiben! (Ja, ich weiß, die Natur braucht auch mal Regen.)

Emotional fühlt es sich für mich an, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Ich hatte einen schweren Winter und habe im Februar und März mit Winterdepressionen gekämpft. Jetzt geht es mir deutlich besser und ich kann Dinge gelassen nehmen, die mich noch vor wenigen Wochen völlig aus der Bahn geworfen hätten.

Ich freue mich auf einen tollen Sommer und hoffe, dass es Euch genauso geht!

Tantra-Massage

Letzte Woche durfte ich mal wieder eine richtige Tantra-Massage geben, und es hat sooo viel Spaß gemacht. Deswegen gibt es jetzt hier den Re-Post einer Massage-Beschreibung.


Vorgestern habe ich den ruhigen Sonntag in dieser eh ruhigen Zeit genutzt, um meinem Freund eine Tantra-Massage zu geben. Es war seine erste Tantra-Massage. Ich habe ja jahrelang Tantra-Massagen gegeben, aber in den letzten Jahren nur noch eine handvoll, also sehr selten. Umso schöner war es zu spüren wie schnell ich in das Ritual und in diese besondere Stimmung zurückfinde, wie natürlich es sich noch anfühlt für mich.

Begonnen haben wir im Sitzen, mit einer kurzen Meditation, um zur Ruhe zu kommen und uns aufeinander einzustellen. Dann strichen meine Hände ganz sanft über seinen Körper, erste Berührungen um einen Kontakt herzustellen. Fingerspitzen auf seinem Gesicht, entlang der Arme, auf Brust und Bauch… ein vorsichtiges Ausstreichen der Finger, bevor ich seine linke Hand auf mein Herz legte, um ihn meinen Herzschlag spüren zu lassen.

Als er auf dem Bauch lag begann ich mit sehr spielerischen, sanften Berührungen – nicht nur mit meinen Fingern, Lippen und Haaren, sondern auch mit einem Fell, einer Feder, einem Tuch etc. Schon jetzt ging sein Atem tief und gleichzeitig, sein Körper war entspannt und reagierte sensibel auf jede Berührung.

Auch die Öl-Massage war sanft, ein Kreisen meiner Hände und Fingerspitzen entlang seiner Wirbelsäule, auf dem ganzen Rücken, auf dem Po und die Beine hinunter. Auch die Füße ließ ich natürlich nicht aus. Wie er jetzt so vor mir lag, glänzend zum Öl, war es sehr verführerisch mit meinem ganzen Körper über seinen zu gleiten, den Kontakt zu spüren, einen gemeinsamen Atem zu finden.

Ich bat ihn sich umzudrehen und massierte dann Hände und Arme, Bauch und Brust, die Vorderseite der Oberschenkel. Dann goß ich erneut Öl in meine Hände und strich ganz sanft über sein Geschlecht. Berührte jeden Teil davon, strich die Ansätze der Beine entlang, Perineum, berührte die Hoden, strich langsam über seinen Penis…

Trotz der Lust, die meine Berührungen an dieser Stelle bei ihm entfachten, blieb die Stimmung sanft und entspannt. Er war so tief in seinem Körper verwurzelt und im Fühlen, dass die sanften Berührungen ihm ein völlig neues Erleben schenkten – und der Orgasmus absolut zur Nebensache wurde.

Sexueller Besitz

„Du bist eine sehr kluge Frau. Finde eine normale Arbeit. Dann können wir über uns reden.“ Das war eine der letzten Nachrichten, die ich von ihm bekommen habe, in diesen Wochen, in denen er sich mit viel Schweigen und wenigen Erklärungen von mir getrennt hat.

Diese Aussage ist an so vielen Stellen falsch, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ich lasse als erstes die Frage zur Seite, wie wir es geschafft haben, monatelang so aneinander vorbei zu reden – Beziehungen sind immer komplexer, als es sich in wenige Sätze packen lässt. Viel mehr beschäftigt mich gerade die Frage, wieso er meint, ein automatisches Exklusiv-Recht auf meinen Körper und meine Sexualität zu haben.

Vor einigen Wochen habe ich folgendes in einem Buch gelesen: „Das Anrecht auf sexuellen Besitz. Als erotisches Eigentum verstehen wir die Befriedigung von sexuellen Bedürfnissen innerhalb der Ehe und den Anspruch auf den Körper und die Sexualität des*der Partner*in. Im Grunde genommen das, was wir bis heute in der seriellen Monogamie leben.“

Ich habe das Konzept der Monogamie ehrlich gesagt nie ganz verstanden, und mich in den letzten Jahren auch zumeist geweigert, irgendwem Versprechungen in diese Richtung zu geben. Immer wieder erstaunt es mich, wie viele Menschen Monogamie in einer Beziehung als Selbstverständlichkeit und Voraussetzung sehen – wo die Realität doch zumeist ganz anders aussieht.

Jemand hat sich mal die Mühe gemacht, sich mit Zahlen zum Thema Treue zu beschäftigen. Er fand, dass 90% aller Männer und 75% aller Frauen mindestens ein Mal in ihrem Leben fremdgehen, dass also in 2/3 alle Beziehungen Untreue vorkommt und die Chance, dass die eigene Beziehung wirklich monogam ist, bei unter 50% liegt. Trotzdem werden wohl die meisten Menschen automatisch behaupten: „Mein Partner macht sowas nicht.“ und da fest von überzeugt sein.

Ich war häufig „die Andere“, also die Frau, mit der Männer fremdgegangen sind (in meiner Rolle als Sexarbeiterin und ein paar Mal auch in meinem Privatleben). Ich bekomme mit, wie selbstverständlich manche Männer dies tun, und wie schwer sich manch andere damit tun, und ich bekomme mit, wieviel Aufwand dafür betrieben wird – und dass es wirklich so gut wie keine Möglichkeit gibt, es zu verhindern. (Da habe ich eine schöne Geschichte zu, die ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt in einem eigenen Text erzählen werde. Genauso wie Gründe und Methoden beim Fremdgehen einen Text für sich verdienen.)

Wenn Fremdgehen also eher Normalität als die Ausnahme ist, warum behaupten dann so viele Menschen stur das Gegenteil? Weil sie den anderen Menschen als ihren Besitz ansehen und nicht bereit sind, sich mit ihren eigenen Gefühlen (Verlustangst, Eifersucht etc) auseinanderzusetzen, und nur begrenzt die Verantwortung für die Sexualität der Beziehung übernehmen.

Bin ich verantwortlich für die Sexualität meines Partners? Die meisten Menschen würden das erst mal mit Nein beantworten. Das hängst zusammen mit den oben erwähnten „ehelichen Pflichten“, die zu recht abgeschafft wurden. Andererseits: wenn ich meinem Partner jegliche Sexualität außerhalb der Beziehung verbieten will, muss ich mich dann nicht verantwortlich fühlen für seine sexuelle Erfüllung? Versteht mich nicht falsch: Ich glaube nicht, dass ich jeden Wunsch meines Partners erfüllen muss. Aber ich muss gemeinsame Sexualität aktiv leben und gestalten und mich mit den Wünschen und Bedürfnissen auseinandersetzen.

Treue und gelebte Monogamie sind für mich ein Ideal und ein Geschenk. Etwas, woran jeder Mensch für sich in seiner Partnerschaft aktiv arbeiten kann, indem er sich immer wieder auf den Partner konzentriert und in Kontakt geht. Gleichzeitig sollten wir im Hinterkopf haben, wie menschlich es ist, auf diesem Gebiet zu versagen – und es dann vielleicht nicht als das große Drama sehen, sondern als Stolperstein. Um nach dem Stolpern wieder aufzustehen und weiterzumachen.

Zurück zu meiner zerbrochenen Beziehung: Ich habe mich in den letzten Monaten durchaus als monogam erlebt. Ich habe meine Sexualität und große Teile meines Lebens auf meinen Partner ausgerichtet. Ich war aber nicht bereit, für eine gerade begonnene Beziehung mein ganzes Leben über den Haufen zu werfen. Ich liebe meine Arbeit, ich mache sie gerne und bin gut darin, und sie gibt mir viele Freiheiten. Ich kann mir auch nicht mehr vorstellen, angestellt zu arbeiten. Ich habe die Option gesehen, mich noch mehr auf andere Tätigkeiten zu konzentrieren und die Sexarbeit vielleicht irgendwann auslaufen zu lassen. Aber das wäre ein langer Prozess gewesen, der einer Entwicklung in der Beziehung bedurft hätte – und garantiert nichts, was sich mal eben so zur Voraussetzung machen lässt.

Preise und Marketing

Dies wird ein sehr verletzlicher Text. In den letzten Jahren habe ich versucht, es mir abzugewöhnen, mich zu verteidigen oder rechtfertigen. Manchmal habe ich aber immer noch das Bedürfnis, mich zu erklären und dazu einzuladen, eine Situation auch ein mal aus meinem Blickwinkel zu sehen.

Heute bekam ich einige anonyme Nachrichten von einem Mann, der meines Wissens nach nie bei mir gewesen ist, also nichts über mich und meine Arbeit wusste außer dem, was in meinem Anzeigenprofil steht. Er warf mich Betrug vor und sagte, ich würde versuche meine Kunden für dumm zu verkaufen, gefolgt von einem hämischen „Für Nutten läuft’s wohl auch nicht mehr so gut!“ und dem Hinweis, dass er im Forum schon alle vor mir gewarnt hätte. Meistens gelingt es mir, solche Nachrichten zu löschen und abzuschütteln, aber heute hatte ich einen Tag, an dem es mich getroffen hat.

Der Auslöser dieser Tirade war, dass ich ja zum 1.3. meine Preise erhöht habe, und jetzt habe ich gerade zum ersten Mal in meiner Laufbahn ein Angebot mache und Nachlässe gewähre auf meine Preise, nämlich 50 Euro Nachlass auf jeden Termin an einem Samstag, Sonntag oder Feiertag im Mai. Hintergrund ist, dass ich im Normalfall 85 Prozent meiner Termine unter der Woche mache (und es meist auch genieße, das Wochenende für mich zu haben); im Mai bin ich jedoch eine Woche von Montag bis Freitag auf einem Seminar und habe auch sonst einige Termine mit meiner anderen Arbeit, so dass mir nicht so viele Tage für Dates zur Verfügung stehen. Deswegen habe ich versucht, einen Anreiz zu schaffen für meine Kunden, ihre Dates mit mir aufs Wochenende zu legen.

Die Interpretation des Schreibers war jedoch, dass ich die Preise erhöht hätte und jetzt Nachlässe gewähre, also im Endeffekt dasselbe Geld verlange, es aber als Nachlass verkaufe/ bewerbe. Das war nie meine Absicht und erst Recht habe ich da nicht dran gedacht, als ich die Preise angehoben habe. Wie ich im März schon geschrieben habe, hängt der Preisanstieg mit den gestiegenen Kosten in allen Lebensbereichen zusammen, und ist meine erste Preiserhöhung seit neun Jahren.

Nochmal konkret zu meiner Preisgestaltung: Vor Corona, als ich noch im Studio Glamoresse gearbeitet habe, hatte ich gestaffelte Preise: 100 Euro für Massagen, 150 Euro für zärtlilche Erotik, 200 Euro für bizzare Erotik, 200-250 Euro für SM-Spiele. Ich gebe mich jedoch gern dem Fluss des Spiels hin und finde es eher nervig, mir schon am Anfang zu überlegen, in welcher Preiskategorie wir uns denn wohl bewegen werden, und/ oder zwischendrin zu unterbrechen mit „Da krieg ich aber mehr Geld für!“. Also habe ich meinen Preis 2020 pauschal auf 150 Euro festgelegt, unabhängig vom Inhalt. Jetzt habe ich ihn angehoben auf 200 Euro.

Als ich vor der Preiserhöhung bei kaufmich gesurft habe, hatte ich den Eindruck, dass schon relativ viele Anbieterinnen bei 200 Euro sind. Seitdem habe ich jedoch von mehreren Seiten gehört, dass das nicht der Fall ist, sondern ich damit schon eher zum höherpreisigen Segment gehöre. Ich halte den Preis jedoch für absolut gerechtfertigt unter dem Aspekt, dass es ein Pauschalpreis ist und garantiert keine weiteren Kosten dazukommen. Wie schon erwähnt liegt sonst rein die zärtliche Erotik bei 150 Euro die Stunden. Viele Anbieterinnen berechnen Aufschläge für Anal, NS, Dominanz u.ä. Ich könnte also problemlos 150 Euro die Stunde nehmen und dann Extras dazuberechnen, dann wäre mein Preis wahrscheinlich in vielen Fällen sogar deutlich über 200 Euro. (Ungefähr 70 Prozent meiner Termine enthalten mehr oder weniger bizzare Elemente.)

Ansonsten gilt auch einfach: Mein Spiel, meine Regeln! Ich bin Dienstleisterin und mache ein Angebot, dass einen bestimmten Preis hat. Wem dieser Preis zu hoch ist, der kann gerne schauen, ob er ein ähnliches Angebot bei einer anderen Sexarbeiterin zu einem günstigeren Preis findet (wahrscheinlich schon, ob mit dem gleichen Können und professionellen Umgang sei dahingestellt). Last but not least: Stammkunden verliere ich durch die Preiserhöhung nicht, die wissen was sie an mir haben, und ein Großteil meiner Termine sind Stammkunden.