Seit dem 9. Januar nehme ich jetzt eine PrEP. Nicht nur einige meiner Kunden und Freunde wundert das, sondern manchmal wundere ich mich auch über mich selbst. Ich habe nämlich eine sehr ambivalente Meinung zur PrEP und habe sie in den letzten Jahren für mich konsequent abgelehnt.
Was ist PrEP? PrEP steht für PräExpositionsProphylaxe und ist ein Medikament, das regelmäßig genommen eine HIV-Infektion verhindert. Es ist seit 2019 in Deutschland zugelassen. Zu Beginn wurde es überwiegend homosexuellen Männern verschrieben, doch mittlerweile gibt es auch immer mehr heterosexuelle Menschen, die sich PrEP verschreiben lassen – als Swinger, Sexarbeiter, oder auch einfach weil sie wechselnde Partner haben und sich damit sicherer fühlen.
Was mich daran stört: Es ist richtig, dass HIV die einzige sexuell übertragbare Krankheit ist, die sich (noch) nicht heilen lässt. Das heißt aber nicht, dass es nicht eine ganze Reihe von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gibt, die trotz guten Behandlungsmöglichkeiten ernsthafte Auswirkungen haben können. Manche Menschen nehmen eine PrEP wirklich nur als zusätzlichen Schutz, aber von vielen habe ich leider die Meinung gehört, dass man ja nicht mehr so genau auf Safer Sex achten muss, wenn man eine PrEP nimmt.
Ich habe in den letzten Monaten gleich von mehreren Ärzten die Aussage gehört, dass Antibiotikaresistenzen gerade im Zusammenhang mit Tripper-Infektionen ein riesiges Problem sind und sich vermehrt stärkere Bakterien entwickeln, die sich nicht mehr problemlos behandeln lassen. Regelmäßige Tests (aller Beteiligten) sind zwar gut, garantieren aber nicht, dass man sich nicht doch etwas einfängt. Vor vielen Jahren hatte ich ein Gepräch mit einem Mann, der einige Jahre lang Pornos gedreht hat. Dort wurden von allen zu Drehbeginn aktuelle Tests vorgelegt; trotzdem hatte er 3-5 Mal im Jahr eine Infektion mit Tripper oder Chlamydien.
Ein weiteres Thema war (und ist) für mich, dass jedes Medikament auch Nebenwirkungen hat. Die Ärztin konnte mich in sofern beruhigen, dass PrEP kein neues Medikament ist (wie ich angenommen hatte) , sondern eine niedrigere Dosierung eines Medikaments, das schon seit über zwanzig Jahren in der HIV-Therapie eingesetzt wird und dort als sehr verträglich gilt. Erfahrungsberichte von PrEP-Anwendern erzählten, dass es in der ersten Zeit zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit kommen kann, sich diese Symptome aber schnell legten.
Warum ich jetzt doch eine PrEP nehme: als Zugeständnis an meinen Partner. Unsere Beziehung ist relativ neu, und in vielen Dingen haben wir sehr unterschiedliche Lebenswelten und Ansichten. Vieles ist noch im Prozess, und meine PrEP-Einnahme ist Teil eines Kompromisses. Wie lange ich das machen werde, habe ich noch nicht entschieden.
Ich hatte keine Nebenwirkungen, die sich direkt der PrEP zuordnen ließen. In den letzten Wochen kämpfe ich etwas mit Erschöpfung, aber das kann auch einfach mit dem Winterwetter zusammenhängen oder der Tatsache, dass ich für die Einnahme der PrEP das Johanniskraut absetzen musste, das ich sonst seit einigen Jahren im Winter nehme. Mein Umgang mit Safer Sex ändert sich durch die Einnahme von PrEP nicht!