Von Oktober 2015 bis März 2020 (also 4,5 Jahre) hatte ich ein Zimmer im Glamoresse, einem Bizzar-Studio in Hamburg-Billbrook. Viele meiner Kunden haben mich dort kennengelernt. Wenn sie mich jetzt nach dem Lockdown in meiner Wohnung treffen, werde ich häufig gefragt: „Warum bist du denn nicht mehr im Glamoresse? Hat es dir dort nicht mehr gefallen?“
Als im März 2020 der Lockdown kam, hatte ich meinen Raum im Glamoresse schon gekündigt. Ich hatte einen Teilzeit-Job angenommen (der dann leider die Corona-Krise nicht überstanden hat). Nach dem ersten Lockdown schrieb mich die Kollegin an und fragte, ob ich wiederkommen würde. Mir war die Situation zu unsicher, also habe ich das abgelehnt. Mittlerweile liegt die Corona-Krise (hoffentlich) hinter uns, und es kristalisiert sich immer mehr heraus, dass ich wohl nie zurückgehen werde.
Der Hauptgrund dafür ist, dass Sexarbeit nicht mehr meine einzige Tätigkeit ist. Das Zimmer im Glamoresse zu mieten ist sehr teuer; es rechnet sich nur, wenn ich 5-6 Tage die Woche dort bin, also in Vollzeit. Im Moment mache ich nur eine handvoll Dates in der Woche – und es geht mir sehr gut damit!
Das Zimmer in meiner Wohnung bietet nicht die erotischen Spielmöglichkeiten wie es im Glamoresse möglich war (z.B. im Schwarzen Studio). Andererseits gefällt es vielen Kunden, weil es ruhiger und persönlicher ist. Für mich hat es den großen Vorteil, dass es neutraler ist. Ich nutze den Raum nicht nur für erotische Treffen, sondern auch für ´Massagen und für Yoga und Coaching. Ins Glamoresse hätte ich keine Kunden bringen können, wenn es nicht um erotische Treffen ging.
Ich habe mich im Glamoresse wohlgefült und habe sehr positive Erinnerungen an die Zeit dort. Manchmal gehen Dinge jedoch einfach vorbei und es ist Zeit weiterzugehen. Das erlebe ich in vielen Lebensbereichen so. In den letzten Monaten laufe ich regelmäßig an einem Tanzstudio vorbei, in dem ich früher 2-3 Mal in der Woche war. Manchmal habe ich dann den sentimentalen Gedanken, dass ich ja mal wieder hingehen könnte. Aber das Gefühl ist nicht mehr dasselbe. Genauso geht es mir, wenn ich am Glamoresse vorbeifahre. Es gibt viele schöne Erinnerungen, aber es gibt keinen Weg zurück.
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