Manchmal werde ich von Kunden gefragt, ob ich eigentlich verheiratet bin oder in einer Beziehung lebe. Ich muss zugeben, dass ich es bei der Beantwortung dieser Frage häufig mit der Antwort nicht so genau nehme, sondern das erzähle, was sich gerade passend anhört.
Manche Männer vertreten die Auffassung, dass kein Mann es ertragen würde, eine Sexarbeiterin als Partnerin zu haben. Das erlebe ich anders. Viele Kolleginnen sind verheiratet und würden ihre Ehen wohl auch als monogam bezeichnen, da sie Sexarbeit halt einfach als ihren Job sehen. Ich habe jahrelang in glücklichen Beziehungen gelebt, in denen meine Arbeit kein großes Thema war. Ich konnte erzählen, wie mein Tag so lief, was mir Spass gemacht hat und was mich geärgert hat, und mein Partner konnte zuhören ohne eifersüchtig zu werden.
Grundsätzlich kann ich mir nicht mehr vorstellen, monogam zu leben. Da liegen aber Ursache und Wirkung umgekehrt: Ich mache Sexarbeit, weil ich nicht-monogam denken und fühlen kann und einen differenzierten Blick auf Sex und Sexualität habe. Ich würde auch niemandem Monogamie versprechen, wenn ich keine Sexarbeit mehr machen würde. In den letzten Jahren hatte ich zwei Begegnungen mit Männern, die da nicht gut mit umgehen konnten. Sie versuchten dann eine Zeit lang, meine Arbeit zu ignorieren, um sie mir schlussendlich zum Vorwurf zu machen.
Wann ich von meiner Arbeit erzähle, ist sehr unterschiedlich, und ich entscheide es situativ. Manchmal ist es schon ziemlich am Anfang Thema, manchmal möchte ich aber auch, dass mein Gegenüber erst andere Aspekte von mir kennenlernt. Wie die meisten Frauen werde auch ich nicht gerne auf meine Sexualität reduziert, und wenn meine Arbeit zum Hauptthema wird passiert das schnell. Manchmal habe ich auch Dates und merke relativ schnell, dass es nicht passt – dann brauche ich mich auch nicht soweit öffnen davon zu erzählen. Wenn ich feststelle, dass ich jemanden gerne regelmäßig sehen würde, erzähle ich von meiner Arbeit und führe gleichzeitig ein Gespräch über Non-Monogamie und Safer Sex. Ich kann verstehen, wenn jemand das nicht in seinem Leben möchte – dann bin ich halt einfach nicht die Richtige für ihn.
Schreibe einen Kommentar