Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.
Vor ein paar Tagen schellte abends mein Telefon und am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Frauenstimme: „Guten Abend! Ich bin von der BILD-Zeitung und möchte einen Artikel schreiben über die Geheimnisse deines Berufs.“ Ich lehnte sofort ab, worauf sie noch einwarf, dass „ich doch so offen sei, im Internet mein Gesicht zeigen würde…“ – und ob ich nicht eine Kollegin wüsste, die das machen würde?
Ich habe das sogar noch an meine Kolleginnen im Appartement weitergeleitet, aber die waren alle derselben Ansicht wie ich: Gerade von BILD sei kein ehrlicher Bericht zu erwarten, sondern nur Klischees, und für so was würde sich keine von uns den Vorurteilen und Verurteilungen der Öffentlichkeit aussetzen.
Ich bin Mitglied im BesD (Berufsveband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.), der sich für die Rechte von Prostituierten einsetzt und gegen die Stigmatisierung dieser Tätigkeit. In diesem Rahmen verfolge ich die Öffentlichkeitsarbeit, die einige Kolleginnen betreiben. Ich bewundere, was sie tun und wie sie es tun; es sind alles gebildete, reflektierte Frauen, die sich der Risiken bewusst sind und wissen, worauf sie achten müssen.
Trotzdem erlebe ich auch dort immer wieder, dass es schief geht: Dann werden Interviews so zerpflügt und verdreht, bis sie zur These des Journalisten passen (gerne genommen bei der EMMA). Oder es wird von Anfang an die Frau in Frage gestellt, indem man an ihrem Auftreten/ ihrem Aussehen/ ihrer Biografie/ etc herumkritisiert, bis sie scheinbar nicht mehr ernst zu nehmen ist (so passiert beim SPIEGEL).
Für mich bleibt das Dilemma: Ich sehe den Wert von Öffentlichkeitsarbeit und glaube, dass es wichtig ist, dass sich mehr Frauen öffentlich zeigen mit ihrer Arbeit und ihrer Person. Nur damit erreichen wir, dass man mit uns redet und nicht nur über uns! Aber solange selbst Frauen, die eindeutig viel besser dafür gewappnet sind als ich, immer wieder an dieser Aufgabe scheitern, sehe ich mich nicht in der Lage, das Risiko für mich persönlich einzugehen und die Konsequenzen eines solchen Schrittes zu tragen.
Nachtrag: Die Dame ist jetzt auch hier unterwegs, heute hat sie mich angeschrieben (sonderlich gut organisiert scheint sie demnach nicht zu sein). Irgendwann wird sie wohl jemanden finden, der naiv genug ist…
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