Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Einige Branchen leiden mehr unter den Corona-Maßnahmen als andere, und Sexarbeit ist mit am meisten betroffen. In den Medien ist dabei häufig vom „Rotlicht“ die Rede, und auch auf Demonstrationen und Veranstaltungen von Sexarbeiterinnen und Betreibern wird dieser Begriff häufig benutzt. Was genau ist „das Rotlicht“?

Klassisch betrachtet ist das Rotlicht der Bereich einer Stadt, in dem (meist mehrere) Bordelle stehen und/ oder Frauen auf der Straße ihre Dienste anbieten. Genau dieser Bereich ist es auch, der in der Öffentlichkeit (z.B. in den Medien) immer wieder auftaucht, manchmal in Form einzelner Sexarbeiterinnen, häufig in Form von Betreibern von Bordellen u.ä.

Das ist insofern logisch, da diese Menschen hauptberuflich mit Sexarbeit ihr Geld verdienen (direkt oder indirekt) und jetzt finanziell am härtesten vom Lockdown betroffen sind. Auch müssen sie nur selten auf Arbeitgeber, Familie o.ä. Rücksicht nehmen. In diesem Sinne bin ich dankbar für alle, die unserer Branche ein Gesicht geben und sich in der Öffentlichkeit und politisch engagieren!

Sexarbeit ist mittlerweile jedoch viel breiter gefächert . Sehr viele Sexarbeiterinnen machen das nur zeitweise oder nur nebenbei, und es arbeiten auch längst nicht mehr alle in Bordellen oder auf der Straße, sondern viele sind unabhängig als Escort oder in Termin- oder Privatwohnungen tätig.

In der Öffentlichkeit überwiegt immer noch das Bild des Bordellbetreibers, der Geld mit „seinen Mädchen“ verdient. Das ist sehr nah dran am Zuhälter und ruft damit die Prostitutionsgegner auf den Plan. Dieses Bild ist aber falsch! Bordellbetreiber bieten eine Dienstleistung für die arbeitenden Frauen und garantieren ihre Sicherheit und Anonymität. Man kann natürlich immer über Details diskutieren (Preise, Weisungsgebundenheit), aber die wenigsten Frauen sind so abhängig wie es häufig dargestellt wird.

Insofern ist es eher eine negative Entwicklung, dass in der jetzigen Situation das klassische Rotlicht wieder mehr ins Licht der Öffentlichkeit rückt und die Vielfalt von Sexarbeit nur am Rande erwähnt wird. Das spiegelt sich auch in den aktuell zunehmenden Bemühungen, das „Nordische Modell“ in Deutschland einzuführen.