Traumfrau mit Nebenwirkungen

Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

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Geschichte: Blindfolded

Wir kannten uns schon viele, viele Jahre, und seine vorsichtige Anfrage, mal „etwas anderes auszuprobieren“ kam überraschend für mich. Vor einiger Zeit hatte ich eine Geschichte über eine soft-bizzare Session geschrieben, die wohl bei vielen Männern gut ankam und Kopfkino auslöste, auch bei ihm.

So stand er jetzt also hier in meinem Rahmen, die Hände zur Seite gefesselt, während meine Hände sanft über seinen Körper strichen. Ich griff nach einer Augenbinde und zog sie ihm über, während meine Hände durch sein Haar und über sein Gesicht strichen. Jetzt war er mir nicht nur ausgeliefert, sondern konnte noch nicht einmal sehen, was ich als nächstes tun würde.

Immer wieder tanzte ich um ihn herum, ließ meine Hände über seinen ganzen Körper gleiten, vom Rücken über die Brust, die Beine und Arme entlang, und ab und zu auch zwischen seine Beine, um ihn zu stimulieren. Ein sanftes und doch so aufregendes Spiel! Ich ergänzte meine Hände mit einem kleinen Flogger, nicht um ihn zu schlagen, sondern nur um die Lederschnüre über seine Haut gleiten zu lassen oder sanft dagegen zu wippen. Erst an seinen Armen, seinem Rücken, seiner Hüfte, dann an intimeren Stellen.

Als schließlich seine Lust deutlich sichtbar war und die ersten Tropfen seine Spitze benetzten, löste ich seine Hände und sagte: „Lass die Augenbinde noch auf. Lass dich von mir führen, zwei Schritte nach vorne stößt du gegen die Matte, da kannst du dann einfach nach unten zu mir kommen.“ Ich führte ihn mit mir und legte mich auf die Matte, während er über mir kniete.

Immer noch blind begann er, seine Hände und Lippen über meinen Körper wandern zu lassen. Erst forsch griff er nach meinen Brüsten, saugte an den Nippeln, um sich dann zurückzunehmen, um mehr zu genießen. Seine Hände wanderten an meinen Beinen und Armen entlang, und seine Lippen spielten mit meinen Zehen und Fingern. Ich wand mich längst lustvoll, als sein Mund meine Mitte fand.

Ich wies ihn darauf hin, dass er die Augenbinde jederzeit abnehmen könne, wenn er wolle, und er kam dieser Erlaubnis dankbar nach und zog die Binde hinunter. Kurz blinzelte er im Dämmerlicht, bevor er sich wieder meinem Körper zuwandte. Ich richtete mich auf und drückte gegen seine Brust, als Zeichen dass er sich auf den Rücken legen sollte. Dann revangierte ich mich für die erwiesenen Aufmerksamkeiten, indem ich seinen Penis tief in den Mund nahm.

Er griff nach mir, auf der Suche nach mehr Nähe, und bat: „Komm über mich.“ Ich streckte meinen Körper über seinem, doch er drehte mich, bis ich in der 69-Position über ihn hockte und er mich mit der Zunge verwöhnen konnte, während ich ihn stimulierte. So brachte ich ihn zu einem genussvollen Höhepunkt.

Same Procedure As Every Year

Heute war ich mal wieder zu dem jährlich vorgeschriebenen Gesundheitsberatungsgespräch laut Prostitutionsschutzgesetz. Es lief wie in den letzten Jahren, neuerdings mit offener Sprechstunde. Zehn Minuten Wartezeit (in der völlig leeren Behörde), dann ein ganz kurzes Gespräch (Smalltalk, „Hast du Fragen mitgebracht? – Nein.“, „Willst du Kondome mitnehmen? – Nein.“), dann wurde die Bescheinigung ausgedruckt, und nach vier Minuten war ich wieder raus.

Dieses Jahr habe ich mich erstmals bei dem Gedanken erwischt, ob ich das wirklich brauche und machen soll. Ich bin seit drei Jahren nicht mehr nach der Bescheinigung gefragt worden, und so wie ich arbeite ist das Risiko einer Kontrolle Null. Der einzige Grund, das noch fortzusetzen, ist dass ich halt eh im System bin, dann kann ich es auch weiterhin ordnungsgemäß machen.

Ab und zu werde ich mal von meinem Umfeld gefragt, ob ich Angst vor dem Nordischen Modell habe, das gerade propagiert wird. Ich habe da nur halb ein Auge drauf, hoffe natürlich wie fast alle anderen Sexarbeiterinnen dass es nicht kommt – aber mache mir da auch keine übermäßigen Sorgen drüber. Sexarbeit gab es immer und wird es immer geben, gesellschaftlich war sie nie richtig anerkennt, und die juristischen Feinheiten spielen im Alltag nur eine untergeordnete Rolle.

Sicherheitskonzepte im BDSM

In meinem Profil habe ich stehen: „Safer Sex & SSC“. Safer Sex ist für die meisten klar, aber nach SSC werde ich nur selten gefragt. SSC steht für Safe Sane Consensual – Sicher Vernünftig Einvernehmlich.

SSC ist die höchste Sicherheitsstufe im BDSM. Sie bedeutet im Grunde, dass man jederzeit sichergeht, einvernehmlich zu handeln und nur im Rahmen dessen, was garantiert ohne körperliche und psychische Verletzungen möglich ist.

Eine Stufe darunter ist RACK – Risk Aware Consensual Kink – Risikobewusstes einvernehmliches Spiel. Dabei ist allen Beteiligten bewusst, dass es in dieser Technik keine absolute Sicherheit gibt, sondern dass durchaus die Gefahr von Verletzungen besteht. Diese Gefahr wird weitestmöglich ausgeschlossen und das Restrisiko in Kauf genommen.

Noch eine Stufe darunter ist EDGE – Edgeplay – Grenzspiele. Das sind Spiele für Fortgeschrittene, die ihre körperlichen und psychischen Grenzen austesten wollen und dabei auch ein höheres Risiko von körperlichen Verletzungen oder psychischen Abstürzen in Kauf nehmen.

Und dann gibt es noch DEBRIS… über das ich hier eigentlich nicht reden möchte, denn es geht um das bewusste Verletzen des devoten Parts.

Vor kurzem hat mir mal jemand vorgeworfen, ich würde „keinen Spass machen“, da ich Wert auf solche theoretischen Grundlagen und ethischen Grundsätze lege; das war ihm alles zu wenig „einfach mal Spass haben“. Aber meiner Meinung nach sollte niemand diesen Spass mit Wunden bezahlen.

Im Pay-Bereich halte ich SSC für unerlässlich, da ich die meisten meiner Kunden nicht wirklich kenne und auch nicht so regelmäßig mit ihnen spiele, dass sich ein echtes Vertrauensverhältnis entwickeln kann. In Ausnahmefällen (und privat) bewege ich mich mal im RACK-Bereich. Edgeplay bleibt meinen erotischen Fantasien vorbehalten, dieses Risiko würde ich in der Realität nie eingehen.

Sichergestellt werden diese Rahmen übrigens durch ausgiebige Vor- und Nachgespräche und durch die Verwendung des Ampelsystems und/ oder eines Safeword. Ampelsystem heißt, dass ich zwischendurch nach einer Farbe frage. Bei den Antworten bedeutet „Grün“ = „Alles okay, mach weiter.“, „Gelb“ = „Ist okay, aber nicht mehr.“ und „Rot“ = „Stop, einen Schritt zurück.“. Ein Safeword kann individuell vor dem Spiel vereinbart werden, oder man nutzt das allgemein gültige Safeword „Mayday“. Bei Verwendung des Safewords muss das Spiel sofort abgebrochen werden.

A Life I Don’t Need A Vacation From

„My goal is to build a life I don’t need a vacation from.“

Schon seit vielen Jahren lebe ich nach diesem Motto: „Mein Ziel ist es, ein Leben zu schaffen, von dem ich keinen Urlaub brauche.“ Das gelingt mir immer besser.

Dieses Jahr war ich nicht in Urlaub, und ich habe es auch nicht vermisst. Wenn ich die letzten Jahre in Urlaub war, war das entweder zu einer Fortbildung oder um Zeit mit meinem Partner zu verbringen. Dieses Jahr habe ich Anfang des Jahres eine längere Fortbildung abgeschlossen; den Großteil davon an Wochenenden hier in Hamburg, den letzten Teil mit fünf Tagen in einem Seminarhaus im Wendland. Danach habe ich einen ruhigen Sommer hier in Hamburg verbracht.

Ich mag mein Leben, und ich mag meinen Alltag. Ich arbeite unregelmäßig, meist weniger als die meisten Menschen mit Anstellung, dafür zu ungewöhnlichen Zeiten. Dazwischen kann ich die Zeit für mich nutzen. Mein Leben hat einen sehr eigenen Rhythmus entwickelt, in dem sich aktive und ruhigere Phasen sehr natürlich entwickeln und abwechseln.

Dazu kommt, dass Hamburg eine Großstadt ist, die fast alles bieten, womit man seine Freizeit verbringen kann. Ich mag sowohl die Dinge, mit denen ich regelmäßig meinen Alltag fülle, als auch ein paar Mal im Jahr neue Dinge zu erleben, oder liebgewonnene Orte wiederzubesuchen. Darüber habe ich nicht häufig das Bedürfnis, völlig fremde Gegenden zu besuchen – zumindest nicht als Selbstzweck.

Als Selbständige habe ich keinen bezahlten Urlaub, sondern ich muss nicht nur die Reisekosten finanzieren, sondern auch den Verdienstausfall in der Zeit einplanen. Dazu kommen die vielen Dinge, die ich umplanen muss: Vertretung für meine Yogastunden finden, die Versorgung meines Pferdes organisieren. Beim Reisen ändert sich meist der komplette Ablauf: Schlafrhythmen, Bewegung, Ernährung. Das alles führt dazu, dass ich Reisen im Moment eher als Stress empfinde.

Wenn ich auf Social Media sehe, wie viel manche Menschen unterwegs sind, komme ich mir langweilig vor. Aber es ist mein Leben – eins, das ich so sehr genieße, dass ich keinen Urlaub davon brauche.

Monetarisieren

In letzter Zeit bekomme ich immer wieder Nachrichten von kaufmich, dass ich mein Profil „monetarisieren“ solle – und bin reichlich irritiert davon. Meist ignoriere ich diese Nachrichten einfach, aber ich frage mich schon, wo das die Plattform in nächster Zeit hinführen wird.

Angefangen hat es im Lockdown, als viele Anbieterinnen versucht haben, sich durch den Verkauf von Bildern und Videos über Wasser zu halten. Dafür bot und bietet kaufmich keine Möglichkeiten, das musste immer über andere Wege abgewickelt werden. Die von kaufmich eingeführte Bezahlmöglichkeit erscheint mir wenig attraktiv, weder für Anbieterinnen noch für Kunden.

Schon seit einer ganzen Weile hat kaufmich einzelne Funktionen beschränkt. Bei der Nachrichten-Funktion war das schon immer so, und seit einigen Jahren ist auch die Telefonnummer nicht mehr sofort sichtbar, sondern muss separat angezeigt werden. Ich habe bisher nie ganz durchschauen können, was wovon abhängig war – Kunden konnten nur begrenzt Nachrichten schreiben ohne Premium-Mitgliedschaft, oder die Nummer wurde nicht angezeigt, wenn ich keine Premium-Mitgliedschaft habe, oder was auch immer.

Jetzt bietet kaufmich die Möglichkeit, dass ich meine Nachrichten-Funktion und die Anzeige der Telefonnummer sperre und diese nur gegen einen „Tipp (Trinkgeld)“ sichtbar sind – angeblich würde mir das Zeit sparen, da so nur Kunden meine Kontaktdaten kriegen, die ernsthaft an einem Termin interessiert sind. Ich halte das für totalen Quatsch! Ja, ich kriege auch mal Nachrichten oder Anrufe, die eigentlich keine Antwort wert sind – aber in so geringer Zahl, dass der Zeitaufwand minimal ist. Ansonsten finde ich es ziemlich normal, dass nicht aus jeder Anfrage auch ein Termin wird; manchmal passt es einfach nicht, inhaltlich oder zeitlich, und das sagt nichts über die Ernsthaftigkeit der Anfrage aus.

Kaufmich ist für mich eine Werbeplattform, in den letzten Jahren die einzige, die für mich einigermaßen funktioniert. Als Dienstleisterin muss ich auf mich aufmerksam machen, und es gehört meiner Meinung nach zu meinem Job, Fragen zu beantworten und auch einfach mal ein kurzes Gespräch zu führen, damit jemand einen ersten Eindruck von mir bekommt und danach seine Entscheidung treffen kann. Jeder Konakt vor dem Termin hilft Vertrauen aufzubauen, sowohl für mich als auch für den Kunden, und ist daher in meinen Augen unverzichtbar. Ich würde meine Termine nicht über ein Online-Formular (wie den Date-Manager) machen wollen.

Als nächster Schritt sollen jetzt bestimmte Bilder nicht mehr für alle sichtbar sein, sondern auch nur noch gegen Extra-Zahlung. Auch das halte ich für Quatsch! Bilder sind ein wichtiger Teil der Werbung, und wenn ich mit meinen Bildern Geld verdienen möchte, gibt es dafür bessere Plattformen als kaufmich. Ich verstehe nicht so richtig, wo diese Zerfaserung von Profilen hinführen soll – diese Extra-Zahlungen verärgern in meinen Augen die Kunden so sehr, dass sie den minimalen Extra-Verdienst nicht wert sind.

Weltenwechsel

Samstagmorgen um acht vertrete ich die Yogastunde einer Freundin. Nach ihrem Konzept habe ich eine Stunde zum Thema „Ahimsa“ gestaltet – Gewaltlosigkeit, sich selbst und anderen gegenüber. Ich leite die Teilnehmer durch eine einführende Meditation, dann Bewegungen, Atemübungen, Entspannung. Ich liebe es, einen Flow zu entwickeln, der jeden Schüler dort begleitet, wo er gerade ist, und gleichzeitig eine gemeinsame Energie in der Gruppe schafft.

Selbst mache ich nur einen Teil der Übungen mit. Zwischendurch bewege ich mich immer wieder durch den Raum, korrigiere, helfe, beobachte. Wenn ich vorne stehe und mich selbst bewege, ist jede Bewegung vertraut, hundertfach geübt. Sie bringen mich in meinen Körper als mein Zuhause.

Nach der Stunde stehe ich noch vorne am Tresen, spreche mit Schülern und mit einigen anderen Yogalehrerinnen, die zu einer Fortbildung ins Studio gekommen sind. Eigentlich hatte ich diese Fortbildung für mich auch geplant, es dann aber auf nächstes Jahr geschoben, so dass ich jetzt in meine Wohnung fahre.

Um elf habe ich eine Session. Im Minikleid empfange ich meinen Kunden, mache Smalltalk und ein kurzes Vorgespräch. Wir kennen uns schon, aber unsere letzte Session ist lange her. Trotzdem sind mir Stimmung und Abläufe so vertraut wie zuvor der Verlauf der Yogastunde, und ich genieße es genauso.

Ich stelle ihn in den Rahmen, spiele mit leichten Berührungen, die sich dann zum Schmerz steigern. Ich beobachte jede seiner Reaktionen, richte mich danach und lasse mich davon inspirieren. Nutze meine Hände, Fingernägel, einen Flogger, eine Gerte. Streichle ihn sanft und schlage überraschend zu.

Als ich vor ihm knie und Seile um seinen Körper wickle, frage ich mich kurz, was die Frauen im Yogastudio wohl denken würden, wenn sie mich so sehen könnten. Diese Welt scheint so völlig anders – und doch bin beides Ich, fühle ich mich in beiden Welten zu Hause, und sind die Gefühle von Konzentration und Hingabe an den Moment gleich.

Ich setze die Session fort mit einer Massage, lasse meinen Körper über seinen gleiten, und verwöhne seinen ganzen Körper mit seinen Händen und Lippen. Auch als ich ihm meinen Körper überlasse, seine Hände auf meiner Haut und seinen Körper über mir genieße, ist das kein Bruch im Gefühl. Immer noch bin ich diejenige, die gestaltet und leitet.

Immer wieder verzweifle ich an dem Versuch, meine Welten in Einklang zu bringen. Sie wirken so weit voneinander entfernt – doch in mir und in meinen Gefühlen sind sie sich oft ganz nah.

Geschichte: Mißgeschick

Das Date war um 12:00, und ich verwandte viel Zeit damit, mich darauf vorzubereiten. Wir kannten uns schon eine Weile und hatten vorher eine Menge Ideen und Fantasien ausgetauscht, so dass ich mich sehr auf diese Session freute.

Der Rock war lang genug, dass er den Spitzenrand meiner halterlosen Strümpfe verbarg. Die Bluse hatte ich nur locker geknotet, so dass der schwarze Spitzen-BH darunter deutlich sichtbar war. Jetzt noch Haare und ein bisschen Make-Up…

Meine Haare waren noch in einem unordentlichen Knoten, und ich legte schnell die Zahnbürste zur Seite, als es um viertel vor an der Tür schellte. Ohne weiter nachzudenken, riss ich die Tür auf – und stand einem jungen Mann gegenüber, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

„Hej, ich bin der neue Nachbar, ich bin gerade in die Wohnung über dir gezogen. Du hast ein Paket für mich angenommen.“ Verlegen zog ich meine Bluse über der Brust zusammen und lächelte ihn an…

Konzept

Ich kriege immer noch nicht die Kurve, wieder regelmäßig hier zu schreiben. Im Moment bin ich verunsichert, wie es mit meiner Sexarbeit weitergehen soll. In den letzten zwei Jahren habe ich mich sehr darauf verlassen, dass es irgendwie einfach weitergeht. Ich habe überwiegend Stammkunden, mit denen ich eingespielte Dates habe, und treffe nur gelegentlich jemanden Neues.

Meine Homepage habe ich vor einiger Zeit vom Netz genommen, weil ich sie überarbeiten wollte – was ich aber immer noch nicht gemacht habe. Mein Blog hier liefert eine Menge Informationen über mich, diese aber ziemlich unsortiert, teils unwichtig, und nicht in Form eines konkreten Angebots.

Vor ein paar Tagen habe ich auf kaufmich mit jemandem geschrieben, mit dem ich vorher schon mal locker Kontakt hatte, der aber nie bei mir war. Nach einigen Mails kippte der Ton plötzlich und er verhöhnte mich, dass er ja eh nie zu mir kommen würde, da ich „keinen Spass machen würde“. Worum es konkret ging: um meinen Umgang mit Safer Sex und darum, dass ich mich als professionell bezeichne. Es waren nicht mal konkret die Inhalte, die ihm nicht passten, sondern meine Gedanken waren ihm zu tiefgängig und ich ihm insgesamt zu wenig spontan und „spaßig“. Dies hat mich verunsichert und beschäftigt mich noch.

Mir ist bewusst, dass ich schon 70 % aller Interessierten verliere, weil ich keine spontanen Termine mache. Letzten Sonntag hatte ich kurz überlegt, ob ich vielleicht ein oder zwei Tage die Woche für spontane Termine in der Wohnung bleibe. Ich fürchte aber, dass es sich nicht lohnt, sondern ich nur Zeit verschwende (die mir dann an anderer Stelle fehlt).

Ich glaube immer noch, dass es auch für die Ernsthaftigkeit und Tiefe, mit der ich Sexarbeit betreibe, einen Markt gibt. (Und alle meiner Kunden werden wohl bestätigen, dass es trotzdem Spass macht.) Meine Überlegung ist nur, ob mein Konzept und meine Werbung da im Escort-Bereich wirklich richtig ist, oder ob ich den Schwerpunkt mehr in Richtung Tantra/ Sexualtherapie/ Surrogat verschieben sollte. Oder vielleicht macht beides Sinn und ich lasse es noch eine Weile parallel laufen…

Herbst

Am 30. August habe ich hier einen Text darüber geschrieben, dass ich den Herbst mag, als die Jahreszeit wo man noch gut draußen unterwegs sein kann, wo das Wetter aber auch schon dazu einlädt, sich drinnen einzukuscheln.

Gleichzeitig ist der Herbst auch schon ein bisschen Zeit für Jahresrückblick und Zukunftsausblick. Für mich wird 2023 im Rückblick wohl nicht das beste Jahr werden. Ich kämpfe immer noch mit den Nachwirkungen der Corona-Zeit, den daraus resultierenden Veränderungen und dem Gefühl der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Gleichzeitig hat mich eine Trennung im Frühjahr emotional stark aus der Bahn geworfen, und im Sommer ging es mir nicht nur psychisch, sondern öfter auch körperlich nicht so gut. Nicht dass ich ernsthaft krank war, aber auch nicht so fit wie sonst (und wie ich es bei meinem Lebensstil eigentlich sein sollte).

Vor drei Wochen war ich zu einer Routine-Vorsorgeuntersuchung (Prep-Check) bei meiner Ärztin und habe sie in dem Zusammenhang nach einem Blutbild gefragt, Meine Werte waren nicht berauschend, aber wir haben auch noch keine Ursache dafür finden können, und ich mache mir etwas Gedanken um den Winter, da ich eh zu Winterdepressionen neige. Vor diesem Hintergrund ist mein Schreiben in den letzten zwei Wochen ganz in den Hintergrund getreten, und auch Dates hatte ich nur eine handvoll.

Diese Woche fühle ich mich wieder etwas organisierter, deswegen jetzt hier dieses Update und hoffentlich demnächst wieder regelmäßiger Texte von mir – oder einfach ein Date bei mir, um dem Blues der kalten Jahreszeit zu entfliehen.

Streicheleinheiten

Letzte Woche hatte ich einen Termin mit jemandem, der zum ersten Mal bei mir war. Geplant war eine schöne Girlfriendsex-Stunde. Wir lagen nebeneinander, und ich fing an ihn zu streicheln. Ließ meine Hände über seinen ganzen Körper gleiten… Nach ein paar Minuten ließ er sich nach hinten sinken, entspannte sichtbar und sagte: „Okay, das reicht. Wir müssen keinen Sex haben. Das war offensichtlich das, was mir fehlte.“ (Spoiler: nein, ich habe nicht den Rest der Stunde nur gestreichelt.)

Für mich war das ein spannendes Erlebnis und eine spannende Erkenntnis. Es spricht sich ja so langsam rum, dass Berührungen zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehören und die meisten erwachsenen Menschen viel zu wenig berührt werden. Deswegen sind Massagen so wichtig und werden immer mehr.

Von einer Single-Freundin habe ich mal gehört, dass sie Massageaustausch mit Freundinnen organisiert, um ihren Berührungshunger zu stillen. Ich habe einen guten Freund, mit dem ich auch mal einfach Umarmungen und Nähe austauschen kann, wenn einer von uns das gerade braucht.

Doch nicht nur Singles fehlen Berührungen sondern auch Menschen in Beziehungen. Für Menschen, denen Berührungen in ihrer Beziehung fehlen, ist es sogar fast schwieirger, da jede Art von Berührung mit anderen Menschen häufig als Fremdgehen gewertet wird. Ein (langjährig verheirateter) Freund von mir scherzte vor kurzem: „Dafür haben wir den Hund.“

Männern fällt es zudem immer noch schwerer, nach Berührungen zu fragen, da dies als Schwäche interpretiert wird, was in unserer Gesellschaft immer noch vermieden wird. Daher wächst der Markt für professionelle Angebote. Sexarbeiterinnen waren schon immer auch Ansprechpartner, wenn es einfach um Berührung und Nähe geht. (Auch wenn längst nicht alle das mögen und anbieten.)

Darüber hinaus etablieren sich neben Wellness-Massagen in den letzten Jahrzehnten die Tantra-Massagen und in den letzten Jahren auch die Kuscheltherapie. All das sind gute Möglichkeiten, den Berührungshunger zu stillen und zu seinen Streicheleinheiten zu kommen.

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