Traumfrau mit Nebenwirkungen

Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

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Telefonzeiten

Immer wieder mal werde ich gefragt: „Wann kann ich dich denn telefonisch am besten erreichen?“ Generell zwischen 9:00-21:00, wenn ich nicht arbeite – also bitte einfach versuchen! Stören kann man mich eigentlich nicht, ich lege das Telefon so weit außer Reichweite, dass ich es nicht höre, oder mache es ganz aus, wenn ich nicht telefonieren kann.

Letzte Woche hatte ich gleich drei etwas chaotische Erlebnisse bezüglich des Telefons. Als erstes bekam ich am Dienstagmorgen um kurz nach halb acht eine SMS von einem Stammkunden, der nach einem Termin fragte. Später sagte er, dass er um diese Zeit nicht stören wollte, was ich sehr mitgedacht fand – ich bin zwar meist schon früh wach, aber dann entweder beim Yoga oder häufig auch einfach noch nicht in Stimmung zum Telefonieren. Wir haben den Termin dann per SMS abgesprochen, was aber durch Verzögerungen im Antworten etwas umständlich war (weswegen ich das sonst lieber per Anruf mache).

Samstagnacht hatte ich das Telefon auf Vibrieren gestellt und war schon fast im Bett, als es um 22:26 schellte. Ich habe es gehört und bin trotzdem nicht drangegangen – Anrufe um diese Uhrzeit finde ich einfach unhöflich! Er hat mir dann eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen, dass er gerne noch einen Termin fürs Wochenende vereinbaren würde. Die habe ich am Sonntagmorgen früh mit einer SMS beantwortet, habe dann aber nichts mehr von ihm gehört. Das deckt sich mit meiner Erfahrung, dass Anrufe am Abend häufig aus einer Stimmung heraus geschehen und deswegen oft nicht zu konkreten Terminen führen.

Sonntagnacht hatte ich vergessen, mein Telefon auf lautlos zu stellen, sondern es einfach auf dem Schreibtisch im Nebenzimmer liegenlassen. Ich wurde dann vom Telefonklingen geweckt – das erste Mal um 01:15, das zweite Mal um 03:37, und als es um 07:31 wieder schellte war ich zwar schon wach, hatte aber absolut kein Interesse mit diesem Mann zu sprechen. Was stimmt nicht mit jemandem, der mitten in der Nacht unbegründet bei Fremden anruft?!

Ich rufe übrigens von mir aus niemanden zurück, wenn ich nicht eindeutig dazu aufgefordert werde, und gebe mir auch bei SMS Mühe, diese neutral zu formulieren und nicht mit einem Namen zu unterzeichnen.

Stammkunden

In den letzten Jahren mache ich nur wenig Werbung. Ab und zu habe ich trotzdem neue Kunden, aber 80% meiner Kunden sind Männer, die ich schon mal getroffen habe. In der letzten Woche habe ich mir genau darüber Gedanken gemacht.

Gedanklich teile ich Kunden meist nach der Häufigkeit ihrer Besuche auf. Gute Stammkunden, die jeden Monat kommen, habe ich eine handvoll. Die meisten kommen so alle 2-3 Monate, manche auch nur 3-5 Mal im Jahr. Über die Jahre entsteht trotzdem auch mit diesen Kunden eine Art Vertrautheit.

Manchmal dauert es viele Monate, bis mir auffällt, dass ich einen bestimmten Kunden schon lange nicht mehr gesehen habe. Bei mir meldet sich ja niemand ab, wenn er sich entscheidet nicht mehr zu kommen. Manchmal ist es vielleicht auch gar keine bewusste Entscheidung, sondern ergibt sich einfach irgendwie.

Oft tut mir das leid. Verstehen kann ich es trotzdem. Ich erlebe es auch in meinem Leben so, dass die meisten Dinge eine Phase haben. Nach einiger Zeit passen sie einfach nicht mehr, ohne dass es einen bestimmten Grund dafür gibt. Wobei ich manchmal auch hoffe, dass es einen schönen Grund gibt, z.B. eine erfüllende Beziehung. Manchmal sind es wohl auch nicht so schöne Gründe, wie Krankheiten oder private Probleme.

Ich hoffe, doch bei den meisten in angenehmer Erinnerung zu bleiben, so wie es die meisten meiner Kunden bei mir tun. Ich mag es, viele verschiedene Eindrücke und Lebenssplitter zu sammeln; das ist es, was mir an den Begegnungen mit Menschen Freude macht.

Diskretion

Ich habe hier auf diesem Blog schon mehrfach über verschiedene Aspekte von Diskretion gesprochen (wen es interessiert, einfach ins Suchfeld „Diskretion“ eingeben, dann werden mehrere Texte angezeigt). Am letzten Sonntag hatte ich ein Erlebnis, dass mich wieder über dieses Thema nachdenken lässt.

Ich hatte ein privates Date, das erste nach vielen Monaten, mit jemandem, den ich auf einer anderen Internetseite (Joyclub) kennengelernt habe. Wir hatten vorher ein paar Tage geschrieben, und dabei war natürlich auch Arbeit ein Thema. Ich habe erst gesagt, dass ich selbständig sei, und auf sein wiederholtes Nachfragen dann direkt gesagt, dass ich Sexarbeit mache. Generell gehe ich bei Dates offen mit diesem Thema um – je nach Gefühl aber manchmal auch erst beim zweiten oder dritten Date.

Bei unserem Treffen erzählte er dann, dass er einem Freund von mir erzählt hätte, und dieser ihm mein Profil bei kaufmich gezeigt häätte und er daraufhin etwas in meinem Blog gelesen hätte. Erst mal fand ich da nichts dabei, aber im Nachhinein ärgert es mich irgendwie doch.

Wenn ich jemanden kennenlerne, freue ich mich darauf zu erleben, wie die Person auf mich wirkt und was sie mir von sich erzählt. Ich würde auch nie jemanden googeln, bevor ich ihn das erste Mal treffe – was sollen mir seine beruflichen Informationen oder die Bilder auf Facebook helfen? Sie verzerren das Bild eher, dass ich von dieser Person bekommen kann.

Auf kaufmich präsentiere ich mich auf eine bestimmte Art, die nur einen kleinen Teil meiner Person und Persönlichkeit zeigt. Viele Menschen verwechseln diesen Teil aber mit mir als Gesamtperson, und dann ist es extrem schwierig bis unmöglich für mich, dieses Bild wieder zu ändern. Dieses Mal war das zum Glück nicht der Fall. Trotzdem hätte ich es schöner gefunden, wenn er mich einfach so kennengelernt hätte und sich ein unvoreingenommenes Bild gemacht hätte.

Last but not least ärgert mich die Indiskretion dieses Freundes. Gibt es irgendeinen Kunden hier, der es okay fände, wenn in seinem Privatleben herumerzählt wird, dass er ein Profil bei kaufmich hat?! Für mich ist kaufmich (mehr oder weniger) ein Hauptjob und ich gehe da offen mit um. Es gibt aber durchaus Frauen, die das nur nebenbei machen und in ihrem Privatleben auf Diskretion angewiesen sind, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen.

Altersangaben

Im kaufmich-Forum (das ich eigentlich nicht verfolge) bin ich vor ein paar Tagen über eine Diskussion zum Thema Altersangaben im Profil von Sexarbeiterinnen gestolpert. Eine Sexarbeiterin schlug vor, statt eines Alters eine Altersspanne anzugeben oder alternativ die Möglichkeit zu geben, das Alter ganz wegzulassen. Ihre Argumentation war, dass sie ihr Alter eh immer runtersetzt, da sie „ja deutlich jünger aussieht“.

Das einzige Mal, dass ich mein Alter nach unten korrigiert habe, war ganz am Anfang meiner Sexarbeit. Ich war 23, und im Club wurde gesagt ich sei 19, da „die meisten Männer möglichst junge Frauen wollen“. In der Praxis hat mich das ständig in Schwierigkeiten gebracht, da mein Alter und mein Lebenslauf nicht mehr übereinstimmten und ich mich öfter mal verplappert habe.

Jetzt bin ich 44, und ich möchte selber nicht beurteilen, ob ich danach aussehe oder jünger. Auch mir wird ab und zu gesagt, dass ich jünger aussehe. Wenn ich mich auf Fotos sehe, sieht man manchmal schon mein Alter, finde ich. Was nichts daran ändert, dass ich mit meinem Aussehen im Reinen bin und mich für attraktiv halte.

Ich war nie ein Fan von diesen „weißen Lügen“, und nach einigen sehr negativen Erfahrungen in meinem Privatleben in den letzten Jahren lehne ich sie völlig ab. Ich möchte gesehen werden, ich möchte in Kontakt gehen, und ich möchte einen Eindruck von meinem Gegenüber bekommen. Wenn ich jede kleinste Angabe ständig hinterfragen muss, führt das zu so viel Unsicherheiten, dass der ganze Kontakt in meinen Augen keinen Sinn mehr macht.

Ein letzter Aspekt, der bei dieser Altersdiskussion übersehen wird, ist, dass es nicht immer nur ums Aussehen sind, sondern es durchaus auch wichtig sein kann, in welcher Lebensphase sich jemand befindet. Natürlich kann es attraktiv sein, Sex mit einer 20-jährigen Sexarbeiterin zu haben. Nur: wie viel Erfahrung kann sie haben, wie viel Einfühlungsvermögen, und wie viel Gesprächsstoff findet sich um den Sex herum?

Mythos Privatfrau

Manchmal reagiere ich empfindlich auf Anfragen, bei denen sich der Absender wahrscheinlich nicht viel gedacht hat. So ist es heute Nachmittag passiert, als mir jemand schrieb: „Ich möchte endlich meine Fantasien ausleben und zwar nicht im Bordell oder so sondern bei einer sympathischen natürlichen privaten Dame.“ Meine Antwort fiel wohl etwas harsch aus: „Leider strotzt deine Nachricht für mich nur so von Vorurteilen. Ich werde für Treffen bezahlt, demnach ist das nicht privat sondern mein Beruf. Ich habe auch Erfahrung mit Arbeiten in professioneller Umgebung, also dem was Du so abwertend als Bordell pauschalisierst – und bin stolz auf die Erfahrung und das Können, die ich dabei erworben habe. Ich denke also nicht, dass ich zu Deinen Vorstellungen passe.“

Vor vielen Jahren brachte es mal ein Kunde passend auf den Punkt, indem er sagte: „Ich werde keine private Frau beleidigen, indem ich ihr Geld anbiete und sie damit zu einer Professionellen mache. Und sobald eine Frau dafür Geld nimmt, ist sie eine Professionelle.“ Das Sexarbeiterinnen „das Hobby zum Beruf machen“, ist ein Mythos. Wir unterscheiden sehr deutlich zwischen privatem Sex und Arbeit! Für mich ist Professionalität durchaus etwas Positives, darf aber halt nicht mit privaten Treffen verglichen werden.

Ich verstehe, was manche dieser Kunden sich davon erträumen: eine Frau, die das nur ab und zu macht, wo sie also „etwas Besonderes“ sind, und einen offenen und vielleicht etwas naiven Umgang damit. In der Realität ist es eher so, dass viele Frauen Sexarbeit ausprobieren und es dann nach sehr wenigen Wochen wieder sein lassen, da es doch Fähigkeiten erfordert, die sie nicht besitzen – vor allem die Fähigkeit, sich auf jeden einzulassen und gleichzeitig die eigenen Grenzen zu wahren. Viele Kunden berichten mir dann von der Unzuverlässigkeit dieser Frauen, von kurzfristig abgesagten oder gar versetzten Treffen, oder auch von Forderungen, die an dieser Stelle meiner Meinung nach nichts zu suchen haben: nach Fotos, privaten Informationen, ja nach einer Art Werben (was die meisten Kunden zu umgehen versuchen, indem sie eine Sexarbeiterin anschreiben).

Was Bordelle angeht, so sind dies einfach professionell eingerichtete Räume für erotische Begegnungen – und somit meist einem Hotelzimmer oder privaten Räumen überlegen. Ich mag es, alleine in meiner Wohnung zu arbeiten, da es mir mehr Möglichkeiten (abseits der Sexarbeit) bietet – und vermisse trotzdem manchmal die Möglichkeiten und die sexuell aufgeladene Atmosphäre des Appartements, das ich früher genutzt habe.

Last but not least: Ich habe viele Jahre Erfahrung und Ausbildung in das Thema Sexualität investiert und viel Zeit mit Selbsterfahrung und Reflektion verbracht, um meinen Kunden so begegnen zu können wie ich es heute tue. Das dann als Hobby abgewertet zu sehen und als etwas, das jede Frau einfach so tun könnte, trifft mich.

Summer Slumb

Vor einer Woche bekam ich einen Anruf, ob bei mir alles in Ordnung sei – ich hätte so lange keinen Blog geschrieben und er würde sich Sorgen um mich machen. So sehr ich mich immer freue, wenn ich merke, dass meine Kunden auch außerhalb der Termine an mich denken, so hat dies andererseits mein schlechtes Gewissen getriggert.

Es fällt mir schon seit einigen Monaten schwer, tiefer in mein Schreiben einzutauchen und neue Gedanken und Ideen zu finden bzw diese in die Tastatur zu bringen. Ich hatte gehofft, dass meine Stimmung insgesamt mit dem Frühling wieder aktiver werden würde, aber das war leider nicht der Fall. Im Gegenteil, dieser Sommer macht es mir bisher schwer.

Die stark schwankenden Temperaturen im Juni haben bei mir zu Kreislaufproblemen geführt und mich insgesamt so aus dem Rhythmus gebracht, dass mein Alltag zur Zeit nur aus dem Nötigsten besteht und ich ansonsten viel Zeit mit schlafen und lesen verbringe. Manchmal fühle ich mich faul und unnütz damit, aber häufig kann ich mir auch einfach sagen, dass das eine Phase ist, die auch wieder vorbeigehen wird.

Seit zehn Tagen ist das Wetter jetzt stabiler und ich komme endlich etwas in ein Sommer-Gefühl. Ich bin viel draußen und freue mich auf die warmen Monate, die noch vor uns liegen. Viele Menschen sind jetzt im Urlaub; ich werde den Sommer in Hamburg verbringen und mir die Zeit durch Dates versüßen lassen.

Penisbilder

Neulich war es mal wieder so weit: ein Penisbild zum Frühstück. Im sonstigen Internet gilt das ungefragte Zusenden von Penisbildern mittlerweile als sexuelle Belästigung und ist strafbar. (Es kann sogar ziemlich unkompliziert online angezeigt werden.) Auf erotischen Seiten und für Sexarbeiterinnen scheint das in den Augen vieler Männer noch nicht zu gelten.

Diesmal war das Penisbild begleitet von der Aussage: „Der Kleine hätte Lust auf ein Date.“ Ich habe das dann beantwortet mit: „Es tut mir leid, aber ich treffe mich nur mit erwachsenen Männern, nicht mit einzelnen Körperteilen.“

Ich gehöre auch als Sexarbeiterin zu den Frauen, die mit Penisbildern nichts anfangen können. Es hilft mir noch nicht mal, die Größe einzuschätzen (Zentimeterangaben übrigens auch nicht), und ich finde es weder sexy noch ästhetisch. Ich wähle meine Kunden außerdem nach Sympathie und Zuverlässigkeit aus, nicht nach dem Aussehen – weder im Intimbereich noch insgesamt.

Dankbarkeit

Für mich hat heute ein sehr trauriges Ereignis schöne Erlebnisse für mich ausgelöst. Das ist passiert:

Heute Mittag bekam ich eine Nachricht von einem guten Stammkunden: „Entschuldige die Störung, aber geht es dir gut? Es gehen gerade Schlagzeilen rum, dass heute Morgen auf der Veddeler Brückenstraße eine 44-jährige Frau tödlich verunglückt ist.“ Das ist mein Alter, und Veddeler Brückenstraße ist bei mir um die Ecke. Außerdem wissen fast alle meine Kunden, dass ich viel mit dem Fahrrad unterwegs bin.

Ich konnte ihn beruhigen und habe den Unfall dann gegoogelt. Es war ein typischer Fahrrad-LKW-Unfall beim Abbiegen, wie er leider mehrmals im Jahr in Hamburg passiert, häufig mit tödlichem Ausgang. Und es deckt sich leider mit meinen Erfahrungen, dass die meisten Auto- und LKW-Fahrer viel zu wenig an Fußgänger und Fahrradfahrer denken und auf diese achten. Mir wird mit unschöner Regelmäßigkeit die Vorfahrt genommen, und wenn ich nicht vorausschauend fahren würde, würde ich wohl mehrmals die Woche verunfallen.

Zwei Stunden später bekam ich noch eine Nachricht von einem anderen Stammkunden mit derselben besorgten Nachfrage. Ich freue mich sehr darüber, dass die beiden beim Lesen der Schlagzeile sofort an mich gedacht und sich Sorgen gemacht haben. Gleichzeitig hat das den Unfall für mich noch näher gebracht als das wohl sonst der Fall wäre – es hätte halt wirklich ich sein können.

Kondom-Unfall

Kondome sind eine absolute Notwendigkeit im Paysex und fast alle Sexarbeiterinnen sind sehr routiniert und geschickt im Umgang mit Kondomen. Kondom-Unfälle sind daher sehr selten.

Gerissen ist mir ein Kondom in meiner ganzen Laufbahn nur ein einziges Mal, ganz am Anfang. Reißen tun Kondome, wenn zu viel Reibung entsteht – Benutzung von Gleitmittel verhindert das – oder bei Beschädigungen durch lange Fingernägel o.ä.

Was jedoch vorkommen kann, ist ein Abrutschen des Kondoms. Das passiert vor allem, wenn das Kondom zu groß ist – deswegen benutze ich MySize-Kondome, die es in verschiedenen Größen gibt. Gleitmittel gehört nur auf die Außenseite eines Kondoms; wenn sich an der Innenseite zu viel Gleitmittel befindet (z.B. wegen einer Massage vorher), kann das Kondom abrutschen. Ich wische Gleitmittel deswegen mit einem Tuch ab, bevor ich das Kondom überziehe.

Ab und zu kann ein Kondom abrutschen, weil man einfach zu heftig zugange ist, oder wenn die Errektion schwächelt und man trotzdem weitermacht. Das passiert zum Glück selten, bei mir weniger als ein Mal im Jahr. Gut ist, wenn man schnell genug merkt, dass das Kondom weg ist, und dann ein neues nimmt. Ich als Frau merke das aber meist nicht, sondern dann halt erst danach.

Was ich in so einem Fall mache? Gar nichts, höchstens meinen Kunden beruhigen, dass das nicht so dramatisch ist, wie es im ersten Moment scheint. Ich verhüte, nehme eine Prep und teste mich regelmäßig; ich kann also nicht schwanger werden und die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kunde von mir eine Krankheit holt, ist sehr gering.

Das Risiko besteht eher für mich, da die meisten meiner Kunden sich nie bis selten testen und daher schon mal unerkannte Infektionen haben können oder aber einfach durch den fremden Kontakt mein System durcheinandergebracht wird. Das fällt dann beim nächsten Test auf und ich kann es behandeln lassen – unangenehm, aber nicht dramatisch.

Unangenehm für mich ist auch das Gefühl danach, denn auch wenn das tatsächliche Risiko gering ist, ist es ein massiver Eingriff in meine Instimssphäre. Kondome helfen mir sehr, emotional eine Grenze zu setzen zwischen Paysex und meinem Privatleben. Wenn diese künstliche Grenze fällt, fühlt sich das unangenehm und übergriffig an (auch wenn es aus Versehen durch einen Unfall passiert).

Sex privat

Vor ein paar Wochen hat einer meiner Gäste zu mir gesagt, dass er gerne mal wüsste, wie es wäre mit mir privat Sex zu haben. Seitdem hat mich die Frage begleitet, inwiefern sich mein Paysex-Sex und mein privater Sex unterscheiden.

Grundsätzlich sage ich ja immer, dass Sex mit (m)einem Partner ganz anders ist als mit einem Kunden. Es ist eine andere Anziehung da und auch mehr Vertrautheit, ich kann mich ganz anders fallen lassen. Ich erlaube mir, mehr auf meine eigenen Wünsche zu hören und einen gemeinsamen Rythmus zu suchen, statt mich voll auf den Mann einzustellen.

Nun bin ich schon seit einer ganzen Weile Single, und wenn ich privat Sex habe, sind es eher Affären – Männer, die ich zwar regelmäßig sehe, aber halt überwiegend für Sex. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich sehr viel fordernder in meiner Sexualität geworden bin. Sex ist hier ein Mittel, meinen Körper zu fühlen, Stress abzubauen – und einfach Spaß zu haben.

Ich lebe gerne in Beziehung, und manchmal fehlt mir die Nähe und Vertrautheit (mehr als der Sex). Nähe und Vertrautheit erlebe ich gerade mit Freunden, und Sex halt losgelöst davon – das funktioniert für den Moment, aber ich würde auch gerne wieder einen Mann in meinem Leben haben, mit dem ich beides verbinden kann.

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