Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.
Vorgestern habe ich früh Feierabend gemacht und bin bei schönem Wetter gegen sechs mit dem Fahrrad nach Hause gefahren. Ein kurzes Stück durch Schrebergärten und durchs Industriegebiet, dann durch einen Park an der Bille lang, am Außenrand der Boberger Dünen und dann das letzte Stück durch den Wald. Anschließend habe ich ein zwei Bilder davon gepostet – ein Blick vom Park über eine Rasenfläche auf die Bille, und den breiten Schotterweg, der in den Wald führt.
Danach bekam ich eine Nachricht von einem Bekannten: „Alles recht grün. Hast du keine Bedenken?“ Bedenken? Wenn ich an einem Spätnachmittag durch ein Naherholungsgebiet fahre? Warum sollte ich?!?
In den letzten Jahren häufen sich solche Hinweise und Gespräche. Ob ich denn abends um zehn noch alleine nach Hause fahre? Ob ich alleine durchs Industriegebiet laufe? Ob ich Bus/ S-Bahn fahre? Ob ich arbeite wenn ich alleine im Appartement bin? Alles zu gefährlich, an der Grenze zum Leichtsinn!
Ehrlich gesagt mache ich mir über so was selten Gedanken. Ich war schon früh viel alleine unterwegs, auch nachts, und ich kann mich an keine bedrohliche Situation erinnern. Selbst die letzte blöde Anmache ist lange her.
Was sollte ich sonst machen? Zu Hause bleiben? Nicht mehr ohne männliche Begleitung unterwegs sein? Kann doch auch nicht sein… Ich habe nicht das Gefühl, dass es gefährlicher geworden ist als früher, und ich fühle mich weder von Einwanderern noch von gebürtigen Deutschen bedroht. Ausnahme: Ich bin am Wochenende nicht gerne auf der Reeperbahn, da sind mir zu viele Betrunkene. Aber selbst da habe ich mehr Angst, im Gedränge bestohlen zu werden, als vor Übergriffen.
Was meine Arbeit angeht: Ich bin seit 14 Jahren Sexarbeiterin und habe in der Zeit auch mal fast 9 Jahre alleine in einer Wohnung gearbeitet. Es gab eine Hand voll (!) unschönes Szenen, Termine die abgebrochen oder nie richtig angefangen wurden, was einen blöde Situation für alle Beteiligten ist. In keiner dieser Situationen habe ich mich bedroht gefühlt.
In meinem jetzigen Appartement ist meist noch eine Kollegin da. Bestimmte Termine mache ich nicht, wenn ich alleine bin, da kläre ich das vorher (v.a. Fesselspiele u.ä.) und achte darauf, dass die Kollegin im Nebenzimmer ist und nicht am andere Ende des Appartements. Aber einen Großteil der Termine würde ich auch bedenkenlos machen, wenn ich alleine bin. Meist sind meine Gäste eh deutlich nervöser als ich – und wenn man es genau bedenkt, gehen sie auch ein Risiko ein.
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