Blog von Tina, Sexarbeiterin aus Hamburg

Kategorie: Gesundheit (Seite 5 von 5)

Gesundheitsthemen mit Bezug auf Sexarbeit

Leben in Zeiten der Verunsicherung

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


In den letzten Wochen gibt es immer mehr Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen. Ich fühle mich davon eher verunsichert als erleichtert.

Kurz nach Ostern, als die Einschränkungen am härtesten waren und ich keinerlei Ahnung hatte, wie es eigentlich weitergehen soll, hatte ich eine Phase, in der ich viel „Verschwörungstheorien“ gelesen habe und gerne geglaubt hätte, dass der Virus gar nicht so ernst ist. Mittlerweile hat sich meine Meinung dazu deutlich geändert. Ich hatte einige Fälle im Bekanntenkreis, auch ein paar die nicht ganz harmlos waren und auf keinen Fall mit einer Grippe vergleichbar.

Ich finde es gerade eher erschreckend, wie locker viele Menschen mittlerweile mit Abstandsregelungen und Maskenpflicht umgehen, gerade im öffentlichen Raum. Was ist denn so schwer daran, ein wenig vorsichtig zu sein, wenn man von einer Menge fremder Menschen umgeben ist?! Wie man das im Familien- und Freundeskreis handhabt, soll jeder selber entscheiden (und Risiken für sich individuell abschätzen). Aber in der Öffentlichkeit halte ich die Regeln durchaus für angebracht und würde mir wünschen, dass sie länger Bestand haben – nicht nur wegen Covid19.

Andererseits sind viele der weiterhin geltenden Einschränkungen, z.B. beim Sport oder halt in der Sexarbeit, für mich nicht nachvollziehbar. Da wird viel Politik betrieben und einzelne Gruppen versuchen, ihre Meinungen und Vorurteile durchzusetzen. Natürlich sollte ein Risikopatient nicht gerade in einem vollen Fitnesstudio unterwegs sein – wird er aber im Normalfall eh nicht sein. Und wieso ein Treffen zu zweit gefährlicher sein soll als der Besuch eines vollen Shopping-Centers, erschließt sich mir überhaupt nicht.

Ich würde gerne wenigstens meine Stammkunden wieder treffen, oder ein paar Massagen geben (von mir aus auch mit Mundschutz). Ich habe noch nicht mal verstanden, ob Wellness-Massagen eigentlich wieder erlaubt sind oder nicht; Berührung und Kontakt fehlen mir so sehr…

Infektionsangst

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Nun herrscht also Maskenpflicht in Geschäften und im ÖPNV. Ich bin nach den ersten Versuchen mit einer Stoff-Maske auf einen dünnen Schal umgestiegen, da ich sonst das Gefühl habe, nicht genug Luft zu bekommen. Ob das wirklich vor irgendwas schützt, wage ich zu bezweifeln…

Spannend bis erschreckend finde ich es, wie viele Menschen sich von der Angst vor einer Covid19-Infektion anstecken lassen – aber sonst eher entspannt mit Infektionsgefahr umgehen. Viren und Bakterien gab es schon vorher reichlich, und trotzdem war es eher die Ausnahme, dass sich jemand Gedanken um Handhygiene gemacht hat.

Wenn im Paysex über Infektionene geredet wird, geht es meist nicht um Grippe & Co, sondern um Geschlechtskrankheiten. Kondome schützen, klar – wenn man vernünftig damit umgeht. Es ist mir im Laufe der Jahre nur eine handvoll Male passiert, dass ein Kondom verrutscht oder geplatzt ist. Trotzdem halte ich mich für eine Risikogruppe – wegen der mangelnden Handhygiene vieler Männer.

Ich weiß, dass Hygiene nicht sexy ist. Ich habe meine Abläufe perfektoniert und kann mir sehr schnell zwischendurch mal die Hände desinfizieren, Fingerlinge oder Handschuhe überziehen, mit einem Tuch überwischen… Die meisten Menschen, die nicht im Paysex arbeiten, machen sich darüber wohl nie Gedanken. Viele Bakterien lassen sich auch durch Schmierinfektionen übertragen – erst im Intimbereich des anderen rumgefummelt (sich dabei womöglich feuchte Finger geholt) und dann mal eben in den eigenen Intimbereich gegriffen – kann bei schwachem Immunsystem schon reichen.

Es liegt mir fern, Panik verbreiten zu wollen (wäre wohl auch ziemlich geschäftsschädigend), aber ich würde mir da mehr Aufmerksamkeit für wünschen. Wir merken jetzt bei den Corona-Auflagen, wie schnell bestimmte Maßnahmen zur Gewohnheit werden können und dann auch gar nicht mehr so sehr stören. Ansonsten bleibt mir nur, mich weiter um mein Immunsystem zu kümmern; das ist nämlich dazu da, den weitaus besten Schutz vor Infektionen zu bieten.

Der Leuchtfeuer-Teddy

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Jetzt im Advent steht mitten in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs wieder ein Tisch voller kleiner Teddybären. Jedes Jahr sehen sie etwas anders aus und doch immer ähnlich: etwa zehn Zentimeter hoch, mit plüschig-weichem Fell und einer roten Schleife um den Hals.

Auf der Schleife steht „Hamburg Leuchtfeuer“, und unter eine Tatze des Teddys ist eine Aids-Schleife gestickt.

„Hamburg Leuchtfeuer“ ist ein Verein, der in Hamburg ein Hospitz betreibt, in der Trauerbegleitung aktiv ist – und sich um HIV-Infizierte und Aids-Kranke kümmert.

In meinem Leben hält sich die Angst vor Aids in Grenzen. Safer Sex gilt sowieso, auch wegen vieler anderer sexuell übertragbarer Krankheiten. Es gibt Krankheiten, die mir viel weniger kontrollierbar erscheinen, allen voran Krebs, aber auch leichter übertragbare Infektionskrankheiten.

Trotzdem kaufe ich jedes Jahr einen Leuchtfeuer-Teddy, und diese Sammlung hat einen besonderen Platz in meiner Wohnung. Für mich sind sie eine Mahnung, mich nicht zu sicher zu fühlen, und ein Aufruf zu Mitgefühl und Toleranz.

(Re-Post vom 07.12.15)

Gesundheitsgedanken

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Vor ein paar Tagen war ich mit einer Freundin auf der Langen Reihe (St Georg) verabredet. Als wir am Büro von „Leuchtfeuer“ vorbeigingen, kam sie auf die Idee, doch mal zu fragen, ob es schon den neuen Teddy gibt. Gibt es. Für alle, die es nicht kennen: Leuchtfeuer ist eine Organisation, die Hilfe für HIV-Infizierte und AIDS-Kranke anbietet. Jedes Jahr im Dezember verkaufen sie in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs kleine Teddys, als Spendenaktion und Zeichen für Solidarität. Ich habe mittlerweile ein ganzes Regalfach voll (siehe auch meinen Artikel „Der Leuchtfeuer-Teddy“ vom 07.12.15).

Da ich danach gedanklich eh mal wieder mit Gesundheitsthemen beschäftigt war, ging ich zwei Tage später zu Casa Blanca zur regelmäßigen Gesundheitskontrolle. Casa Blanca ist ein Zentrum in Hamburg-Altona, spezialisiert auf sexuell übertragbare Krankheiten (STI). Sie bieten kostenlose HIV-Tests (für alle) und Beratung und ausführliche Untersuchung für Prostituierte an. Die Mitarbeiterinnen sind sehr nett, hilfsbereit und frei von Vorurteilen, Verurteilungen und unverwünschter Ausstiegshilfe (wobei ich sicher bin, dass sie auch Ausstiegshilfe geben, wenn danach gefragt wird).

Ich bin dankbar dafür, in einer Großstadt zu leben und auf eine so gute Infrastruktur zurückgreifen zu können. Früher hatte ich einen sehr guten Gynäkologen, aber es ist schon toll und etwas besonderes, mit jemandem offen reden zu können über alle Fragen, Sorgen und Gedanken, die so aufkommen.

Manchmal frage ich mich, wie sich das Mitte nächsten Jahres verändern wird. Wenn das neue Prostitutionsgesetz kommt, sind alle gemeldeten Frauen verpflichtet, ein Mal im Jahr ein „Gesundheitsberatungsgespräch“ zu führen. Dann sitzen hochmotivierte, freundliche Mitarbeiterinnen wohl plötzlich häufig Frauen gegenüber, die nur genervt einen Pflichttermin hinter sich bringen wollen. Wie lange diese Mitarbeiterinnen dann wohl noch motiviert und gerne ihre Arbeit machen? Aber klar, das Gesetz ist ja nur zum Schutz der armen Prostituierten… Ich frage mich, wie as erst wird in den Städten, die nicht über diese Infrastruktur verfügen.

AO-Anfragen – die perfekte Antwort!

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Ich habe gestern was gelesen, was ich unbedingt mit Euch teilen möchte:

Eine Kollegin bekam einen Anruf, bei dem der Herr am anderen Ende der Leitung erst nach OV pur fragte (was sie nicht anbietet) und danach sogar nach AO. Sehr ruhig und freundlich antwortete sie: „Das ist kein Problem. Nur ist es bei mir so, dass alles, was ohne Schutz meinen Mund oder meine Vagina berührt, erst mal für 10 Minuten in kochendem Wasser sterilisiert wird.“

Einige Sekunden Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann machte der Anrufer sehr deutlich, was er von dem Vorschlag hielt – ob sie den total übergeschnappt sei?!?! Sie, immer noch sehr ruhig und freundlich: „Kein Problem, ein Kondome tut es auch.“

Schade, dass ich nicht so schlagfertig bin!

Blutspende als Gesundheitszeugnis

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Heute Morgen hatte ich mal wieder einen Anruf mit einer AO-Anfrage. Nicht so ungewöhnlich, ich pflege solche Gespräche dann schnell mit einem “Da bist du bei mir falsch.“ zu beenden. Der Anrufer heute Morgen fing dann an mit mir zu diskutieren, und es ist seine Argumentation , die mich dazu bringt diesen Blog zu schreiben. Er sagte: “Ich kann dir meinen Blutspender-Ausweis zeigen. Ich habe über 180 Mal Blut gespendet und es gab nie einen Befund.“

ICH KÖNNTE VOR WUT ÜBER SO VIEL FAHRLÄSSIGKEIT VÖLLIG AUSRASTEN!!!

Zum einen ist selbst ein Gesundheitszeugnis von letzter Woche veraltet. Wie soll ich bei jemandem, den ich nicht kenne und zu dem demnach kein Vertrauensverhältnis besteht, beurteilen, mit wem er gestern oder vorgestern Sex hatte und welchem Risiko er sich dabei ausgesetzt hat? Kann ich nicht. Da ich bei Kunden immer davon ausgehen muss, dass sie auch zu anderen Prostituierten gehen oder auch in Swingerclubs, ONS haben o.a., ist das Risiko für mich nicht absehbar, und ich entscheide für mich, dass ich es nicht eingehen möchte. Ich bin bereit, jeden Erwachsenen diese Entscheidung für sich treffen zu lassen. Wenn jemand solche Risiken eingehen möchte, kann er sich dafür entscheiden AO-Sex zu haben.

Was mich an der obigen Aussage so aufregt ist, dass er Blutspender ist. Wer zur Blutspende geht, muss vorher einen langen Fragebogen ausfüllen und unterschreiben. Eine der Fragen ist immer: “Hatten Sie in den letzten 12 Monaten wechselnde Sex-Partner?“ wechselnde Sex-Partner wird dabei definiert als “mehr als 3“ – im Jahr! Nach dieser Definition darf wahrscheinlich keiner, der auf dieser Plattform angemeldet ist, zum Blutspenden gehen.

Die Diagnostik für Infektionskrankheiten wird immer besser, aber sie ist nicht perfekt, es bleibt ein Restrisiko. Ich habe vor einigen Jahren nach einem schweren Unfall eine Bluttransfusion bekommen; wer eine Bluttransfusion bekommt, ist schwer verletzt, hilfsbedürftig, schwach und häufig traumatisiert. Das letzte, was eine solche Person braucht, ist das zusätzliche Risiko einer Infektionskrankheit. Menschen wie mein Anrufer heute Morgen setzen diese Personen dem Risiko aus – weil sie glauben, dass die Regeln für Blutspender für sie nicht gelten. Eine Blutspende ist keine kostenlose Untersuchung, bei der sich jemand 80 Euro und die Peinlichkeit einer Untersuchung beim Arzt sparen kann!

Jeder kann die Risiken eingehen, die er möchte, aber unwissende Dritte mit dieser Entscheidung zu gefährden ist für mich das Allerletzte.

Raucher und Nichtraucher

Dies ist eine Kopie, der Text wurde ursprünglich veröffenlicht auf meinem Profil „TraumfrauHH“ bei kaufmich.com.


Ich rauche nicht und habe auch nie geraucht. Natürlich fällt es mir auf, wenn mein Gast raucht – mal mehr, mal weniger. Bei einigen merke ich es wirklich nur beim Küssen, und da stört es mich meist nicht. Es gibt aber auch Raucher, die komplett nach Rauch riechen, nicht nur die Kleidung, sondern die Haut selber; das finde ich schon unangenehm.

Weniger tolerant bin ich, was verrauchte Räume angeht. Bevor es das „Gesetz zum Nichtraucherschutz“ gab, habe ich mich für sehr tolerant Rauchern gegenüber gehalten. Mittlerweile finde ich das einfach nur noch nervig, wenn Kleidung, Haare etc schon nach kurzer Zeit nach Rauch riechen.

Ich habe auch das Gefühl, dass ich immer empfindlicher auf Zigarettenrauch reagiere. Schon nach kurzer Zeit tränen meine Augen, mir wird übel, und meine Haut fängt an zu jucken, und noch Stunden später sind mein Geruchs- und Geschmackssinn völlig durcheinander.

Fazit: Ob jemand raucht oder nicht, muss er selbst entscheiden. Aber bitte nicht in meiner Gegenwart.

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